Die Nacht der Schuld. Maxi Hill
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Nacht der Schuld - Maxi Hill страница 5

Название: Die Nacht der Schuld

Автор: Maxi Hill

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748565277

isbn:

СКАЧАТЬ Bachs sind ganz nette Menschen«, sagte der Vater. Er begleitete die Polizisten noch bis zur Tür. Beinahe flüsternd fügte er an: »Meine Tochter hält ebenso große Stücke auf Doktor Bach. Das kam vielleicht nicht so herüber, wie gedacht…Die Jugend hat da…«

      »Wie gesagt, unsere Frage zielte nur darauf, den Ehemann eindeutig zu entlasten. Wir sind nun mal in der misslichen Lage, auch das scheinbar Unmögliche klar ausschließen zu müssen. «

      Die nächste halbe Stunde verbringt Weiler damit, im Zimmer auf und ab zu laufen. Nicht etwa, weil ihn der Fall so sehr beschäftigt. Er ist ihm eher lästig. Keine Leiche, kein Verbrechen, kein Täter — nur weiße Flecken und nichts als Mutmaßungen.

      Nicht nur weiße, fällt ihm ein, aber ein einzelnes Indiz ist zu wenig.

      Er läuft im Zimmer herum, um sein Bein wiederzubeleben. In letzter Zeit, seit seinem Bandscheibenvorfall, gelingt es ihm immer seltener. Dennoch kommt er nicht umhin, an diesen Doktor Bach zu denken: Wäre ein so honoriger Mann in der Lage, seine Frau zu erwürgen und dann seelenruhig zum Dienst zu gehen? Andererseits: Wäre er der Typ Mann, der die Untreue seiner Frau — sofern eine solche vorliegt — so einfach wegsteckt? Gesetzt den Fall, sie war untreu und er hat es herausgefunden…?

      Einer Frage muss er unbedingt noch tiefer auf den Grund gehen: Warum hat Bachs Anruf beim Rettungsdienst bis sechzehn Uhr siebenundzwanzig gedauert? Was hat der Kerl in der Zeit gemacht? Wiederbelebung? Indizien vernichtet? Hat er sie vielleicht erst angekleidet? Hat er den Spermafleck übersehen oder fehlte ihm die Zeit für Details…?

      »Im Negligee?« Waren das nicht Bachs Worte gewesen? Warum ist das niemandem aufgefallen. Sie hatte einen ganz normalen Schlafanzug an, wie ihn seine Frau Inka auch trägt und wie er es gar nicht so gerne hat. Ihm ist es lieber, sie schläft im Nachthemdchen. Das ist bequemer für gewisse Stunden, die freilich mit zunehmendem Alter unbeirrt auf einige Minuten zusammenschrumpfen.

      Das Telefon läutet. Mürrisch humpelt Weiler zum Schreibtisch zurück.

      »Doktor Haarström hier. Wir hatten ausgemacht…«

      »Ja, ja«, unterbricht Weiler den Arzt. Wie schmerzverzerrt sein Gesicht aussieht, kann der Arzt zum Glück nicht sehen. »Schießen Sie los.«

      Haarströms Anruf muss purer Gedankenübertragung gefolgt sein. Weder für die Position des Arztes noch für seine hat der Fall eine so hohe Priorität, dass man ständig damit befass ist. Bei ihm ist es jedenfalls Zufall, auf den Moment bezogen.

      »Ich mach es kurz: Sie hat es, wie befürchtet, nicht geschafft…«

      Weiler atmet tief durch. Mit seinen Worten stößt er heiße Luft weit von sich: »Pffff. Weiß es der Mann schon?«

      »Nein«, sagt Haarström. Aber er kommt sicher am Nachmittag und bleibt… er blieb bisher auch länger. Ich werde ihm natürlich persönlich…«

      »Bleiben Sie mal geschmeidig, Doktor. Haben Sie die Chance, dem Mann beizubringen, dass die Frau ... sagen wir, keinen Besuch mehr …Vielleicht verlegt wurde — meinetwegen zu einer Spezialbehandlung in einen Klinikbereich, der tabu ist für Nichtpatienten?«

      Haarström wundert sich vermutlich, denn er schweigt verdächtig lange.

