Название: Tusnelda
Автор: Kathy B.
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783746772653
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Ihre ehemalige Kollegin, die sie öfter mal besuchen kam, traf ich zufällig beim Gassi. Weil wir mal anders langgegangen waren. Unsere beiden Hunde mochten sich. Während die sich beschnüffelten, meinte Anja: „Das mit dem Sie finde ich albern. Ihr wohnt doch nun schon so lange in einem Haus.“ „Manchmal ist das besser. Frau Herfurth ist nämlich nicht ganz ohne.“ „Die hat ja auch schon einiges durch. Vor allem mit ihrem Dicken.“ „Vielleicht nicht ganz unberechtigt.“ Sie sah mich mit großen Augen an. „Na viel bringt sie nicht. Und an die Hand nehmen musst du sie auch ständig.“ „Die hat doch ihren Umzug auch allein geregelt bekommen.“ „Allein? Ich weiß gar nicht, wie oft ich mit in ihre alte Wohnung bin. Und gemessen und gemacht habe. Ich habe ihr erklärt, wie sie die Möbel für die Umzugsfirma beschriften soll. Damit das auch klargeht. Und Essen und Kaffee habe ich auch gemacht.“ Sie sah mich ganz entsetzt an. Nach kurzem Überlegen sagte sie: „Es hat doch aber jeder Mensch eine zweite Chance verdient.“ „Wie viel denn nun noch?“ „Trotzdem finde ich das albern mit dem Sie.“ „Das ist auch mit zu ihrem Schutz. Die macht so viel Mist. Wenn wir per du wären, wäre ich manchmal nicht mehr so höflich.“ Anja guckte ganz entsetzt. Am liebsten hätte ich ihr noch was anderes erzählt. Die Frau meinte es immer gut. Wenn sie Tusnelda besuchte, brachte sie Kuchen und Süßes mit. Was grundsätzlich bei mir landete. Weil es keiner essen würde. Eigentlich war es schade ums Geld.
Obendrüber war eine heillose Ruhe. Bloß einmal schepperte es ganz laut. Dann hatte es die vielleicht hin geledert. Von mir aus konnte sie sich die Rübe aufschlagen. Die war doch eh nicht mehr glatt in ihrem Oberstübchen.
Nach einer Woche trafen wir uns im Hausflur. Sie war wie umgewandelt. Als wäre nie was gewesen. Sie grüßte, setzte sich auf die Treppe und streichelte unseren Hund. Nebenbei erzählte sie mir, dass Sidney über Ostern heimkommen würde. „Na ist doch schön.“ Sie meinte, sie würde uns zum Essen einladen. Ich hätte ja schließlich auch schon genug für sie getan. „Danke, aber Rico hat Dienst.“ „Dann kommen Sie wenigstens.“ Darauf war ich ja ganz erpicht. Wahrscheinlich bekam ich hunderttausend Ekelblasen. Aber ich musste ihr schon die Chance geben.
Es war die blanke Katastrophe. Das Essen war schon auf den Tellern, wie ich hochkam. Trotzdem musste noch eine geraucht werden. Damit es ja auch kalt wurde. Sally benahm sich wie so ein kleines Kind. Sidney nicht minder. Alles, was er nicht mochte, legte er seiner Mutter auf den Teller. Selbst, wenn er es schon halb durchgekaut hatte. Furchtbar.
Die Kinder verschwanden nach dem Essen jeweils auf ihr Zimmer. Dort waren sie eh bloß. Dass wir am Tisch gesessen hatten, war eine Ausnahme gewesen. Sie brachte ihnen das Essen ans Bett. Wo sie den ganzen Tag herumlagen. So viel zum Thema Familienleben. Aber ich hatte keinen Bock mehr, ihr was zu sagen. Es kam doch sowieso nicht an.
Das Verdauungszigarettchen konnte ich natürlich nicht verweigern. Währendem meinte sie, dass sie wieder mit Farbe dran wäre. „Ich habe es Ihnen doch gezeigt.“ „Habe ich mir nicht gemerkt.“ Da ich wenigstens einen ruhigen Sonntag haben wollte, schlug ich ihr heute Nachmittag vor. Nach dem Kaffeetrinken. Und nach dem Gassi. Hauptsache, sie wollte dort nicht noch mitlatschen. Da wäre ich nämlich schon vor dem Färben reif für die Insel gewesen. Sie sagte nichts in der Richtung. Gott sei Dank auch.
Wie ich hochkam, wollte sie erst mal wieder eine rauchen. Musste ich ihr denn jedes Mal dasselbe sagen, dass sie das auch dann tun konnte. „Erst die Arbeit.“ Kein Wunder, dass die mit nichts fertig wurde. Hier sah es aus. Ich musste aber die Brille aufsetzen, damit ich es auch richtig machte. Während sie mit der Farbe auf dem Kopf dahockte, rauchten wir eine. Danach stand ich auf. „Und Abspülen?“, fragte sie. „Das werden Sie doch wohl allein bringen.“ „Ich weiß doch gar nicht, wann es gut ist.“ „Wenn keine Farbe mehr kommt.“ „Machen Sie das mal. Das ist mir sicherer.“ Ich stöhnte. Weil ich ja nun auch die Emulsion einmassieren durfte. Wenn sie wenigstens ihre sexuellen Äußerungen sein lassen hätte. Mann, oh Mann. Dann sollte sie sich einen suchen. Oder es sich selber machen. Ich war froh, wie ich wieder runterkonnte.
