Blut und Scherben. Ole R. Börgdahl
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Название: Blut und Scherben

Автор: Ole R. Börgdahl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Marek-Quint-Trilogie

isbn: 9783742738660

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      Patrick berichtete jetzt von dem Gespräch mit Hausmeister Blöhmer, von dem Streit zwischen Rainer Eckermann und Ken Börder an jenem Tag Mitte Februar, an dem es in Berlin Schneefall gegeben hatte. Der Streit selbst war nicht das ausschlaggebende Indiz, sondern die Tatsache, dass sich Rainer Eckermann um den Nachlass des Toten gekümmert und das Gerücht verbreitet hatte, dass Ken Börder sich ins Ausland abgesetzt habe.

      »Danke Patrick«, sagte Werner Tremmel. »Ich sehe Zeit in Verzug und darum habe ich bei der Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen Herrn Rainer Eckermann beantragt. Leider gab es hier ein paar Verzögerungen, aber ich denke …«

      »Entschuldigung«, warf Marek ein. »Haftbefehl, sagten Sie, aber Sie haben den Mann doch bereits in Gewahrsam, nehme ich an?«

      Werner Tremmel grinste. »Ja, genau das unterscheidet uns von der Einheit Kowalski. Wenn wir heute Vormittag Herrn Eckermann in seiner Wohnung angetroffen hätten, dann wäre es ganz bestimmt zu einer vorläufigen Festnahme gekommen. Da das aber nicht der Fall war, habe ich entschieden auf den Haftbefehl zu warten.«

      »Aber Sie haben den Mann bereits zur Fahndung ausgeschrieben?«, bohrte Marek weiter.

      »Genau das nicht, nicht ohne Haftbefehl.« Werner Tremmel verzog das Gesicht. »Ich habe es schon erlebt, dass ein Verdächtiger ganz schnell eine Horde Anwälte am Start hatte und noch schneller wieder auf freiem Fuß war, mit der Folge, dass dieser Verdächtige danach untergetaucht ist.«

      »Ist das denn bei Rainer Eckermann zu erwarten?« Marek sah Patrick an. »Das Milieu, aus dem Opfer und Tatverdächtiger stammen, lässt doch nicht den Schluss zu, dass hier so schnell Anwälte zur Stelle sind, so organisiert sind doch nur wenige Kriminelle. Außerdem nehmen Sie doch selbst an, dass es eine Beziehungstat war, auch wenn Opfer und Tatverdächtiger eine kriminelle Vergangenheit haben.«

      Werner Tremmel presste kurz die Lippen aufeinander. »Sind Sie jetzt fertig? Das wird mir langsam zu bunt.« Er atmete hörbar ein. »Wir führen die Ermittlungen. Ich entscheide, wie vorgegangen wird. Morgen kommt es zur Verhaftung, das garantiere ich Ihnen, obwohl ich Ihnen gar nichts garantieren muss. Ich sollte wirklich ein ernstes Wort mit Ihrem Chef sprechen. Roose weiß wenigstens, wo seine Grenzen sind. Der Erkennungsdienst macht seine Arbeit und wir und nur wir ermitteln in diesem Mordfall. Haben Sie das verstanden?«

      Marek nickte. Er hätte noch einwenden können, dass die Indizien nicht klar genug auf einen Mordfall hinwiesen, sondern dass es sich so lange noch um einen Todesfall handelte, bis eine Täterschaft bewiesen war. Mark ließ es bei dem Nicken, das einer Entschuldigung für seine kritischen Fragen gleichkam.

      Werner Tremmel schwieg einige Sekunden, blickte dann erneut in die Runde. »Ich danke Ihnen für Ihre Beteiligung an diesem Kick Off. Die Sitzung ist beendet.«

      *

      Die Runde hatte sich überraschend schnell aufgelöst. Als erster hatte Dr. Pohlmann seine Folien zusammengerafft und war aus dem Raum gestürmt. Und auch Werner Tremmel hatte den Befehl zu einem Nachbriefing gegeben, dem Patrick Arnold und Thomas sofort folgen mussten. Die drei Mordermittler verschwanden über den Flur in eines der Büros im zweiten Stock der Keithstraße. Marek hatte eigentlich gehofft, noch ein paar Worte mit Thomas sprechen zu können, aber dazu kam es nicht. Der Sitzungsraum wurde unaufgeräumt zurückgelassen, als sich auch Marek, Hans Schauer und Torsten Regener auf den Weg machten. Marek wollte den Nachmittag nutzen und noch zurück in den Tempelhofer Damm fahren. Die Kollegen zogen es vor, einige ihrer reichlichen Überstunden abzubauen. Torsten war mit dem eigenen Auto da und wollte Hans am Kurfürstendamm absetzen.

