Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 3. Jörn Kolder
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СКАЧАТЬ als auch seiner Behörde – hatte Bergman den Küchenleiter vor einigen Wochen mehr oder weniger gezwungen, einen Behinderten einzustellen, der unter spastischen Anfällen litt. Die Ausprägung der Krankheit war zwar einschränkend für den jungen Mann – sein Name war Maik Becher -, aber führte zu keiner Arbeitsunfähigkeit, so dass Bergmann stolz darauf war, damit einen Beitrag zur Inklusion behinderter Mitmenschen zu leisten.

      Hoffmann hatte schon einige Male über die Ungeschicklichkeit des Mannes geklagt, aber Bergmann setzte ihn mit fein gewählten Sprüchen („Haben Sie denn etwas gegen Behinderte“, oder „Und wo bleibt Ihr Beitrag zur Integration solcher Bürger“) unter Druck gesetzt, so dass dem Küchenleiter nichts weiter übrig blieb als sich zähneknirschend zu fügen. Dass Hoffmann diese Suppe selbst auslöffeln musste war nicht Bergmanns Problem und wo der Küchenleiter den Mann einsetzte ebenfalls nicht seine Sache, schließlich konnte er sich nicht um alle Dinge in seinem Laden kümmern. Maik Becher wurde von Hoffmann zuerst in die Spülküche gesteckt und die Sache lief anfangs recht gut, aber nur bis zu jenem Tag, als Becher gerade dabei war einen riesigen Stapel sauberer Teller auf einen Transportwagen zu befördern, auf welchem schon Unmengen des Geschirrs standen. Als er den neuen Stapel absetzen wollte wirbelte der plötzlich einsetzende spastische Anfall erst Bechers Glieder, und dann die Teller durcheinander. Mit einem Schlag war der Bestand an Tellern um knapp 90 Stück geschrumpft und Bechers Karriere in der Spülküche vorerst zu Ende. Hoffmann grübelte lange darüber nach wo er den Mann einsetzen konnte und befehligte ihn probeweise zum Gemüseputzen und -schneiden. Bechers Geschick dafür hielt sich in Grenzen aber dort kam es nicht so darauf an und es sah so aus, als ob er nunmehr seinen richtigen Bestimmungsort gefunden hätte. Allerdings war er ausgesprochen langsam bei diesen Tätigkeiten und in Stoßzeiten musste Hoffmann einige seiner Kräfte dorthin abordnen, die ihm wiederum an anderen Stellen fehlten. Die dritte Station für Maik Becher war die Suppenzubereitung und entgegen jeglicher negativer Vermutungen lief es dort bestens, denn selbst wenn Becher von einem Anfall heimgesucht wurde beeinträchtigte dies sein Arbeitsergebnis kaum, er wirbelte den riesigen Kochlöffel dann eben für eine Weile etwas ungelenker und schneller in dem großen Behälter umher. Außerdem besaß der Mann ein geradezu sensationelles Gefühl für die Mengenverhältnisse der Gewürze – ohne dies jemals richtig gelernt zu haben – und was er fabrizierte stieß auf große Zustimmung der Essensgäste. Hoffmann atmete auf und ließ Becher freie Hand, die Suppen waren der Renner in der Speisekarte.

      „Wie macht sich denn Herr Becher“ erkundigte sich Frieder Bergmann beim Küchenleiter und dieser erwiderte, dass sein behinderter Mitarbeiter bestens in das Team integriert sei, eine hervorragende Arbeit abliefere und erheblich an Selbstbewusstsein gewonnen hätte.

      „Sehen Sie“ sagte Bergmann lächelnd „und Sie haben sich anfangs so gegen ihn gesträubt. Man muss sich eben auch Dingen stellen, die einem nicht machbar erscheinen oder unangenehm sind. Was denken Sie denn, wie oft ich vor einer Akte sitze und mich durch die verschlungenen Sachverhalte durchackern muss, das ist auch kein Zuckerschlecken. Manchmal möchte ich schon mit Ihnen tauschen und etwas Handfestes tun. Verstehen Sie was ich meine, ein Produkt herzustellen und nicht nur seinen Intellekt fordern und sich das Gehirn über Verwaltungsvorschriften zu zermartern.“

      Hoffmann sah ihn misstrauisch an und sagte nichts, stattdessen wies er mit der Hand auf einen Garderobenschrank und Frieder Bergmann erkannte einen Stapel Schutzkleidung. Bergmann schälte sich in einen langen weißen Kittel, da es aber in der Küche mächtig warm war verschloss er ihn nicht. Der Küchenleiter führte ihn zu einer Kippbratpfanne in welcher eine Menge von Fleischstücken schmorten.

      „Lende“ sagte er stolz „ich habe den Preis noch mal drücken können und durch das Zusatzbudget für die Lebensmittel kann ich jetzt öfter so was Feines anbieten. Kosten Sie mal den Bratensaft“ ermunterte er Frieder Bergmann und drückte diesem einen kleinen Teller und einen Löffel in die Hand. Bergmann beugte sich über die Pfanne und schwappte etwas Soße auf den Teller, dann schlürfte er ein bisschen in seinen Mund.

