Название: Mit Sudoku und Beratung an die Börse
Автор: Leonie Reuter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783847620174
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Herr Konrad war ein guter Jurist, der sich seit seinem Mathematikunterricht nach eigenem Bekunden zudem auch immer gerne mit Zahlen beschäftigt hatte. Dass es in der Mathematik, wenn es um Lösungen und Ergebnisse ging, nicht wie in der Juristerei mehrere Möglichkeiten geben konnte, interessierte ihn nicht so sehr. Seine Lösung stand in seiner Denkweise bereits hierachiemäßig über dem aus dem elektronisch durch SUP berechneten Ergebnis. Seit dem Beginn seiner Beamtenlaufbahn war er ein kleines emsiges Arbeitstierchen und arbeitete sich immer wieder gerne und vor allen Dingen schnell und unbedarft in neue Sachverhalte ein.
Er selber war sehr stolz auf seine neue Bezeichnung „Finanzvorstand“ und dachte, dass er schließlich auch sein eigenes Aktiendepot, das er seit 5 Jahren besaß, selber locker und flockig verwalten würde und so die Finanzen eines Unternehmens für ihn eigentlich keine wahre neue Herausforderung sein könnten. „Finanzen hier bei der Anstalt sind doch wirklich nichts anderes als meine privaten Bankgeschäfte.
Auch wenn mein privates Depot nur sechsstellig ist, so werde ich doch wohl die noch vorhandene Liquidität der neuen Anstalt in dreistelliger Millionenhöhe genauso gut in den Griff bekommen. Ist doch im Grunde nichts anderes, hat nur ein paar Nullen mehr“, teilte er fachkundig seinem Kollegen, dem Vorstandssprecher Dr. Kleist mit. Herr Dr. Kleist nahm diese Aussage mit einem Achselzucken hin, denn als fleißiger Jurist hielt er es eher mit dem Motto „judex non calculat“. Nein, das Rechnen war nicht die Leidenschaft von Herrn Dr. Kleist.
In den Augen des Vorstandssprechers zeichnete Herrn Konrad dennoch aus, dass dieser wie sein Kollege mit Vorliebe die Sachbearbeitung selber in die Hand nahm. Nicht nur, dass er selber gerne rechnete und sich für den Ablauf sämtlicher Verfahrensgänge interessierte, was ihn allein schon für den Vorstandsposten prädestiniert hätte. Unabhängig davon, griff er immer wieder gerne zu Akten, die ihm über den Weg liefen beziehungsweise, denen er hinterher lief. Hatte er sich eine Akte erst einmal gegriffen, las er sie eilig durch, übersah dabei ab und zu auch unbedeutende Kleinigkeiten und feuerte dann Schnellschüsse ab.
In einer Verwaltung sind Schnellschüsse eher unbekannt und durch diese Verfahrensweise fiel Herr Konrad bereits früh seinen eigenen Vorgesetzten auf, die ihn aus diesem Grunde ebenfalls im Schnellschussverfahren nach oben beförderten. Sein beliebtes Schnellschussverfahren ließ sich in seiner neuen Position eines Finanzvorstandes besonders gut praktizieren. Mit dem Ausruf: „Ich bin der Vorstand“, entschied er kurz und bündig auch die komplexesten Sachverhalte ohne jegliche Vorkenntnisse mit einem sicheren Instinkt für das Wesentliche. Dass dabei am Rande nicht alle Probleme gesehen, durchdacht oder gar gelöst wurden, durfte keine Rolle spielen, „denn wo gehobelt wird, fallen bekanntlich Späne“, teilte er seinen Vorstandskollegen ein klein wenig selbstgefällig mit.
Die Gleichstellungsbeauftragte des Bundes war etwas pikiert, dass in dem wichtigen Vorstandsgremium, auf das zukünftig die Augen der Unternehmenswelt schauen würden, wieder nur Herren saßen und keine Dame zum Zug gekommen war. Sie benannte in Absprache mit der Gleichstellungskommission des Bundes und der Länder einige hochkarätige Damen aus dem Ministerium, die ihrer Ansicht nach, für diese Positionen mindestens genauso geeignet gewesen wären. Hierzu gehörte auch die äußerst intelligente und sehr hübsch anzusehende Ministerialdirigentin Frau Klump.
