Jane Eyre. Charlotte Bronte
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Jane Eyre - Charlotte Bronte страница 13

Название: Jane Eyre

Автор: Charlotte Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752950175

isbn:

СКАЧАТЬ Es war der erbittertste Kampf, den ich jemals gekämpft, und der erste Sieg, den ich je errungen. Einige Augenblicke stand ich vor dem Kamin auf derselben Stelle, wo Mr. Brocklehurst gestanden, und genoß die Einsamkeit des Sieges! Zuerst lächelte ich still vor mich hin und fühlte mich gehoben; aber diese trotzige Freude schwand dahin in demselben Maße, wie das beschleunigte Tempo meines Pulsschlags nachließ. Ein Kind kann nicht mit älteren Leuten streiten, wie ich es getan – kann seinen unbemeisterten Gefühlen nicht ungehindert Ausdruck verleihen, wie es soeben von mir geschehen – ohne daß es nachher die Qualen der Gewissensbisse, den Schauder der Reaktion empfindet. Ein Streifen brennenden Heidelandes, glühend, tobend, verzehrend – das wäre eine passende Verbildlichung meines Gemüts gewesen als ich Mrs. Reed anklagte und bedrohte. Und dasselbe Heideland, schwarz und versengt, nachdem die Flammen erloschen, würde ebenso treffend meinen späteren Gemütszustand versinnlicht haben, nachdem die Ruhe und das Nachdenken einer halben Stunde mir den Wahnsinn meines Vorgehens und die Trübseligkeit meiner verhaßten Lage und hassenden Stimmung vor Augen geführt hatte.

      Zum erstenmal hatte ich die Süßigkeit der Rache empfunden; aromatischer Wein dünkte sie mich, der während des Trinkens süße und feurig ist; sein Nachgeschmack aber ist herbe und metallisch – so hatte ich das Gefühl, als ob ich vergiftet sei. Gern wäre ich gegangen, um Mrs. Reeds Verzeihung zu erbitten, aber ich wußte, teils aus Erfahrung, teils aus Instinkt, daß sie mich dann nur mit doppelter Verachtung zurückstoßen und dadurch jedes meiner Natur innewohnende heftige Gefühl aufs neue erwecken würde. Gern hätte ich eine andere mir innewohnende Fähigkeit geübt als die des heftigen, trotzigen Sprechens; gern hätte ich Nahrung für ein sanfteres Gefühl gefunden, als das der finsteren Empörung. Ich nahm ein Buch – es waren arabische Erzählungen; ich setzte mich und war bemüht zu lesen. Ich konnte den Sinn des Ganzen nicht verstehen; meine eigenen Gedanken schwebten fortwährend zwischen mir und den Zeilen, die mich sonst stets gefesselt hatten. Ich öffnete die Glastür, welche aus dem Frühstückszimmer in den Garten führte; die jungen Anpflanzungen lagen so still da; der düstere Frost, weder durch Sonne noch Wind gestört, hatte sein Reich im Garten aufgeschlagen. Ich bedeckte meinen Kopf und meine Arme mit dem Rock meines Kleides und ging hinaus, um in einem abgeschiedenen Teil des Parks zu spazieren – aber ich fand keine Freude an den stillen, bewegungslosen Bäumen, den herabfallenden Tannenzapfen, den erstarrten Reliquien des Herbstes, den braunen, welken Blättern, welche der Wind in Haufen zusammen gefegt und der Frost bewegungslos gemacht hatte. Ich lehnte mich gegen eine Pforte und blickte auf eine einsame Weide, auf welcher keine Schafe mehr grasten, wo das kurze Gras geschwärzt und welk und traurig aussah. Es war ein sehr grauer Tag; ein matter Himmel, der voll Schneewolken hing, wölbte sich über die Landschaft; dann und wann fielen einige Schneeflocken, die auf den hartgefrorenen Wegen und Büschen und Bäumen liegen blieben, ohne zu schmelzen.

      Da stand ich, ein unglückliches Kind und flüsterte immer wieder: »Was soll ich tun? – Was soll ich tun?«

      Plötzlich hörte ich eine helle Stimme rufen: »Miß Jane! Wo sind Sie? Kommen Sie zum Gabelfrühstück herein!«

      Ich wußte sehr wohl, daß es Bessie sei, aber ich rührte mich nicht von der Stelle; dann ertönte ihr leichter Schritt auf dem Gartenwege. »Sie unartiges, kleines Ding!« sagte sie. »Weshalb kommen Sie nicht, wenn man Sie ruft?«

      Bessies Gegenwart war erheiternd im Vergleich zu den düsteren Gedanken, die meine Gesellschaft gewesen, selbst dann, wenn sie, wie gewöhnlich, etwas zornig war. Die Sache war nämlich die, daß ich mir nach meinem Konflikte mit Mrs. Reed und meinem Sieg über dieselbe nur noch sehr wenig aus dem vorübergehenden Zorn des Kindermädchens machte. Ich war vielmehr geneigt, mich in ihrer jugendlichen, beneidenswerten Leichtherzigkeit zu sonnen. So schlang ich denn meine beiden Arme um ihren Hals und sagte schmeichelnd: »Komm Bessie, schilt mich nicht!«

      Diese Bewegung war natürlicher und furchtloser als irgend eine, die ich mir bis jetzt erlaubt hatte; sie mußte auch dem Mädchen gefallen.

