Mailys' Entscheidung. Katie Volckx
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Название: Mailys' Entscheidung

Автор: Katie Volckx

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741804687

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СКАЧАТЬ mir das Wasser im Mund zusammentrieb und meine Sinne raubte.

      »Was sollte dein Lachanfall vorhin?« Die Pizza war schon in gleichmäßige Dreiecke zerteilt worden. Hanna manövrierte ein Stück ihrer Hälfte auf ihren Teller. Dabei zog der Käse Fäden.

      Bevor ich etwas darauf erwiderte, beförderte ich ebenfalls ein Stück von meiner käselastigen Seite auf meinen Teller und biss herzhaft hinein. Was für ein Genuss.

      »Du bist halt manchmal knuffig«, sprach ich mit vollem Mund. »Ja, ja, ich weiß, das war etwas taktlos, aber das war gar nicht so negativ gemeint, wie du es aufgefasst hast.«

      »Mmh«, schwärmte Hanna vom Essen, »das tut sooo gut!« Ich war froh, dass ihr Alkoholspiegel immer weiter sank und sie wieder Vernunft annahm. »Und trotzdem habe ich den Eindruck, dass du mich und meine Lage nicht ernst nimmst.« Die Harmonie trog, denn plötzlich trieb sie mich in die Enge.

      Mit einer schnellen, nervösen Handbewegung strich ich mein Haar hinter die Ohren. Mittlerweile war es schulterlang. Im Kloster hatte ich sie kurz wie ein Bursche getragen, hatte der äußerlichen Schönheit vollkommen abgeschworen. Als ich dann mein Klosterleben aufgegeben hatte und wieder nach Hause gekommen war, hatte Hanna mich nicht wie jeder andere normale Mensch willkommen geheißen, sondern hatte mich erst einmal mit sich ins Badezimmer geschliffen, um mir die Augenbrauen zu zupfen, Make-up aufzutragen und aus meiner Frisur das Beste herauszuholen. Sie war derart verzweifelt gewesen, dass sie mir befohlen hatte, die Haare wachsen zu lassen. »Jenseits von Gut und Böse« hatte sie meinen natürlichen Look genannt.

      Jedenfalls war ich entschlossen, ihren Vorwurf sofort abzuschmettern, war mir aber nicht ganz sicher, ob sie nicht sogar recht hatte. Zumindest wenn es um das Thema Männer ging. »Deine Liebesbeziehungen nehme ich auch nicht ernst.« Ich gab mich kleinlaut, da ich sie nicht erneut kränken wollte. »Aber was ich sehr wohl ernst nehme, ist, dass es dir nicht gut geht.«

      »Okay«, gab sie sich mit meiner Antwort zufrieden. Sie nahm den nächsten Happen und lächelte glücklich. Ihr Blick ging über die Pizza. »Die ist selbst für zwei Leute zu groß.«

      Wieder einmal musste ich bemerken, wie arglos und wenig nachtragend sie war. Ich war dankbar dafür, dass sie mir ganz selbstverständlich vertraute.

      »Es sei denn, wir wären zwei große, dickbäuchige Bauarbeiter.«

      Sie lachte laut: »Ich wünschte, ich wäre ein Mann.«

      Eine Theorie, über die ich mir noch nie Gedanken gemacht hatte. Wieso sollte ich mir auch ein Leben als Mann vorstellen, wenn es doch als Frau viel mehr Spaß machte? Na schön, es war anstrengender, doch dafür viel bunter. »Ich stelle mir ein Leben als Mann verdammt eintönig vor«, konnte ich mich ihr also nicht anschließen.

      Hanna grübelte. Zu lang.

      Also erklärte ich: »Schau mal, was macht das Leben eines Mannes schon aus?« Ich legte das Stück Pizza auf dem Teller ab, damit ich alle meine Finger zur Verfügung hatte, um die Punkte zusammenzuzählen. »Saufen«, tippte ich Punkt eins mit dem Zeigefinger einer Hand auf den Daumen der anderen an, »Autos, Fußball und Frauen!« Ich konnte die Punkte an einer Hand abzählen. »Und wenn ein Mann halbwegs in Ordnung ist, und diese recht unkomplizierten Punkte auf ihn nicht zutreffen, beschränken sich andere wichtige Punkte seines Lebens aber auch nur auf drei oder vier.«

      »Ich verstehe. Dann bleibe ich doch lieber eine Frau.« Sie machte eine kleine Pause und blickte mich beschwörend an. »Püppi, ich rate dir, dir erst gar keinen Mann ins Haus zu holen.« Ich starrte sie erschrocken an, glaubte, dass ich knallrot anlief und nahm fix den Teller mit dem Stück Pizza zur Hand. »Ich meine, all die Zeit belächle ich deine Jungfräulichkeit und übergehe deine Standpunkte, weil du einfach keine Erfahrung mit Männern hast, aber im Grunde genommen sollte ich dich beneiden.« Sie seufzte. »Ja, ich sollte dich darum beneiden, dass du so prüde bist.«

      Und da machte ich mir Vorwürfe, weil ich sie mit meiner flapsigen Art und Weise gekränkt hatte? Wütend biss ich in die Pizza und kaute.

