Abitreffen. Carlo Fehn
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Название: Abitreffen

Автор: Carlo Fehn

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737581424

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СКАЧАТЬ gerechnet, die allem Anschein nach sehr gut über das Bescheid zu wissen schien, worüber Pytlik ihrer Meinung nach nur pauschal und ohne Hintergrundwissen urteilte.

      »Dir ist wohl heute eine gewaltige Laus über die Leber gelaufen oder wie! Was hast du gegen diese Krimis? Hast du überhaupt schon einen einzigen davon gelesen? Soll ich dir mal was sagen? Alle vier habe ich gelesen! Und ich kenne viele Leute, die auch alle vier gelesen haben.«

      Gundi Reif hatte eine mütterliche Verteidigungsposition eingenommen. Es schien ihr sehr wichtig zu sein, in dieser Angelegenheit ihre persönliche Meinung klar und deutlich zu vertreten. Plötzlich schaltete sich Büttner ein, mit der für ihn ruhigen Art.

      »Also, mei Fraa hodd sa aah scho alla gelesen. Die voschängd sa dann obber immer weider. Ich maan, des bringd dem Audor ja nix und außerdem meiner Fraa aah nie. Obber die denkd eh meistens aweng kurz. Ich bin jetzt ka Leseradd, obber wenn der neue Grimmi dann do is, konnst da mit meiner Fraa a boa Dooch lang nix ofang. Andererseits: dann nervt sie mich ach moll a boa Dooch lang nie, wenn sa den neun Grimmi lest. Und woss söll ich euch sooch? Die is jedes Moll absoluhd bogeistert. Ich maan, ich bin ja jetzt ka Leseradd und deswecher werrich wuhl ach kann Grimmi lesen, obber grundsätzlich find ich dess scho a glasse Idee.«

      Gundi Reif hakte ein.

      »Du«, deutete sie auf Pytlik, »denkst ja gleich wieder, der will dir und uns was Böses. Er beschreibt ja jetzt genau das, was hier passiert und alle Leute, die hier arbeiten genau so wie sie auch sind. Ist doch völliger Blödsinn, Franz! Wenn du dir nur einmal die Zeit nehmen würdest und einen einzigen der Krimis lesen würdest, könntest du sehen, dass das einfach nur spannende und witzige Geschichten sind, wo sich die Leute in den einzelnen Gemeinden und Ortschaften auch wiederfinden und wo man sich plötzlich auch wie von selbst in die Geschichte einbezogen fühlt.«

      Pytlik tippte auf seiner Tastatur, nickte mit dem Kopf und antwortete, ohne sich umzudrehen.

      »Ja, genau!«, sagte er mit einer leichten Süffisanz in seinem Ton.

      »So wie die Dinge sind! Papperlapapp! Also, wenn der die Dinge so beschreibt, wie sie hier tatsächlich passieren und wie sie sind, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass das jemand gut findet. Wie kann denn der über Gewaltverbrechen, die passieren, und die Ermittlungen, die Aufklärungsarbeit auch nur einigermaßen kompetent und unterhaltsam schreiben, wenn er davon überhaupt keine Ahnung hat? Das ist doch die reinste Verarsche, wenn ihr mich fragt! Wisst ihr, wie das ist? Das wäre genau so, als würde ich mich plötzlich bemüßigt fühlen, ein Buch über die neuesten Methoden gesunder Ernährung zu schreiben. Da würden auch alle sagen: ›Na, spinnt der jetzt völlig, der Pytlik?‹«

      Gundi Reif schüttelte den Kopf und schaute Justus Büttner an. Der hob nur belanglos die Schultern und signalisierte mit seinem Gesichtsausdruck, dass er wusste, dass der Hauptkommissar in gewissen Dingen eben einfach ein Sturkopf war. Da machte es jetzt auch keinen Sinn, ihn auf Teufel komm raus umstimmen zu wollen. Aber Gundi Reif wollte dies alles nicht unkommentiert stehen lassen.

      »Übrigens, Herr Hauptkommissar! Dieser Krimiautor, von dem du behauptest, dass er keine Ahnung hätte von dem, was er schreibt. Mit dem habe ich schon einige Male telefoniert. Und weißt du auch warum?«

      Pytlik schien es nicht zu interessieren, was Gundi Reif ihm erzählte. Dennoch hörte er gespannt zu, ohne dies zu zeigen. Er starrte weiterhin auf seinen Bildschirm.

