Suomi on kaunis (Deutschland auch). Nadja Hummes
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Название: Suomi on kaunis (Deutschland auch)

Автор: Nadja Hummes

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746732084

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СКАЧАТЬ füllt er auch seinen Becher, stellt danach die Thermoskanne auf einen kleinen Schneehügel, welcher lediglich an der Oberfläche ein wenig anschmilzt, ansonsten jedoch unverändert bleibt, – und schon stoßen wir mit unseren Kaffeetassen an.

      „Kippis!“

      „Kippis.“

      „You needn't come in“, sagt er. „We understand you, me and my wife. You don't know us. That's okay. But if you're walking – even maybe since a few hours – you have to take care. It seems you're here for the first time. Are you?“, fährt er fort, während er mir signalisiert, noch einen weiteren Schluck aus meiner Kaffeetasse zu nehmen.

      „Yes.“

      „I thought so.“

      „May I ask you some questions?“

      „Of course. Just ask.“

      „I saw lots of old cars in the streets around here. Why? Is there a special reason?“

      „Because they drive! Especially even when it's cold. That's the cause! What shall we do with a gaming console on wheels?! If we want to play, most of us have a laptop or tablet or something like that. These fucking gaming consoles on wheels won't drive when it's cold. And they always have to be pampered. They aren't built to drive through woods. Not for places between roots and stones and trees and so on. Lots of our streets are no highways. No... what's the word... no asphalt. Not everywhere. And if it's... what's the word... broken... out of order, you cannot mend it. Horrible! No. We love old cars! Opel, Ford, VW, Fiat, Volvo... and so on. They drive! No matter of the weather. And if there's something out of order: You can fix it yourself. You can repair it.“

      Es wird ein sehr geruhsames Pläuschchen, so mitten im Schnee am Gartenzaun stehend. Während die Thermos­kanne immer leerer wird, plaudern wir entspannt in aller Gemütsruhe über dies und jenes. Ohne jede Hektik, Berechnung oder irgendeine Form von Profitgier, – und auch ohne Zeitdruck. Nach einer Dreiviertelstunde kenne ich seinen Namen, den seiner Frau, weiß, dass er drei Kinder hat und weswegen er heute um diese Zeit schon auf dem Heimweg gewesen ist. Er wiederum kennt meinen Namen, weiß, welche Punkte ich auf meiner bisherigen Wanderung schon passiert habe und hat mich kurzerhand mit einigem Hintergrundwissen ausgestattet. Mit einer Einladung, ihn und seine Frau jederzeit spontan besuchen zu können, schließt er unsere Begegnung und verab­schiedet sich winkend in sein Haus.

      *

      Nach einem langen und wunderschönen Tag, angefüllt mit Wanderungen, Stippvisiten in kleine örtliche Läden – wie zum Beispiel einen Gebrauchtwarenladen für Kleidung und Haushaltsgegenstände nahe der Karisuonkatu – sowie zwei Zwischenstopps in unterschiedlichen Gastronomien schließe ich erschöpft, aber glücklich die Wohnungstür auf. Es ist dunkel.

      „Valtteri?“, rufe ich in der Wohnungstür stehend, während ich das Flurlicht anknipse.

      Keine Antwort. Wir müssen uns knapp verpasst haben.

      Ich schäle mich aus meiner Jacke, streife die Stiefel ab und steuere zielstrebig die Küche an. Mir ist nach einem warmen Tee zumute. Als ich auch in der Küche das Licht einschalte, sehe ich, dass ich mir keinen Tee mehr aufsetzen muss. Ein großzügig gedeckter Abendbrottisch erwartet mich, – inklusive einer Thermoskanne Tee.

      Neben dem für mich bereit gestellten Teller liegt ein Zettel:

      Liebe Lenja

      Gut, dass du bei meiner Rückkehr nicht hier gewesen bist. Ich hätte dich sonst in Grund und Boden gerammt! Bist du bekloppt, die Betten zu machen und meine Schuhe zu putzen?! Du bist mein Gast! Not my roomservice! Du solltest mir nur mit meiner Garderobe helfen! Hast du übrigens gut gemacht. Danke. Die Unterhose habe ich ausgesucht. Mit einem Gürtel hält die schwarze Hose. Ich habe wohl zugenommen. Der Reißverschluss ging noch zu, aber der Knopf nicht mehr. Mit dem Pullover über der Hose sieht man es nicht. Iss in Ruhe Abendbrot. Die Kaffeemaschine ist frisch befüllt. Du musst nur noch den Knopf drücken.

