Das Leben ist ´ne Session. Frank Gahler
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Название: Das Leben ist ´ne Session

Автор: Frank Gahler

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844257328

isbn:

СКАЧАТЬ target="_blank" rel="nofollow" href="#fb3_img_img_0d64fb24-6015-5130-ad23-8729e27a0cf7.jpg" alt=""/>Tommy Meissner, im Hintergrund Ludwig Endesfelder

      In der Zwischenzeit musste Detlef Nietz zur Armee, dafür kam Tommy Meissner. Guter Gitarrist und Sänger, allerdings mit dem Charme eines Sachbearbeiters im Finanzamt Oberschöneweide. Tommy rauchte wie andere Leute atmen, und zwar die RICHTIGEN Aparillos - sprich Zigarren und verwandtes.

      Eines Morgens – wir übernachteten im Studentenwohnheim in Wismar und schliefen dort in Doppelstockbetten – wachte ich den Bruchteil einer Sekunde vor Tommy, der im Doppelstockbett unter mir lag, aus meinen Träumen auf. Das Schauspiel, das sich mir dann bot, machte mich allerdings glauben, weiterhin vom Wahnsinn umarmt in tiefsten Träumen zu stecken : Tommy erwachte also – eigentlich sah ich nur seine Haare und seinen Bart, da seine Gesichtsfarbe eher der Farbe des sauberen Bettlakens glich, der Junge war leichenblass – na jedenfalls tastet der Irre, noch bevor er die Äuglein aufschlägt nach links neben sich, um sich dort eine am Vorabend sorgsam deponierte Zigarre zu angeln. Todesmutig wird dieses Teil entflammt, was ihn dann doch dazu bringt die blutunterlaufenen Gucklöcher zu öffnen. Nach einigen langen, genussvollen Lungenzügen und kleinen, leisen Grunzern steht seine Unübertroffenheit auf, was, da ich ja oben lag bedeutete, dass wir uns direkt in die Augen sahen. Tommy hält inne, betastet seinen Oberkörper und brabbelt an der im Bart steckenden Zigarre vorbei, dass es ihm morgens immer so verdammt schlecht gehe und eigentlich müsse er ja mal dringend zum Arzt. „Ich weiß nich’, Gala, ich glaub’ ich hab’ irgendwas mit meinem Blut – oder so, jedenfalls sollte ich das nicht auf die lange Bank schieben.“ Angesichts des qualmenden Balkens zwischen seinen strahlend gelben Zähnen haben wir uns nach DIESER Ansprache fast volluriniert vor lachen.

      Dann irgendwann stieg Basti das erste Mal aus, unter anderem, weil wir plötzlich anfingen wie die blöden rumzujazzen. Nee wirklich, im Ernst, Voigt und Endesfelder konnten wohl nicht anders, als sich selbst auf so’ne ja fast schon bemitleidenswerte, peinlich vordergründige Art als Künstler Ernst zu nehmen, dass wir anfingen Gefahr zu laufen, lächerlich verkrampften Jazz – Blues vor uns hin zu stümpern. Die zu MONOKEL überhaupt nicht passen wollende Attitüde zerriss fast diese noch so junge Band. Es passte einfach nicht zu unserem mittlerweile hart erarbeiteten Raubein-Image, mit abgespreizten kleinen Fingern Tee zu schlürfen und über Trotzki, Hegel und Schopenhauer zu parlieren. Ich meine, Speiche und mir waren doch damals gutes Benehmen und Weltrevolution scheißegal, wenn es nur richtig gerummst hat im Zwerch – und Trommelfell, und wenn der Nachschub an Frauen und Alk nicht zu verebben drohte, war schon fast alles im grünen Bereich. Also kein Tee, kein Schopenhauer, und so dauerte diese Phase zum Glück (wohl auch, weil wir handwerklich einfach nicht genug auf der Pfanne hatten) nicht sehr lange an – noch mal Schwein gehabt!!

      Tommy Meissner, Ludwig Endesfelder, Gala, Speiche, Detlef Nietz, Ulf Voigt

      MANAGER

      Nach ca. zwei Jahren hatte ich die Schnauze voll! Behördengänge, Songs schreiben, proben, Muggen aufreißen, die Band zusammenhalten, fremdgehen, Bandgelder verwalten, im Monat ca. 15 Konzerte absolvieren, saufen, Familie kümmern und witzig sein – das war mir irgendwann zu viel. Kein Aas machte bei all dieser Kärrnerarbeit auch nur `n bisschen mit – aber verdienen sollten alle das gleiche. Scheiß Basisdemokratie - aber dazu später!

