Blut und Scherben. Ole R. Börgdahl
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Название: Blut und Scherben

Автор: Ole R. Börgdahl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Marek-Quint-Trilogie

isbn: 9783742738660

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СКАЧАТЬ ich ein zweites Gutachten erstellen?«

      Uwe machte eine abwehrende Geste. »Herr Gott, diese Entscheidung kann ich mir nicht anmaßen. Die Polizei wird bei den Ermittlungen schon die richtigen Schlüsse ziehen, auch wenn Pohlmanns Aussage zum Todeszeitpunkt ebenfalls nicht astrein war.«

      »Und was hat er da falsch gemacht?«, fragte Kerstin.

      »Ich habe jetzt schon einige ausgebuddelte Leichen gesehen, weil das ja dein Spezialgebiet ist und sich die Kollegen nicht um so einen Job reißen. Ich glaube, ich kann unterscheiden, ob ein Körper ein Jahr oder nur ein paar Monate in der Erde lag. Wie gesagt, unser Toter sah ja noch vergleichsweise gut aus, wenn der Gestank nicht gewesen wäre.«

      »Stimmt, der Verwesungsgeruch ist nicht unbedingt ein Indiz«, gab Kerstin zu. »Aber es gibt Leichen, die sehen nach drei Jahren besser aus, als andere nach sechs Monaten.«

      Uwe zuckte mit den Schultern. »Lass uns das Thema beenden. Vielleicht hat Pohlmann mit seiner Obduktion ja doch alles erkannt und richtiggemacht, mich würde es allerdings wundern.«

      Kerstin nickte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie noch gar nicht von ihrem Kaffee getrunken hatte. Sie griff nach der Tasse und fühlte gleich, dass sie nur noch lauwarm war. Uwe sprang sofort auf.

      »Sorry, meine Schuld, ich habe mal wieder zu viel gequatscht. Das kommt davon, wenn man im Betriebsrat ist und die Kollegen immer einnorden muss. Ich hole uns jetzt mal zwei frische Tassen. Die Zeit hast du doch noch?«

      Bevor Kerstin etwas entgegnen konnte, war Uwe schon auf dem Weg zum Tresen.

      *

      Marek hatte Thomas am Nachmittag angerufen und ihn über die Fakten des neuen Falles informiert. Thomas hatte dann aber erst von Patrick Arnold erfahren, dass KHK Werner Tremmel am Nachmittag zu einer großen Runde eingeladen hatte. Der Tatorterkennungsdienst und die Gerichtsmedizin sollten präsentieren, was sich seit dem Leichenfund am Vortag ergeben hatte. Thomas trug den Beamer in den Besprechungsraum im zweiten Stock der Keithstraße 30. Er schloss den Laptop an und richtete die Leinwand aus. Die Damen aus dem Sekretariat hatten sich gefreut, dass er die Bewirtung selbst übernahm, je eine Kanne Kaffee und Tee kochte und das Geschirr in den Besprechungsraum brachte. Er baute alles auf, sah dabei immer wieder auf die Uhr und hoffte, dass nicht Werner Tremmel der Erste war, der im Raum erschien.

      Dann klopfte es an der offenen Zimmertür. Dr. Pohlmann trat ein. Er gab Thomas die Hand, suchte lange nach einem geeigneten Platz, um dann auf das Laptop zu starren.

      »Ich habe richtige Folien dabei«, sagte er schließlich. »Wir hatten hier doch immer einen Overheadprojektor.«

      »Hatten wir«, bestätigte Thomas.

      Er ging zu einem der Wandschränke und fand das Gerät dort auch. Er stellte es auf den Tisch neben den Laptop. Die Lampe des Projektors funktionierte noch. Dann waren Stimmen auf dem Flur zu hören. Thomas blieb sitzen. Als erster betrat Hans Schauer den Raum, gefolgt von Torsten Regener. Thomas erhob sich und begrüßte die Kollegen, die er seit Jahren kannte.

      »Unsere Schlecht-Wetter-Typen sind da, Schauer und Regener, lange nicht gesehen.«

      »Der Witz ist älter als dieser Overheadprojektor dort auf dem Tisch«, entgegnete Torsten.

      Sie gaben sich die Hände, hatten aber nicht viel Zeit für einen Plausch, weil Patrick zwei Minuten später erschien. Ihm folgten Werner Tremmel und Marek, die im Gespräch waren.

      »Soll ich Roose anrufen, damit er seinen Urlaub um einen läppischen Tag verkürzt«, raunte Werner Tremmel gerade. »Wir brauchen hier volle Unterstützung und zwar von der Chefetage.«

      »Die haben Sie ja mit mir«, entgegnete Marek, »aber wenn ihnen das nicht reicht, müssen Sie das selbst mit meinem Chef klären.«

      »Das werde ich auch.«

      Werner Tremmel nickte heftig, dann sah er Thomas neben Laptop und Overheadprojektor sitzen und verstummte. Thomas ließ sich nicht irritieren, stand auf und bot den Anwesenden Kaffee und Tee an. Alle setzten sich an den U-förmigen Tisch und Werner Tremmel eröffnete die Sitzung, nachdem er Thomas noch ein paar Sekunden mit seinem Blick durchbohrt hatte.

