Название: Blut und Scherben
Автор: Ole R. Börgdahl
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Marek-Quint-Trilogie
isbn: 9783742738660
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»Alle persönlichen Gegenstände des Toten, also Brieftasche samt Inhalt, Schlüsselanhänger mit Schlüssel und die Uhr haben wir in der Kriminaltechnik untersucht. Die Sachen liegen jetzt für eine DNA-Analyse bereit und können von Herrn Dr. Pohlmann angefordert werden. Sofern nicht gewünscht ist, dass die Kriminaltechnik diese Untersuchungen durchführen lässt.«
Dr. Pohlmann nickte. »Ich werde mich zu gegebener Zeit darum kümmern.«
»Danke«, sagte Werner Tremmel mit einem Lächeln in Richtung des Gerichtsmediziners.
Marek fuhr mit seinen Ausführungen fort. »In der unmittelbaren Umgebung des Leichenfundortes haben wir keine Objekte gefunden, keine Grabewerkzeuge, keine Waffen und auch keine weiteren persönlichen Gegenstände, die möglicherweise dem Toten zuzuordnen wären. Wir haben auch die dem Toten fehlenden Gliedmaßen nicht auffinden können.«
»Moment«, warf Werner Tremmel ein. »Aber es wurde doch ein Finger gefunden.«
»Das ist richtig.«
Marek sah Dr. Pohlmann an, der ein, zwei Sekunden brauchte, bis er begriff, dass in diesem Moment sein Urteil gefragt war.
»Mittelfinger«, sagte er schließlich. »Auf dem Feldweg habe ich den Mittelfinger der rechten Hand sichergestellt. Außerdem fehlten dem Toten noch der Ringfinger sowie der kleine Finger, ebenfalls an der rechten Hand. Es handelt sich dabei ...«
»Entschuldigung Herr Dr. Pohlmann«, unterbrach Werner Tremmel den Gerichtsmediziner. »Ich würde vorschlagen, der Kollege Quint beendet erst seinen erkennungsdienstlichen Vortrag, bevor wir zum Ergebnis der Obduktion kommen.«
»Selbstverständlich«, antwortete Dr. Pohlmann und lächelte in die Runde.
»Ich bin auch gleich fertig«, sagte Marek. »Also, der Leichenfundort, die Lichtung ist eine sogenannte Wildschweinsuhle. Der Untergrund ist daher stark durchwühlt. Wir haben das Terrain heute Morgen von einem Fachmann begutachten lassen. Die Spuren konnten nur den dort verkehrenden Wildtieren zugeordnet werden. Hierbei handelt es sich neben den besagten Wildschweinen noch um Rotwild.«
»Irgendwelche Raubtiere?«, fragte Patrick. »Ich meine wegen der fehlenden Finger. Es soll doch neuerdings Wölfe in der Gegend geben.«
»Nein, keine Wolfsspuren«, antwortete Marek, »aber mir wurde gesagt, dass Wildschweine Allesfresser seien.«
»Wurde der Arm des Toten denn von den Wildscheinen freigelegt?«, fragte Werner Tremmel.
»Das ist zumindest anzunehmen. Der Tote war ursprünglich dreißig, höchstens vierzig Zentimeter tief vergraben. Der Boden war durch die starken Regenfälle der vergangenen Tage sehr weich. Dies zusammengenommen würde es erklären, dass die Wildscheine an den Körper herangekommen sind.«
»Aber es kann nicht sein, dass das Opfer in eine Schlammgrube gefallen und darin ertrunken ist?« Werner Tremmel sah Dr. Pohlmann kurz an.
