DRECKSPACK. Irene Dorfner
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Название: DRECKSPACK

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783748599258

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СКАЧАТЬ er war auch Polizist. Jede Sekunde zählte, denn er musste dringend mit der Frau sprechen, die bereits die Apotheke verlassen hatte. Als er die Schmerzmittel an sich nahm, war er für einen Moment irritiert. Hatte er die nicht auch schon in diversen Werbungen gesehen? Konnte es sein, dass ihm der Arzt für die heftigen Schmerzen nur ein handelsübliches Mittel verschrieben hatte, das es an jeder Ecke zu kaufen gab? Darum musste er sich später kümmern, jetzt gab es Wichtigeres.

      „Stimmt so“, sagte er deshalb und lief der Frau hinterher. Im Gehen nahm er eine Tablette. Wie lange wohl die Wirkung auf sich warten ließ? Er biss die Zähne zusammen, denn er spürte jeden Schritt, wobei die Schmerzen seltsamerweise nicht mehr ganz so schlimm waren. Wirkten die Tabletten so schnell? Konnte das sein? Die junge Frau lief Richtung Bahnhof. Ob er es schaffte, sie zu erreichen? Zum Glück kam eine Gruppe Wallfahrer mit hunderten von Gläubigen vom Bahnhof her auf ihn zu. Diese Gruppe, die von einem Mann mit einem riesigen Kreuz angeführt wurde, blockierte die ganze Bahnhofstraße. Leo kannte das schon. Er hatte schon oft gesehen, wie rücksichtlos manche Wallfahrerzüge vorgingen, um sich den Weg zum Ziel, der Gnadenkapelle auf dem Altöttinger Kapellplatz, zu bahnen. Normalerweise würde er sich darüber aufregen, aber diesmal kam ihm die Rücksichtslosigkeit entgegen. Die junge Frau, die er schon fast verloren glaubte, musste anhalten und kam nur schrittweise vorwärts, was ihm Zeit gab, aufzuholen. Er war nur noch wenige Meter von ihr entfernt. Dann steckte auch er fest. Er wurde angerempelt und rücksichtslos zur Seite gedrängt, was seinem Rücken nicht guttat und ihn wütend machte. Am liebsten hätte er jeden einzelnen verhaftet, aber dafür war keine Zeit. Er hielt Ausschau nach der Frau, die es geschafft hatte, an dem Wallfahrerzug vorbeizugehen. Leo war sauer und drängelte nun seinerseits zurück, was von den Teilnehmern des Wallfahrerzuges mit Beschimpfungen quittiert wurde. Leo war das egal. Er hatte nur noch die Frau im Blick, die jetzt an der Fußgängerampel kurz vor dem Bahnhof stehenbleiben musste. Super, vielleicht erreichte er sie doch noch. Er versuchte, die Schmerzen zu ignorieren und konnte schneller gehen, als er sich endlich an der Gruppe vorbeigedrängelt hatte. Die Ampel schaltete auf grün und die Frau hatte bereits einen Fuß auf die Straße gesetzt, als Leo sie zurückhielt.

      „Kriminalpolizei“, keuchte er und hielt ihr seinen Ausweis vor. „Papiere!“ Mehr brachte er nicht hervor. Der kurze Fußweg von der Apotheke bis hierher war für ihn ein wahnsinniger Kraftaufwand gewesen; er war völlig fertig.

      Die Frau starrte Leo erschrocken an. Dann kramte sie umständlich in ihrer Tasche, wobei sie bemüht war, dass er den Inhalt nicht sehen konnte.

      „Regina Liebers“, las Leo laut. „Sie wohnen in Kastl?“

      „Ja. Was habe ich angestellt?“

      Leo sah sich um. Hier direkt an der Kreuzung war kein geeigneter Platz für eine Befragung. Außerdem musste er sich setzen. Der Gasthof gegenüber hatte noch zu. Dann entdeckte er auf der anderen Straßenseite neben dem Bahnhofsvorplatz den Omnibusbahnhof mit mehreren Bänken.

      „Gehen wir dort rüber, dann erkläre ich es Ihnen“, sagte Leo und versuchte ein gequältes Lächeln. Die Schritte wurden schwerer und schwerer. Als eine der Bänke des Omnibusbahnhofes in greifbare Nähe kam, konnte er es kaum erwarten, sich endlich setzen zu können. Mit einem tiefen Seufzer ließ er sich langsam nieder. Geschafft. Er brauchte einen Moment, um die richtigen Worte zu finden. Außerdem war er immer noch, oder schon wieder, außer Atem.