      »Danke, dass Sie alle erschienen sind. Die Leiche von Ken Börder wurde erst vor knapp achtzehn Stunden aufgefunden, wir sind also noch in einer sehr frühen Phase der Ermittlungen. Bevor die einzelnen Fraktionen über ihre Untersuchungsergebnisse berichten, würden wir gerne ein kurzes Bild des Opfers geben, soweit diese Fakten noch nicht bekannt sind. Patrick, du hast das Wort.«

      Patrick Arnold übernahm, nachdem Thomas die Präsentation aufgerufen hatte, die schon auf dem Desktop des Laptops bereitlag.

      »Der Tote heißt Ken Börder, geboren am 3. Mai 1979 in Würzburg.«

      Die erste Folie zeigte eine Fotografie des lebenden Ken Börders, die nicht von seinem Personalausweis oder Führerschein stammte. Patrick fuhr fort. »Der Vater ist unbekannt, die Mutter im Jahre 2009 verstorben. Ken Börder hatte eine vier Jahre ältere Halbschwester, die 1984 an einer nicht öffentlichen Badestelle im Main ertrunken ist. Nach diesem Vorfall kam Ken Börder für drei Jahre ins Heim, zog dann aber wieder zur Mutter zurück.« Patrick wechselte auf die zweite Folie. »Ken Börder machte nach dem Hauptschulabschluss eine Ausbildung zum Speditionshelfer. In den Jahren 1997 bis 2001 verpflichtete er sich für vier Jahre bei der Bundeswehr. Den kompletten Dienst leistete er in der Balthasar-Neumann-Kaserne im Kraftfahrausbildungszentrum und im Sanitätszentrum ab. Dort erwarb er auch den Führerschein der Klasse CE für Lastzüge und Sattelkraftfahrzeuge. Dieser Führerschein wurde 2001 in einen regulären EU-Führerschein übertragen, da Ken Börder nach seiner Bundeswehrzeit eine Stellung bei einer Berliner Spedition annahm. Die Firma meldete 2003 Insolvenz an, Ken Börder wurde allerdings schon Mitte 2002 entlassen. Seither galt er als arbeitssuchend. Ken Börder ist nach 2003 mehrfach straffällig geworden.«

      Patrick gab eine Kurzzusammenfassung von den Rechercheergebnissen, die Thomas und er am Vormittag von Lars Meier erhalten hatten. Er nannte auch die Namen der Männer, die mit Ken Börder in Verbindung standen, betonte den von Rainer Eckermann aber nicht übermäßig. Er erwähnte auch nicht, dass Rainer Eckermann die Wohnung von Ken Börder aufgelöst hatte. Werner Tremmel hatte vor, seinen Haupttatverdächtigen erst zum Ende der Sitzung zu verkünden.

      »Ken Börder war zuletzt in Charlottenburg, in der Bunger Allee 17, wohnhaft«, fuhr Patrick fort. »Der Vermieter hat Herrn Börder allerdings im März dieses Jahres abgemeldet, ohne eine Folgeadresse anzugeben. Dies ist möglich, weil die Meldebehörde annehmen muss, dass die betreffende Person anderweitig gemeldet ist, wenn der angemietete Wohnraum vom Mieter oder Vermieter gekündigt wurde.«

      Mit dieser Information schloss Patrick seinen kurzen Vortrag. Werner Tremmel bedankte sich. Es war üblich, erst alle Fakten zu präsentieren und so war Marek jetzt an der Reihe. Er steckte seinen Datenstick selbst in den USB-Port des Laptops und wartete, bis Ordner und Datei erkannt wurden. Dann öffnete er die Präsentation.

      Marek wiederholte die wesentlichen Fakten, die er Werner Tremmel bereits am Leichenfundort mitgeteilt hatte. Angaben zur Kleidung des Toten, die Tatsache, dass Ken Börder eine große Menge Bargeld bei sich gehabt hatte, weitere Informationen über den Inhalt der Brieftasche. Auf dem Beamer erschienen die Fotografien einzelner Geldscheine, Vorder- und Rückseite von Personalausweis und Führerschein und einige Bilder von der Brieftasche selbst. Auf der zweiten Folie präsentierte Marek die unscheinbare Armbanduhr. Das Lederarmband hatte in der feuchten Erde gelitten. Das Uhrglas war leicht zerkratzt, die Einfassung dunkel angelaufen. Die dritte Folie zeigte den СКАЧАТЬ