Mein Chef und andere Hürden. Monika Starzengruber
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Название: Mein Chef und andere Hürden

Автор: Monika Starzengruber

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750225701

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СКАЧАТЬ und schlagfertig zeigen, um ihm zu imponieren und eventuell sein Interesse zu steigern. Aber wie sollte man das von einer Sekunde zur anderen bewerkstelligen, wenn man sonst auch nicht zu den Pointenerfindern der Schöpfung zählte? Mir fielen die besten Kommentare ja meistens erst hinterher ein, abends allein im Bett, im Falle sämtliche Gespräche des Tages Revue passierten. Unter dem Druck von „so wär ich gern“, brachte ich trotz Anstrengung nur ein saudämliches Grinsen zustande. Wenigstens half mir das, Zeit zu schinden, bevor Dümmeres über meine Lippen kam, das mich endgültig blamierte.

      „Irgendwo hab ich Sie schon gesehen“, spann er aus. „Wenn ich nur wüsste, wo?“ Er begann in seinen Hosentaschen zu wühlen. Gleich darauf zog er ein Taschentuch hervor, in das er geräuschvoll anhaltend hineinschnäuzte.

      Simba sah aus, als fühle sie sich überflüssig und stand auf. „Muss gehen“, meinte sie, „es kommt ein Interessent, der vielleicht eines meiner Bilder kauft.“

      Mir fiel das Besteck aus der Hand. „Warte, ich muss auch ...“, sprudelte es aus meinem Mund, zusammen mit einigen Essensbrocken, die auf der Tischplatte landeten. Von diesem Schönling „angemacht“ zu werden war für mich unmöglich länger zu verkraften. Ohne Simbas symbolischem Schutz schon gar nicht. Dieser Fremde brachte meine sonst so gefestigte Persönlichkeit derart ins Torkeln, dass ich mir nur noch behämmert vorkam in seiner Gegenwart. Als betagter Beziehungspleiten-Single machte ich mir natürlich nichts vor. Im mittäglichen Zeitvertreib hätte er vermutlich jede angebaggert, deren Weg er kreuzte. Eine alltägliche Sache. Nicht Wert, lange darüber nachzudenken. Schon gar nicht irgendetwas daraus zu schließen. Eine nichtssagende Zufallsbekanntschaft, die regelrecht danach schrie, sie zu vergessen.

      Auf der Straße angelangt, im Schnee vorwärts stapfend, rückte mir Simba meinen verwirrten Kopf zurecht: „Wieso bist du nicht geblieben, wo ich extra das Feld räumte.“

      Spinnt die? „Es genügt, dass Claudia mich verkuppeln will. Fang du nicht auch damit an.“

      „Nicht nötig. Sogar ein Blinder hätte bemerkt, dass er sich für dich interessiert.“

      „Sei nicht albern. Auf so eine plumpe Anmache kann ich in meinem Alter verzichten.“

      Schelmisch wog sie den Kopf hin und her. „Na, na. Für mich sieht es aus, als hätte dich diese plumpe Anmache ganz schön durcheinandergebracht.“

      „Unsinn“, dementierte ich das aufs Schärfste.

      „Sag, ob er dich echt kennt? Manchmal beruht eine Anmache ja auf Wahrheit.“

      Ich wollte nichts mehr davon hören. Trotzdem fing es im tiefsten Winkel meiner Seele zu sprudeln an. Was mich ärgerte, mir außerdem unbegreiflich war, der Mann war mir unbekannt. An ihn zu denken und gleichzeitig zu fühlen, wie ein Teenager vor dem ersten Date, kam mir drastisch albern vor. Grund genug, mir jeden weiteren Gedanken darüber zu verbieten. Auf mich wartete die Karriereleiter. Täglich umschwirrten mich Umsatzzahlen, Mankozahlen und Kundenbewertungszahlen. Dazu passte keine Liebesromanze.

