Mit Sudoku und Beratung an die Börse. Leonie Reuter
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Название: Mit Sudoku und Beratung an die Börse

Автор: Leonie Reuter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847620174

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СКАЧАТЬ Sie werden der Finanzminister im Zeitfenster dieser Dekade sein, unter dem ein jetzt noch kaum vorstellbarer Geldsegen in die Staatskasse rauschen wird“, fügte er im Ton der festen Überzeugung hinzu. Der letzte Satz hatte seine Spuren bei dem Finanzminister hinterlassen. Das hatte der Staatssekretär sofort innerlich zufrieden registriert. Er wartete ab und ließ dem Finanzminister ein wenig Zeit zum Überlegen.

      „Gut, ich muss jetzt nach Brüssel. Also probieren Sie es. Schlimmer als es jetzt ist, kann es ja wohl nicht werden“, sagte er mit einem Blick auf die Uhr und hastete aus dem Raum. Ganz kurz flammte in dem Minister der Gedanke auf, dass er bis vor einer Stunde noch nie etwas von dieser Verwaltung gehört hatte, geschweige denn wusste, wie gut oder wie schlecht es um sie stand. „Egal“, dachte er, „der Staatssekretär ist ein alter Fuchs und der wird schon wissen was er tut.“

      Zufrieden mit sich und der Welt und einem Versprechen in der Tasche, das seine Arbeitswelt in der nächsten Zeit ein wenig bunter machen würde, zog der Staatssekretär sich in seinen Raum zurück. Versonnen malte er auf einem Blatt Papier eine Skizze mit einem kleinen Ablaufplan für die nächsten großen Schritte. Er betrachtete das Blatt, strich, kritzelte neu, strich einige Passagen, um letztlich zufrieden auf ein vollständig beschriebenes DinA4 Blatt zu blicken. „Nun kann es losgehen“, sagte er zu sich selbst und strich sich zufrieden die Haare zurück.

      Dann rief er seine Vorzimmerdame Frau Büchner in so einem lauten Ton zu sich, dass diese ihn durch die verschlossene Tür hörte. Vor Schreck vergoss Frau Büchner ihren Mittagskaffee auf einer Akte, wischte schnell noch ein wenig von der großen Pfütze weg und eilte dann hastig in das Zimmer ihres Chefs. Sie erhielt den Auftrag einen Stab von Mitarbeitern, die der Staatssekretär ihr namentlich aufzählte, noch für diesen Nachmittag in das große Besprechungszimmer im zweiten Stockwerk ein zu berufen.

      Um 16.00 Uhr waren dann auch fast alle auf der Liste des Staats-sekretärs stehenden Personen dort versammelt und blickten erwartungsvoll auf die große Tür, durch die gleich der Staatssekretär kommen sollte. Punkt 16.15 Uhr wurde diese aufgerissen und der Staatssekretär schritt in eiligen Schritten, gefolgt von seinem persönlichen Referenten Herrn Maier auf die Kopfseite des Tisches zu. Mit einem Schwung ließ er sich nieder und bedeutete seinem Referenten, dass dieser ihm zunächst einen Kaffee eingießen möge. Dann erhob er die Augen und blickte prüfend in die Runde, um zu kontrollieren, ob auch alle seine Schäfchen seinem Aufruf gefolgt waren.

      „Wo ist Müller?“, rief er in die Runde noch bevor er die Anwesenden begrüßt hatte. Sein persönlicher Referent flüsterte ihm zu: “Erkrankt. Und Harder ist auf Dienstreise“. „So, so“, murmelte der Staatssekretär und es war ihm anzusehen, dass er es vollkommen unverständlich fand, dass es hier im Ministerium tatsächlich Personen gab, die nicht zu dieser wichtigen Sitzung erschienen und einfach auf Dienstreise gingen oder krank waren.

      „Liebe Kollegen“, hob er an und „liebe Kollegin“, fuhr er mit Blick auf Regierungsdirektorin Frau Dr. Schleicher-Hartmann fort. Wir sind heute hier versammelt, um den Auftakt zu einem einmaligen Projekt zu begehen. Wir werden mit diesem Projekt zeigen, was in diesem Staat und in uns steckt. Langsame Verwaltung war gestern. Heute heißt es für uns: Moderner Staat – moderne Verwaltung. Da wir hier im Hause in den letzten Jahren mehr als effizient geworden sind, werden wir nun anfangen, die Außenverwaltung zu reformieren. Wir werden sie nicht nur sanieren, sondern wirtschaftlich machen.

      Jawohl – wirt-schaft-lich“, endete er gedehnt und schaute auffordernd in die Runde. Ein allgemeines Gemurmel erhob sich unter den Anwesenden. Und der Staatssekretär redete weiter und weiter. Seine Begeisterung stieg sichtlich von Satz zu Satz und er redete sich regelrecht in Rage. Nur einmal unterbrach er kurz, als Frau Regierungsdirektorin Dr. Schleicher-Hartman etwas zögernd die Hand für eine Frage hob.

