Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 3. Jörn Kolder
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СКАЧАТЬ das ist doch klar“ antwortete Bergmann „5 Kisten Bier, 2 Kisten Wein, 8 Flaschen Jagertee, Klopapier, Wurst, Butter.“

      „Frieder, wir wollen ein Hausboot mieten, keinen Großraumfrachter. Wo soll das überhaupt alles untergebracht werden? Etwa in den Kabinen?“

      „Natürlich nicht, es gibt einen Vorratsraum, dort können wir die Sachen verstauen.“

      „Meinst du nicht, dass 5 Kästen Bier ein wenig üppig sind?“

      „Nein, stell‘ dir mal vor, wir schippern unter der sengenden Sonne über die Flüsse, da werden wir schon mächtigen Durst bekommen.“

      „Aber den kann man doch besser mit Mineralwasser löschen, außerdem willst du ja das Boot steuern.“

      „Bitte Petra, im Urlaub möchte ich es mir schon gemütlich machen und gegen ein Bierchen wird auch die Wasserschutzpolizei nichts haben.“

      „Na, ich weiß nicht so recht …“

      „Das lass‘ mal meine Sorge sein, dann laden wir die Typen eben auf einen Drink ein. Einen Jagertee werden die bestimmt nicht ausschlagen.“

      „Und Abends“ fragte Claudia.

      „Liegen wir vor Anker, schwatzen, spielen Karten, legen eine Planke ans Ufer und machen an Land ein Feuerchen, grillen Würstchen, trinken einen und entspannen uns total.“

      „Hm, so langsam gefällt mir die Sache“ meinte Petra „aber wird es nicht ein bisschen eng auf dem Boot für uns alle?“

      „Ach i wo, in den Kabinen kommen wir alle unter, ein paar können im Salon sitzen, die anderen draußen im Heck, alles kein Problem.“

      „Dann buchen wir jetzt das Boot für 10 Tage, einverstanden?“

      „Ja.“

      Frieder Bergmann setzte sich an den Laptop, gab ihre Daten ein und schickte die Buchungsanfrage ab, nach 20 Minuten hatte er die Bestätigung, sie würden am 15 Juli in Jabel an Bord gehen.

      Frieder Bergmanns Arbeitstag hatte mittlerweile eine gewisse Routine angenommen und er pflegte jetzt schon einige Rituale. Dazu gehörte unter anderem, dass er gegen 9 Uhr mit seinem Jaguar vorfuhr und diesen in der Tiefgarage abstellte. Dann betrat er den Kellergang welcher zum Fahrstuhl führte, ging aber nicht direkt dorthin sondern bog erst einmal in das dritte Zimmer links ab, dessen Tür aus Metall bestand und recht schmucklos aussah. Ohne anzuklopfen öffnete Bergmann diese und wurde im gleichen Augenblick von Rauch eingehüllt. Drei Männer und eine Frau starrten ihm entgegen und auf sein „Moin“ antworteten sie mit einem fröhlichen „Ebenfalls“. Bergmann ließ sich auf einem wackligen Stuhl nieder, nestelte eine Zigarette aus der Packung und zündete diese an. Dann rauchte er bedächtig und lauschte dem Gespräch der anderen, wenn es ihm passend erschien gab er eine Bemerkung ab. Dabei wählte er stets eine Mischung aus intellektuellem Anspruch und bodenständiger Direktheit, das schien nach seinem Empfinden bei seinen Mitarbeitern gut anzukommen und er wusste, dass die Leute natürlich ihren Kollegen berichten würden, dass der „Alte“ mit ihnen geschwatzt hatte. Der Raucherraum selbst ging auf Bergmanns Initiative zurück, entgegen der Bedenken des Arbeitsschutzverantwortlichen hatte er diesen Aufenthaltsort kurzerhand mit der Bemerkung „Die Mitarbeiter arbeiten hart, sie sollen dafür auch ein paar Momente der Entspannung haben“ durchgedrückt. Nach diesem Einstieg in den Arbeitstag begab er sich zum Fahrstuhl und fuhr in den ersten Stock hinauf. Dann passierte er den Gang und grüßte freundlich in die Zimmer, alle Türen standen offen. Manchmal betrat er kurz einen Arbeitsraum und sagte einige Worte wie „ordentliche Vorlage Herr Werner“ oder „Ihre Idee finde ich gut, ich bleibe da dran Frau Bachmann“.

