Suomi on kaunis (Deutschland auch). Nadja Hummes
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Название: Suomi on kaunis (Deutschland auch)

Автор: Nadja Hummes

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746732084

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СКАЧАТЬ ihm die Arbeit an seiner Skulptur fehlt. Ich verstehe ihn nur allzu gut.

      Wir fahren auf einer Hauptstraße entlang. Laut Ausschilderung führt sie zur Ortsmitte von Vanha Rauma. Nach einer Weile setzt er den Blinker. Keskusta steht auf einem anderen Schild.

      Valtteri parkt ein, stellt den Motor aus. Auf dem Marktplatz herrscht bereits reger Betrieb. Sehr viele Männer in neongelben Jacken. Einige von ihnen halten Gebäck und Kaffee in ihren Händen. Andere rauchen. Einer der Männer, ein stämmiger junger Mann in einer neongelben Jacke, kommt auf uns zu.

      „Hei, Valtteri.“

      „Moi, Aki. Saanko esitellä? Tässe on Lenja. Lenja, – Aki. Aki, – Lenja.“

      „Hei, Lenja“, begrüßt der Angesprochene mich.

      Danach reden Aki und Valtteri miteinander. Natürlich in ihrer Muttersprache. Ich verstehe kein Wort, zumal sie sehr schnell sprechen. Also bestelle ich mir derweil einen Kaffee nebst einem kleinen Frühstück. Auf Finnisch. Die Bedienung lächelt mir anerkennend zu und reicht mir tatsächlich genau das, was ich möchte. Hurra!

      „Lenja, Akis Wagen ist hinüber. Er hatte Probleme, ihn nach der Zwischenstopp für der Kaffee zu starten. Ich nehme ihn in meinem Auto mit. Wir müssen jetzt los, die Arbeit beginnt. Du findest dich zurecht? Dir geht gut?“

      „Ja, Valtteri, kein Problem“, antworte ich ihm und weiß, dass es stimmt.

      Valtteri und Aki winken mir zu, dann fahren sie davon. Ich blicke dem Wagen hinterher. Er verschwindet in Richtung Eurajoki.

      *

      Bald schon habe ich den Ortskern hinter mir gelassen, wandere durch tiefen Schnee. Eine einzige weiße Landschaft, so weit das Auge reicht. Die Straßen sind dank der Laternen gut beleuchtet. Verlässt man allerdings die Bürgersteige, welche entlang der Hauptverkehrswege verlaufen, dünnt die Straßenbeleuchtung recht bald aus.

      Wo das Festland aufhört und Wasser beginnt, sei es das Bottnische Meer oder einer der vielen finnischen Seen, lässt sich, unabhängig von der Beleuchtung, angesichts der allgegenwärtigen Schnee- und Eisdecke zunächst nur vermuten. Bestenfalls erahnen.

      Selbst der Schnee ist hier in Finnland anders als in Deutschland. Eine andere Konsistenz. Eine andere Optik. Eine andere Struktur.

      Wenn es schneit, dann regnet es unzählige kleine Diamanten. Kein Foto der Welt kann dies einfangen, kein Bild dies festhalten.

      Unterwegs komme ich an etlichen Holzhäusern vorbei. Bunt sind sie, die Holzhäuser der Finnen. Das gefällt mir außerordentlich gut. Statt tristem Grau leuchten mir unterschiedliche Blautöne, Gelb, Weiß, Grün oder das klassische Rot von den Häuserwänden entgegen. Bewährter Wetterschutz, so sagt man. Schwedisches Rot, auch nachgedunkelt, dominiert. Blau und Gelb schließen auf, während Grün und Weiß sich schüchtern zurückhalten und nur vereinzelt auftauchen.

