Tot im Wohnwagen. Elisa Scheer
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Название: Tot im Wohnwagen

Автор: Elisa Scheer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750253230

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СКАЧАТЬ wichtig: ein Mann! – jung und ehrgeizig sein, jederzeit erreichbar, bereit zu Zwölfstundentagen, mit Auslandserfahrung, mindestens guten Kenntnissen in Englisch, Spanisch, Russisch und Mandarin – um die entscheidenden Märkte abzudecken – außerdem konsumfixiert und mit stilvollem Auftreten.

      Work-Life-Balance? Hebe dich weg, Satanas! Den einzigen Mann, der bei AHmoney einmal Vaterzeit genommen hatte, hatte Anton hinterher zügig weggemobbt. Nach dem, was sie wusste, war er dann eben zu Engelmann gegangen und managte jetzt dort einen sehr aussichtsreichen Fonds.

      Schön blöd, Anton!

      Frauen mussten übrigens nicht ehrgeizig sein, höchstens darin, ihren Männern zu gefallen und die Kinder konsumorientiert zu erziehen. Die Jungs vor allem…

      Sie überlegte: Warum sollte Baby Emma dann so wirtschaftstauglich erzogen werden? Warum nicht lieber mit Puppen Schule spielen – wofür sie im Übrigen ebenfalls um Jahre zu jung war?

      Völlig unlogisch. Und wahrscheinlich nur, weil er die Garbrechts eben nicht leiden konnte. Und damit drehten sich ihre Gedanken ganz sinnfrei im Kreis!

      Energisch verbot sie sich weitere überflüssige Gedanken, räumte kurz die Küche auf und ging sich schminken, um dann zu art & books aufzubrechen. Vier Stunden Kunstbücher… die reinste Erholung, mit Anton verglichen!

      5

      Keine Überwachungskamera, schließlich war alles Baumaterial diebstahlssicher hinter einem stabilen Stahlzaun verstaut. Mist, ärgerte Maggie sich. Und hier wohnte wirklich weit und breit niemand, den man fragen konnte.

      Ah, da kam ein Mann auf sie zu!

      Sie zückte ihren Polizeiausweis und stellte sich vor. „Haben Sie vor knapp zwei Wochen hier etwas Seltsames bemerkt, Herr…?“

      „Mühlbacher. Nö, hab ich nicht, ich wohne nicht hier und ich hatte die letzten beiden Wochen Urlaub. Malle… ach ja.“ Er seufzte.

      Maggie seufzte ebenfalls.

      Als nächstes tauchte eine Frau mit einem sehr unzufriedenen Kleinkind im Buggy auf. Sie immerhin wohnte in Birkenried, hatte aber nichts Brauchbares beobachtet.

      „Ich glaube, irgendwelche Ganoven haben diese Schrottmühlen sowieso schon alle aufgebrochen“, vermutete sie und beugte sich zu ihrem ärgerlichen Sprössling: „Ja, was hast du denn? Wir sind doch gleich zu Hause, dann gibt´s was zu essen. Und eine frische Windel!“

      „Er oder sie?“, zeigte Maggie Interesse.

      „Sie. Emily. Aber jetzt ist sie ein bisschen schlecht gelaunt.“

      „Man hört es. Machen wir´s so – wenn Ihnen etwas einfällt, melden Sie sich.“ Sie reichte der Frau ihre Karte, die diese achtlos einsteckte, weil Emily ihren Schnuller ausgespuckt hatte und nun lautstark losweinte.

      „Scharfe Dinger“, sagten die beiden Jungen, die als nächste vorbeischlurften, die Zigarette lässig in der Hand.

      „Wovon reden Sie?“ Maggie war leicht verdutzt.

      „Na, die Rostschüsseln da! Müsste man mal ausschlachten. Ich meine, fahren tun die doch eh nicht mehr, oder?“ Zur Bekräftigung trat er gegen einen der schlaffen Reifen, der daraufhin gleich noch etwas mehr in sich zusammensank.

