Eiskalte Wut. Samantha Prentiss
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Читать онлайн книгу Eiskalte Wut - Samantha Prentiss страница 6

Название: Eiskalte Wut

Автор: Samantha Prentiss

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748542322

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СКАЧАТЬ ins Schlafzimmer zu huschen, als ihr Smartphone im Salon anschlug. Im Vorbeigehen fischte sie ein Badehandtuch vom Haken, und während sie das Gespräch annahm, begann sie die glitzernden Wasserperlen von ihrer nahtlos braunen Haut zu frottieren.

      Leonard Edwards war der Anrufer. »Choung ist da!« sagte er bitter.

      Clairé spürte sofort, dass etwas Schreckliches passiert war. Sie hatte eine ausgezeichnete Antenne für Unausgesprochenes im Subtext.

      »Er hat bereits einen ersten Mord verübt«, fügte ›Fatso‹ wütend hinzu.

      »Wen?«

      »Eine junge Landsmännin … Ye-Jin Lyang … eine hochqualifizierte Genossin ... Parteischule ... wurde zur Agentin ausgebildet, bei uns eingeschleust und auf einen Mann namens Zachary Buchanan angesetzt ...«

      »Buchanan … Militärtechnik, nicht wahr?!«, fiel Clairé Edwards ins Wort.

      »Sehr richtig, Miss Beauvais. Ye-Jin Lyang hatte den Auftrag, sich an den jungen Buchanan heranzumachen und ihn laufend zu bespitzeln. Aber gegen die Liebe haben auch die in Ostasien auch noch kein Kraut gewachsen.«

      »Ye-Jin hat sich in Buchanan verliebt?«, fragte Clairé erstaunt nach.

      »Ja. Und Buchanan hat an dem hübschen Mädchen ebenfalls Feuer gefangen. Die beiden wurden zu einem unzertrennlichen Paar. Buchanan wollte Lyang im nächsten Monat einen Heiratsantrag machen. Soviel wir herausbekamen, ließ Ye-Jin ihre Auftraggeber wissen, dass sie das schmutzige Spiel mit ihm nicht mehr weiterspielen wollte. Sie sagte, sie würde aussteigen.« Edwards seufzte. »Aussteigen, … als ob das bei denen so leicht ginge.«

      »Das geht nirgendwo leicht.«

      »Jedenfalls ein armes Ding. Sie hätte sich an uns wenden sollen. Vielleicht hätten wir ihr dieses Schicksal ersparen können.«

      »Wie kommen Sie darauf, dass es dieser Choung getan hat?«, wollte Clairé wissen.

      »Buchanans Leibwächter haben Choung aus dem Haus kommen gesehen, in dem Ye-Jin Lyang ermordet wurde.« Edwards schilderte ihr nun in allen Einzelheiten, was er von der zuständigen Polizeidienststelle erfahren hatte. »Sieht so aus, als hätte Zachary Buchanan einen schweren Schock erlitten«, fuhr ›Fatso‹ dann fort. »Der Junge ist an Leib und Seele gebrochen. Er soll kaum ansprechbar sein, döst vor sich hin, redet wirres Zeug, brüllt und tobt zeitweilig. Kann sein, dass er eine Menge Dummheiten anstellt, wenn er wieder einigermaßen klarsieht. Er soll ein gefährlicher Hitzkopf sein, heißt es. Solche Menschen sind unberechenbar, wenn sie vom Schicksal einen ordentlichen Tritt unter die Gürtellinie bekommen haben. Manchmal macht die eiskalte Wut sie blind, und sie laufen Amok. Dann werden sie sogar für sich selbst zur Gefahr.«

      »Wer bearbeitet den Mord an Ye-Jin Lyang?« fragte Clairé. Sie war inzwischen trocken und warf das Handtuch über ihre wohlgerundeten nackten Schultern.

      »Chief Inspector Judd von der zuständigen Mordkommission im Yard«, antwortete Edwards.

