Schleuderkurs. Christina Hupfer
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Читать онлайн книгу Schleuderkurs - Christina Hupfer страница 7

Название: Schleuderkurs

Автор: Christina Hupfer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748561392

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СКАЧАТЬ Hand wird immer lockerer, und ich habe richtig Spaß.

      „So“, sage ich. „Jetzt bist du dran.“

      Ich klappe meinen Laptop auf und drücke ihm gleichzeitig die Buntstifte in die Hand. „Du kannst das Bild ausmalen, und das hängst du dann in dein Zimmer. Ich muss jetzt ein bisschen arbeiten.“

      Als es klingelt schaue ich erstaunt auf meine Uhr. Schon so spät? Emil, die rotblonden Haare verstrubbelt und immer noch hellwach, läuft seiner Mutter freudestrahlend entgegen und zeigt ihr stolz unser Werk. Sie sieht müde aus, wirkt aber ruhiger, nimmt ihn in den Arm und bedankt sich herzlich bei mir.

      „Lotta schläft. Der Kinderarzt hat ihr eine Infusion gegeben und gemeint, es sei nur ein kleiner Infekt und morgen sei alles wieder gut“, antwortet sie auf meine Frage. „Ich habe keine große Lust mehr zu kochen und bestelle uns eine Pizza. Darf ich Sie dazu einladen?“

      Ich spüle den letzten Bissen des kalt gewordenen Essens mit einem Schluck Wein hinunter. Die Kinder schlafen, und ich habe inzwischen vor Kim meine ganze Misere ausgebreitet. Vor einer mir bisher wildfremden Frau. Sie wohnt anscheinend schon seit drei Monaten unter uns, aber in unserem Mehrfamilienhaus kennt man sich allenfalls vom Sehen. Nun ist sie mir so vertraut, die beiden Kinder sind zum Knuddeln, und auch sie hat mir von sich erzählt. Von ihrem Traum von einer eigenen Wohnung, von ihrem Mann, der oft auf Montage ist, damit sie sich die auch leisten können, ihrem Nebenverdienst, dem Herstellen von Modeschmuck, ihrem eigentlichen Beruf, Laborantin in der Lebensmittelbranche. Zu meiner Überraschung arbeitet ihr Mann in der gleichen Firma wie ich. Ist mir vielleicht sogar schon mal über den Weg gelaufen, aber in diesem riesengroßen Unternehmen muss das nicht unbedingt der Fall sein.

      „Nun, so sieht es aus. Ich möchte so schnell wie möglich ein Zimmer vermieten. Aus meiner Wohnung sozusagen eine WG machen. Aber so einfach ist das nicht.“ Ich seufze. „Das Zimmer zum Vermieten, unser bisheriges Schlafzimmer, wäre ja so gut wie fertig. Und in meinem Kämmerchen kann ich das Gäste-Luftbett, das Gerd mir großzügig gelassen hat, für’s erste benutzen. Aber im Wohnzimmer herrscht noch unbehagliche Leere. Und selbst das günstigste Regal vom Möbelkaufhaus, das ich mir für meinen ‚begehbaren Schrank‘ vorgestellt habe, kostet mehr als ich im Moment zur Verfügung habe.“

      „eBay Kleinanzeigen?“

      „eBay?“ Ich sehe mich bereits die soziale Leiter runter rattern. „So altes Gerümpel?“

      „Ach was, schau dich hier um. Alles gebraucht. Wir müssen uns auch nach der Decke strecken.“

      „Nein?!“ Diese gemütliche Einrichtung. Bunt und künstlerisch und luftig. Seidig glänzende Möbel, leichte Stoffe, viele Pflanzen in dekorativ bemalten Gefäßen, das alles soll aus dem „Abfallhaufen“ stammen?

      „So was schaffe ich nie! Wüsste gar nicht, wie anfangen.“

      Niedergeschlagen lasse ich die Schultern hängen.

      „Darf ich dir helfen?“ Kim springt von ihrem Stuhl auf. „Mir würde das wahnsinnig Spaß machen. Komm, ich nehm das Babyphon mit, wir gehen nach oben und sehen uns das mal an.“

      Kapitel 4

      Mike schiebt sich durch die Tür, zieht an einem schweren Sessel. Ein Freund von Kim wartet mit einer Seitenwand des Schranks im Treppenhaus. Sie selbst schleppt eine riesige Schublade, und ich dirigiere meine Helfer. Wie schnell das alles gegangen ist.