      „Und warum soll der Schrottplatz alles kriegen? Da landet es doch eh nur in der Schrottpresse!“

      Maggie zog eine strenge Miene, hatte aber nicht das Gefühl, die beiden zu beeindrucken. Also musste sie es mit der Schocktherapie versuchen: „In einem von den Schrotthaufen haben wir eine Leiche gefunden.“ Das funktionierte schon besser: „Eine Leiche? Cool!“

      „Also ist der Wohnwagen ein Tatort. Das kennt ihr doch – aus dem Fernsehen, gell?“

      Sie nickten eifrig. „Welcher denn?“

      „Das müsst ihr nicht wissen. Das weiß nämlich außer uns nur der – Mörder.“

      „Hui.“

      „Und wenn ihr euch darin zu schaffen macht, hinterlasst ihr Fingerabdrücke. Was denken wir dann wohl?“

      „Dass wir es waren?“ Das klang schon ängstlicher.

      „Richtig.“

      „Schmarrn“, wandte der andere unbeeindruckt ein, „wir können doch Handschuhe anziehen!“

      „Jeder Mensch hinterlässt an einem Tatort Spuren. Haare, Hautschüppchen, Speichel, Schweiß…“

      „Dann bräuchten wir also so einen Ganzkörperanzug wie im Fernsehen?“

      „Von der Spurensicherung? Richtig. Und auch die Schuhe nicht vergessen! Übrigens ist dieses Zeug ziemlich teuer und nicht im freien Handel zu bekommen. All dieser Aufwand für eine vergammelte Kücheneinrichtung oder hässliche Vorhänge aus den Achtzigern? Alt genug sehen die Wohnwagen schließlich aus!“

      „Ui… naja. Aber wieso Schuppen? Ich hab doch keine Schuppen!“

      „Hast du wohl! Haufenweise!“

      „Hab ich nicht! Und du musst reden, du mit deinen Pickeln!“

      Maggie sah ihnen nach, als sie sich freundschaftlich zankend entfernten, und hielt dann nach einem neuen Opfer Ausschau. Kein Mensch auf der Straße, Mist.

      Sie eilte zur nächsten Ecke, wo Patrick lauerte. „Hast du was erreicht?“

      „Wohnwagen? Welche Wohnwagen? Ich bin tagsüber kaum da. Aus dem Fenster schauen? Wozu? Ich hab ein Streaming-Abo, das ist interessanter. Und lauter solches Zeug.“

      „Bei mir auch. Das hat doch alles keinen Sinn, besser machen wir einen Aufruf über Facebook oder so. Die Pressestelle soll das machen. Aber dass niemand die Frau als vermisst gemeldet hat, wundert mich schon. Komm, wir schauen bei Julia vorbei, vielleicht sagt sie etwas Interessantes.“

      Julia Engelhorn bestritt zunächst, etwas Interessantes zu wissen. „Stranguliert wisst ihr doch schon! Und sonst – elf Tage, okay, jetzt eher zwölf Tage tot. Frau wohl Ende fünfzig. Zwei Eheringe, die sie wahrscheinlich nicht mehr abgekriegt hat. Aber die Finger könnten auch einfach angeschwollen sein. Sie hat mindestens einmal ein Kind bekommen, per Kaiserschnitt. Normales Gewicht, etwa einssiebzig groß. Haare dunkelbraun, aber gefärbt, also wahrscheinlich zum Teil grau, genau genommen weiß.“

      Maggie seufzte enttäuscht, dann fiel ihr Blick auf eine etwas tantige Handtasche aus grauem Filz. „Nichts drin, oder?“

      „Nein. Wisst ihr aber schon. Übrigens sind diese Taschen, so langweilig sie aussehen, ziemlich teuer. Schaut mal, hier!“

      Sie zog die beiden Seiten vorsichtig etwas auseinander und man erkannte den bekannten – nach Maggies Ansicht ziemlich hässlichen - House Check einer englischen Nobelmarke. „Porter´s? Seit wann machen die denn in Filz?“

      Julia zuckte die Achseln. „Vielleicht soll das nachhaltig wirken, was weiß denn ich! Aber das Ding kostet bestimmt vierhundert Euro.“

      „Keine arme Frau“, folgerte Patrick.

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