Blut und Scherben. Ole R. Börgdahl
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Название: Blut und Scherben

Автор: Ole R. Börgdahl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Marek-Quint-Trilogie

isbn: 9783742738660

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СКАЧАТЬ gerne.«

      Dr. Pohlmann erhob sich, ging um den Tisch herum zum Overheadprojektor und suchte nach dem Einschalter. Thomas war ihm behilflich. Das Projektionslicht erhellte die Leinwand, nachdem das Beamerlicht erloschen war. Die Folie war nicht gleich scharf, Thomas drehte an der Stellschraube. Dr. Pohlmann räusperte sich. Bei der Folie handelte es sich offensichtlich um die erste Seite des Obduktionsberichtes. Die Schrift war aber so klein, dass kaum etwas zu erkennen war. Dr. Pohlmann räusperte sich erneut.

      »Ich möchte zunächst etwas über den Todeszeitpunkt sagen. Der Verwesungszustand des aufgefundenen Körpers macht es sehr schwer, den Todeszeitpunkt exakt einzugrenzen. Dennoch schätze ich unter Vorbehalt, dass die Leiche etwa zwölf Monate in der Erde gelegen hat. Vor zwei Jahren gehörte ich zu einer Gruppe von deutschen Gerichtsmedizinern, die in Knoxville eine Body Farm besuchen durften. Das dortige Freiluftforschungszentrum gehört zur University of Tennessee. Ich habe daher Kenntnisse der einzelnen Verwesungsstadien menschlicher Körper unter Berücksichtigung unterschiedlicher Witterungsverhältnisse. In den Tropen ergibt sich natürlich ein anderes Verwesungsprofil als in unseren Breiten. Ich habe hier ...«

      »Dr. Pohlmann, entschuldigen Sie«, unterbrach Werner Tremmel den Gerichtsmediziner. »Natürlich sind Ihre Referenzen zur Bestimmung des Todeszeitpunktes wichtige Details in diesem Fall und werden später sicherlich noch von Interesse sein. In dieser frühen Phase des Falles sollten wir uns aber nur die nackten Tatsachen ansehen. Sie sagen, Ken Börder ist vor etwa einem Jahr gestorben?« Werner Tremmel sah Patrick Arnold an.

      Dr. Pohlmann brauchte ein paar Sekunden, um den Faden wiederaufzunehmen, den Werner Tremmel durchtrennt hatte. »Maximal zwölf Monate ja, das ist meine persönliche Einschätzung. In meinem Gutachten habe ich den Todeszeitpunkt allerdings in einen Zeitraum zwischen sechs und zwölf Monaten festgelegt, was mir seriöser erschien. Ich schätze auch, dass das Opfer unmittelbar nach seinem Tod in der Erde vergraben wurde.«

      »Sechs bis zwölf Monate«, warf Werner Tremmel erneut ein. Er überlegte. »Vielleicht können wir Ihre Einschätzung bald präzisieren.« Er sah wieder zu Patrick Arnold.

      Dr. Pohlmann nickte. »Dann komme ich jetzt zu den entscheidenden Fakten. Die Todesursache ist eine Fraktur des Dens axis und ein Riss der Bänder des Dens axis, wobei es zu einer Durchtrennung der Medulla oblongata und des Rückenmarks kam. Oder anders ausgedrückt, Zerstörung der Nervenzentren für Atmung und den Blutkreislauf auf Grund eines fatalen Genickbruches. Am Kopf und Hals des Opfers konnte ich Hinweise auf einen kräftigen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand feststellen. Hierzu konnte ich die Ansätze eines Hämatoms nachweisen, das sich auf Grund des sofortigen Todes nicht vollständig ausgebildet hat.«

      »Genickbruch, Schlag mit einem stumpfen Gegenstand«, wiederholte Werner Tremmel. »Können Sie die mögliche Tatwaffe benennen?«

      »Ein schweres Kantholz oder eine Keule«, sagte Dr. Pohlmann sofort. »Genauer kann ich allerdings nicht benennen. Wenn eine in Frage kommende Tatwaffe gefunden wird, kann ich einen Abgleich vornehmen und diese Tatwaffe verifizieren. Das ist die übliche Vorgehensweise.«

      Dr. Pohlmann nahm seine erste Folie vom Overheadprojektor und suchte in seinen Unterlagen nach der Nächsten. Er fand sie und legte sie auf. Diesmal war der Inhalt der Folie etwas strukturierter. Eine Aufzählung, die der Gerichtsmediziner zu zitieren begann.

