Abitreffen. Carlo Fehn
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Название: Abitreffen

Автор: Carlo Fehn

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737581424

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      Die Ernsthaftigkeit und das Erstaunen waren übertrieben gespielt. Entspannt ließ der arrogant auftretende Typ den Löffel auf die Untertasse fallen, schürzte abwägend die Lippen, wippte dabei den Kopf einige Male hin und her und sagte dann mit einem süffisanten Lächeln im Gesicht:

      »Ich habe eigentlich feste Bürozeiten mit meinem Vater vereinbart. Ich habe natürlich auch viele Termine bei Kunden, so dass ich nicht immer im Büro sein muss, wenn du verstehst, was ich meine.«

      Pytlik wusste sofort, was er meinte. Er war ein fauler Hund, der mit beiden Händen das Geld seines Vaters ausgab, der wiederum froh war, wenn sein nichtsnutziger Sohn ihm im Geschäft nicht die Arbeit kaputtmachte.

      »Naja, wenn man morgen mal unsere Abiturkolleginnen und -kollegen befragen würde, was aus dir geworden ist, würden wohl die meisten genau darauf tippen, wie es für dich nun gekommen ist, Benny.«

      Ach, wie niedlich! Pytlik musste innerlich leicht schmunzeln, nachdem er nun wusste, dass er es mit dem reichen Unternehmersöhnchen Benny zu tun hatte, das anscheinend nach Kronach gekommen war, weil hier ein Treffen seiner ehemaligen Abiklasse stattfand. Und dieser Flo – Pytlik vermutete, dass er in Wirklichkeit Florian hieß – schien wohl damals so eine Art Lakai des Angebers gewesen zu sein. Der Hauptkommissar hatte Zeit und machte sich den Spaß, noch ein bisschen zu lauschen.

      »Ja, ja, die guten alten Kolleginnen und Kollegen aus dem Abitur«, simpelte der Kleine vor sich hin, der Pytlik an eine etwas ausgewachsenere Version des Michel aus Lönneberga erinnerte, ohne dass er mit ihm die gleichen Lausbubenstreiche in Verbindung bringen würde.

      »Hast du eigentlich jemandem Bescheid gegeben, dass du kommen wirst? Ich meine, die werden dich nicht gerade mit offenen Armen empfangen, das ist dir doch wohl klar!«

      Pytlik schlug eine Broschüre auf, die vor ihm auf dem Tisch lag. Er wollte damit zeigen, dass er sich in keiner Weise für das interessierte, was die beiden Männer da besprachen. Tatsächlich strengte er sich aber jetzt umso mehr an, das Gespräch zu verfolgen.

      »Na, du bist doch schuld! Ich war ja im E-Mail-Verteiler gar nicht mit drin, als es um die Terminfestlegung für das Abitreffen ging. Du hättest mir das einfach nicht weiterleiten sollen! Ist doch offensichtlich, dass die mich nicht dabeihaben wollen. Aber, du weißt ja, so was ist mir scheißegal! Ich habe mich noch nie nach den Anderen gerichtet. Ich habe immer mein Ding gemacht. Verstehst du, Flo!«

      Das Lächeln des Blonden wirkte gequält, aber natürlich zustimmend. Pytlik dachte, dass das früher zwischen den Beiden wohl auch immer so gelaufen sein musste. Hier der große Zampano, der die Richtung vorgibt und alles besser weiß und dort der kleine Stiefellecker, der froh sein konnte, dass ihm jemand Aufmerksamkeit und so etwas wie Zuneigung schenkte. Für Pytlik war dies nun zumindest geklärt.

      »Was ist los, Flo? Du hast doch irgendetwas auf dem Herzen.«

      Der Macho hatte bemerkt, dass seinem Kumpel von früher anscheinend irgendetwas auf den Nägeln brannte. Die Stimmen der Beiden wurden leiser und der, dessen Name wohl Florian sein musste, schaute zunächst vorsichtig nach links und rechts, bevor er weiter sprach.

      »Es ist wegen der Geschichte mit Martina!«

      Das bis dahin so überlegen und unerschütterlich wirkende Getue des hessischen Sportwagenliebhabers verwandelte sich plötzlich in angestrengte Mimik und nervöse Gesten. Wer auch immer diese Martina war, sie schien eine besondere Beziehung mit diesem Benny zu haben, schlussfolgerte Pytlik sogleich.

