Der Bund der Katzenfrauen. D. Bess Unger
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Название: Der Bund der Katzenfrauen

Автор: D. Bess Unger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844272857

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СКАЧАТЬ du schlecht geträumt?«, unterbrach Dad ihre Gedanken. »Mir war, als hättest du im Schlaf irgendetwas von einem Tunnel gemurmelt.«

      Lena musste nachdenken. Stimmt, ihr vertrauter Albtraum hatte sie gepeinigt, aber kurz vor ihrer Erlösung hatte es einen Filmriss gegeben. »Mag sein, irgend so ein wirres Zeug, lohnt nicht, darüber nachzudenken«, erwiderte sie gegen ihre Überzeugung.

      Pünktlich um 8 Uhr 25 setzte die Boeing auf dem Flugplatz von Johannesburg auf. Als die Räder auf der Landebahn aufsetzten, klatschten manche Passagiere.

      Ava wunderte sich, dass sie keine Probleme mit ihren Ohren hatte. »Kein Wunder«, sagte ihr Mann. »Die Stadt liegt 1 800 Meter über dem Meeresspiegel!«

      Ava schien nicht beeindruckt. »Was du alles weißt«, erwiderte sie schnippisch und puderte sich die Nase.

      Kaum stand die Maschine, sprangen die Menschen von den Sitzen empor, rissen die Gepäckklappen auf, zerrten ihre Sachen heraus und drängten zu den Ausgängen. An Lenas Ausstieg stand Pamela. Die Beiden umarmten sich und flüsterten sich etwas ins Ohr. Ihre Mutter und einige Passagiere schauten befremdet zu.

      2. Chief Innocent

      Im Eiltempo schob Filippos den Gepäckwagen aus dem Terminal zu den Taxiständen hin, die beiden Frauen trotteten hinterher. Alle Taxis waren weg. »Verdammt, wo steckt der Bursche nur!« Ungehalten blickte er um sich.

      »Erwartet uns Dads Freund hier in Johannesburg?«, fragte Lena ihre Mutter verwundert. »Ich dachte, der wohnt in der Nähe von Durban.« Die war außer Atem und konnte nicht antworten.

      »Passt auf das Gepäck auf«, befahl Filippos. »Die Afrikaner klauen wie die Raben! Ich geh Geld wechseln.«

      Von einem sommerlichen Afrika konnte keine Rede sein, die Luft war kühl, es nieselte leicht. Lena blickte zu dem trüben Himmel empor und zerrte ihre unter den Koffern eingeklemmte Jacke hervor. »Hoffentlich beeilt sich Dad«, stöhnte sie und warf sich die Jacke über die Schultern. »Warum hat er nicht schon zuhause Euros in Rands gewechselt?«

      Ein stämmiger Mann mit einer Hautfarbe mehr Umbra als Schwarz steuerte geradewegs auf die Beiden zu. Je mehr er sich näherte, desto breitgezogener wurde sein Lächeln. Er blieb vor ihnen stehen und nahm die Mütze ab. »Sawubona!«, rief er ihnen zu, »My name is Innocent.« Blitzende Zähne und das Weiß der Augen funkelten sie an.

      ›Soll das Guten Tag heißen?‹, fuhr es Lena durch den Kopf. ›Innocent, unschuldig? Will der uns verkohlen?‹ Da Mum ihm lächelnd die Hand gab, tat sie es auch, zumal er sympathisch wirkte. ›Ist das etwa Dads Freund, der uns herumkutschieren will?‹ Sie schob die Sonnenbrille in den Ausschnitt ihrer Bluse und blickte dem Mann prüfend in die Augen.

      Eine hellblaue Aura umflammte ihn, eine Farbe, die nach ihrer Erfahrung für Ruhe und Ausgeglichenheit stand. Sie verlor sich in Bildern verwirrender Farben und fremdartiger Töne. Mister Innocent wiegte sich mit nacktem Oberkörper im Rhythmus einer Trommel. Er trug einen knielangen Lendenschurz aus Kalbfell, von den Hüften hingen Schnüre aus gestreiften Tierfellen herab. An den Oberarmen und Kniegelenken baumelten buschige Enden von Kuhschwänzen. Der kitschige Eindruck wurde durch ein Stirnband aus Leopardenfell keinen deut gemildert, es verlieh ihm endgültig das Aussehen eines Schauspielers eines B-Movies. Er führte das hüfthohe, geschwungene Horn einer Kudu-Antilope, auf das er sich bisher gestützt hatte, zum Mund und blies kräftig hinein. Der seltsam klagende Ton berührte Lena. Sie schob ihre Brille auf die Nase.

      »Ach, ihr habt euch schon bekannt gemacht?«, hörte Lena in ihrem Rücken die leicht enttäuschte Stimme ihres Vaters.

