Gorloin. Thomas Hoffmann
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Название: Gorloin

Автор: Thomas Hoffmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leif Brogsohn

isbn: 9783742776297

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СКАЧАТЬ hinter Wolken von Pulverrauch.

      „Wie lange kann eine Stadt einer solchen Belagerung standhalten?“ überlegte ich.

      „Monate, wenn die Mauern halten,“ meinte Kat. „Sogar Jahre, wenn sie genug Vorräte und Munition in der Stadt haben. Häufig werden die Belagerungstruppen von Sumpffieber und Ruhr aufgerieben, bevor die Belagerten drinnen verhungern.“

      Lyana kam auf praktischere Probleme zu sprechen. „Wir müssen über den Fluss nach Norden. Wenn er nicht komplett zugefroren ist, ist die Brücke dort eine Tagereise entfernt die einzige Möglichkeit, hinüberzukommen.“

      „Das große Haus auf der anderen Seite der Brücke, was kann das sein?“ fragte Aeolin.

      „Eine Mühle vielleicht,“ meinte Kat.

      „Ein Gasthof!“ seufzte Sven.

      Aber Kat meinte nur: „Mach dir keine Hoffnungen. Wenn es wirklich einer ist, ist er mit Sicherheit von Soldaten oder Freischärlern gleich welcher Seite in Beschlag genommen. Da wirst du keine Krume Brot und keinen Tropfen Bier bekommen!“

      „Die Brücke wird auch bewacht sein,“ vermutete ich.

      Wir folgten einem Ackerweg zwischen Feldern hindurch dem Fluss entgegen. Lyana und Aeolin schwärmten aus, um nach Feldhasen zu spähen, aber es gab keine. Felder und Hecken waren von Hufen und Stiefeln zertrampelt. Zerbrochene Wagenräder lagen im Schnee, hier und da auch die Holztrümmer einer Geschützlafette. Unter dem Schnee lagen Lumpen und Haufen von Feldsteinen. Ich sah genauer hin. Es waren keine Steine. Es waren vom Schnee zugedeckte Tote.

      „Jetzt im Winter mag es noch angehen,“ bemerkte Kat. „Aber der Schnee wird schmelzen, es wird warm werden - im Frühjahr muss der Leichengestank hier herum grauenhaft sein.“

      Drei oder vier Marschstunden später legten wir eine kurze Rast ein. Wir teilten den letzten Rest Tabak unter uns auf und rauchten unsere Pfeifen. Zu essen hatten wir nichts.

      „Spätestens oben in den Bergen finden wir wieder Jagdwild,“ meinte Lyana.

      „Das ist übermorgen!“ stöhnte Sven.

      Aeolin sah ihn mit Kriegermiene an. „Zwei oder drei Tage nicht essen ist normal, wenn man auf der Jagd ist. Wenn das Jagdwild erlegt ist, dann isst man.“

      Sven seufzte. „Dann bin ich ja beruhigt.“

      ***

      Gegen Abend erreichten wir das Flussufer. Kalter Wind wehte von Westen her über das baumlose, flache Land. Der Fluss war an dieser Stelle vielleicht zwei Steinwürfe breit. Nur die Ufer waren zugefroren. In der Flussmitte strömten Eisschollen im reißenden Wasser. Die hölzerne Brücke lag eine Viertelstunde östlich von uns. Am Fuß der Brücke auf unserer Seite des Flussufers schien sich ein Soldatenlager zu befinden. Zwischen zwei Zelten stieg der Rauch eines Lagerfeuers auf. Männer mit Helmen und Lederrüstungen standen zwischen den Zelten und der Brücke beieinander.

      Misstrauisch schauten wir zu den Soldaten hinüber.

      „Die werden uns nicht durchlassen,“ vermutete ich.

      „Klar lassen die uns durch,“ brummte Sven. „Wir werden sie schon überzeugen.“

      Kat sah mich abschätzend an. „Ich würde mir wünschen, dass diesmal das Lager noch steht und die Leute da vorne noch am Leben sind, wenn wir über die Brücke sind - selbst wenn sie in unserer Gegenwart mit Schwertern fuchteln oder irgendeinen Köter totschlagen wollen.“

      Ich biss mir auf die Lippen.

