Der Bund der Katzenfrauen. D. Bess Unger
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bund der Katzenfrauen - D. Bess Unger страница 6

Название: Der Bund der Katzenfrauen

Автор: D. Bess Unger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844272857

isbn:

СКАЧАТЬ blickte sie von der Seite an. ›Schau an‹, dachte er erfreut, ›das Mädchen will alles genau wissen, in der habe ich mich nicht getäuscht. Ist nicht so oberflächlich wie ihre Eltern.‹ »Hier in Afrika«, klärte er auf, »wird der Vorname nicht nach Klang oder Beliebtheit ausgewählt! Es geht mehr um Bedeutung, Wünsche, Hoffnungen oder Lebenssituationen. Wenn es im Verlauf der Geburt geregnet hat, heißt das Kind unter Umständen Zanemvula, also etwa ’Der mit dem Regen kommt’. Wenn die Mutter zufällig vor der Geburt Arbeit findet, nennt sie ihre Tochter etwa Letshego, was ’Das Mädchen, das Glück hat’ bedeutet. Mein Vater zum Beispiel saß im Gefängnis, als ich zur Welt kam. Unschuldig, wie viele in den Zeiten der Rassentrennung. Demzufolge gab meine Mutter mir den Namen Innocent. Alles klar?«

      Lena war beeindruckt. ›Meine Eltern hätten bei meinem Vornamen ebenfalls mehr Fantasie aufbringen können‹, überlegte sie. ›’Die mit dem Regen kommt’ klingt cooler als so ein x-beliebiger Name.‹

      »Nebenbei bemerkt, Namen erhält man in Afrika nicht nur einmal im Leben«, setzte Innocent seine Erklärungen fort. »Nach überstandener Krankheit oder Schicksalsschlag oder wenn man eine Arbeit antritt, gibt man sich einen zweiten, einen dritten Namen usw.« Er lachte zufrieden. »Umfassende Verhängnisse sind mir in meinem Leben bislang zum Glück erspart geblieben, ebendrum heiße ich noch Innocent.«

      ›Okay, da hast du Glück gehabt‹, dachte Lena. ›Aber ich, ich müsste jetzt schon den dritten oder vierten Vornamen haben! Doch Lena genügt mir. Mich an einen anderen Namen zu gewöhnen, nein, dafür bin ich zu nicht mehr jung genug.

      Straßenschilder wiesen in Richtung Hazyview und Paul Kruger Nationalpark. In der kargen Landschaft setzten blau blühende Jacaranda-Bäume, in Gelb erstrahlende Akazien, rote Flammen-Bäume, vanillefarbene Frangipani, lila Bougainvillea, Hibiskus und Weihnachtssterne wunderschöne Farbtupfer. An einem Flussufer stand ein Pompom-Baum. Er sah aus, wie eine Wolke aus rosa Ballen, die sich auf einem Baumstumpf herabgesenkt hatte. Am Straßenrand war auf eingebeulten Schildern ’Beware of Hippos’ zu lesen.

      »Hippos? Sind damit etwa Flusspferde gemeint? Wieso wird von denen gewarnt, die sehen doch harmlos und putzig aus!«

      »Von wegen harmlos!«, sagte Innocent. »Hippos, wie wir in Südafrika die Flusspferde nennen, sind die gefährlichste Tierart in Afrika!«

      »Machst du Witze? Ein Mensch kann garantiert fixer laufen als ein Hippo«, sagte Lena skeptisch. »Dick und träge wie die aussehen!«

      »Da täuschst du dich gewaltig. Wenn ein Hippo-Baby im Wasser badet, seine Mutter in den Büschen am Flussufer nach Fressen sucht und ein Mensch versehentlich zwischen Mutter und Kind gerät, dann ist er unrettbar verloren! Das Hippo wird schrecklich wütend, greift ohne Warnung an und trampelt den Menschen zu Tode. Das passiert hier dutzende Male im Jahr!«

      Lena blickte sich um, ihre Eltern auf der Rückbank waren eingedöst. Perfekt, Zeit für ein ausführliches Schwätzchen. »Zu was für einem Volk gehörst du?«, fragte Lena den Chauffeur. »Sprecht ihr untereinander Englisch oder habt ihr eine eigene Sprache?«

      Innocent war baff ob solcher Unkenntnis. »Hat dir dein Vater das nicht erklärt?«, wunderte er sich. Auch Lena fand, dass sich das von ihrem Vater schlankwegs gehört hätte.

      »Ich gehöre zum Volk der Zulus, dem Volk des Himmels«, sagte er mit stolzgeschwellter Brust. »Na logisch haben wir eine eigene Sprache! Sie heißt isiZulu. Das Besondere daran ist, dass es neben den Vokalen und Konsonanten viele Klicklaute gibt!« Er ließ ein paar Hörproben hören, die sprachbegabte Lena war schwer beeindruckt.

