Abitreffen. Carlo Fehn
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Название: Abitreffen

Автор: Carlo Fehn

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737581424

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      »Hör doch mal zu!«

      Hermann war mittlerweile aufgestanden, um sich auch einen Kaffee einzuschenken. Er erzählte weiter.

      »Da liegt bei ihm auf dem Zimmer ein Mann – etwa sein Alter – aus Starnberg. Auch erfolgreich im Job, auch Herzprobleme. Ich hatte meinem Vater drei der Krimis mitgegeben und ihm empfohlen, die einfach mal zu lesen. Damit der einfach auch mal etwas Anderes in seinen Kopf hinein bekommt. Nach der ersten Woche habe ich ihn besucht und was soll ich dir sagen: Wie ein kleines Kind, das eine Tüte Gummibärchen gegessen hat, hat er mir davon erzählt, wie toll diese Krimis sind.«

      Hermann machte eine Pause, Pytlik schien das alles nicht zu interessieren.

      »Und jetzt kommt‘s! Sein Zimmerkollege fragte ihn dann Anfang der zweiten Woche, ob er sich nicht einmal eines der Bücher ausleihen könnte, er hätte selbst nichts zu lesen dabei und ihm wäre langweilig. Als die Beiden sich nach insgesamt drei Wochen voneinander verabschiedeten, hatte auch Peter, so war der Name des Starnbergers, alle drei Krimis gelesen. Er sagte, er sei glücklich gewesen, mit meinem Vater im Zimmer gewesen zu sein, denn sonst hätte er nicht diese tollen Bücher kennengelernt. Bad Steben fand er absolut langweilig und er war der Meinung, dort könne man die Bürgersteige ja nicht einmal um 16 Uhr hochklappen, die würden da den ganzen Tag nämlich nicht runtergeklappt werden. Aber – und jetzt wird‘s spannend! – durch die Krimis hat er so eine genaue und interessante Vorstellung von unserem Landkreis bekommen, dass er zu meinem Vater gesagt hat, dass er auf jeden Fall mal für eine Woche Urlaub hierherkommen möchte und sich alles anschauen will. Und was soll ich dir sagen? Er war so begeistert, dass er in zwei Wochen schon wieder kommt, weil beim ersten Mal die Zeit viel zu knapp war und er vieles noch nicht gesehen hat.«

      Pytlik notierte sich gerade etwas auf einem Zettel und kommentierte Hermanns Erzählungen mit einer trockenen Bemerkung.

      »Na, das ist doch prima! Dann haben wir nicht nur einen ausgezeichneten Krimiautor, sondern auch noch einen zukünftigen Tourismusdirektor – und alles in einer Person! Ich bin begeistert!«

      Hermanns Lachen hatte etwas von Verzweiflung, er kannte seinen Chef allerdings zu gut, um zu wissen, dass die Informationen bei ihm angekommen waren.

      »Ach, Franz, ich glaube, ich werde heute sehr bald mal losgehen, und ein paar Leberkässemmeln holen. Vielleicht kühlt das die Gemüter wieder ein bisschen ab.«

      Justus Büttner, der gerade noch einmal hereingekommen war, da er Hermann etwas fragen wollte, hatte den letzten Satz aufgeschnappt und wartete nicht, den Vorschlag mit hochgezogenen Augenbrauen und einem Lächeln zu kommentieren.

      »Also, dess woa mit Obbstond die bessd Idee, die heid jemond ghobbd hodd. Vo mir aus konnsda gleich luhsmarschier! Und mir brengsda omm besten gleich zwaa mit!«

      ***

      Der Leberkäse hatte seine Wirkung nicht verfehlt. In der gleichen Runde, die am Morgen noch darüber diskutiert hatte, ob es denn notwendig sei, die Verbrechen im Landkreis Kronach – wenn auch nur fiktiv – zu Papier zu bringen, vergaß man für eine Weile alles Wichtige ebenso wie das Belanglose und es machte den Anschein, vier große Kinder hätten ihre Weihnachtsgeschenke bekommen und würden nun mit ihnen spielen, ohne dabei gestört werden zu wollen.

      »Also, eines muss ich ja immer wieder sagen«, wagte Pytlik es dann doch, das allgemeine Schmatzen und Schlürfen in seinem und Hermanns Büro zu unterbrechen.

