Название: Coon: Großes Finale
Автор: Udo Horst Barsuhn
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783750217393
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Deine Währung sind Ratten und Mäuse, die Du vorbeibringst. Aber Du hast schon so viel davon gebracht, dass Dein Essen bei uns für alle Zeiten bezahlt ist und wir immer tiefer in die Schulden kommen, wenn Du noch mehr davon vorbeibringst. Das ist für meinen kleinen Schatz, die Gerda, eine Belastung, die uns dadurch komplett verschuldet sieht. Siehst Du jetzt das Problem ein, auch wenn Du es gut meinst? Wenn Du eine Maus oder Ratte auf meinem Gelände fängst, kannst Du die immer ungefragt mitnehmen und brauchst uns davon nichts abzugeben, wir erheben darauf weder Lizenzgebühren oder wollen gar einen Anteil an der Beute haben. Gerdalein und ich wissen was für ein hervorragender Jäger Du bist, Du musst uns überhaupt nichts beweisen. Aber bitte, bitte nichts mehr vorbeibringen. Versprochen“? Ich sehe meinem Freund Josef ins Gesicht und auch wenn seine Augen spitzbübisch zu lachen scheinen, und ich an seinem Tonfall einen leichten Hintergedanken verspüre, nicke ich als Zeichen meiner Zustimmung zu diesem Vorschlag. Das ganze besiegele ich mit einem Miau und strecke ihm sogar meine rechte Pfote hin, wie das Menschen machen, die nach Verhandlungen, ihre Zustimmung für ein gemeinsames Geschäft zu tun pflegen. Lachend nimmt er sie vorsichtig in seine Pranken und schüttelt sie leicht.
Nach diesem feierlichen, per Handschlag besiegelten Vertrag, lacht Josef befreit auf und meint: „Eine tolle Geschichte aus England muss ich Dir noch berichten, solange das Essen noch nicht fertig ist: Eine Fleischversandfirma aus England hat mir getötete, graue Eichhörnchen zum Kauf angeboten. Hintergrund ist: Im 19.Jahrhundert wurden von Nordamerika die grauen Eichhörnchen importiert. Bis zu diesem Zeitpunkt hat es überall in Europa nur die roten Fellträger gegeben, die von Mardern, Eulen und anderen Raubtieren erbeutet wurden. Teils mag dies auch an der roten Signalfarbe liegen, die für Aufmerksamkeit sorgt. Die grauen, eingeschleppten Exemplare sind wesentlich schlechter zu sehen, weshalb sich Beutefänger vor allem auf die roten Eichhörnchen gestürzt haben und es dadurch immer mehr Grauhörnchen gibt, während sich die Anzahl der roten Nager ständig reduziert hat. Mittlerweile sind die „Grauen“ jedoch zum Problem geworden, erstens wegen der großen Anzahl und zweitens, weil sie auch mal Vogeleier, oder sogar frisch geschlüpfte Vogelküken erbeuten. Durch ihre normale Ernährung in Form von Nüssen und anderen Samen, und die Bewegung in der freien Natur, ist ein festes Muskelfleisch, mit nussigem Wildgeschmack gegeben. Da die grauen Eichhörnchen mittlerweile eine Plage sind, dürfen sie geschossen werden. Im zugesandten Katalog werden sie mir zu einem Stückpreis von 5 Euro angeboten. Gehäutet -, oder nur ausgenommen und im Fell -, ganz nach meinen Wünschen. Die Versandkosten gehen natürlich extra. Die Versandfirma wirbt damit, daß die versendeten grauen Eichhörnchen nicht nur Haut und Knochen sind, sondern neben den fleischigen Keulen auch an anderen Stellen einen schmackhaften Fleischanteil haben, der an das Hasenfleisch erinnern soll. In London gibt es beispielsweise seit Jahren das erfolgreiche Restaurant „Native“, mit Eichhörnchenspezialitäten auf der Speisekarte. Neben „Eichhörnchen-Lasagne“ wird auch das „Ragout vom Eichhörnchen“ angeboten. In anderen Lokalen kann man sogar mit gewürztem Eichhörnchenfleisch gefüllte Kroketten bekommen. Der wichtigste Nebeneffekt der Fleischverwertung ist die gleichzeitige Eindämmung der Anzahl der grauen Eichhörnchen. Ich hoffe nur, daß auch wirklich nur die grauen Exemplare geschossen werden und man nicht die putzigen roten Eichhörnchen mit abschießt, weil sie einfacher zu sehen und somit auch zu jagen sind. Wenn nämlich erst einmal das Fell entfernt wurde, kann selbst ich als Metzger nicht mehr erkennen ob es sich ursprünglich um ein rotes oder ein graues Exemplar gehandelt hat. Übrigens ist auch in unseren Stadtparks und Wäldern ein ähnlicher Verdrängungskampf, wie in England, zwischen den roten und den grauen Eichhörnchen gegeben, mit dem gleichen eindeutigen Sieger, auch hier den grauen Fellträgern. Es könnte also nicht mehr zu lange dauern, bis auch in unserer Gegend die grauen Eichhörnchen zum Abschuss freigegeben werden“.