      „Wir müssen eine Atmosphäre der Offenheit schaffen, das ist bei geschlossenen Türen nicht möglich“ war sein Credo gewesen, aber in Wahrheit hatte er mit diesem Schachzug jegliche Quatschrunden abgewürgt, weil die Leute nun für die anderen gut sichtbar vor ihren Monitoren hockten und sich nicht trauten, irgendwelche Gespräche zu führen oder private Telefonate abzuwickeln. Allein mit dieser Maßnahme war die Durchlauffrist der Vorgänge auf sagenhafte 2 Tage geschrumpft, früher waren es 6 gewesen. Bergmann stand noch immer fest zu seinem Ziel die bürgerfreundlichste Behörde des Landes zu formen und er gedachte, nach und nach weitere Neuerungen einzuführen, aber er wollte die Mitarbeiter nicht überfordern. Im zweiten Stock wiederholte sich das Geschehen und dann betrat er den Vorraum seines Büros. Frau Ludwig, seine Büroleiterin, hatte bereits Kaffee gekocht und servierte diesen an der eleganten Sitzecke, sie nahm mit Bergmann zusammen Platz. Beide führten einen kurzen Smalltalk, dann verließ die Frau Bergmanns Büro und schloss die Tür. Sie würde sie erst wieder öffnen, wenn Bergmann sie am Telefon darum bat. In der ersten Zeit als Amtsleiter hatte Frieder Bergmann erwartungsvoll auf seinen Schreibtisch geschaut und sich eigentlich auf die Beschäftigung mit den Akten gefreut, aber relativ schnell war der Stapel abgeflaut und nunmehr im Höchstfall auf erbärmliche zwei Mäppchen zusammen geschmolzen. Diese hatte er in knapp 30 Minuten durchgesehen und er bediente sich gelber Klebezettel, um manchmal einige Bemerkungen beizufügen, wenn er der Auffassung war, dass eine Formulierung noch geschliffener ausfallen könnte. Insgesamt jedoch waren die ihm vorgelegten Schriftstücke von durchaus hoher Qualität und Bergmann hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, immer wieder eine lobende Bemerkung anzubringen. Die wenigen Dinge die er selbst bearbeiten musste hatte er in kürzester Zeit erledigt, um aber seine hohe Arbeitsbelastung zu demonstrieren warf er diese Papiere auf dem Schreibtisch wild durcheinander. Da ihn fast täglich Fachzeitschriften erreichten bildete er aus diesen einen Stapel und reihte ihn an der Kante des Schreibtisches auf, sein Wall gegenüber Besuchern. Diese waren denkbar knapp, denn Frau Ludwig war ausgesprochen versiert darin, sie zu den zuständigen Referaten zu lenken. Frieder Bergmann war eigentlich täglich gegen 10 Uhr mit seinen Aufgaben fertig und so lagen noch 7 Stunden Arbeitszeit vor ihm, die er irgendwie über die Bühne bringen musste. Erst sah er sich diverse Internetseiten an, dann wechselte er in die Sitzgruppe und schaute ein wenig fern. Gegen 11 Uhr machte er sich auf einen Rundgang und schnappte sich dazu einen Vorgang aus der Unterschriftsmappe, den er dem entsprechenden Bearbeiter persönlich zurück brachte. Dabei richtete er es immer so ein, dass er entweder nur ein paar anerkennende Worte von sich gab oder einige Änderungswünsche formulierte, aber stets in einem Ton hoher Wertschätzung für den Mitarbeiter. Die Kollegen spitzten die Ohren und wenn sich Bergmann wieder entfernte war er sicher, dass diese nun auch darauf aus waren, ein Lob von ihm zu ergattern. So fachte er einen internen Wettbewerb an und nach wenigen Wochen war das Amt nicht wieder zu erkennen. Jetzt musste es nur noch gelingen die Außenwirkung zu verbessern und Bergmann konzipierte dazu eine ausführliche Pressekampagne, die er ständig verfeinerte. Gerade saß er darüber als sein Blick auf die Uhr fiel: 11 Uhr 56. Er ließ den Stift fallen, zog seine Anzugjacke über und ging zur Kantine.

      Als Bergmann noch Referatsleiter gewesen war hatte er sich nicht getraut dem Küchenchef seine Meinung über die ständig wiederkehrenden und fad schmeckenden Gerichte zu sagen. Dabei legte er großen Wert auf ein ordentliches Mittagessen und war überzeugt davon, dass man mit wenigem finanziellem Mehreinsatz durchaus ein besseres Ergebnis erzielen könnte. Also meldete er sich 2 Wochen nach seinem Amtsantritt zu einem Rundgang in der Küche und einem anschließendem Gespräch mit dem Küchenleiter an. Die technische Ausstattung war hervorragend, so wie es Bergmann überblickte standen dem Personal alle möglichen und modernen Apparaturen zur Verfügung, um ein ordentliches Produkt herstellen zu können.

      „Ach wissen Sie“ sagte Hoffmann, der Küchenchef, zu ihm „dieser Irrsinn mit den verschiedenen Finanzierungstöpfen führt dazu, dass wir hier allerfeinste Essen mit der Küchentechnik herstellen könnten, aber für den Lebensmitteleinsatz habe ich für das Mittag im Jahr nur 50.000 Euro zur Verfügung. Wir haben im Schnitt 80 Mitarbeiter die essen gehen СКАЧАТЬ