      »Ach, nun sei doch nicht sauer.« Sie lächelte allerliebst. Wenn Hanna etwas gut konnte, dann war es, rein mit den Augen zu schmeicheln. Manche Menschen hatten einfach von Natur aus den Niedlichkeitsfaktor. Man konnte ihnen nie richtig böse sein.

      »Woher willst du wissen, dass ich prüde bin?«

      »Entschuldige mal, du hattest dich dafür entschieden, ein Leben in Keuschheit zu führen«, erinnerte sie mich schnippisch daran, dass es immerhin neun lange Jahre angehalten hatte. »Wer tut so etwas, wenn er nicht prüde ist?«

      Da ich unter dem Begriff »Prüde« scheinbar etwas anderes verstand als sie, klärte ich sie, noch immer übellaunig, auf: »Nur weil ich abstinent leben wollte, heißt es noch lange nicht, dass ich verklemmt bin.«

      So wie schon damals verstand sie auch heute nur Bahnhof. Schon allein die Tatsache, dass der Liebesakt selbst nicht grundsätzlich mit Sünde behaftet war, überforderte sie gewaltig. Da ich allerdings das Klosterleben hinter mir gelassen hatte, war es wie die Wahl zwischen Pest und Cholera: egal!

      Ich beschloss, die Materie für mich zu nutzen und endlich von meinem neuen Mitbewohner zu erzählen, und zwar, bevor sie mir wieder dazwischenfunkte. »Und ich bin sogar dermaßen aufgeschlossen, dass deine Warnung, mir keinen Mann ins Haus zu holen, leider zu spät kommt.« Stolz auf diesen Erguss, grinste ich in mich hinein und klopfte mir imaginär auf die Schulter.

      Allein für ihren erstaunten Gesichtsausdruck hätte ich gern die Zeit angehalten. »Nicht dein Ernst?«

      »Klar, warum sonst sollte ich das sagen?«

      »Wer ist es?« Sie fixierte mich mit skeptischem Blick. Denn woher dieser Mann plötzlich kam, konnte sie sich beim besten Willen nicht erklären.

      »Er heißt Philipp und ist stolze fünf Jahre jünger als ich.« Ich hielt absichtlich damit hinterm Berg, dass es sich hierbei nicht um einen festen Freund handelte, wie Hanna augenblicklich annahm, nur um sie endgültig zu verstören.

      Schlagartig stiegen ihr wieder Tränen in die Augen. Mürrisch schmiss sie den letzten Bissen der Pizza auf den Teller vor ihr. »Du lügst«, murmelte sie erst, und als sie sah, dass ich etwas zu entgegnen gedachte, sprang sie schon wieder vom Sessel, wiederholte ihren Vorwurf, doch nunmehr brüllend, und schloss sich erneut im Badezimmer ein.

      Kurz überdachte ich meine Haltung gegenüber Männern, sie wären zu einfach gestrickt, denn soeben konnte ich nachvollziehen, wie strapaziös eine einzige Frau sein konnte. Vielleicht tat ich Männern Unrecht, vielleicht könnten wir Frauen gar froh sein, dass sie sich wegen Frauen wie Hanna noch nicht reihenweise vom Hochhaus gestürzt hatten?

      Ich meine, wo war denn nun schon wieder der Fehler im System? Allmählich glaubte ich, dass heute nicht der richtige Tag dafür war, ein friedliches Beisammensein zu zelebrieren. Wenn nicht gerade sie diejenige war, die gereizt war, war ich es, und wenn ich nicht diejenige war, war sie es. Ich täte wohl besser daran, nach Hause zu gehen, ehe wir die Messer zu wetzen begännen. Doch zuvor war ich bemüht, das Problem zu klären, damit man mir nicht nachsagen konnte, ich hätte es nicht wenigstens versucht.

      Mit erhobenem Haupt stellte ich mich vor die Badezimmertür und hämmerte laut und entschlossen mit der geballten Hand dagegen. »Hast du zu lange in der Sonne gelegen, oder was?«

      »Und willst du mich jetzt auch noch fertigmachen?«, brüllte sie und heulte bitterlich.

      »Auch?«, rief ich und konnte mir nicht СКАЧАТЬ