Название: "Dann müssen die halt mal schwitzen!"
Автор: Heiko Fritschen
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная деловая литература
isbn: 9783742760869
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Das müssen Sie vor einem Arbeitsgericht nachweisen können.
3.5 Mobbing durch den Vorgesetzten – Bossing
Hier müssen wir grundsätzlich zwei Varianten unterscheiden. Einmal mobbt der Vorgesetzte selbst, beim zweiten Fall wird er vom Mobber gelenkt. Für den ersten Fall existieren praktisch keine Gegenmaßnahmen, die einen längeren Verbleib in der Firma als Ergebnis hätten. Bei der zweiten Variante kann es durchaus noch klappen.
Die erste Variante wird meist unter dem Begriff Bossing geführt.
Der Vorgesetzte führt bewusst alle möglichen Strategien und Anweisungen durch, um Sie an einer ordnungsgemäßen Arbeit zu hindern. Ziel ist es, Sie zu einer freiwilligen Kündigung zu bewegen oder dafür zu sorgen, dass Sie durch seine Einschränkungen keine Arbeitsergebnisse mehr erreichen, womit eine Kündigung erklärbar würde. Ein Begriff hierfür ist das Strategische Mobbing, welches in Punkt 8 weiter ausgeführt wird.
Das ist ein hässlicher Nervenkrieg, den Sie am Ende mit Ihrer Gesundheit oder Ihrem Selbstwertgefühl bezahlen. Haben Sie deswegen auch kein Mitleid – nicht mit der Firma und vor allem nicht mit Ihrem Vorgesetzten.
Die zweite Variante wird zwar auch unter Bossing geführt, ist aber in Einzelfällen reparabel.
Beispiel
Ihr gleichgestellter Kollege will, dass Sie seine Ideen umsetzen und stellt Ihre Leistung beim Vorgesetzten als unzureichend dar. Meist sind die Auslöser simple Unterschiede in der fachlichen Beurteilung. Für den Kollegen geht es aber nicht um den Sachverhalt, sondern nur darum, sich durchzusetzen und Sie schlecht dastehen zu lassen. Dabei spielt das Firmenergebnis für den Mobber keine Rolle.
„Was der da macht, ist für mich nicht nachzuvollziehen …“
Ihr Vorgesetzter stellt Sie ohne Angabe von Belegen zur Rede, auf deren Grundlage man sachlich diskutieren könnte.
Das passiert Ihnen ein- oder zweimal, und dann bringen Sie sich in der Regel nicht mehr ein. Der Kollege hat Sie – seinen Konkurrenten – ausgeschaltet. Meist wechseln Sie dann freiwillig, wenn Sie einen neuen Job gefunden haben.
Als Mobbing werden die geplanten Aktionen in Summe gezählt – wie viele es sein müssen, ist nicht klar festgelegt.
Manche Gerichtsurteile sprechen von drei Fällen in einem Zeitraum von ungefähr einem Jahr. Können Sie fünf nachweisen, glaubt Ihnen das Gericht auch die anderen zweiundzwanzig. Aber Sie müssen möglichst die bewusste Handlung des Mobbenden nachweisen. Was gerade für viele Außendienstmitarbeiter oder Mitarbeiter in der Fertigung ohne Zugang zum Intranet praktisch unmöglich ist, da viele Anweisungen nur mündlich und ohne Zeugen durchgeführt werden. Deshalb werden diese Anweisungen ja auch mündlich gegeben und als sogenannter Kurzer Dienstweg angepriesen.
In diese Gruppe gehören nicht die fachlichen Diskussionen: Kollege A möchte eine Aufgabe so gelöst haben, Kollege B würde es gerne anders machen. Dann entscheidet manchmal der Vorgesetzte und das muss nicht immer richtig sein. Fehlentscheidungen aus diesem Bereich sind zwar kein Mobbing, können dieses allerdings auslösen. Denn stellen Sie sich vor, Ihr Vorgesetzter täuscht sich dreimal, wird er es Ihnen verzeihen? Wird es der Kollege Ihnen verzeihen?