      „Geben Sie mir Ihre Tasche“, sagte Leo, auch wenn ihm klar war, dass er dazu nicht befugt war. Er hatte die erschrockenen Augen der zweiunddreißigjährigen Frau gesehen und hatte Mitleid mit ihr. Außerdem spürte er, dass sie Angst hatte.

      Wortlos übergab ihm Regina Liebers die Tasche. Leo bemerkte sehr wohl, dass sie zitterte. Waren das Tränen in ihren Augen?

      Er öffnete die Tasche und sah eine riesige Menge Medikamente. Er nahm eine Packung nach der anderen – alles Schlafmittel.

      „Das sind ganz schön viele. Was haben Sie damit vor?“ Leo sprach so ruhig wie möglich.

      Jetzt weinte Frau Liebers. Leo sah keinen Ring an ihrem Finger. Ob er sie einfach in den Arm nehmen und trösten sollte? Nein, das wagte er nicht. Er gab ihr ein Taschentuch und schämte sich, wie übel und zerknittert das aussah.

      „Das ist unbenutzt, auch wenn es nicht so aussieht“, entschuldigte er sich.

      Jetzt lächelte sie und nahm es trotzdem. Leo war erleichtert.

      „Wollen Sie mir nicht antworten? Was haben Sie mit den vielen Tabletten vor?“

      Die Frau sagte immer noch nichts.

      „Sehen Sie sich doch um, Frau Liebers! Es ist Frühling! Die Natur explodiert und die Vögel geben ihr Bestes. Das Leben ist schön und Sie sind jung. Warum wollen Sie Ihr Leben wegwerfen? Ich bin sicher, dass Sie noch sehr viel daraus machen können.“

      „Die Tabletten sind nicht für mich“, sagte sie und starrte Leo an.

      „Nicht? Da bin ich aber erleichtert! Wenn die nicht für Sie sind, für wen sind sie dann?“

      „Für meinen Onkel. Er ist schwer krank und möchte nicht mehr leben.“

      Leo war sauer. Auch wenn er die Beweggründe des Onkels vielleicht verstehen würde, durfte er seine Nichte dazu nicht missbrauchen. Er musste mit dem Onkel sprechen und ihm ins Gewissen reden.

      „Was passiert jetzt? Es war nicht leicht, an die Schlafmittel zu kommen. Seit Tagen klappere ich eine Apotheke nach der anderen ab.“

      „Ich verstehe. Die Abgabemenge darf nicht groß sein, deshalb müssen Sie sammeln.“

      Regina Liebers nickte nur.

      Bevor sich Leo den Onkel vornahm und der sich eine Predigt anhören durfte, brauchte er mehr Details.

      „Erzählen Sie mir von Ihrem Onkel. Vor allem interessiert mich, warum er Sie um diesen Gefallen bat.“

      Während sich Leo mit Frau Liebers unterhielt, hatten Hans Hiebler und Diana Nußbaumer endlich Bruder Clemens gefunden. Er befand sich in der Sakristei der Basilika. Hans war genervt, denn sie hatten lange suchen müssen. Außerdem gab es zwei Besucher in der Basilika, die sich über den kurzen Rock und das schulterfreie Top Dianas aufregten. Während Diana die blöden Sprüche ignorierte und einfach weiterging, legte sich Hans mit den beiden an und stauchte sie zusammen.

      „Lass sie doch reden“, sagte Diana, die sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.

      „Diese Pseudoreligiösen gehen mir tierisch auf die Nerven! Vor allem die Frau war sehr unverschämt. So etwas kann ich auf den Tod nicht ausstehen.“

      „Wie kann ich helfen?“, fragte Bruder Clemens und sah Diana abschätzend an.

      „Kriminalpolizei. Mein Name ist Hiebler, das ist meine Kollegin Nußbaumer. Kennen Sie diese Frau?“ Hans hielt ihm sein Handy vor, worauf sich der Mann bekreuzigte.

      „Ist sie tot?“

      „Ja. Kennen Sie die Frau?“

      „Nein, ich denke nicht.“

      „Sie sind sich nicht sicher?“

      „Entschuldigen Sie, aber auf dem Bild kann man nicht viel erkennen. Wie kommen Sie darauf, dass ich die Frau kennen könnte?“

      „Sie war gestern Abend an der Pforte СКАЧАТЬ