Mein Chef und andere Hürden. Monika Starzengruber
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Название: Mein Chef und andere Hürden

Автор: Monika Starzengruber

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750225701

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СКАЧАТЬ Die Putzmaschine zog auf dem hellen Fliesenboden schwarze Streifen, sodass wir gezwungen waren, händisch zu putzen. Luft holten wir erst ... irgendwann ... Und als in dieser Zeitphase Hildtrud fragte: „Wann zeichnest du den Einsatzplan für kommende Woche?“, rief ich noch gelassen: „Mittwoch.“ Doch als gleich darauf Veronika ihren Sommerurlaub von mir bestätigt und abgesegnet haben wollte, schrie ich: „Hilfe!“ Aber nur innerlich. Denn als Abteilungsleiter musste ich Stärke zeigen. Sowohl Flexibilität, Gewandtheit, Belastbarkeit und auch Domäne. Dass dabei die nach außen reflektierende Weiblichkeit verloren ging, war kein Weltuntergang für mich. Männliche Chefs in Führungspositionen wurden von den Mitarbeitern sowieso ernster genommen.

       Kapitel 3

      Mittags war ich mit Simba verabredet. Ursprünglich gelüstete es mich, durchzuarbeiten, doch der traurige Klang ihrer Stimme am Telefon erreichte mein freundschaftliches Herz. Bereit, anzuhören, was ich mir denken konnte, stapfte ich verspätet zu Fuß durch den Schneematsch. Mit dem Auto wäre die Strecke zwar wärmer gewesen, aber auch länger, bei der chronischen Parkplatznot in Wels. Es war wie verhext, jede Ampel signalisierte an jeder Kreuzung die Farbe, die sich komischerweise immer dann zeigte, wenn man es eilig hatte. Rot. Ungeduldig trippelnd darauf wartend, dass die Ampel auf Grün umschaltete, beruhigte mich der Gedanke, dass Simba anhänglich war wie ein Hund, wenn ihr was unter den Fingernägeln brannte. Und durch Verspätung ihres Date-Partners gewiss nicht frühzeitig verloren ging. Außerdem war nach sechs Kreuzungen, die rot anzeigten, die Zielflagge ja in Sicht. Das Restaurant war vollgestopft mit Gästen. Trotzdem der Saal gut zu überblicken war, konnte ich Simba mit ihrer hoch toupierten Mähne in der Menge nicht gleich ausfindig machen. Bis sie aufstand und mir vor einem runden Tisch, an dem höchstens drei Personen Platz fanden, zuwinkte. Er befand sich in der Mitte des Lokales, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als mich durch die sitzenden durchzuzwicken. Was sich als problematisch erwies, da die Stühle beengt beieinanderstanden und sich teilweise berührten. Außerdem behinderten mich, nebst meiner eigenen Winterjacke, die Mäntel der Gäste über den Stühlen hängend.

      „Hast du schon bestellt?“, fragte ich prustend, aber endlich sitzend. Sich dünner zu machen, als die eigenen Kilos es erlaubten, um sich durchzwicken zu können, glich einem Unterwassermarathon, der schlauchte.

      „Wo denkst du hin? Wenn ich den Platz verlasse, wird er womöglich von jemand anderem beschlagnahmt“, schnaubte Simba entrüstet. Ihr Kontra erinnerte mich, dass wir in einem Selbstbedienungsladen saßen und man besser wirklich einen Unterwassermarathon in Angriff nähme, als sich durch dieses Lokal noch einmal durchzuzwängen, um Essen zu holen. Darüber hinaus stand ich seit vierzehn Tagen mit meinem Gewicht im Zweikampf. In Anbetracht dessen wäre es zweckmäßiger, auf Essen zu verzichten. Aber die angenehmen Düfte, aus der Küche strömend, erweckten meine Magensäfte, was mir anfängliches Magenknurren einbrachte. Nicht mehr willens meinen inneren Schweinehund in Schach zu halten, blickte ich auf die seitlich an der Wand hängende Menütafel, auf deren sämtliche Speisen aufgelistet waren. Simba entschied sich für einen doppelten Hamburger. Meine Vernunft hingegen für Salat und Gebäck. Anders entschieden hätte ich den restlichen Tag mit meinem inneren Schweinehund im Zoff gelegen.

      Als wir beide das Tablett mit Essen vor uns auf dem Tisch hatten (bitte nicht fragen, wie wir das schafften) und wir tüchtig zulangten, forderte ich Simba kauend auf: „Sag schon. Was ist los.“

      Im Begriff ihren Hamburger zum Mund zu führen, hielt sie inne und schmunzelte. „Sieg auf der ganzen Linie.“

      „Er will sich wirklich scheiden lassen?“

      Simba nickte lachend und triumphierte: „Er liebt mich als doch.“

      „Er hat mit seiner Frau gesprochen?“

      „Ja, stell dir vor, sie hat nichts dagegen.“

      Das war ja zu schön, um wahr zu sein. Nur glaubte ich es nicht.