Allerdings hatte Frau Klump in diversen Führungslehrgängen unter anderen auch richtiges Delegieren gelernt und neigte keinesfalls dazu, selber Hand an die staubigen Akten zu legen. Auch pokerte sie nicht um ihr Gehalt, sondern sie diente sich zügig mit Fleiß, Ehrgeiz und Kompetenz eine nach der anderen Stufe hoch. „Ist so etwas etwa wirtschaftliches Handeln?“, fragten sich die Herren Vorstände, als sie von der weiblichen Konkurrenz auf ihre Posten erfuhren.
Da Frau Klump nicht einmal Sudoku spielen mochte und überhaupt auch vom Teamgedanken nicht in die Männerriege gepasst hätte, hatte sich die Personalabteilung des Ministeriums unter sanften Druck des jungen Staatssekretärs von Gutental entschlossen, Frau Klump in der nächsten Führungsebene einen Platz zu reservieren. Diese Ebene bestand immerhin aus sieben Spartenleitern. „Da ist es doch mehr als vorbildlich“, sagte der junge Staatssekretär von Gutental zum Minister, den er auf dem Flughafen beim Einsteigen in die Bundesmaschine mit Zielflughafen Singapur, traf, „ in dieser wichtigen Ebene eine Frau zu integrieren. Und sie sieht ja wirklich spitzenmäßig aus“, fügte er mit einem Augen zwinkernd hinzu. Wahrscheinlich hatte der Minister, den letzten Satz nicht mehr mitbekommen, denn er ließ sich bereits schwer in den Flugzeugsitz fallen und verlangte nach etwas Lesestoff.
„In der Anstalt werden eben Zeichen für die Personalentwicklung gesetzt“, sagte der Staatssekretär von Gutental daher zu dem jungen Herren neben sich. Dieser bestätigte Kopf nickend jedes Wort des Staatssekretärs und klebte diesen regelrecht an den Lippen. Er war gleichfalls ein aufstrebender junger Beamter, der keine Last gescheut hatte, sich hoch zu dienen. Dabei spielten nicht so sehr der Arbeitseifer oder gar die Liebe zur Arbeit eine Rolle, als vielmehr der ehrgeizige Wille an die Spitze und in ein hohes Amt zukommen. Dabei hatten ihm gleichfalls sein Parteibuch und die vielfältigen Beziehungen seines Vaters, der selber einmal Oberverwaltungsrat gewesen war, geholfen.
Nach seinem Jurastudium und seinem kometenhaften Aufstieg in der Außenverwaltung, war Herr Niklas-Klaus bereits durch sein hervortretendes Verhalten nach zwei Dienstjahren im Ministerium gelandet und hatte sich dort an wichtigen Stellen und in entscheidenden Augenblicken für einige Herren sehr nützlich gemacht. Nun hatte Herr Niklas-Klaus ein eigenes Referat als Referatsleiter übernommen. Damit war er grundsätzlich und dem Rang nach immer noch einer unter vielen.
Der Unterschied war, das er das Referat leiten durfte, das die Aufsicht für die Deutsche Anstalt sein sollte. Auf ihn schauten daher der junge Staatssekretär von Gutental und der Herr Minister persönlich. Mit stolz geschwellter Brust hatte Herr Niklas-Klaus diesen Auftrag angenommen und klebte seither an den Worten des Staatssekretärs, um ja keine Regung desselben zu verpassen. Herr Niklas-Klaus würde alles für den jungen Staatssekretär von Gutental tun. Da waren sich beide Herren sicher.
Nachdem der Vorstand vollständig war und tagen konnte, konnte auch endlich der Unterbau mit sämtlichen Beschäftigten neu organisiert und in die neue Anstalt eingepasst werden.
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