Ich schaue Metzger Josef direkt an, aber er schüttelt lachend den Kopf: „Nein, das ist nicht Deine Aufgabe graue Eichhörnchen zu erbeuten und sie mir zu bringen, denn bei uns gibt es noch keine Jagdfreigaben in dieser Richtung und ich hätte für das Fleisch derzeit auch noch keine Abnehmer. Bitte, bitte, für mich keine erbeuten“. Ich nicke verständnisvoll, auch wenn es mich schon reizen würde die Nager auf den Bäumen zu jagen. Eichhörnchen habe ich schon des Öfteren in unserem kleinen Stadtpark beobachtet und war stets über die Kletterfähigkeiten und die Beweglichkeit erstaunt. An mein höheres Kampfgewicht müsste ich auch noch denken, denn wenn sich bei diesen schlanken Hörnchen der Zweig noch nicht einmal richtig herunterbeugt, wäre er bei mir schon herunter gekracht – dann natürlich zusammen mit mir. Meine wahrscheinlichste Jagdmethode würde es deshalb sein die Nager am Boden zu erhaschen, wenn sie über die Erde, von einem Baum zum nächsten rennen.
Einige Minuten später ist das Essen fertig und Josef ruft in Richtung Treppenhaus: „Erde an Hitzeblitz, Wonderwoman bitte melden. Rauscheengel gib mir ein Zeichen, sonst muß ich singen und dann wackeln die Wände“! „Schon gut Du Schreihals“, tönt es aus dem ersten Stock, und ich höre Gerda vorsichtig die Treppen herunterkommen. Sie scheint sich nach der mitgebrachten Ratte umzusehen, die aber schon längst von Josef entsorgt wurde.
Nach einer herzlichen Begrüßung und einigen Streicheleinheiten die mir Gerda gegeben hat, ist es zum wichtigen Teil des Mittags gekommen: Zum Essen. Gegeben hat es in Streifen geschnittene Rinderlende, wobei in einer Pfanne mein Anteil angebraten wurde, der nur schwach gewürzt wurde. Der Rest der Lende war dann für Gerda und Josef, wesentlich stärker gewürzt. Dazu haben die beiden noch frisch gemachte Spätzle und gemischtes Wurzelgemüse zubereitet. Ein Löffelchen der Spätzle und des Gemüses haben sie mir an den Tellerrand gelegt. Josef meint dazu: „Ist nur für das Gesamtbild auf dem Teller, damit alles etwas adretter aussieht“. Ich habe anstandshalber davon einen kleinen Bissen versucht, bin aber dann doch komplett bei den Rinderlendenstücken geblieben, die mir viel besser gemundet haben. Gerda und Josef grinsen sich gegenseitig an, als sie sehen wie ich vorsichtig um das Gemüse und die Nudeln herum mein Fleisch vom Teller nehme und mit Genuss vertilge.
Plötzlich lacht Gerda los: „Wenn ich mir vorstelle, bei uns sitzt ein braver, liebevoller, rechtschaffener Kater, der kein Wässerchen trüben kann (Anmerkung Coon: In der Pfalz bedeutet der Ausdruck: „Jemand kann kein Wässerchen trüben“, daß er über jeden Verdacht erhaben ist etwas schlimmes zu tun. Er ist somit harmlos und keinesfalls in der Lage eine böse Tat zu vollziehen) und ausgerechnet der soll unseren Tierarzt k.o. niedergestreckt haben. Ich kann das überhaupt nicht glauben was man sich so alles in unserem Geschäft darüber erzählt hat“. Josef strahlt und meint: „Schaden wird es unserem arroganten Tierarzt mit Sicherheit nicht, mal eine kleine Abreibung erhalten zu haben.“ Gerda räuspert sich etwas und meint dann: „Übrigens Josef, viel mehr Beschwerden höre ich immer wieder über unseren Metzgergesellen Jürgen. Der soll ständig mit der Nachbarschaft im Clinch liegen. Zudem scheinen er und seine Hunde oft sehr laut zu sein und Jürgen soll auch mit einem Luftgewehr harmlose Vögel abknallen. Was sollen wir in dieser Angelegenheit machen“? Josef muss nicht lange überlegen, zuckt hilflos mit der Schulter und meint: „Seinen Job in der Wurstküche macht er gut. Er ist verlässlich und kann fest anpacken. Sein Eigenbrödlerverhalten kann ich nicht ändern, er ist schließlich für die harte Arbeit als Metzger eingestellt worden und nicht als Showmaster auf der Bühne, der sein Publikum unterhalten soll. Alleine und ohne Gesellen schaffe ich die Arbeit nicht mehr und da den meisten Leuten der Beruf zu schwer und die Arbeitszeiten zu lang sind, gibt es auch nur wenige tüchtige Leute die in Frage kämen. Die sind aber alle seit Jahren in ihren jeweiligen Betrieben, oder haben sogar mittlerweile ihre Arbeitsplätze aufgegeben und sind jetzt in einer der Fabriken ringsum beschäftigt, weil sie dort mehr Geld verdienen und vor allem einen geregelten Tagesablauf haben. Zudem wohnen die auch oft zu weit weg, als dass sie jeden Morgen in unser Städtchen zum Arbeiten kommen würden. Es wird uns derzeit nichts anderes übrig bleiben als mit den Beschwerden zu leben. Sollte sich aber mal eine, von der Arbeitsleistung vergleichbare Alternative bieten, wäre ich interessiert. Natürlich muss ich aber bei allen psychischen Problemen СКАЧАТЬ