      „Für meinen Geschmack fehlt ein wenig Salz“ sagte er vorsichtig und Hoffmann kostete ebenfalls.

      Wortlos griff er sich ein großes Behältnis und streute ordentlich Salz in die Pfanne, dann stellte er den Behälter achtlos auf den Rand der Pfanne und ging weiter.

      „Darf ich noch einmal kosten“ fragte Frieder Bergmann vorsichtig und Hoffmann nickte nur, einer seiner Mitarbeiter sprach ihn gerade an. Bergmann schöpfte nochmals Soße auf den Teller und beugte sich weit vor, unbemerkt glitt sein keines Notizbuch aus der Brusttasche des Hemdes und verschwand zwischen den zischenden Fleischstücken. Die Soße war jetzt vorzüglich gelungen und wenn alles andere in dieser Qualität auf die Teller kam sollte niemand einen Grund zur Klage haben.

      Maik Becher bereitete heute eine Tomatensuppe zu und war auf der Suche nach dem Behälter mit dem Salz. Irgendwer (nämlich Hoffmann, als er das Fleisch nachsalzte) hatte ihn von seinem angestammten Platz entfernt und Becher fluchte leise vor sich als er auf die Suche ging. Da er eine ganze Weile erfolglos blieb staute sich in ihm Ärger auf und dieser Zustand war oftmals der Vorbote eines spastischen Anfalls. Als Maik Becher den Behälter endlich an der Kippbratpfanne entdeckte war er schon ziemlich auf Brass und griff nach dem Salzbehälter, um diesen im gleichen Moment wild zuckend in der Luft direkt über der Bratpfanne zu bewegen. So blieb es nicht aus, dass etliche Salzladungen auf dem Fleisch landeten und auch in den Bratensaft eintauchten. Becher bekam davon nichts mit, denn er hatte genug mit seinem Anfall zu tun, und als dieser abflaute ging er zielstrebig zu seinen Suppentöpfen zurück. Frieder Bergmann passierte mit dem Küchenleiter gerade eine mächtige Rührmaschine in der offensichtlich Kartoffeln zermahlen wurden.

      „Das wird der Kartoffelbrei, handgemacht und mit Milch, kein Zeug aus der Tüte“ erklärte Hoffmann stolz.

      „Übrigens“ fuhr er fort „Sie wollten doch mal mit mir tauschen, jetzt haben Sie die Gelegenheit dazu. Schütten Sie die Milch aus der Kanne hinein.“

      Frieder Bergmann konnte jetzt nicht kneifen und so packte er die Kanne, sie war furchtbar schwer und mit Mühe bekam er sie hoch, dann wuchte er diese sich selbst weit vorbeugend über die Maschine und ließ die Milch hineinlaufen. Unglücklicherweise nahm der Kugelschreiber aus seiner Hemdentasche den gleichen Weg und verschwand ungesehen unter der wirbelnden Masse, um ebenfalls zerstückelt zu werden. Keuchend setzte Frieder Bergmann die nunmehr leere Kanne ab und ging mit Hoffmann weiter.

      „Das Rotkraut“ sagte der Küchenleiter und wischte mit einem Lappen den Rand des großen Kessels sauber „keine Fertigware, von uns mit Äpfeln und Speck verfeinert, ganz lecker.“

      Den Lappen hängte er wieder auf den Rand des Kessels.

      Bergmann verkniff sich kosten zu wollen und ging schnell weiter, ansonsten würde ihn Hoffmann sicher wieder für irgendeine Arbeit einspannen. Im Abgang beförderte er mit seinem wehenden Küchenkittel den Lappen in das Rotkraut. Dieser nahm sofort die Farbe des Krautes an und fiel somit in dem Kessel nicht weiter auf. Aufatmend erreichte Frieder Bergmann einen kleinen separaten Raum, im dem bereits zwei Gedecke aufgetragen waren. Hoffmann rief etwas in die Küche und nahm ebenfalls Platz. Frieder Bergmann sagte:

      „Sie haben Ihren Laden gut im Griff mein lieber Herr Hoffmann. Ich bin gespannt, was Sie und Ihre Leute heute gezaubert haben.“

      „Lassen Sie sich überraschen“ sagte Hoffmann lässig.

      Einer der Mitarbeiter zeigte sich mit einem verstörten Gesicht in der Tür des Raumes und winkte Hoffmann nach draußen, dann flüsterte er ihm etwas ins Ohr. Der Küchenleiter erbleichte, schien sich dann aber zusammen zu reißen und kam zu Bergmann zurück.

      „Was nicht in Ordnung“ wollte dieser wissen.

      „Es sind da, es sind da, nun ja ..“ СКАЧАТЬ