      Valtteri

      P.S.: Überlege Dir bitte, länger zu bleiben!

      *

      Mein Blick wandert den Sternenhimmel entlang. Eine sehr nüchterne Erkenntnis findet sich bei mir ein: Sternen­klarer Himmel letzte Nacht. Sternenklarer Himmel auch in der kommenden Nacht? Es könnte kalt werden. Kälter als minus 26 Grad.

      Ich bin geblieben. Bin noch immer hier. In Finnland.

      Zehn Tage haben einfach nicht ausgereicht. Nicht, wenn man Land und Leute wirklich kennenlernen will. Drei bis vier von zehn Tagen gehen für die An- und Abreise ab. Die verbleibenden sechs oder sieben Tage sind so schnell verstrichen, dass es einem allenfalls einen ersten Eindruck ermöglicht. Und Valtteri hat mich sowieso viel zu lange nicht gesehen, so befand er. Also haben wir die Rückreisetickets storniert und pi mal Daumen grob einen Aufenthalt von zwei bis drei Wochen angepeilt. Schreiben und Kunstwerke kreieren kann ich auch hier, da hat er Recht. Einen Job, um über die Runden zu kommen, kann ich mir an meinem neuen Wohnort immer noch suchen. Nachdem ich wieder vor Ort bin.

      Ich habe den Vermieter über meinen verlängerten Auslandsaufenthalt informiert und er hat zugesagt, den Hausmeister – welcher ohnehin jede Woche einmal im Haus ist, um das Treppenhaus zu reinigen, – damit zu beauftragen, wöchentlich meine Wohnung zu lüften sowie kurz nach dem Rechten zu sehen. Solange ich weder von ihm noch von dem Hausmeister höre, kann ich davon ausgehen, dass alles in Ordnung ist. Anderenfalls, so sagte er, würde er sich mit mir in Verbindung setzen. Wie gut, dass ich den Zweitschlüssel vor meiner Abreise klug deponiert habe. Es ist also alles geritzt. Das verschafft mir ein völlig neues Aufenthaltsgefühl. Ich bin zeitlich ungebunden. Kein Termindruck sitzt mir im Nacken. Ich kann mich voll und ganz auf meine Schreiberei und das Erstellen von Kunstwerken konzentrieren. Mich ganz diesen Dingen widmen. Ohne Angst vor einem finanziellen Engpass. Dank Valtteri. Er bestand und besteht auch weiterhin darauf, dass ich sein Gast bin. Er lehnt jede finanzielle Beteiligung an Aufenthaltskosten, Lebensmittel­einkäufen & Co. vehement ab. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Sobald ich eine vorsichtige Frage oder gar ein Angebot in dieser Richtung ansprach, reagierte er fast schon beleidigt.

      An meinem alten Wohnort gab es genug Interessenten für mein Auto, meine Möbel, Kleidung, Elektronik und diversen Hausrat, sodass es nicht nur eine unkomplizierte Wohnungsauflösung, sondern auch ein kostengünstiger Umzug wurde. Dadurch hatte ich neben der zu entrichtenden Kaution und den ersten drei Monatsmieten noch ein wenig Geld für die Last-Minute-Reise nach Finnland übrig. Hätte ich jedoch zusätzlich eine Wochenpauschale für eine Ferienunterkunft in Finnland entrichten müssen, dann wäre das finanziell für mich nicht zu verkraften gewesen. Ganz zu schweigen von der Verpflegung vor Ort. In dieser Hinsicht ist Finnland teuer. Das liegt an der Mehrwertsteuer auf den hier erhältlichen Lebensmitteln.

      Überhaupt sind die hiesigen Lebensmittel eine ganz eigene Herausforderung. Alles ist irgendwie gesüßt. Füge ich beispielsweise handelsüblichen Standardsenf zu meiner Mahlzeit hinzu, bekommt die Speise eine Art zuckrigen Sirupgeschmack. Na gut, ein paar glorreiche Ausnahmen mag es geben. Nicht nur beim Senf. Doch die sind eher selten. Als ich Valtteri einmal danach fragte, antwortete er nur beiläufig, dass süße Speisen und Getränke ein guter Ausgleich zur langen jahreszeitlich bedingten Dunkelheit und allemal besser als Alkohol seien.

      Gleich darauf schwank er thematisch auf seine aktuellen Jobfrustrationen um. Nebenbei drückte er mir mit den Worten „Hab' ich dir mitgebracht“ eine Tüte aus einer örtlichen Apotheke СКАЧАТЬ