      »Der ruft nämlich jedes Jahr, immer wenn er seinen Krimi schreibt, hier bei mir an, weil er zwei oder drei Fragen zu gewissen Dingen hat. Und meistens stelle ich ihn dann zu Cajo durch, der ihm meines Wissens nach auch immer gerne und ausführlich Auskunft gegeben hat.«

      Immer noch keine Reaktion von Pytlik. Doch wie gerufen kam plötzlich Pytliks Assistent Cajo Hermann ins Büro. Ohne über die laufende Diskussion im Bilde zu sein, gab er ein freundliches »Guten Morgen!« in die Runde, ging zu seinem Platz gegenüber von Pytlik, stellte seine Tasche unter dem Schreibtisch ab und begann, seine Jacke zu öffnen.

      »Ist was? Warum schaut ihr mich so an? Warum bist du denn heute so früh hier, Franz? Habe ich was verpasst?«

      Pytlik blickte von seinem Bildschirm hoch und sagte nur kurz mit einem Lächeln:

      »Du bist also der Informant von diesem Krimischreiber! Habe ich ja gar nicht gewusst. Na, vielleicht sollte ich mir diesen Kram ja doch mal reinziehen. Wäre gut zu wissen, was du dem so erzählst.«

      Hermann kniff verwundert die Augen zusammen und schaute zu Gundi Reif und Justus Büttner. Im gleichen Augenblick machte Pytliks Sekretärin mit der Hand eine abfällige Bewegung und verließ mit einem verärgerten Grummeln das Büro. Auch Justus Büttner meinte, es wäre wohl besser, das Thema an dieser Stelle zu beenden. Einen Schlusskommentar konnte er sich jedoch nicht verkneifen, als er hinausging.

      »Na, dann wünsche ich der Bürogemeinschaft Pytlik und Hermann heute einen wunderschönen gemeinsamen Arbeitstag. Bis dann, die Herrn!«, sagte er übertrieben korrekt.

      Hermann hatte sich schnell einen Reim darauf gemacht, worüber sein Chef so früh am Morgen schon derart verärgert war. Die Diskussion hatte es schon öfter gegeben. Spätestens jedes Jahr, wenn der neue Regionalkrimi für den Landkreis Kronach veröffentlicht worden war. Hermann wusste bis zu diesem Tag immer noch nicht genau, warum Pytlik so ein großes Problem damit hatte. Sah er seine Arbeit dadurch nicht richtig wertgeschätzt oder sogar durch den Kakao gezogen? Hätte er sich selbst vielleicht gerne mehr als Berater involviert gesehen? Oder war es einfach nur eine gute Tradition, dass er einfach – ohne auch nur einen Krimi gelesen zu haben – keine Sympathie dafür hegen wollte? Ja, so wie Hermann seinen Chef nun schon viele Jahre kannte, war die letzte wohl die wahrscheinlichste Option. Hermann vermutete insgeheim sogar, dass Pytlik schon einen, vielleicht sogar schon alle Krimis gelesen hatte. Bei diesem Gedanken musste er schmunzeln, gerade in dem Augenblick, als Pytlik zu ihm hinüberblickte.

      »Was gibt‘s denn da zu lachen?«, raunzte der Hauptkommissar seinen Assistenten an.

      »Ich lache nicht, Franz!«

      »Doch, du lachst!«

      »Ich lache nicht! Ich musste schmunzeln.«

      »Lachen, schmunzeln, nenne es von mir aus, wie du magst! Wenn ich es verbieten könnte, gäbe es keinen Regionalkrimi mehr. Die Leute da draußen müssen doch denken, wir sind der reinste Karnevalsverein!«

      Hermann machte ein verwundertes Gesicht.

      »Moment mal, Franz! Einerseits redest du so, als wüsstest du genau, was in den Krimis drin steht. Andererseits muss man aber davon ausgehen, dass du die Bücher meidest wie der Teufel das Weihwasser. Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass du dir überhaupt ein Urteil bilden kannst. Und soll ich dir was sagen? Ja, ich habe alle vier gelesen. Und ja, ich habe mich jedes Mal köstlich amüsiert. Die Geschichten sind sehr spannend und gehen – das muss man sagen und das ist auch sicher so gewollt – ein bisschen an der Realität vorbei. Aber das Wichtigste ist doch, dass die Leser daran Spaß haben und sie sich in den Geschichten in gewisser Weise zuhause fühlen, da sie sich an den einzelnen Schauplätzen doch gut auskennen.«

      »Blödsinn!«, erwiderte Pytlik trocken.

      »Und soll ich dir noch was sagen?«

      Hermann hatte jetzt Fahrt aufgenommen.

      »Mein Vater war letztes Jahr zur Reha in Bad Steben. Du kennst ja meinen Vater! Das Einzige, was der in seinem Leben gelesen hat, waren Bilanzen. Gut, die ganze Fachliteratur und Gesetzestexte darf man auch nicht außer Acht lassen. Aber СКАЧАТЬ