Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 2. Jörn Kolder
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Читать онлайн книгу Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 2 - Jörn Kolder страница 10

СКАЧАТЬ „aber wir wollen Sie jetzt nicht stören. Wir warten draußen, das wird ja eine Weile dauern.“

      Sie gingen um den VW herum und Frieder gefiel er immer besser, das Auto hatte was! Selbst die Warnschilder gewannen für ihn an Reiz, so was Ausgefallenes musste man erst einmal finden. Insgesamt hielt er den Deal für eine gute Sache und er hoffte, dass Petra das auch so sah.

      Der Verkäufer hatte die Arbeit an der Schreibmaschine beendet und Frieder las sich den Vertrag flüchtig durch, etwas Ungewöhnliches konnte er nicht erkennen und unterschrieb. Dann fuhren sie von Hof.

      Petra, Claudia und Paula liefen um den VW herum und insbesondere Frieders Frau beäugte den Van misstrauisch. Sie zog einen kleinen Spiegel aus der Tasche und hielt diesen in den vorderen linken Radkasten, dann wiederholte sie diese Prozedur an den drei übrigen.

      „Scheint ganz gut auszusehen“ erklärte sie ihrem verdutzten Gatten „mach mal die Motorhaube auf.“

      „Hm, alles trocken, kein Ölaustritt“ sagte sie „lass‘ ihn mal an.“

      Bergmann startete die Maschine und Petra hielt ein Ohr über den Motorraum, konzentriert lauschte sie dem hämmernden Diesel und nickte.

      „Soweit okay“ befand sie „aber die Schilder kommen runter. Das kannst du jetzt mal machen Rüdiger.“

      Der junge Mann kam mit Werkzeug wieder und schraubte die erste, gut 30 Zentimeter lange und 20 Zentimeter hohe Tafel ab. Als er diese wegziehen konnte wurde ein rötlicher Fleck sichtbar, der wie eine hässliche Blüte neben dem grauen Lack erschien. Frieder Bergmann erstarrte, Petra ging zu der Stelle und stocherte mit dem Schraubenzieher daran herum. Ganze Stücke bereits verrosteten Metalls lösten sich blätternd von der Karosse und fielen zu Boden. Wortlos deutete Petra auf die nächste Tafel und ihr Sohn entfernte diese ebenfalls. Diesmal zeigte sich Spachtelmasse, die derjenige, der sie auf das löchrige Blech aufgetragen hatte, nicht einmal abgeschliffen hatte. Hinter der dritten Tafel wurde weiterer Rostfraß sichtbar, die vierte verbarg ein Loch im Blech und die fünfte tarnte eine lange und tiefe Schramme.

      „Was kann man da machen Rüdiger“ fragte Petra Bergmann ihren Sohn, der ja Jura studierte.

      „Da muss ich mir den Vertrag mal näher ansehen.“

      Der junge Mann studierte das Dokument und schüttelte ab und an den Kopf, dann sagte er:

      „Ziemlich geschickt gemacht, jegliche Haftung oder Gewährleistung wird ausgeschlossen, eigentlich sind alle Pflichten mit diesem Vertrag auf den Käufer übergewälzt worden. Da werden wir wohl schlechte Karten haben. Man kann mit dem Mann sicher noch einmal reden, bringen wird das aber wohl nicht viel.“

      „Du fährst mit dem Auto, so wie es jetzt ist, dorthin und versuchst die Sache zu klären“ beauftragte Petra Bergmann ihren Mann, dem nicht wohl in seiner Haut war.

      „Ich“ fragte ihn der Autohändler wenig später scheinbar entsetzt „ich habe das Fahrzeug mit den Tafeln so übernommen (was nicht stimmte, denn er war es gewesen, der die Tafeln zur Überdeckung der Schäden angebracht hatte), man hat mich also auch über den Tisch gezogen. Ich bin schockiert, was die Leute heute für Tricks anwenden, bloß um einen zu bescheißen. Ich kann Ihnen natürlich eine Reparatur auf ihre Kosten anbieten, das wird nicht ganz billig werden aber ich mache Ihnen einen guten Preis. Überlegen Sie es sich und rufen mich an.“

      Frieder Bergmann beriet sich mit seiner Familie und gab die Erklärung des Händlers wieder und man beschloss, ihm noch eine Chance zu geben. Bergmann sollte den Reparaturpreis soweit wie möglich drücken.