      Marek hatte die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen. In der Yorckstraße blieb er in einem Stau hängen. Er war kurz davor umzudrehen und ebenfalls Feierabend zu machen. Dann ging es überraschenderweise doch voran. Er brauchte noch zwanzig Minuten bis ins Büro. Ulrich Roose würde am Montag wieder zur Arbeit erscheinen. Bis dahin wollte Marek noch so viel wie möglich von dem abarbeiten, was in den letzten vier Wochen liegengeblieben war.

      Während sein Rechner hochfuhr musste er wieder an das Gespräch mit Mia denken. Sie hatte den Job tatsächlich noch bekommen, arbeitete sogar schon seit zwei Wochen hier in Berlin. Genau das war es, was Marek grübeln ließ. Warum hatte sie nichts gesagt, welchen Grund hatte sie, sich vor ihm zu verstecken? Wenn es am Ende alles so schnell gegangen ist, warum hatte sie dann sein Angebot nicht angenommen, in der Übergangszeit bei ihm zu wohnen? Sie konnte doch so rasch noch keine eigene Wohnung gefunden haben. Warum hatte sie ein Hotel vorgezogen? Sie musste ja im Hotel wohnen oder bei einer Freundin. Marek überlegte. Wen kannte Mia in Berlin sonst noch. Marek konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals eine Freundin erwähnt hatte. Dann fiel ihm doch ein Name ein. Susanne Seifert war eine Arbeitskollegin aus Münster, die es nach Berlin gezogen hatte, kurz bevor auch Marek wieder zurückgekehrt war. Susanne Seiferts Mutter lebte mit ihrem zweiten Mann bereits in Berlin, und auch Susanne hatte der Liebe wegen, den Weg in die Hauptstadt gefunden. Marek dachte kurz darüber nach, konzentrierte sich dann aber auf den Computermonitor vor ihm auf dem Schreibtisch.

      Der Bildschirmschoner hatte sich eingeschaltet. Marek hatte eigentlich Wichtigeres zu tun, als über Mia zu nachzudenken. Es war doch aus zwischen ihnen. Natürlich war es aus, das hatte er doch längst akzeptiert, aber das war es auch nicht. Es war die Kränkung, die Marek jetzt in seinem Inneren spürte, die Ausgrenzung. Er schüttelte den Kopf, er musste sich von diesen Gedanken befreien. Was wollte er noch von Mia, nichts, gar nichts. Er hatte jetzt ganz andere Gefühle. Er musste kurz an Kerstin denken. Sie hatten seit gestern Abend nicht mehr miteinander gesprochen, obwohl Marek ihr doch von dem Leichenfund berichten wollte. Und von Dr. Pohlmanns heutigem Auftritt. Dann kehrten seine Gedanken doch wieder zu Mia zurück. Er griff zum Telefon, hielt kurz inne und wählte schließlich die Festnetznummer, die er immer noch im Kopf hatte. Das Freizeichen erklang, er ließ es lange klingeln, bis schließlich abgenommen wurde.

      »Hallo«, kam es zögerlich.

      »Mia? Bist du tatsächlich in Münster«, rutschte es Marek heraus.

      »Wie, was meinst du damit?«

      Marek fing sich sofort wieder. »Ich dachte nur, du hättest deinen Festnetzanschluss bereits gekündigt, aber da hatte ich die Nummer schon gewählt. Darum war ich überrascht, als du doch abgenommen hast.«

      »Gekündigt, nein? Der Nachmieter übernimmt meinen Anschluss. Das Telefon wird nur umgemeldet.« Sie zögerte. »Ich räume hier gerade meine letzten Sachen zusammen.«

      »Ganz alleine? Du hättest doch etwas sagen können.«

      »So viel ist es nicht mehr und außerdem ...«

      »Ja?«, fragte Marek, als Mia nicht weitersprach.

      »Nichts«, antwortete sie. »Es sind nur ein paar Kleinigkeiten. Ich war heute auch noch einmal bei meinen alten Kollegen, habe Kuchen vorbeigebracht. Ich war ja von einem auf den anderen Tag verschwunden. Zum Glück gab es beim Stellenwechsel keine Probleme, nur der Alte hat noch einen Spruch abgelassen, aber das war mir dann auch egal.« Sie zögerte erneut.

      Marek verstand, dass sie jetzt wissen wollte, warum er anrief. Er dachte nach, änderte dann blitzschnell seinen Plan. Er hatte nicht das Recht, Mia Vorwürfe zu machen. Sie brauchte ihm keine Begründung für ihr Verhalten zu geben, es ging ihn nichts an, nicht mehr und dennoch.

      »Ich wollte unser Treffen um einen Tag vorziehen«, hörte er sich sagen. »Am Mittwoch ist mir etwas dazwischengekommen. Wie wäre es bereits am Dienstag, gleicher Ort, gleiche Zeit.«

      »Dienstag, nächsten Dienstag.« Mia schien zu überlegen.

      »Ja, СКАЧАТЬ