1979 Transit ins Ungewisse. Bernhard Wilhelm Rahe
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Название: 1979 Transit ins Ungewisse

Автор: Bernhard Wilhelm Rahe

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750209428

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СКАЧАТЬ gelaunt war, immer etwas seltsam schmeckte. Einige, die die Geschichte zum ersten Mal hörten, glaubten dann wirklich, dass ein seltsamer Geschmack in der Speise sei. Im Grunde genommen war es nur die eigene Fantasie, die ihnen dann einen Streich spielte. Allmählich Ieerte sich der große Speisesaal, jedoch der Lärm, das Geklapper von Tellern und Essbestecken, nahm eher zu. Jetzt schienen die Spülmaschinen ihre Arbeit aufzunehmen. Grabert verabscheute Großküchen, in denen alles nach einem sturen, lieblosen Plan abzulaufen schien.

      Der Spieß, das war Hauptfeldwebel Kellermann, schaute auf die Uhr, als Grabert und Haake im Dienstzimmer erschienen.

      Er verzichtete auf die stramme Haltung, die generell in Kasernen den Vorgesetzten gegenüber verlangt wurde. Freundlich deutete er auf zwei einfache Holzstuhle, die um einen kleinen runden Tisch herumstanden.

      Kellermann war an die fünfundvierzig Jahre alt, er hatte ein freundliches Gesicht, in dem zwei intelligente, forschende Augen saßen. Zwei Augen, denen offenbar nichts entging.

      „Bitte, nehmen Sie Platz. Sie müssen wissen, wir wollen Sie nicht einem zweiwöchigen Drill oder einer allgemeinen Übung unterziehen, wie es von Ihnen sicher angenommen wird. Sie nehmen, ohne es zu wissen, einen besonderen Status ein. Ich meine damit nicht den eines Reservisten, sondern vielmehr den eines Sonderbeauftragten der Bundeswehr.“

      Keiner der beiden jungen Männer hatte auch nur eine Ahnung, worum es sich handeln könnte, warum die Uniformierten so lange mit dem eigentlichen Grund der Einberufung hinterm Berg blieben.

      Was sollte diese verdammte Geheimnistuerei?

      Weder Grabert noch Haake hatten in ihrer Wehrzeit etwas Besonderes in der Bundeswehr geleistet. Keine Großtaten waren im Wehrpass eingetragen.

      Der Grund: Jeder dieser beiden jungen Männer hatte etwas mit dem anderen gemeinsam. Sie hatten weder eine Familie, noch waren sie an jemanden fest gebunden.

      Hauptfeldwebel Kellermann trat von seinem Schreibtisch an das Fenster heran und schaute auf den Kasernenhof, dort, wo jetzt die Nachmittagssonne die Luft flimmern ließ. Er machte ein nachdenkliches Gesicht, schien nach genau abgewogenen und geeigneten Worten zu suchen, um sein Anliegen bzw. das der Bundeswehr vorzubringen.

      Dann wandte er sich entschlossen vom Fenster ab und sagte:

      „Also, machen wir's kurz. Sie sollen uns, das heißt unserem Land, ihrem Land, einen Dienst erweisen, der etwas delikat ist. Warum wir gerade auf Sie gekommen sind, ist eine lange Geschichte. Wie Sie vielleicht wissen, sind wir im Besitz sämtlicher möglicher Daten über Ihre Lebensweise, Ihren Beruf, Ihre Freunde, Ihre finanziellen Verhältnisse usw. Das sind nur kleinere, ja, beinahe unwichtige Fakten, über die wir informiert sind. Eines jedoch ist sehr wichtig für uns – und ebenso ein Bindeglied zwischen Ihnen beiden.“

      Kellermann deutete auf eine messingähnliche, mit reliefartigen Verzierungen versehene Schachtel.

      „Bitte, wenn Sie rauchen wollen.“

      Grabert nahm eine von den Filterzigaretten, obwohl er das Rauchen vor zwei Jahren aufgegeben hatte.

      Kellermann entzündete eine Zigarre, die er einer anderen Schachtel entnommen hatte. Augenblicklich umhüllte sich sein blasses Gesicht mit blauen Rauchschwaden, während er den Rauch genussvoll im Mund kreisen ließ.