      »Ein fähiger Mann?«

      »Einer, der sich so richtig in einen Fall verbeißt. Zäh wie Leder und hart wie ›Sheffield‹-Stahl. Er hat sofort eine Großfahndung angekurbelt. Ich wollte ihm in seine Arbeit nicht dreinreden, aber mit einer Großfahndung wird er Min-Ho Choung ganz sicher nicht erwischen.«

      »Apropos Choung«, hakte Clairé nach. »Sie wollten ihm meine Telefonnummer zuspielen.«

      »Die Sache läuft, Miss Beauvais. Die Angeln sind bereits ausgeworfen. Jetzt heißt es, darauf zu warten, bis Choung nach dem Köder schnappt.«

      »Wie schätzen Sie die Chancen ein?«

      »Das weiß kein Mensch. Sollte er sich in den nächsten vierundzwanzig Stunden nicht bei Ihnen melden, fahren Sie zu Howard van Eyck. Das ist ein guter Bekannter von uns.«

      »Sie meinen: Van Eyck arbeitet für Sie?«

      »Ja.«

      »Wo wohnt der Mann?«

      »Er ist in ›Soho‹ zu Hause«, sagte Leonard Edwards und nannte ihr die Adresse des Agenten. »Der Mann kann in dieser Angelegenheit für uns vielleicht noch zum heißen Eisen werden.«

      »Eines, welches keiner anzufassen wagt?«, hakte Clairé nach.

      »Eines, mit dem wir diesen Choung möglicherweise packen können, wie mit einer glühenden Zange.«

      »Was ist denn das Besondere an Howard van Eyck, Sir?«

      »Er kennt Min-Ho Choung fast so gut wie sich selbst. Sie wissen ja, wie das in unserem Beruf so geht. Van Eyck hatte schon mal in Nordkorea zu tun. Man fing ihn allerdings ab und polte ihn um. Und dann schickten sie ihn zusammen mit Min-Ho Choung auf Tournee. Van Eycks Flucht war eine kleine Sensation. Natürlich haben sie mehrmals versucht van Eyck fertig zu machen, aber wir konnten uns bislang jedes Mal schützend vor ihn stellen. Wenn Choung also nicht zu Ihnen kommt, Miss Beauvais, gehen Sie zu Howard van Eyck und hören sich an, was er über den Asiaten zu erzählen weiß. Vielleicht bringt Sie das dann auf eine gute Idee.« Damit war für den Augenblick alles gesagt und Edwards hatte das Gespräch beendet.

      *

      Clairé holte frische Wäsche aus dem Schrank und kleidete sich an. Mit schlängelnden Bewegungen streifte sie ihren streichholzschachtelgroßen Slip nach oben. Dann legte sie das dünne Gewebe des Büstenhalters über ihre Brüste, hakte das Ding mit einer gekonnten Bewegung zu und ließ Strumpfgürtel und Nylons folgen. Kaum war sie vollständig angezogen und frisiert, da schlug ihr Smartphone erneut an. Sie rechnete fest damit, dass es noch einmal Edwards war. Vermutlich kommt jetzt direkt die nächste Hiobsbotschaft, dachte sie bei sich.

      Aber es war nicht ›Fatso‹.

      Es war Min-Ho Choung!

      Für einen kurzen Augenblick blieb ihr das Herz stehen.

      ***

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      Kapitel 5

      Zachary Buchanan saß auf der Terrasse seines Tudor-Hauses. Ein malvenfarbener Schirm spendete reichlich Schatten. Buchanan hatte einen mehrstöckigen Whisky neben sich stehen. Es war die vierte oder fünfte Füllung seines Glases. Er zählte nicht mit. Wieder trank er. Wehmütig schaute er zum Swimmingpool, auf dessen Wasseroberfläche blitzende Lichtreflexe tanzten. Ye-Jin ist so gern geschwommen, dachte er wehmütig und glaubte ihr vergnügtes Lachen zu hören. Plötzlich weiteten sich seine Augen. Seine Vorstellung war mit einem Mal so realistisch, dass er sicher war, Ye-Jin im Wasser planschen zu sehen. Sekundenlang hielt er den Atem an. Ye-Jin winkte ihm. Dann kraulte sie auf ihn zu ... Und dann war sie plötzlich verschwunden.

      Buchanan erschrak.

      Doch dann war Ye-Jin wieder da. Diesmal war sie nackt und lag auf dem Grund des Schwimmbeckens. Sie regte sich nicht, und an ihrem schlanken Hals waren diese grauenvollen Würgemale zu sehen. »Nein!«, schrie er entsetzt auf und schlug die zitternden Hände vors bleiche Gesicht. »Oh, nein!« Wieder kam die lähmende Lethargie über ihn. Er trank sein Glas leer. Seine Finger vibrierten. Er hob beide Hände vor die brennenden Augen und wünschte sich nichts sehnlicher, als diese Finger um СКАЧАТЬ