      Bedauernd, dass unser Gespräch in eine Richtung dementiert war, die sich so gar nicht als hilfreich erwies, hinsichtlich Simbas Problems, sagte ich: „Haben wir schon mal darüber gesprochen, dass jeder in unserem Universum das magnetisch anzieht, was er denkt und das, was er denkt, lebt?“

      Unmutig zog Simba ihre Stirn in Falten. „Vorträge über esoterische Lebensweisheiten sind mir ein Gräuel, das weißt du. Noch mehr, bei dieser Kälte.“

      Durch die Winter-Minusgrade zitternd stellte sie ihren Kragen auf. „Aber wie ich dich kenne, hält dich das auch nicht ab, mich zu bekehren.“

      „Keine Angst, auf offener Straße ist mir das bei dieser Jahreszeit zu ungemütlich.“

      Wir lachten. Danach erfüllte mich eine gewisse Ernsthaftigkeit. „Dachte, du bist meine Freundin.“

      Simba wirkte eingeschnappt. „Bin ich auch.“

      „Dann müsstest du wissen, dass mir alle Männer gestohlen bleiben können ...“, mit dem Daumen zeigte ich zum Restaurant zurück, „... und dieser Schönling nicht für mich bestimmt ist, weil ich das so will.“

      „Okay, okay. Warum steigerst du dich in die Sache überhaupt so hinein?“

      Ich stutzte. Tat ich das? Ein paar denkwürdige Sekunden folgten, bevor meine verwirrten Sinne es wieder zuließen, meine Gedanken auszusprechen. „Wir reden abends darüber, okay?“

      Simba zuckte die Schultern. „Vielleicht. Kommt darauf an, wie lange Erik bleibt.“

      „Meldest du dich?“

      „Mach ich.“

      Das Frostwetter ließ ihre Nase schon rot werden. Dennoch musste noch Zeit sein, meine Hand freundschaftlich auf ihren Arm zu legen und ihr Problem nochmals anzusprechen: „Hör auf dein Herz, Kleine. Es sitzt am richtigen Fleck und weiß, was gut für dich ist.“

      Kaum ausgesprochen überkam mich das Gefühl, mit diesen Worten zu tief in den Schmalztegel gegriffen zu haben. Oder? Doch nicht. Denn Simba nickte gerührt, ein lang gedehntes „hmm“ von sich gebend.

      „Tschüss, meine Liebe.“

      Nach einer kurzen Umarmung war das Thema Beziehungen gottlob erst mal erstarrt.

      Einen Fuß voran gesetzt, um zur nächsten berufsmäßigen Herausforderung zu eilen, dudelte mein Handy in der Handtasche. Ich wühlte, suchte, fand und drückte schließlich auf den Verbindungsknopf, ohne nachzusehen, wer dran war, was sich als bedeutender Fehler herausstellte. Am anderen Ende der Leitung meldete sich ein Spuk aus einem längst vergangenen Leben, der mit regelmäßiger Sicherheit immer wieder auftauchte. Nur das Gefilde der Seligen wusste, wann sich der leidige Geist endlich in nichts auflöste. Kurt, mein Ex-Mann. Ich wünschte ihm nichts, was er sich nicht selbst wünschte, jedoch stieg mit jedem Telefonat, das ich mit ihm führte, der Wunsch in mir, dass er sich endgültig und besiegelt ins Land der Bananen verpissen würde.

      „He Baby, gut, dich zu erreichen.“

      Diese Leier war mir bekannt. Schon überlegte ich, ob ich diesmal vorsichtshalber einen Psychiater oder die Lebenshilfe zu Rate zu ziehen sollte. Bei aller „Liebe“ aber auch mir gingen irgendwann die Sprüche aus, die in höhere Schwingungen stimulierten. Noch deutlicher zeigte sich dieses Phänomen, wenn die Sprüche für Kurt gedacht sein sollten.

      „Ist es wieder so weit?“

      „Die blöde Kuh hat mich ausgesperrt.“

      War zu erwarten. Gott, bitte, lass ihn nicht sagen, was ich denke, dass er sagen will.

      „Kann ich heute bei dir pennen?“

      Er hat es gesagt. Gott scheint auf Mittag zu sein, wie ich.

      Ja, natürlich, ginge locker. Nur kam es nicht in Frage. Zu gut war mir sein letztes Bei-mir-Pennen in Erinnerung, wo er mir abverlangte ihn nach Tagen gewaltsam vor die Tür zu setzen, um seine Kletten von mir wieder loszuschweißen.

      Trotzdem um Verträglichkeit bemüht stellte ich klar: „Diese Woche ist Full House bei mir, Kurt, nur mehr die Badewanne ist frei.“ Das war leicht dahin gesprochen. Leider ohne zu überlegen. Froh, dass mir in der Schnelle überhaupt was eingefallen war, was nicht auf Anhieb nach Ausrede klang, war ich überzeugt, ihn damit abgewimmelt zu haben.

      „Prima, СКАЧАТЬ