      Egal, mir stank’s allmählich und wir hielten Ausschau nach `nem Manager. (In Ostdeutsch hieß dieser Job – haltet euch fest – ORGANISATORISCHER LEITER!! putzig, gelle?) Nicht leicht, nicht leicht! Aber nach einigen eher unfruchtbaren Versuchen stießen wir auf Karl Jung. Kalle war schon bei Engerling mit organisatorischem Kram beschäftigt und hatte somit gute Connections zu vielen Veranstaltern und offiziellen Wichtigtuern. Dass er bei uns deshalb anfing, weil Engerling ihn nicht mehr haben wollte, hätte uns schon so’n bisschen zu denken geben sollen. Aber zugegeben - anfänglich lief es sehr, sehr, gut – vor allem für mich. Ich hatte wieder etwas mehr Freizeit und zu all den Schuppen und Veranstaltern, die wir ohnehin schon kannten, gesellten sich völlig neue Möglichkeiten. Wir spielten plötzlich in Läden, an die vorher nicht zu denken gewesen wäre, und ich hatte wieder etwas mehr Zeit für Musik, Texte und Weiber.

      Ach ja, die Damenwelt! Da war ich leider immer sehr, sehr verwundbar. Als bekennender Tittenfan brauchte eine nur mit zwei beeindruckenden Argumenten vor mir zu stehen und meine Selbstbeherrschung wurde auf eine harte Probe gestellt. Selten allerdings bestand ich diese!

      SAALFELD

      Eines Tages sollten wir im thüringischen Saalfeld spielen. Wir waren schon einige Tage auf Tour und konnten somit das sowieso viel zu spät abgeschickte Telegramm mit dem Inhalt einer Veranstaltungsabsage nicht bekommen. Die Bullen in Saalfeld hatten einfach soviel Schiss vor MONOKEL gehabt, dass sie lieber bereit waren, den Rat der Stadt 70% der Vertragsstrafe für ein nicht fristgemäß gekündigtes Konzert bezahlen zu lassen, als die Geschichte vertragsgerecht durchzuziehen.

      Der Veranstalter, Reiner Scholtes, lachte sich jedenfalls selbst ins Fäustchen, als klar war, dass wir über diesen Vertragspunkt überhaupt nicht zu verhandeln bereit waren und kategorisch auf die Bezahlung der Vertragstrafe bestanden. Hier hatten wir es wieder mal mit einem Veranstalter zu tun, der nun wirklich kein großer Freund der offiziellen DDR - Kulturpolitik war. Da wir in Saalfeld übernachteten hat olle Scholtes sich sofort persönlich um die Knete gekümmert, so dass er uns doch tatsächlich am nächsten Morgen lachend den Batzen auf den Frühstückstisch knallte. Ich glaube für den war das `ne riesen Genugtuung den alten Säcken da im Rat der Stadt die Piepen aus’m Kreuz geleiert zu haben. Das gab’s auch!

      Das alles wäre ja eigentlich nur eine Geschichte von vielen, wenn da nicht Claudia gewesen wäre. Da es an diesem Tage anfing zu regnen und wir ja nun einen freien Abend hatten, setzten sich unser damaliger Drummer Mario Janik, Speiche und ich in so’ne gemütliche, alte Kneipe mit Butzenscheiben und gescheuerten Holztischen. Es roch nach Bier, Braten und geräuchertem Schinken, nach Wein und ein wenig auch nach Bienenwachs und Holzschutzmittel.

      „Klosterstube“ hieß die Kaschemme. Wir tranken halbe Liter Bier, futterten erst Schinkenbrote, dann nur noch Schinken und droschen einen gepflegten Skat. Draußen regnete es mittlerweile wie aus Kübeln, ein großer, grüner Kachelofen spendete sonnige Wärme, und unser Wohlbefinden war kaum noch steigerbar. Da ging die Tür auf! Penja - wie sich herausstellte die Tochter des Veranstalters - und ihre Freundin Claudia betraten die Gaststube. Claudia hatte langes, schwarzes Haar und ein ungemein interessantes Gesicht, indem zwei große, dunkle Augen ruhten, in die ich schon im Moment des ersten Blickkontakts zu versinken drohte. Ihre Parkajacke war unterhalb der Brüste so gut wie vom Wasser unberührt, weil die Dinger einem Balkon gleich alles abwärts von ihnen trocken hielten – und was ich davon hielt, und halte, muss ja nicht noch mal erwähnt werden!

      Eigentlich wollten die beiden Mädels nur einige Getränke für `ne Party „außer Haus“ kaufen. Ich wurde hektisch. Wenn die jetzt hier wieder raus geht – dachte ich – wer weiß, vielleicht seh’ ich diese Zauberbraut nie wieder.Da Line mich bereits vor Monaten nicht ganz ohne mein saudummes Hinzutun verlassen hat (sie kam mit meinem „unsteten“ Lebenswandel und meiner Cholerik nicht klar) und ich den üblen Trennungsschmerz von meiner Tochter Sarah einigermaßen überwunden hatte, glaubte ich in diesem Augenblick der Frau meines Lebens gegenüberzustehen. Ich nahm allen Mut zusammen und sprach sie an…

      Jahre später haben wir geheiratet und sie wurde die Mutter der zwei tollsten Kinder, die man sich nur vorstellen kann. Leider war ich immer noch ein blöder Lumpenhund – ungerecht, selbstherrlich, sexuell untreu, aufbrausend und desinteressiert. Musik war die einzige Lawine, der ich die Brust bieten konnte. Das WAHRE СКАЧАТЬ