      »Bist du verheiratet? Hast du Kinder?«

      »Na hör mal! Wie jeder weiß, bin ich ein Häuptling, ein Inkosi«, lachte Innocent. »Ein Inkosi muss verheiratet sein! Zurzeit habe ich nur vier Frauen.« Er sagte das mit einem gewissen Bedauern. »Meine Erstgeheiratete heißt uSibusiswe, das bedeutet in isiZuluGesegnet‹, du wirst dir denken können, warum«, fügte er gelassen hinzu.

      Lena war fürs Erste bedient und brachte kein Wort über die Lippen. Sie warf dem sogenannten Häuptling einen wütenden Blick zu.

      Der schien amüsiert. »Jetzt schau nicht so entgeistert! Ein Inkosi muss sich von gewöhnlichen Männern abheben«, sagte er ungerührt. »Zudem, ich habe für alle meine Frauen einen anständigen Preis gezahlt.«

      »Du hast deine Frauen gekauft?«, fragte sie hellauf empört. ›Das wird ja immer besser‹, dachte sie, ›Wir sind bei Hinterwäldlern gelandet.‹ »Das ist in Südafrika erlaubt?« Ihre Stimme bebte vor Entrüstung. »Wie viel kostet eine Frau?«

      »Elf Kühe im Durchschnitt«, antwortete er lässig. »Hör mal, ich glaube, du verstehst dieses und jenes verkehrt!« Er warf ihr einen belustigten Blick zu, doch sie presste die Lippen aufeinander und schaute stur nach vorne auf die Straße. »Der Brautpreis ist auf keinen Fall als Kaufpreis für die Frau zu betrachten. Er ist eine Gegenleistung in einem Tauschgeschäft. Der Vater der Braut bekommt von mir wertvolle Kühe im Austausch für die verlorene Arbeitskraft der Tochter. Das ist bloß fair, oder?«

      »Was sagte deine uSibusiswe, als du Konkurrentinnen ins Haus geholt hast?«, fragte Lena grantig. »Die war garantiert nicht begeistert!«

      »Im Gegenteil«, lachte Innocent. »Je mehr Frauen ein Mann hat, desto höher ist der Respekt, den man der Erstfrau zollt! Meine drängt mich immer, mir noch eine Frau zuzulegen, damit sich die Arbeit besser verteilt.«

      ›Im Grunde geht es mir nicht anders wie uSibusiswe‹, überlegte Lena bitter. ›Unter Umständen teile ich mir Yannis mit meiner Tante. Der einzige Unterschied ist, sie treiben es nicht vor meinen Augen.‹ »Wohnt ihr alle zusammen? In einem Haus?«, fragte sie. »Das klappt, ohne jeden Streit?«

      »Meine Frauen kommen miteinander aus«, grunzte er zufrieden. »Jede hat ihre eigene Hütte, führt ihren eigenen Haushalt, bestellt ihr eigenes Feld, hat ihre eigenen Milchkühe, kocht nur für sich, ihre Kinder und mich. Wenn ich bei ihr bin ...« Er warf Lena einen anzüglichen Blick zu. »Logischerweise muss ich versuchen, sie alle gleich zu behandeln.« Er tätschelte das Cockpit. »Ist in meinem Alter nicht immer problemlos. Von daher bin ich froh, wenn ich mit dem Auto unterwegs sein darf.«

      »Wo lebst du mit deiner Familie?«

      »In PheZulu«, erklärte er mit vor Stolz geschwellter Brust. »PheZulu bedeutet in unserer Sprache ’hochoben’, mein Dorf liegt oben am Rande des Tals der Tausend Hügel!« Er geriet ins Schwärmen. »Warte nur, bis wir in der Provinz KwaZulu-Natal sind, durch den Hluhluwe-Umfolozi Park in Richtung Durban fahren und in meinem Dorf ankommen! Du wirst von den Socken sein, wenn du die wundervolle Aussicht sehen wirst.«

      »Schluschluwi-Umflozzi?«, radebrechte Lena, was ungewohnt für sie war, galt sie doch als Sprachwunder, das Griechisch, Englisch und Deutsch fließend beherrschte. »isiZulu scheint eine enorm vertrackte Sprache zu sein. Warum lebst du nicht ständig bei deiner Familie? Abgesehen von der Schonung deiner Männlichkeit.«

      Innocent war nicht beleidigt. »Unsere jetzige Regierung garantiert zwar freie Bildung für alle, doch Papier ist geduldig. In den Townships und auf dem Lande liegt vieles im Argen, von daher engagiere ich mich für bessere Bedingungen in Waisenhäusern und Kinderkrippen.« Unvermittelt wirkte er bedrückt.

      Lenas Achtung für ihn stieg deutlich an.

      »Es СКАЧАТЬ