      Ich öffne meinen Rucksack und nehme die Digitalkamera heraus. Sie streikt. Trotz aufgeladener Akkus. Es ist einfach zu kalt. Die Elektronik versagt. Körperwärme, sagt mir jede Faser meines Seins. Körperwärme. Kurzerhand stopfe ich die Kamera hinter meinen Hosenbund. Klemme sie dort so ein, dass sie auf meiner Bauchdecke aufliegt. Ich spüre die Kamera auf meiner Haut. T-Shirt, Pullover und Winterjacke bringe ich nun sorgfältig wieder in ihre vorherige Position. Einmal mehr stelle ich fest: Die gefütterte Motorradlederhose war und ist eine gute Entscheidung. Ebenso wie die Zwölf-Loch-Schnürstiefel. Bevor ich den Rucksack wieder verschließe, nehme ich noch das Handy heraus und schalte es ein. Nur mal so, zur Probe. Nichts regt sich. Ich klemme das Handy unter meinen Handschuh. Zwischen Handinnenfläche und Handschuhinnenfutter. Bald wird es wieder funktionsfähig sein. So setze ich meinen Weg fort.

      *

      Früher Abend. Seit etwa einer Stunde bin ich wieder in Valtteris Wohnung. Mein Laptop wartet geduldig auf meine Eingabe.

      Ich stehe auf, gehe in die Küche, setze eine Kanne Kaffee auf und suche nach Tassen. Im Hängeschrank über der Spüle werde ich endlich fündig. Ach, hier also wird das frisch gespülte Geschirr abgestellt. Offensichtlich gehört ein Hängeschrank, welcher ausschließlich aus drei Abtropf­gittern besteht, zur finnischen Standard-Küchen­einrichtung. Abtropfgeschirr abstellen, Schranktüren zu, optisch aufgeräumt, fertig. Das trocknet von alleine. Klasse. Lustig. Sehr praktisch.

      Ein Klicken der beiden Wohnungstüren. Der Schlüssel wird herum gedreht. Valtteri ist zurück.

      „Hei, Lenja. Oh, es riecht nach frischem Kaffee!“

      „Ja. Fast fertig. Möchtest du eine Tasse?“

      „Gerne! Ich komme heim und der Kaffee ist fertig. Das hat 'was“, scherzt Valtteri. „Und wir machen keine Zeitver­schwendung, Lenja. Lass uns der Kaffee im Wohnzimmer trinken. Ich muss an die Farben.“

      „Klingt gut!“

      Begeistert eile ich in sein Wohnzimmer, zwei Kaffeetassen gekonnt in meinen Händen balancierend.

      „Bist du schon lange hier?“, fragt Valtteri beiläufig, während er Farben und Papier aus den Regalen zerrt. Der Fußboden wird zur Arbeitsfläche.

      „Nö. Erst seit etwa einer Stunde. Warum?“

      „Weil dein Laptop an ist.“

      „Ach so, ja.“

      „Aber der Bildschirm ist leer“, stellt er fest und hockt sich im Schneidersitz auf den Boden.

      Herrlich. So was von unkompliziert, der Mann. Valtteri ist Feingeist, Bodenständiger, Spielkind, Erwachsener, super Intelligenzquotient und Lebensfreude in einer Person. Und kein bisschen narzisstischer Profilneurotiker. Genial. Ich setze mich zu ihm. Er strahlt mich an.

      „So, Lenja. Und jetzt machen wir Kunst. Und es wird wunderschön sein.“

      „Aha? Und woher weißt du das?“

      „Weil du bist voll auf meine Wellenlänge.“

      „Ouha.“

      Ich werde rot. Nach alledem, was ich gerade eben über diesen Menschen gedacht habe, bleibt mir auch gar nichts anderes übrig.

      „Nein, nein, nein, du musst dir nicht rot werden. Was ich sage, ist wahr.“

      Wortlos nippe ich an meinem Kaffee. Valtteri gießt Abtönfarbe auf ein DIN A2-Blatt.

      „Welche Farben nimmst du, Lenja?“

      „Tja, … weiß nicht.“

      Unschlüssig schaue ich mich um. Zögernd greife ich nach einem Satz undefinierbarer Tuben.

      „Erzähl mir, Lenja“, sagt Valtteri, während er mit einem Schwamm die Abtönfarbe auf das Papier verteilt.

      „Was soll ich dir denn erzählen?“

      „Warum der Bildschirm von dein Laptop leer ist. Warum er noch nicht voll ist von dein Schreiben. Warum du mit das Malen zögerst. Wie dir in deine neue Wohnung ist. Und in der neue Wohnort.“

      „Uff. СКАЧАТЬ