      »Es ist wichtig für die Ermittlung. Es gibt noch viele diffuse Flecken, wenn Sie verstehen. Und jetzt ist es zumindest ein Fall mit Todesfolge. Außerdem kennen wir jetzt den Laborbefund…« Weiler hält inne. Zuviel darf er auch einem Arzt nicht verraten. Also ergänzt er: »Wir müssen ganz einfach alles Unvorstellbare ausschließen…Wenn Sie verstehen?«

      Diesmal fällt ihm der Mediziner ins Wort: »Hat der Laborbefund eine Relevanz für…« Als Weiler nicht darauf eingeht, was nicht ungewöhnlich ist bei gewissen Delikten, gibt der Arzt undeutliche Töne von sich, bis er fortfährt: »Die Sache mit der Verlegung wird schwer. Das Personal … Sie verstehen? Ich muss mir erst etwas überlegen…«

      »Ich muss wissen, was genau … und das so bald wie möglich. Ein Widerspruch zwischen Krankenhaus und Polizei wäre für die Wahrheitsfindung tödlich.«

      Wieder undeutliche Töne am anderen Ende, dann schließt der Arzt ab: »Sie hören von mir. «

      Noch ehe Weiler den Hörer auflegt, tritt Karl Schreiner ins Zimmer. Offenbar hat er alles mitgehört. Sein grinsendes Gesicht verrät ihn mal wieder.

      »Ich glaube, ich kann mich an die Frau von dem Bach erinnern.«

      Weilers Züge verheddern sich zwischen Geringschätzigkeit und Überlegenheit: »Na, solange ist es ja noch nicht her…«

      »Ich meine von früher. Verschwommen zwar, aber ich komme noch dahinter, ob sie es war.«

      »Geht das auch genauer?«

      »Geht schon, hoffe ich zumindest. Aber nicht jetzt — noch nicht. Ich muss da erst etwas recherchieren.«

      »Dann mach mal Dampf. Die Frau ist nämlich verstorben. Aber das bleibt noch geheim, bis wir Klarheit haben. Verstanden?«

      Ziemlich rasch findet Schreiner aus seiner Verblüffung: »Glaubst du, dass dieser Doktor seine Frau getötet hat?« So wie er stutzt, hat er weder etwas gehört noch passt es zu seiner Vermutung, welche auch immer es ist. Weiler hebt die Schultern und reibt verzweifelt seinen Oberschenkel, ehe er sich resigniert auf den Stuhl fallen lässt. Resigniert wegen seines Beines, was sonst. Jetzt wird dieser Fall ja endlich einer, warum sollte er jetzt noch resignieren.

      »Solange wir keine eindeutigen Beweise haben«, sagt er zu Schreiner. »Genau genommen haben wir gar keinen Anhaltspunkt für Fremdverschulden. Nur die Logik sagt, sie kann sich ja nicht selbst…«

      Er wiederholt sich. Das ist ein deutliches Indiz für zu geringe Anhaltspunkte.

      »Kann einem leidtun, der Kerl. Wenn man eine so gefährlich attraktive Frau hat…oioioi. «

      Das ist eine der Situationen, wo man einen Kollegen in die Schranken weisen kann, und Weiler nutzt sie: »Jeder Chef erwartet von seinen Mitarbeitern, dass sie mit den Opfern fühlen, Hauptkommissar Schreiner«, blufft Weiler, dreht sich demonstrativ zum Fenster und schaut herüber auf den langgestreckten Block, der beinahe die Farben spiegelt, in dem die Architekten auch den Komplex gehalten haben, in dem sein Revier untergebracht ist. Seit einiger Zeit sammelt sich vor den vielen Eingängen da drüben allerlei Unrat an. Er weiß nicht, ob das Zeug aus den Studentenwohnungen stammt, die die Stadt recht preiswert vermietet. Oder ob die Asylbewerber nicht mit den Almosen der Deutschen leben möchten und ihre Wohnungen leer räumen, um sie —als wäre Goldstaub vom Himmel gefallen — plötzlich auf eigene Kosten einzurichten.

      Er musste sich für diesen Moment von Schreiner wegdrehen. Seine Lippen hätten die kleine Schadenfreude verraten, die er, seit er in diesem Fall bevorzugt wurde, gegen seinen poltrigen Partner hegt.

      In diese diffuse Situation hinein antwortet er ernsthaft auf Schreiners unbeantwortete Frage: »Na ja, ob er sie nun umgebracht hat oder nicht, wir sind am Zuge, seine Schuld zu beweisen. Und dazu fehlt mir so gut wie jede Handhabe. Als der Bach das Haus verlassen hat, war seine Frau noch am Leben, wie er versichert. Wann also ist sie so zugerichtet worden?«

      »Ich habe da so meine Beobachtung. Es wird nicht lange dauern. Nur ein Gespräch mit meiner Frau…«

      »Im Moment sind wir auf das СКАЧАТЬ