3.6 Der Schoßhund
Unabhängig von der charakterlichen Einstellung des Kollegen kann auch der Schoßhund-Effekt auftreten.
Beispiel
Der Liebling des Chefs darf sich verbal weit über die üblichen Umgangsformen abfällig über die Kollegen äußern. Würden Sie sich der gleichen sprachlichen Ausrutscher bedienen, müssten Sie mit einer Abmahnung wegen ungebührlichen Verhaltens rechnen. In schlimmen Fällen kann daraus eine fristlose Kündigung werden. Kritisieren Sie beispielsweise die Qualität der Zuarbeit, indem Sie feststellen, dass „in der Planung keine Struktur“ zu erkennen ist, haben Sie eine Abmahnung verdient, weil man das man schöner formulieren könne. Der Schoßhund darf Ihre Datengrundlage allerdings als „Sodom und Gomorra“ bezeichnen, ohne dass er auch nur zurechtgewiesen wird.
Neigt der Chef und Geschäftsführer auch zu verbalen Ausrutschern – als Beispiel hatten wir die Bezeichnung eines Vertrieblers vor den anderen Kollegen als Telefon-Hure – ist die Wahrnehmung des Geschäftsführers über Art und Weise professioneller Umgangsformen mit Sicherheit gestört.
Deswegen ist es egal, ob es sich um eine Seilschaft zwischen dem Schoßhund und dem Vorgesetzten handelt oder eine andere Art der Bindung – es spielt für Sie im Ergebnis keine Rolle.
3.7 Der Jurist
Juristen stellen in dem Bereich der Sozialkompetenz eine eigene Gruppe dar. Es vertreten viele die Meinung, dass alles was nicht eindeutig verboten ist, damit auch erlaubt ist. Fällt somit das Bundesverfassungsgericht ein Urteil, sollten sich alle daran halten. Um dies zu verstehen, sehen Sie die Mentalität und die Gläubigkeit bei diesen Juristen mehr als ein Dogma und nicht als gesunden Menschenverstand an.
Das Bundesverfassungsgericht hob zwei Urteile auf, in deren Vorlauf sich eine Staatsanwältin darüber beschwert hat, dass sie an ihrer Arbeitsstelle als durchgeknallte, widerwärtige, boshafte, dümmliche, geisteskranke und dahergelaufene Staatsanwältin bezeichnet wurde.
Der Jurist, der die Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingereicht hatte, meinte, dass solche Äußerungen unter die Meinungsfreiheit fallen. Er bekam dort recht.
Ähnlich verhält es sich mit Sprüchen. Sie können aus der Bibel zitieren, müssen es aber nicht. Oder anders gesagt: Es ist Ihre Firma und Sie unterliegen nicht dem Kammerrecht.
Als Betroffener dürfen Sie nicht auf die Kündigung des Vorgesetzten klagen, falls er Ihnen gegenüber solche Äußerungen macht. Sie würden jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit fristlos entlassen werden.
Wenn Sie also mal wieder mit Ihrem Personaler, HR-Mitarbeiter oder einem Mitglied der Führung über Mobbing sprechen, schauen Sie einmal nach, wo seine beruflichen Ursprünge liegen, dann können Sie dessen Aussagen einordnen.
1 BvR 2646/15
51 % der Führungskräfte sollen beim Mobbing beteiligt sein. Wie viele davon kommen ursprünglich aus dem juristischen Bereich?
4 Auslöser für Mobbing
Der Einfachheit halber sind AK, Doofling, Weekender und der Schoßhund die Mobbenden unter dem Kürzel AK zusammengefasst, denn das ist unstrittig. In den Beispielen ist BL (Betriebsleiter) der Gemobbte.
4.1 Manchmal ist es so einfach
Beispiel Urlaubsplanung СКАЧАТЬ