Für Tusnelda schien damit, die Welt wieder in Ordnung zu sein. Also konnte man dem anderen bisschen auf den Beutel gehen. Sie kam jeden Tag mindestens drei Mal. Wegen irgendwelchem Schotter. Ich konnte ihr noch so viel sagen, dass ich am Schreiben war. Und sie mich ständig rausbrachte. „Machen Sie doch ein Bürozeitenschild an die Tür.“, sprach sie. „Wir sind doch hier nicht bei der Wohnungsbaugenossenschaft. Aber wir können das gerne machen. Die haben nämlich nur dienstags Sprechzeit.“ Jetzt guckte sie wieder wie so ein Quarknapf.
Freitag kam sie geschlagene vier Mal wegen der Eierlikörcreme für die Torte. Ich hatte ihr mal Stück hochgegeben. Und das Rezept hatte ich ihr auch aufgeschrieben. Es war eigentlich Pillepalle, die paar Zutaten zusammen zu rühren. Die bekam es trotzdem nicht gebacken. Mein Gott, nein. Ich bekam heute Besuch bis Sonntag und hatte noch so viel zu tun.
Abends war wieder Highlight im Kettenkasten obendrüber. Vielleicht hatte sie ja schon die ganze Torte gefressen. Obwohl? Von sechs Gläsern Eierlikör konnte man nicht so besoffen sein.
Anderntags lud sie mich zum Kaffee ein. Ich erklärte ihr, dass meine Freundin da wäre. Die könnte ich mitbringen, meinte sie. „Was war denn gestern Abend los?“ Zur Feier des Tages hätte sie sich einen genehmigt. „Haben Sie im Lotto gewonnen oder was?“ „Ich spiele doch überhaupt nicht. … Nein. War bloß, weil mir der Kuchen so gut gelungen ist.“ „Das wissen Sie doch noch gar nicht. Oder haben Sie schon gekostet?“ „Mm.“
Ein Viertel war echt weg. Ich hatte mit meinem einen Stück schon zu tun. „Was haben Sie denn hier gemacht?“ „Wieso?“ Ich trank ja gerne Eierlikör. Aber das hier war mir ein bisschen zu viel des Guten. Da waren doch niemals bloß sechs kleine Schnapsgläser voll drin. „Wenn, muss man das schon richtig merken.“ Sie hätte das Doppelte genommen. Dass die sich auch nie an was halten konnte. „Sie müssen sich immer selber kreieren. Und dann kommt Rotz raus.“ „Wieso? Schmeckt doch gut.“ „Wenn man was noch nie gemacht hat, hält man sich erst mal ans Rezept. Beim nächsten Mal kann man sich dann bisschen ausprobieren.“ „Da muss ich erst mal eine neue Flasche kaufen.“ Ich zog den Kopf in den Nacken. Bei sechs Gläsern fehlte oben nicht viel. Und sie mit dem Doppelten, da war vielleicht ein Viertel weg. „Was haben Sie denn mit dem Rest gemacht?“ „Na getrunken.“ „Da klebt es einem doch die Gusche zu.“ Dafür hätte sie Bier gehabt.
Unten ließ ich mich erst mal über Tusnelda aus. Was sie sich wieder so in letzter Zeit alles geleistet hatte. Gabi lachte bloß. „Du hast das ja nicht.“, sprach ich. „Gott sei Dank auch.“ Es klingelte. Ich sagte stöhnend: „Wenn man vom Teufel spricht.“
Was Tusnelda wollte, wusste sie selber nicht. Wahrscheinlich die Neugierde. Oder, weil sie kaum jemand besuchte. „Frau Herfurth. Rico kommt dann gleich. Ich möchte bisschen was an Essen vorbereiten. Sie wissen, bei mir gibt es nicht nur nackte Bemmen.“ „Die gibt es bei mir auch nicht.“ Ich wollte erst sagen: „Wann haben Sie schon mal einen Salat gemacht?“ Die wusste doch gar nicht, wie das ging. „Wo ist denn Timmy überhaupt?“, fragte sie. Es war interessant, dass der das auch schon auffiel. „Na mit Vati mit.“ „Hätten Sie mal eine Milch? … Sonst muss ich noch mal los.“ Ich holte ihr eine. „Bringe ich am Montag wieder mit. Und hätten Sie vielleicht noch zwei Bier?“ „Muss ich noch mal runter.“ „Kann ich auch machen. Ich weiß doch, wo es steht.“ Na ja, gut. Schließlich hatte sie noch was weggenommen.
Montagvormittag stand eine Milch im Regal. Dienstag die zwei Flaschen Bier. Nachmittags bettelte sie um Tabak. So langsam ging mir das auf die СКАЧАТЬ