      »Sie sind ein sonderbares Kind, Miß Jane,« sagte sie, indem sie zu mir herabblickte, »ein kleines ruheloses, einsames Ding; also vermutlich wird man Sie jetzt in die Schule schicken?«

      Ich nickte.

      »Und wird es Ihnen nicht schwer, Ihre arme Bessie zu verlassen?«

      »Was kümmert Bessie sich um mich? Sie schilt mich ja immer nur.«

      »Weil Sie ein so furchtsames, scheues, sonderbares, kleines Ding sind. Sie sollten dreister sein.«

      »Was? Um noch mehr Schläge zu bekommen?«

      »Unsinn! Aber es ist wahr, es wird hart mit Ihnen umgegangen. Als meine Mutter mich vorige Woche besuchte, sagte sie, daß sie keins von ihren kleinen Kindern an Ihrer Stelle wissen möchte. – Aber kommen Sie jetzt nur herein, ich habe Ihnen etwas angenehmes zu erzählen!«

      »Ach nein, Bessie, das hast du nicht.«

      »Kind! Was fällt Ihnen denn ein? Mit welch traurigen Augen Sie mich ansehen! Nun, die gnädige Frau und die jungen Damen und Master John fahren heute Nachmittag zum Tee aus, und Sie sollen mit mir Tee trinken. Ich werde die Köchin bitten, daß sie Ihnen einen kleinen Kuchen backt, und später sollen Sie mir helfen, Ihre Schränke und Schiebladen durchzusehen; denn ich werde bald Ihren Koffer packen müssen. Die gnädige Frau hat beschlossen, daß Sie in ein bis zwei Tagen Gateshead verlassen sollen; Sie dürfen alle Spielsachen aussuchen, die Sie mitnehmen möchten.«

      »Bessie, du mußt mir versprechen, mich nicht mehr zu schelten, so lange ich noch hier bin.«

      »Nun, das will ich Ihnen versprechen! Aber nun müssen Sie auch ein gutes Kind sein und sich nicht mehr vor mir fürchten. Schrecken Sie nicht immer gleich auf, wenn ich einmal ein bißchen scharf spreche, das ist so ärgerlich!«

      »Nein, ich glaube nicht, daß ich mich jemals wieder vor dir fürchten werde, Bessie; ich habe mich jetzt an dich gewöhnt, und gar bald werden andere Leute da sein, vor denen ich mich zu fürchten habe.«

      »Wenn Sie sich vor ihnen fürchten, so werden die Leute Sie niemals lieb haben.«

      »Wie du es tust, Bessie?«

      »O, ich habe Sie lieb, Fräulein, ich glaube, ich halte mehr von Ihnen, als von all den anderen!«

      »Aber du zeigst es mir nicht.«

      »Sie kluges, kleines Ding! Sie sprechen mit einem Male ganz anders. Was macht Sie denn so mutig, so waghalsig?«

      »Nun, ich werde ja bald weit von hier sein, und außerdem« – ich war im Begriff etwas von dem zu sagen, was zwischen Mrs. Reed und mir vorgefallen war, aber bald fühlte ich, daß es doch besser sei, über diesen Punkt Schweigen zu bewahren.

      »Sie sind also froh, mich zu verlassen?«

      »O gewiß nicht, Bessie; in der Tat, in diesem Augenblick tut es mir beinahe leid.«

      »In diesem Augenblick! und »beinahe!« Wie ruhig die kleine Dame das sagt! Ich glaube wahrhaftig, wenn ich Sie in diesem Augenblick um einen Kuß bäte, so würden Sie ihn mir nicht geben. Sie würden dann sagen, beinahe lieber nicht.«

      »Ich will dich küssen, und gern küssen; komm, biege deinen Kopf zu mir herunter.« Bessie neigte sich, wir umarmten uns, und ich folgte ihr ganz getröstet ins Haus. Dieser Nachmittag verging in Frieden und Eintracht, und am Abend erzählte Bessie mir einige ihrer bezauberndsten Geschichten und sang mir ihre süßesten Lieder vor. Sogar auf mein Leben fiel dann und wann ein Sonnenstrahl.

      Fünftes СКАЧАТЬ