»Das ist ausgeschlossen«, sagte Marek. »Wir haben die Erdstruktur der Grube untersucht. Innerhalb eines Bereiches von vierzig mal hundertsechzig Zentimetern war die Erde aufgelockert und dadurch auf Grund der Feuchtigkeit auch schlammiger als die unmittelbare Umgebung der Grube. Wir konnten zwar keine Grabespuren feststellen, wie sie von einem Spaten oder einer Hacke stammen, aber es ist anzunehmen, dass das Erdreich mit einem derartigen Werkzeug ausgehoben wurde.«
»Ein Spaten?«
»Oder eine Hacke, sicherlich nicht mit den bloßen Händen«, erklärte Marek. »Die Erde ist lehmhaltig.«
Werner Tremmel nickte. »Gut, was haben Sie noch, was haben die Hundertschaften gefunden, die Sie durch die Gegend marschieren lassen haben?«
»Es waren nur zwanzig Bereitschaftspolizisten«, entgegnete Marek. »Das Ergebnis war allerdings sehr mager. Wir haben nicht einmal Zigarettenkippen gefunden. Wir haben einen Radius von etwa fünfhundert Metern um die Leichenfundstelle abgesucht. Dann haben wir uns noch auf die Zuwege konzentriert, immer in der Annahme, dass das Opfer und ein möglicher Täter über die normalen Wege zum Leichenfundort gelangt sind. Aber auch hier haben wir nichts gefunden. Der Fußweg zum späteren Leichenfundort ist mit fünfhundertdreiundsechzig Metern ja relativ lang. Daher haben wir uns dann noch die Frage gestellt, wie schwierig es ist, einen Körper über diese Distanz zu tragen. Für eine Einzelperson sicherlich ein mühsames Unterfangen, man muss Pausen einlegen, den Körper des Toten ablegen. Hierbei könnten Spuren verursacht worden sein, nach denen wir gesucht haben, leider ohne Befund.«
»Warum gehen Sie von einem Einzeltäter aus?«, fragte Werner Tremmel.
»Ich habe nicht von einem Täter oder von Tätern gesprochen«, betonte Marek. »Es geht nur darum, die Hypothese zu stützen, falls der Mann nicht am Fundort getötet wurde.«
»Die Hypothesen in diesem Fall überlassen Sie doch bitte den Mordermittlern.« Werner Tremmel zögerte. »Aber ich vergaß, Sie sind ja auch so ein abgebrochener ...« Er beendete den Satz nicht, blickte kurz zu Thomas, und schüttelte den Kopf.
Marek überging den Seitenhieb. »Dann haben wir auch gleich aufgezeichnet, welche generellen Möglichkeiten bestehen, in die Nähe des Leichenfundortes zu gelangen. Es gibt einige befahrbare Forstwege und kleinere Straßen aus Richtung Potsdam oder aus Richtung Beelitz, die in das Waldgebiet führen. Soweit die bisherigen Erkenntnisse meines Teams zu dem vorliegenden Fall.« Marek sah Torsten Regener und Hans Schauer an, die beide nickten.
»Danke.« Werner Tremmel überlegte, schien noch nach einer kritischen Frage zu suchen, die er Marek stellen konnte, aber ihm fiel nichts mehr ein. »Patrick?«
Patrick Arnold schüttelte den Kopf.
»Wie hat der Körper denn in der Grube gelegen?«, fragte Thomas.
Werner Tremmel verzog sofort das Gesicht, wollte schon protestieren, aber Marek war schneller.
»Stimmt, diesen Punkt hätte ich fast vergessen.« Marek blätterte zur nächsten Folie. »Hier haben wir eine kleine Skizze. Der Körper muss sich ursprünglich flach, auf dem Rücken liegend in der Grube befunden haben. Dann hat sich der Torso aber um gut dreißig Grad gedreht, so dass die rechte Seite, Rumpf und Arm höher lagen. Die Beine haben diese Drehbewegung allerdings nicht mitgemacht.«
»Dreißig Grad? Wie kann das passieren?« fragte Werner Tremmel ungläubig.
»Eine mögliche Erklärung ist die gut besuchte Suhle, die einen Seitendruck auf die Umgebung ausgeübt hat.« Marek deutete auf die Skizze. »Vielleicht wäre die Leiche früher oder später vollständig wieder ans Tageslicht gekommen.«
»Merkwürdige Vorstellung.« Werner Tremmel sah kurz zu Thomas. »Und haben Sie noch etwas so Wichtiges vergessen?«
Marek schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre vorläufig alles. Sie erhalten natürlich noch den schriftlichen Bericht.«
»Darum will ich auch bitten. Aber am besten warten sie noch bis Roose einmal drüber geschaut hat.«
Marek nickte und sparte es sich, das letzte Wort zu haben.
Werner Tremmel sah in die Runde. Sein Blick blieb auf Dr. Pohlmann stehen. »So und jetzt dürfen Sie das Bild komplettieren, Herr Dr. Pohlmann. Nachdem der СКАЧАТЬ