      „Wir versuchen, es nicht zum Kampf kommen zu lassen,“ sagte Aeolin. „Aber über die Brücke müssen wir!“

      „Auf der anderen Seite sind auch Soldaten,“ meinte Kat grimmig. „Wenn wir uns mit denen allen anlegen, haben wir in kürzester Zeit das gesamte Heer auf den Fersen. Dann ist's ein für alle Mal Essig mit dem Rückweg in die Zivilisation.“

      „Also Verhandeln,“ entschied Sven. „Diplomatie, oder wie das heißt.“

      Kat sah Sven und mich kritisch an. „Das überlasst ihr am besten mir.“

      Einige der Soldaten blickten auf, als wir uns dem Lager vor der Bücke näherten. Es waren bärtige, vom Wetter gezeichnete Männer in schäbigen, verdreckten Lederrüstungen mit Schwertern am Gürtel. Zwischen den beiden Zelten waren Hellebarden aufgepflanzt. Mehrere Armbrüste standen gegeneinander gelehnt. In der Mitte des Lagers wehte eine Standarte.

      „Kaiserliche,“ murmelte Kat. „Es sind General Wolfarts Farben.“

      Einen Moment schloss sie die Augen, wie um eine Erinnerung loswerden. In diesem Heer war sie als Feldscherin mehrere Monate lang mit Andreas Amselfeld zusammen gewesen, bevor der Militärarzt das Heer mit einer anderen verließ. Im Anschluss war Kat nach Brögesand gekommen.

      Vier oder fünf Soldaten verließen träge die Gruppe, mit der sie zusammengestanden hatten und stellten sich uns entgegen. Es waren große Männer. Mit müden, dreckigen Gesichtern sahen sie uns entgegen.

      „Das sind Gardesoldaten, nehmt euch in Acht vor denen,“ zischte Kat zwischen den Zähnen hindurch.

      „Die verdreckten Kerle?“ wunderte sich Sven. „Woran erkennst du das?“

      „Schaut euch ihre Bewaffnung an!“ raunte Kat. „Sie liegen halt schon ziemlich lange im Feld.“

      „Ihr traut euch was!“ rief uns einer der Männer heiser zu.

      „Was seid ihr - Räuber? Wegelagerer? Diebsgesindel? Was habt ihr hier zu suchen?“

      „Heil dem Kaiser!“ rief Sven barsch, ehe Kat antworten konnte.

      Sie warf ihm einen warnenden Blick zu, aber er achtete nicht auf sie. Sven ging nahe an die Männer heran, ohne seinen Schritt zu verlangsamen. Dicht vor den Soldaten blieb er stehen. Sie betrachteten ihn mürrisch. Unsere Waffen schienen sie nicht zu beeindrucken.

      „Wir sind Gefolgsleute des Herrn von Dwarfencast,“ sagte Sven laut. „Unser Herr ist ein großer Forscher. In seinem Auftrag gehen wir in die toten Berge, wo die Zwerge irgendwelche Inschriften in Höhlenwände gemeißelt haben. Die gehen wir für unseren Herrn suchen.“

      „Sven!“ zischte Kat.

      Die Männer musterten ihn, den Packesel und uns. Offenbar schienen sie zu überlegen, ob sie ihm die Geschichte glauben sollten, die zugegebenermaßen bei weitem zu hanebüchen war, um wie eine plumpe Lüge zu klingen.

      „Dwarfencast? Wo soll das liegen?“ wollte einer der Soldaten wissen.

      „An der Westküste bei Lüdersdorf, eine Tagesreise weit von dem Marktflecken Grobenfelde,“ sagte Kat rasch. „Zum Besitz unseres Herrn Trismegisto von Dwarfencast gehören auch die Weingüter bei Tamolin.“

      Mit zusammengekniffenenen Augen betrachtete der Soldat Svens dreckstarrenden Wappenüberwurf.

      „Trismegisto von Dwarfencast - hab ich nie gehört,“ knurrte er.

      „Wie hoch ist das Brückengeld, um über die Brücke СКАЧАТЬ