      Die Männer gingen aufeinander zu, gaben sich zuerst nach westlicher Art die Hand, sodann umgriffen beide den Daumen des jeweils anderen und blickten sich strahlend an.

      Der kräftige Innocent hob ihren Vater empor und drehte sich mit ihm im Kreis herum. »Sawubona!«, rief er aus. Als Filippos, wie es die Sitte erforderte, mit »Yebo, sawubon!« antwortete, begann er zu strahlen. »Du hast es nicht vergessen!«, schrie er los. »Nach all den vielen Jahren!« Er setzte ihn ab und wandte sich den beiden Frauen zu. »Du hast eine wunderhübsche Frau! Und erst deine Tochter, wow, eine wahre Schönheit!« Er streichelte Lena über die Wange. Sie, die solche vertraulichen Berührungen hasste, konnte nicht anders, geschmeichelt und verlegen lächelte sie Innocent an.

      »Mein Freund! Schön, dass du Zeit hast, uns deine Heimat zu zeigen.«

      Innocent machte eine wegwerfende Gebärde. »Rede keinen Unsinn, Filippos«, lachte er. »Vor zwanzig Jahren wollte ich in deinem Geburtsland eine Ausbildung zum Kaufmann machen. Du hast dir viel Mühe mit mir gegeben, weißt du noch? Es war, na logisch, hoffnungslos.« Er klatschte Filippos eine Riesenpranke auf den Rücken. »Das Rechnen war nie mein Ding!«, brüllte er. Er schnappte sich den Gepäckwagen. »Beeilt euch, mein Auto steht im Parkverbot, die Polizei hier versteht keinen Spaß!« Er rannte los, begleitet von Ava, die sich mit ihm derart angeregt unterhielt, als würde sie ihn schon seit Jahren kennen.

      Filippos wollte ihnen hinterher, aber Lena packte ihn an der Jacke und hielt ihn zurück. »Du, Dad. Innocent. Ist das ein Name? So heißt doch niemand, oder?«

      »Haargenau Innocent«, erwiderte er. »In der Schule haben ihn alle so genannt.«

      »In Ordnung. Wie lautet sein Nachname?«, fragte Lena.

      Filippos schien echt verblüfft. »Das habe ich ihn kein einziges Mal gefragt«, gab er zerknirscht zu.

      ›Du bist mir ein schöner Freund gewesen‹, dachte Lena, ›hast dir in der Schulzeit mit einem Mitbewohner ein Zimmer geteilt und kennst nicht mal den kompletten Namen.‹

      »Los jetzt, wir müssen uns beeilen«, drängte ihr Vater. »Heute Abend wollen wir am Sabie River sein!«

      Sie eilten hinter den beiden her, eine Frage interessierte Lena noch: »Was macht Innocent? Womit verdient er sein Geld?«

      »Viel Kohle wird er nicht machen«, erwiderte ihr Vater leicht geringschätzig. »Im letzten Brief hat er geschrieben, er würde sich für irgendeinen sozialen Kram engagieren. Keine Ahnung, was genau er da treibt.« An der Stimmlage merkte Lena, dass ihn die Arbeit des Freundes schnurzegal war. »Praktischerweise kommt er viel mit dem Auto herum. Ebendrum kann er es sich bequem einrichten, uns zum Kruger National Park und nach Zinkwazi, unserem Urlaubsort am Indischen Ozean, zu fahren.«

      Sie hatten einen Spurt einlegen müssen, kurzatmig stieß er »Nicht zu vergessen, im Hauptberuf ist er Häuptling!« hervor.

      Lena starrte zu ihrem Vater hin. Hatte der nicht alle Tassen im Schrank? »Was? Willst du mich verkohlen?«, fragte sie verdutzt. »Das gibt es hier noch? Häuptlinge?« Amüsiert lachte sie auf.

      »Nur konsequent, rückständig wie dir hier sind«, schnaufte er. »Man nennt das hier Chief oder in der Landessprache Inkosi. Frag ihn, wenn dich das interessiert.«

      ›Das tut es. Chief? Das würde zu den Gedankenbildern passen, die ich gesehen habe. Fehlt nur noch, dass er mehrere Frauen hat!‹

      Die Türen des klapprigen Mercedes, der mit laufendem Motor schon auf sie wartete, waren geöffnet. Lena warf sich auf den Beifahrersitz, ihr Vater zu seiner Frau auf der Rückbank. Sie schmissen die Türen zu, Innocent gab Gas, der Motor heulte auf und mit quietschenden Reifen schoss der Wagen davon.

      Zwei Polizisten drohten ihnen mit Knüppeln wütend СКАЧАТЬ