      »Magen- und Darminhalt des Opfers weisen auf eine Mahlzeit zwischen drei und sechs Stunden vor dem Tod hin. Außerdem konnten wir im Magengewebe leichte Alkoholzerfallsprodukte nachweisen, die darauf schließen lassen, dass das Opfer zum Zeitpunkt seines Todes alkoholisiert war. An der rechten Hand des Opfers fehlen drei Finger. Der Mittelfinger wurde aufgefunden und weist der Länge nach Zahn-, aber keine tieferen Bissabdrücke auf. Der Finger wurde unterhalb des dritten Gliedes abgequetscht. Am Knochen wurden Zahnspuren gefunden. Das umgebende Fleisch des Fingerschaftes ist zum Teil ausgerissen, zum Teil durch einen Biss durchtrennt. Und der Mittelfinger wurde auch in einem Zustand fortgeschrittener Verwesung vorgefunden.« Dr. Pohlmann machte eine kurze Pause, wies dann wieder auf den Inhalt seiner Folie. »Der Ringfinger und der kleine Finger der rechten Hand des Opfers liegen der Gerichtsmedizin nicht vor. Es sind aber ähnliche Bissmuster an den Fingerstümpfen der rechten Hand zu identifizieren, wie sie für den aufgefundenen Mittelfinger zutreffen.«

      »Kann das der Hund des Försters gewesen sein?«, fragte Werner Tremmel.

      »Diese Frage habe ich mit einem Kollegen besprochen«, antwortete Dr. Pohlmann bedächtig. »Die Finger sind voraussichtlich nicht von einem reinen Fleischfresser abgetrennt worden. Mit Hinweis auf die Suhle könnte es sich eher um den Bissstatus eines Wildschweines handeln. Hier könnte man natürlich weiter recherchieren, wenn das gewünscht wird, aber ich gebe zu bedenken, dass der Verlust der drei Finger der rechten Hand des Opfers sehr wahrscheinlich post mortem erfolgt ist.«

      »Das kling ja alles nicht sehr appetitlich«, sagte Werner Tremmel. »Haben Sie noch eine Folie für uns?«

      »Mehrere mit Fotografien der von mir erwähnten Punkte.«

      »Lieber nicht. Es reicht, wenn ihr Bericht später mit diesen Bildern gespickt ist.«

      »Das ist mir ganz recht«, sagte Dr. Pohlmann etwas zögerlich. »Es gibt nämlich ein paar Verletzungen am Körper des Toten, die ich abschließend noch nicht bewerten möchte.«

      »Was für Verletzungen?«, fragte Werner Tremmel sofort.

      »Keine Verletzungen, die unmittelbar etwas mit der Todesursache zu tun haben. Dennoch können sie in Bezug auf die Tatwaffe durchaus im Zusammenhang mit dem mortalen Genickbruch stehen. Bevor ich hier allerdings eine Aussage machen möchte, ist es seriöser abzuwarten, bis mir die Tatwaffe vorliegt.«

      »Die Tatwaffe, sie sprechen von der Keule«, folgerte Werner Tremmel.

      »Ja, es könnte eine keulenförmige Tatwaffe sein oder ein stark abgerundetes Kantholz. Ich würde mit dem Abschlussbericht meiner Obduktion gerne warten, bis möglicherweise die Tatwaffe gefunden wurde. Wenn dies nicht möglich ist, werde ich meinen Bericht natürlich auch so spätestens bis Dienstag in der Endfassung vorlegen.«

      »Dienstag!« Werner Tremmel sah in die Runde. »Vielleicht können wir Ihnen sogar schon in den nächsten Tagen die Tatwaffe zur Untersuchung geben. Patrick, lass bitte hören, was wir bereits heute Vormittag herausfinden konnten und was den Fall sehr wahrscheinlich schnell zum Abschluss bringen wird.«

      Patrick erhob sich, schaltete selbst den Overheadprojektor aus und den Beamer wieder ein und öffnete auf dem Laptop eine neue Präsentation. Dann ging er nach vorne.

      »Wir haben eben den Namen Rainer Eckermann genannt. Heute Vormittag haben sich Fakten ergeben, die Rainer Eckermann, 36 Jahre alt, geboren am 4. Juli 1979, wohnhaft in Berlin-Tegel zum Hauptverdächtigen im Todesfall Ken Börder machen.«

      Patrick machte einen Schritt nach vorne, um auf die erste Folie seiner Präsentation zu schalten. Thomas war schneller. Auf der Beamerleinwand erschien das Gesicht eines Mannes, darunter alle persönlichen Daten sowie die vollständige Wohnanschrift.

      »Wir haben den letzten Wohnsitz unseres Opfers aufgesucht und eine Zeugenbefragung durchgeführt. Ken Börder wurde im Februar dieses Jahres vom Hausmeister der Wohnanlage, in der das Opfer ein Appartement gemietet hatte, zuletzt gesehen. Es ist stark anzunehmen, dass Ken Börder somit auch seit Februar verschwunden ist …«

      »Wir nehmen sogar an, dass das der ungefähre Todeszeitpunkt ist«, unterbrach Werner Tremmel Patrick Arnold und wandte sich an Dr. Pohlmann. »Sie liegen also mit sechs Monaten eher richtig, als mit einem Jahr.«

      Dr. СКАЧАТЬ