      Diese räusperte sich als der Staatssekretär ihr wohlwollend zunickte und ihr damit Rederecht einräumte, und sagte: “Herr Staatssekretär, ich gratuliere zu Ihrer überaus glücklichen Idee und werde Ihnen selbstverständlich mit meiner Abteilung tatkräftig bei der Umsetzung zur Seite stehen“. Dann machte sie eine kleine Pause, um all ihren Mut zusammen zu nehmen und stieß dann mit kurzatmiger Stimme hervor: „Sicher haben Sie auch bereits festgelegt, aus welchen Mitteln dieses Großprojekt finanziert werden soll?“. „Liebe Frau Dr. äh…“

      „Schleicher“, flüsterte Herr Maier. „Ja natürlich, Schleicher, selbstverständlich ist die Kostenfrage geklärt. Das ist vollkommen einfach“. Der Staatssekretär blickte triumphierend in die Rund, um dann langsam und bestimmt zu sagen: „Es gibt keine Kosten“. Er machte eine Pause und blickte sichtlich mit sich selbst zufrieden im Kreis herum, um die Wirkung seiner Worte zu überprüfen. „Ja, meine Herren und meine Dame. Sie haben richtig gehört. Dieses Großprojekt wird sich selber tragen, da wir Geld in ungeahnten Größen einsparen werden.“

      Dann machte der Staatssekretär eine kurze Pause und sah dabei die fragend aus ihren blauen Augen auf ihn schauende Frau Dr. Schleicher-Hartmann fast mitleidig an. „Ich verstehe, dass Ihnen so ein innovatives Projekt noch nicht untergekommen ist und Sie ein wenig Zeit zum Verstehen brauchen“, fuhr er fast väterlich nachsichtig fort. Frau Dr. Schleicher-Hartmann errötete und vergrub ihr Gesicht schnell und hektisch wieder in den vor ihr liegenden Papieren.

      An diesem Tag wurde es 20.00 Uhr als der Staatssekretär das Gebäude in der Wilhelmstraße verließ. Seine Mitarbeiter hatten bis 19.30 Uhr seinen Worten zu dem neuen Großprojekt gelauscht und nur Herr Dr. Brinkmann war dabei einmal kurz eingenickt. Als „Fast Pensionär“, der seine Tage heimlich am Maßband, das er jeden Morgen abschnitt, zählte, wurde ihm jedoch großzügig durch den Staatssekretär verziehen.

      In der Zeit, in der die Mitarbeiter nun noch ihr durch die außerplanmäßige Sitzung versäumtes Tagesgeschäft nachholen durften, eilte der Staatssekretär zu seinem Dienstwagen und ließ sich zu einem Empfang der Handelskammer bringen, auf dem er auf leckere Häppchen hoffen durfte. Er sackte zufrieden auf den Rücksitz der Limousine und teilte dem Fahrer seufzend mit: „So, nun haben wir uns ein paar gute Häppchen und ein gutes Tröpfchen verdient. Das war ja wieder ein äußerst anstrengender Tag. Ja, ja – alles im Dienste des Staates“, fügte er noch hinzu.

      Während der Fahrer durch den abendlichen Verkehr von Berlin Mitte steuerte und darüber nachdachte, was für Häppchen ihn wohl heute, nachdem er den Staatssekretär zu Hause abgeliefert haben würde, in seinem Heim um Mitternacht erwarten würden. Dabei kam er innerlich seufzend zu dem Schluss, dass sein Kühlschrank, wie immer seit dem Tag, an dem seine Frau ihn verlassen hatte, leer sein würde. Während er noch überlegte, wo die nächste Tankstelle in der Nähe der Handelskammer sein könnte, um sich dort eine kleine Mahlzeit einzukaufen, nickte der völlig erschöpfte Staatssekretär auf dem Rücksitz ein.

      In den nächsten Tagen und Wochen liefen die Vorbereitungen für das Großprojekt Liegenschaftsverwaltung auf Hochtouren. In der ersten Phase war nur der vom Staatssekretär persönlich beauftragte Mitarbeiterstab mit dem Projekt beschäftigt. Da jedoch hunderte von Detailfragen zu klären waren, mussten nach und nach auch andere Abteilungen eingebunden werden. Das neue Großprojekt des Staatssekretärs sprach sich schnell im Ministerium herum. Jede höher gestellte Führungskraft im Ministerium, die meinte etwas zu sagen zu haben, meldete sich nach und nach bei dem Staatssekretär mit klugen Hinweisen oder weisen Ratschlägen zu Wort.

      Es fanden außerordentliche Gesprächsrunden in den größten Sitzungssälen des Ministeriums, selbstverständlich mit ausführlichen Vor- und Nachgesprächen, statt. Daneben fanden große Partei übergreifende Sitzungen außerhalb des Ministeriums zu dem Thema „Modernisierung der Liegenschaftsverwaltung“ statt. Schnell hatte der Personalrat einen Tipp bekommen und erstellte ein ausführliches Konzept, in dem er seine Meinung zu dem Thema kundtat.

      Es gab Tage im Ministerium, da hätte man meinen können, dass das gesamte politische Interesse ausschließlich einer kleinen Liegenschaftsverwaltung galt und СКАЧАТЬ