      Noch während Kim an besagtem Abend sich in meiner leeren Wohnung umgeschaut hatte, war ihr eingefallen, dass ein Freund ihrer Familie die Wohnung seiner Grußmutter auflösen muss. Sie hatte sofort bei ihm angerufen, und wenig später mailte er mir Bilder des Mobiliars auf meinen Laptop. Beim deren Anblick verschlug es sogar der enthusiastischen Kim die Sprache. Klobiges, altbackenes Zeug. Sehr robust! Sessel mit schweren geschwungenen Holzlehnen und rotbraun gestreiftem Bezug. Der Wohnzimmertisch auf gedrechselten Beinen, und der Schrank — unverwüstlich! Wenn Oma noch fünfzig Jahre länger durchgehalten hätte, wäre er bestimmt wieder salonfähig geworden. Aber zwischen meiner puristischen Einrichtung. Oh je!

      „Ich glaube, wir schauen doch besser bei eBay nach“, sagte sie zerknirscht.

      Am nächsten Abend suchten wir ewig lang nach Schränken, Sesseln und Regalen. Nichts, das uns einigermaßen gefiel, passte so richtig zusammen. Klick, weg! Und noch eins — wieder nichts. Den Sessel hier könnte man vielleicht neu beziehen. Die Kommode, die wir vorher in die engere Auswahl genommen haben, ein weiteres Mal überstreichen. Wo, zum Teufel war die schon wieder?

      „Warte mal, mir fällt grade was ein!“ Aufgeregt kramte ich in meiner Tasche und fischte die Werbeblätter heraus. Da! Das Deckblatt auf dem Prospekt der Möbelfirma zierten Küchen im sogenannten Shabby Chic.

      „Wenn ich doch die Oma-Möbel von deinem Freund nehmen würde? Was meinst du?“

      „Na klar! Warum bin ich da nicht auch drauf gekommen? Wir streichen die Dinger in diesem Look“, rief sie begeistert. „Schau mal im Netz wie man das am besten hinbekommt. Ich organisiere derweil den Möbeltransport.“

      Dann hatte sich alles überschlagen. Weil der Container für die Entsorgung bereits bestellt war, musste ich gleich am nächsten Tag dorthin fahren und mir heraussuchen, was ich brauchen konnte. Kim, Emil und Lotta waren mit von der Partie, und zum Schluss hatten wir alle unsere Fundstücke in einer Ecke der Wohnung aufgetürmt. Nur wusste ich nicht, was wir mit den von den Kindern gesammelten grässlichen Nippes anfangen sollten.

      „Nehmt, was ihr wollt. Es ist alles viel zu schade zum Wegwerfen und jedes Kilo, das nicht auf dem Abfall landet, kostet mich etwas weniger.“

      Das musste Kims netter Freund den beiden nicht zweimal sagen. Was mache ich nur mit dem schauderhaft schönen, mit Brokat verzierten Pralinenschachtel-Pierrot, den Lotta mir freudestrahlend angeschleppt hatte? Soll der von nun an mein Zimmer mit bewohnen? Die Kinder stöberten zu meinem Entsetzen emsig weiter und fanden noch mehr von diesen wundervollen Stücken. Kim beantwortete meine stumme, Hilfe suchende Frage mit einem Zwinkern und flüsterte: „Da musst du durch. Meine Flohmarktkisten sind voll!“

      ***

      Auf den ausgebreiteten Plastikfolien mitten im Raum stehen nun unsere Schnäppchen. Vor der Wand, auf einem Türblatt über zwei Nachttischen, warten Kübel voller Farben, Pinsel, und Schwämmen auf ihren Einsatz. Meine Helfer sind nach einem improvisierten Imbiss verschwunden. Heute werde ich noch mit dem Abschleifen beginnen und morgen früh will ich sofort anfangen zu streichen. Obwohl morgen Sonntag ist, möchte Kim dabei sein und die Kinder bei den Großeltern parken. Ihr Mann ist voraussichtlich noch eine Woche auf Montage unterwegs. Es ist schön, sie als Freundin gefunden zu haben, mit ihr über alles Mögliche lachen zu können, nicht alleine alles meistern zu müssen.

      Müde lege ich das Schleifpapier zur Seite und beschließe, es für heute gut sein zu lassen. Ich bereite mir in der Küche eine Tasse Tee, lasse mich vom Radio auf meinem Laptop mit Kuschelrock berieseln, räume nebenher auf und werfe noch einen Blick in die Prospekte, bevor sie im Mülleimer landen. Öffne auch den weißen Umschlag. Mal sehen, was sich die durchtriebenen Werbefritzen diesmal haben einfallen lassen. Was Mensch ihrer Meinung nach unbedingt kaufen muß…

      Das darf doch nicht wahr sein. Ich habe gewonnen! Lauter grüne und goldene vierblättrige Kleeblätter umrahmen einen kurzen Text:

      Sehr verehrte Frau Werner,

      Das СКАЧАТЬ