      »Von Leberkäse versteht auf der ganzen Welt niemand so viel wie die Franken!«

      Der Hauptkommissar hatte gerade ganz verliebt auf die Semmel mit zentimeterdickem Fleischbelag in seinen Händen geschaut und dann genussvoll abgebissen. Sein Mund war noch nicht ganz leer, als er sich einen Schluck Kaffee – wie immer gesüßt mit ein bisschen Zucker – hinterhergoss. Das leise Stöhnen machte den Eindruck, als würde er nicht mehr genug Luft bekommen, aber es war lediglich ein Ausdruck der puren Freude.

      »Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?«, fühlte Gundi Reif sich anscheinend angegriffen. Sie machte den Eindruck, an diesem Freitag nicht gerade in Wochenendlaune zu sein und legte noch einmal nach.

      »Erstens meinst du wohl, dass auf der ganzen Welt niemand so viel vom Leberkäs versteht wie die Kronacher! Zweitens lassen wir Oberfranken uns bestimmt nicht nur auf unseren Leberkäs reduzieren! Also ehrlich! Manchmal musst du immer raushängen lassen, dass du ja eigentlich einer aus der Hauptstadt bist.«

      »Ich hab doch nur gesagt…«, breitete Pytlik seine Arme aus und wollte sich rechtfertigen.

      »Du wolltest einfach sagen, dass wir Oberfranken ein einfaches Volk sind! So! Basta! Und nichts Anderes!«

      Gundi Reif machte tatsächlich den Eindruck, sich persönlich angegriffen zu fühlen. Pytlik schaute Hilfe suchend zu Hermann und Büttner. Seine beiden Kollegen rollten mit den Augen und signalisierten ihm, dass es anscheinend einen Grund für die schlechte Laune seiner Sekretärin gab. Erst später erzählten sie ihm, dass Adelgunde Reifs Mutter mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte und sie deswegen ein bisschen in Sorge war.

      »Du hast mich durchschaut, Gundi!«, stellte Pytlik dann ganz simpel fest.

      »Konsequenterweise müsstest du dann aber sagen, dass wir Oberfranken« – Pytlik machte mit seinem Zeigefinger eine Kreisbewegung, mit der er alle Anwesenden einschloss – »sogar ein sehr einfaches Volk sind, denn neben dem besten Leberkäse gibt es bei uns auch noch das beste Bier weltweit!«

      »Sehr guhd, endlich moll a woahres Worrd, Franz!«, brummte Büttner seine Zustimmung über den Tisch. Dann war Ruhe. Gundi Reif hatte die Alufolie, in die ihre Leberkässemmel eingepackt war, fein säuberlich gefaltet, so als wollte sie sie später noch einmal benutzen. Man spürte, dass sie sich irgendwie nicht wohl fühlte und so war es nicht verwunderlich, dass sie sich abrupt verabschiedete, nachdem sie die Semmelkrümel auf dem Tisch mit der rechten in ihre linke Hand geschoben und anschließend in den Müll geworfen hatte.

      »Bis später dann mal!«

      »Bis dann!«

      »Tschüss!«

      »Servus!«

      Nachdem Pytlik den Grund für Gundis Unwohlsein also erfahren hatte, nickte er nur kurz und wollte damit bekunden, dass er hoffte, dass es nicht so schlimm wäre.

      Kurz war es still.

      »Maahnst du werglich, dess mir aweng einfoch senn?«

      Büttners besorgte Nachfrage bestätigte den Hauptkommissar zumindest darin, dass sein Kollege wenigstens manchmal etwas unbeholfen war. Pytlik packte gerade die zweite Leberkässemmel mit dem dafür typischen Geräusch aus und überlegte dabei sehr gut, was er antworten sollte.

      »Geht es deiner Mutter auch schlecht, Justus?«

      Der Hauptkommissar blickte ernst, allerdings interessierte ihn in erster Linie sein Frühstück.

      »Und bei dir, Cajo? Auch irgendwelche Probleme in der Familie? Langsam kommt es mir so vor, als hättet ihr euch heute alle gegen mich verschworen. Was ist denn mit euch los?«

      »Moment mal…!«, begann Hermann, der jedoch sofort wieder von Pytlik unterbrochen wurde.

      »Nix, Moment mal!«, geriet Pytlik nun leicht in Rage. Er legte seine Leberkässemmel vor sich auf den СКАЧАТЬ