      Simbas siegesreiches Lächeln erlosch. „Natürlich ist es traurig, dass er für unsere Liebe seine Familie aufgibt. Ich meine, seine Kinder ... und sein Familienleben.“ Sie atmete tief ein und seufzte. „Er ist ja nicht aus der Welt. Für die Kinder wird er wie bisher da sein.“

      So redete für gewöhnlich jemand, der sein schlechtes Gewissen beruhigen wollte. „Dir ist nicht wohl bei der Sache, wie?“

      Mit einem Schlag sah sie aus, als wäre ihr der Appetit verdorben. Der Hamburger wanderte auf den Teller zurück. „Weiß auch nicht, was mit mir los ist. Anstatt mich zu freuen, dass für alle endlich Klartext herrscht, muss ich immerzu an seine Kinder denken.“

      „Ich hab sowieso nie verstanden, warum du dich an einen verheirateten Buchhalter mit Kindern klammerst, wo du in deiner Lage jeden haben könntest.“

      „Hast du schon mal was von Liebe gehört? So wie du redet nur jemand, der nicht weiß, was Liebe ist.“

      „So? Dann kläre mich auf. Was ist denn Liebe deiner Meinung nach?“

      „Verzeihung ist hier noch frei?“

      Aus unserem Gespräch gerissen, sahen wir beide auf den gut aussehenden Mann, der unsere Antwort nicht erst abwartete, sondern sein Tablett auf unserem Tisch abstellte, als gehöre er dazu. Sowohl Schal, als auch sonstige im Moment überflüssige Kleidung warf er über die Lehne des einen noch leeren Stuhls, auf den er sich dann setzte. Sein zusätzliches Tablett neben unseren überforderte die Platzkapazität der Tischplatte. Es zwang Simba und mich, unsere Essen so lange hin und her zu schieben, bis keiner mehr die Befürchtung hegen musste, dass eines vom Tisch fiel.

      „Ist viel los hier“, vermeldete er lächelnd in entschuldigendem Tonfall, bevor er sich emsig über sein Menü hermachte.

      Normalerweise lag mir nach so einem Blend-a-med-Lächeln und so einer Null-acht-fünfzehn-Bemerkung eine dementsprechende Antwort auf der Zunge. Irgendetwas hielt mich davor zurück. Wahrscheinlich meine Selbstbeherrschung, die ich benötigte, um meine Augen nicht immer wieder auf sein Erscheinungsbild wandern zu lassen. Er sah verdammt gut aus. Trotzdem er stets mit dem Handrücken an seiner Nase herumrubbelte und schniefte, während er genüsslich kaute. Scheinbar hatte er Schnupfen.

      „Wovon sprachen wir?“, fragte ich Simba, der es offenbar ähnlich erging wie mir. Auch ihr Blick schweifte immer wieder auf diesen Mann. Auf meine Frage straffte sie sich, als hätte sie eine Tarantel gebissen und genauso hörte sich ihr Kommentar an: „Tut mir leid, geht nicht. Vielleicht ein andermal, wäre toll.“

      Ich bekam den Silberblick, als hätte ich ihn bestellt. Was sie meinte und wovon sie redete, wusste der Kuckuck, ich jedenfalls nicht. Aber als kluge, angehende Abteilungsleiterin war mir sofort klar, dass in Anbetracht unseres unwillkommenen Gastes Erik als Gesprächsthema ausfiel.

      „Sagen Sie, kennen wir uns nicht? Entschuldigung, Sie kommen mir irgendwie bekannt vor.“

      Er schniefte wieder. Hatte er kein Taschentuch?

      Von einer komischen Oper in die nächste geschleift, zeigte mein Zeigefinger, auf meine Brust, wobei ich stotterte: „Meinen Sie mich?“ Meiner Meinung nach eine angebrachte Frage, immerhin saß ich nicht allein an dieser winzigen Platte, die sich Tisch nannte.

      Er nickte. „Sie erinnern mich an jemanden.“

      Na, die alt bewährte Anmache war zutiefst abgegriffen in heutigen Zeiten, mit ziemlichen Kratzern wohlgemerkt. Dennoch gefiel sie mir. Aber nie und nimmer hätte ich das zugegeben.

      Simba beobachtete uns mit den Blicken einer Löwin, die vor der reißenden Schlacht ihr СКАЧАТЬ