      „Ich schätze so 2.000 Euro“ meinte der Autohändler „ich und mein Mitarbeiter würden die schadhaften Stellen entfernen, neues Blech anschweißen und dann alles lackieren. Ist eine Sache von einem Tag, bringen Sie das Fahrzeug doch übermorgen vorbei, wenn Sie wollen.“

      Zwei Tage später fuhr Frieder Bergmann mit dem narbigen VW auf den Hof des Händlers und dessen Mitarbeiter bugsierte das Auto in die kleine und schmuddelige Werkstatt. Bergmann wollte den Reparaturarbeiten ein wenig zusehen aber schien den Mechaniker dadurch erheblich zu verwirren, denn dieser schnitt mit dem Trennschleifer deutlich mehr von dem Blech ab, als notwendig gewesen wäre. Auch war der Mann scheinbar ohne Plan vorgegangen, denn das jetzt sichtbare Skelett des Autos bot eigentlich keine Punkte, an der er eine Ersatzplatte hätte anschweißen können. Der Mann wusste sich aber zu helfen. Zunächst schnitt er mit einer Hebelschere grob ein größeres Blech zurecht und hielt es an die Stelle, wo der Ersatz stattfinden sollte. Es ragte an allen Seiten deutlich über das entstandene Loch hinaus und lag somit auf den Rändern auf. Der Mann bemühte wieder die Schere und schnitt wieder etwas von dem Blech ab, jetzt passte es schon besser und nach dem dritten Anlauf konnte der Mechaniker es ziemlich gut einpassen. Allerdings hatte er zu viel von dem Material abgetrennt, so dass links und oben ein Spalt von schätzungsweise 8 bis 10 Millimetern verblieb. Das schien ihn nicht zu stören, denn er nahm den Schweißbrenner in Betrieb stellte aber offenbar fest, dass er so die Platte nicht mehr halten konnte. Deswegen nahm er sich ein teleskopartiges und damit in der Länge verstellbares Rohr, presste es an die Wand der Werkstatt und auf der anderen Seite gegen die Platte, so dass diese jetzt fixiert war, allerdings etwas verrutschte. Unbeeindruckt davon schweißte der Mann das Teil fest und gab auch wenig Obacht, ob die Schweißnaht gerade verlief, auch war sie unterschiedlich dick und an manchen Stellen recht dünn geraten. Nach einiger Zeit war er fertig und begutachtete sein Werk. Zufrieden nickend griff er sich einen Schwingschleifer und rückte der überstehenden Schweißnaht mit diesem Werkzeug auf die Pelle. Das schien recht anstrengend zu sein und seine Konzentration ließ offensichtlich nach, denn er ratzte mit dem Schleifer auch einige Furchen in die noch intakten Bleche.

      „Deckt der Lack dann alles ab“ erklärte er Frieder Bergmann und dieser war davon nicht so überzeugt.

      „Kommen Sie mal in 5 Stunden zurück, dann ist ihr Auto wieder wie neu“ informierte ihn der Mechaniker und ging erneut an die Arbeit.

      Zur angegebenen Zeit erschien Frieder Bergmann und war gespannt wie der VW jetzt aussehen würde. Weder der Händler, noch der Mechaniker waren zu sehen und er konnte das Auto näher unter die Lupe nehmen. Auf den ersten Blick war alles in Ordnung, auf den zweiten sah er aber, dass der Mechaniker wohl bald die Lust verloren hatte, die Ersatzplatten ordentlich einzupassen, er hatte sie kurzerhand überlappend angeschweißt, so dass sie über die anderen Karosserieteile hinausragten. Auch war ein seltsames Farbspiel eingetreten. Ganz deutlich konnte man erkennen, dass auf den Platten ein anderer Farbton herrschte, nicht grau wie an den übrigen Stellen, sondern erheblich dunkler, so dass die ersetzten Teile fleckig hervorstachen. Das Fahrzeug sah jetzt so aus, als wäre es von Pestbeulen befallen. Frieder Bergmann zuckte zusammen, in seinem Rücken ertönten Schritte, der Händler betrat die Werkstatt.

      „Na zufrieden“ fragte er und Bergmann war sich über seine Antwort noch nicht sicher.

      „Hm, die Platten stehen zum Teil über und die Farbe stimmt nicht“ sagte er unsicher.

      „Denken Sie“ erwiderte der Händler lässig „dieser Matteffekt des Lackes mit den wechselnden Farbstimmungen ist momentan mächtig angesagt, die Leute wollen keine geleckten Autos mehr. Und ich habe meinen Mitarbeiter angewiesen, die Platten genauso anzubringen, sonst würden sie nicht halten und außerdem ergeben sie so ein sensationelles Erscheinungsbild. Bei einem Komplettaustausch der Karosserieteile hätte man zwar eine glatte Fläche aber eben ein langweiliges und uniformes Fahrzeug. Was Sie hier bekommen ist ein Hingucker allererster Güte, die Leute werden die Köpfe drehen. Und mit diesem Auto können Sie in der Tuningszene mächtig Furore machen, einfach eine tolle Leistung meines Mitarbeiters.“

      Bergmann zahlte die СКАЧАТЬ