      »Aber ich dachte, davon würde niemand wissen. Ich meine, was da in der Nacht bei unserem Abischerz gelaufen ist, das wissen doch nur du und ich.«

      Beide flüsterten nun mehr als sie das vorher getan hatten. Pytlik musste sich konzentrieren.

      »Ja, ja, aber anscheinend hat sie doch etwas erzählt, auch wenn du ihr gedroht hast.«

      Pytlik hatte den letzten Halbsatz nicht mehr verstehen können, da sein Handy ausgerechnet in diesem Augenblick klingelte. Er ging kurz nach draußen und telefonierte, bevor er anschließend wieder an seinen Platz im Backhaus zurückkehrte. Die beiden Männer schienen beschlossen zu haben, das Thema von gerade nicht weiter in der Öffentlichkeit zu besprechen. Es dauerte dann auch nur noch wenige Momente – der Hauptkommissar war etwas überrascht – und das Duo zahlte an der Theke die Rechnung und verließ den Raum. Im Augenwinkel hatte Pytlik gesehen, dass sich eine junge Frau mit dunkelblauer Uniform, einem Stift und einem Quittungsblock in der Hand für das schnelle Auto auf dem Behindertenparkplatz interessierte. Ein Lächeln huschte ihm ins Gesicht. Tanja, die sympathische Politesse, die aufgrund ihres Jobs in Kronach mehr Feinde als Freunde hatte, war gerade dabei, ihre Arbeit auch in diesem Fall akribisch zu erledigen.

      Pytlik konnte zwar nicht hören, worum es im anschließenden Gespräch der Männer, die noch vor wenigen Augenblicken neben ihm im Backhaus gestanden hatten, mit der durchaus attraktiven jungen Frau mit den bunten Fingernägeln ging, allerdings konnte sich der Hauptkommissar den Verlauf der Unterhaltung sehr gut vorstellen. Er beobachtete. Pytlik hatte eine gewisse Vermutung, wie es ablaufen würde. Allerdings musste sich der Kronacher Ermittler sehr schnell eingestehen, dass er die Situation wohl falsch eingeschätzt hatte. Ein bisschen Smalltalk, ein paar dumme Sprüche, Zerreißen des Knöllchens und dann mit Vollgas abhauen – das hatte Pytlik erwartet. Aber es war ganz anders gekommen und der Hauptkommissar machte sich bereit, der Politesse zu Hilfe zu eilen. Nachdem er sehen konnte, dass der mutmaßliche Fahrzeughalter der Ordnungshüterin gegen deren Willen einen Arm um die Schultern legte und sie fest an sich drückte und begann, sie vor seinem Kumpel lächerlich zu machen, legte auch Pytlik schnell ein paar Münzen auf den Tresen und eilte nach draußen.

      »So, Freundchen, Schluss jetzt! Du nimmst sofort deine Hände von meiner Kollegin oder es passiert was!«

      Im Nu blieben einige Passanten am Ort des Geschehens stehen und zeigten neugierig Interesse, was nun passieren würde. Pytlik stand jetzt vor dem Mann, der ihm von der Statur her ein bisschen ähnelte, gut und gerne aber sein Sohn hätte sein können. Der blonde Begleiter hielt sich schüchtern mit einem Meter Abstand im Hintergrund. Der Politesse, die sich mittlerweile aus den Fängen des Querulanten befreit hatte, war die Situation sichtlich peinlich. Pytlik redete beruhigend auf sie ein.

      »Alles gut, Tanja! Alles gut, ich regle das. Schreib du dein Knöllchen; ich bin mir sicher, das wird der feine Herr hier schnellstmöglich begleichen.«

      Der feine Herr, wie Pytlik ihn genannt hatte, war sichtlich überrascht, schaffte es aber, rasch wieder in Angriffsposition zu gehen.

      »Kollegin also! Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«

      »Die Fragen stelle jetzt zunächst mal ich«, entgegnete Pytlik lapidar.

      »Führerschein, Fahrzeugschein, Ausweis bitte! Und von Ihnen bitte auch!«

      Pytlik genoss es, den beiden Männern eine kurze Belehrung zu geben.

      »Also, wen haben wir denn da? Sattler, Benjamin. Aus Hanau, ist das richtig?«

      »Wenn es da steht, wird es schon so sein.«

      »Schönes Auto haben Sie da!«

      »Werden Sie sich wohl niemals leisten können!«

      Pytlik lächelte mitleidig.

      »Und wen haben wir hier noch?«, schaute er sich den Ausweis des zweiten Mannes an.

      »Aha, Florian СКАЧАТЬ