      „Sie brauchen nicht viel zu tun, nur einen Lkw mit Lebensmitteln nach Polen zu transportieren, mehr nicht. Alles andere, die Organisation des Unternehmens, übernehmen wir. Und nun der Grund, dass Sie für uns am besten infrage kommen: Sie sind beide aktiv im Roten Kreuz tätig, und eben das bedeutet, dass es nur zu normal ist, wenn Sie einen Rot-Kreuz-Wagen mit Lebensmitteln über die DDR nach Polen befördern. Ein weiterer Grund, die Sache von Ihnen erledigen zu lassen, ist der, dass Sie schon, wie wir wissen, oftmals mit Ihren Privatfahrzeugen in Polen waren und technisch versiert sind, um unterwegs kleine Pannen schnell und ohne fremde Hilfe zu bewältigen. Das wäre vorerst alles, was ich Ihnen sagen möchte. Nun sind Sie dran. Selbstverständlich können wir Sie zu nichts zwingen. Wir wollen vielmehr Ihr Vertrauen für das ganze Unternehmen gewinnen. Das Gleiche soll auch Ihnen entgegengebracht werden.“

      Erich Haake fuhr sich nervös durch sein schon lichter werdendes Haar. Die Überraschung stand ihm im Gesicht geschrieben.

      „Ich muss gestehen, damit hatte ich nie gerechnet. Heißt das, dass wir uns in den Bereich von spionageähnlichen Aktionen begeben sollen? Wer garantiert uns, dass wir wieder nach Hause kommen, wenn irgendetwas schiefgeht?“

      Kellermann legte seine Zigarre vorsichtig in den Ascher.

      „Wir können Ihnen nahezu garantieren, dass nichts schiefgehen wird, solange sich alles im Rahmen unserer Vorsichtsmaßnahmen und Planungen bewegt. Außerdem wird das Risiko, wenn es überhaupt eines gibt, wenn ich so sagen darf, mit Gold aufgewogen. Unsere Strategie ist die: Sie wissen natürlich von nichts. Sie fahren nur im Dienste des Roten Kreuzes, sozusagen unter dem schützenden Stern dieser Hilfsaktion. Es kann und wird nichts danebengehen, wenn Sie nicht versuchen, alles zu ergründen und uns Ihr Vertrauen entgegenbringen. Näheres über unsere Aktion und Ihren Part erfahren Sie erst, wenn Sie sich entschieden haben zu fahren.“

      Grabert hatte bis jetzt aufmerksam zugehört. Jetzt drängten sich ihm einige Fragen auf.

      „Hat die Tatsache, dass ich keine Familienangehörige mehr habe, auch mit meiner Auswahl zu tun?“

      „Ich sagte Ihnen ja, wir wollen mit gegenseitigem Vertrauen arbeiten. Ja, Sie haben recht, Herr Grabert, es ist unter anderem auch ein bedeutsamer Faktor, der jedoch nicht überbewertet werden sollte. Was ich Ihnen allerdings sagen darf: Nach Ihrer Rückkehr nach Westdeutschland werden Sie einen Scheck entgegennehmen, über dessen Inhalt Sie unversteuert verfügen können. Aber bitte versuchen Sie, sich nicht dadurch beeinflussen zu lassen. Sie sollen ohne irgendwelche Druckmittel zu einer klaren, Ihren Fähigkeiten entsprechenden und Ihrem Mut der Ungewissheit gegenüber, Entscheidung kommen. Bitte überlegen Sie es sich, und versuchen Sie, eine Nacht darüber zu schlafen. Morgen können Sie mir dann Ihre Entscheidung mitteilen; sollte sie positiv sein, wird unser Sicherheitsoffizier Ihnen alles Weitere erklären. Ich bin für Sie die Person, an die Sie sich vertrauensvoll wenden können, wenn es irgendwelche Fragen, Unklarheiten oder Probleme gibt. Warum Sie bis morgen darüber nachdenken sollen, ist, um sich alles noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen. Es soll keine Pannen geben. Also, dann möchte ich mich für heute von Ihnen verabschieden, meine Herren. Wir sehen uns morgen früh gegen neun Uhr in diesem Zimmer. Übrigens, Sie dürfen die Kaserne bis morgen nicht verlassen.“

      Kellermann verließ den Raum mit der Entschuldigung, noch einen Termin zu haben.

      Er war fort, mit ihm gingen aber nicht die vielen Fragen, die man zurzeit noch nicht artikulieren oder stellen durfte.

      Grabert und Haake gingen den gebohnerten Flur entlang, der am Ende nur wenig Licht durch ein Fenster hereinließ. Dieser lange Korridor wirkte wie ein Tunnel, beklemmend und eng. Die Luft war erfüllt vom Bohnerwachsgeruch. Aus irgendeiner Tür drang das Rauschen mehrerer Wasserhähne. Vermutlich der Waschraum.

      „Hast Du schon eine Antwort?“, fragte Haake.

      „Nein, noch nicht. Es ist alles zu unwirklich, zu fremd. Ich kann mich an den Gedanken nicht gewöhnen, dass gerade ich einer von denen sein soll, der für irgendjemand die Kohlen aus dem Feuer holen soll.“

      „Wie, meinst Du, dass wir irgendetwas für andere ausbügeln sollen?“

      „Ja, so ähnlich stelle ich mir die ganze Sache vor. Aber andererseits plagt СКАЧАТЬ