Magische Bande. Dennis Blesinger
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Название: Magische Bande

Автор: Dennis Blesinger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738028690

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      Vanessa folgte ihrem Bruder. Sie hatte diese Diskussion in der Vergangenheit bereits mehrfach angestoßen, dieses Mal würde sie jedoch hartnäckig bleiben. Sie wusste, dass Marc keine Lust hatte, dieses Thema weiterzuverfolgen, speziell nach der Unterhaltung, die sie beide mit Nadja geführt hatten, als sie aus der Schule gekommen war. Das Krachen der Tür, mit dem ihre kleine Schwester die Diskussion beendet hatte, ließ darauf schließen, dass sie wenigstens 12 Stunden lang in ihrem Zimmer bleiben und schmollen würde.

      Sicher, streng genommen hatte Marc das letzte Wort, was die Ausbildung von Nadja betraf, und sei es nur, weil er damals offiziell zu Nadjas Vormund ernannt worden war und nicht Vanessa. Allerdings hatten sie sich vor langer Zeit stillschweigend darauf geeinigt, dass beide gleichberechtigt an der Erziehung ihrer kleinen Schwester teilhaben würden, sowohl, was den weltlichen Aspekt anging, als auch den magischen.

      Wären ihre Eltern am Leben gewesen, hätte sich die ganze Sache natürlich erheblich einfacher gestaltet. Nadja wäre mit vier magisch begabten Personen aufgewachsen und ihre Eltern hätten das Nesthäkchen der Familie ebenso behutsam an das Thema herangeführt, wie sie es bei Marc und Vanessa getan hatten, sobald sich die Begabung bemerkbar gemacht hätte. Aber diesen Luxus hatten sie nicht. Ihre Eltern waren vor knapp vier Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen. In den vergangenen vier Jahren hatten Marc und Vanessa sich um Nadjas Erziehung gekümmert, wohl wissend, dass dieser Tag irgendwann kommen würde.

      »Marc!«

      Vanessa nahm sich einen Stuhl und ließ sich ihrem Bruder gegenüber nieder, der missmutig sein Glas anstarrte.

      »Marc, wir müssen etwas unternehmen. Wie lange willst du denn warten?«

      »Bis sie sich ein bisschen stabilisiert hat«, knurrte er Vanessa an. Er begann an den Fingern abzuzählen. »Sie ist sprunghaft, sie ist unzuverlässig, sie macht sich nicht die leisesten Gedanken darüber, was ihre Handlungen für Folgen haben werden … «

      »Ich weiß. Sie ist vierzehn. Sie ist voll in der Pubertät. Was erwartest du denn? Das ist ein ganz normales Verhalten für jemanden in ihrem Alter.«

      »Toll«, meinte Marc sarkastisch. »Und so jemanden willst du darin ausbilden, mit dem Universum zu interagieren? Mit anderen Ebenen und mit Kräften, die ihre und unsere Umgebung in Schutt und Asche legen können?«

      Vanessa spürte instinktiv, dass sie gewonnen hatte. Der Anblick von Marc, der sorgenvoll Löcher in die Luft starrte, ließ diesen Erfolg jedoch nichtig erscheinen.

      »Wovor hast du eigentlich so eine Angst?«, fragte sie sanft. Marc blickte auf und all die Zweifel, die in ihm schlummerten, waren in seinem Blick zu sehen, zumindest für Vanessa. Er schüttelte mit dem Kopf.

      »Ich wünschte nur, Nimi und Paps wären hier.«

      »Das soll ein Witz sein, ja?«, fragte Vanessa ehrlich erstaunt. Es war selten, dass Marc sich auf ihre Eltern bezog. Ihr Tod war nun beinahe fünf Jahre her und auch wenn Vanessa wusste, dass Marc die beiden ebenso vermisste wie sie selbst und auch Nadja, so hätte sie nicht vermutet, dass ihr großer Bruder sich immer noch nach einer Stütze sehnte, wenn es um die Erziehung der Kleinsten in der Familie ging.

      »Marc, du bist ein guter Lehrer«, meinte sie vehement. »Du bringst alles mit, was es dazu braucht. Wir kriegen das schon hin.«

      »Das sagst du so einfach.« Marc warf einen Blick in Richtung Decke. »Die hört ja nicht einmal darauf, wenn wir ihr sagen, dass sie ins Bett gehen soll. Von Partys möchte ich gar nicht erst anfangen.«

      »Ich darf dich daran erinnern, dass die letzte Ausbildung, die du geleitet hast, ziemlich gut gelaufen ist?«

      Marc blickte seine Schwester zweifelnd an. Sicher, als ihre Eltern gestorben waren, war Vanessa siebzehn gewesen und im Grunde bereits vollständig ausgebildet. Er hatte nichts anderes zu tun gehabt, als die bereits vorhandenen Ansätze zu verfeinern. Darüber hinaus hatte sich Vanessa bereits mit zwölf dafür entschieden, eine Kräuterhexe zu werden, etwas, das Marc völlig abging. Alles, was sie auf diesem Gebiet wusste, hatte sie von ihren Eltern gelernt oder sich selbst beigebracht.

      »Ja«, räumte er ein. »Aber du warst auch nicht so eine Pest damals.«

      Vanessa lachte laut. »Oh doch, das war ich. Du hast es nur nicht mitbekommen.« Sie wurde wieder ernst. »Du weißt, dass ich recht habe«, meinte sie schließlich. »Und ohne dich schaffe ich das nicht.«

      Eine Weile saßen sie sich schweigend gegenüber, während Marc versuchte, das Lächeln auf seinem Gesicht zu unterdrücken. Er hatte in der Sekunde, in der die Diskussion begonnen hatte, gewusst, dass er sie verlieren würde.

      »Okay.«

      Ein kleines Wort hatte selten zu einer derartigen Reaktion geführt. Das Grinsen drohte, Marcs Meinung nach, Vanessas Kopf zu halbieren, als sie aufsprang und ihm um den Hals fiel.

      »Oh, das wird super!«, meinte sie freudestrahlend, als sie schließlich von ihm abließ und in der Küche um die eigene Achse wirbelte. Sie setzte sich wieder, dieses Mal neben ihren Bruder.

      »Das wird ihr gut tun, du wirst sehen. Sie wird endlich das Gefühl haben, dazuzugehören.«

      Marc blickte seine Schwester skeptisch an. Seiner Meinung nach war Nadja, auch wenn er sie wirklich lieb hatte, noch nicht reif für einen derartigen Schritt. Aber Vanessa hatte recht. Sie mussten mit der Ausbildung beginnen. Wenn sie es nicht taten, würde die kleine Göre es auf eigene Faust tun. Nadja war ein Mensch, der Beschränkungen nur eine gewisse Zeit lang befolgte. Dass sie sich früher oder später über diese Beschränkungen hinwegsetzen würde, war beiden klar. Die Frage war nicht ob, sondern wann dies passieren würde.

      »Ich wünschte nur, wir könnten so lange warten, bis sie sich ein wenig gefestigt hat.«

      »Ach!« Vanessa wischte den Einwand mit einer Handbewegung beiseite. Sie überlegte. »Was meinst du, sollten wir Sven anrufen?«

      »Unbedingt.«

      Sven war ein Freund der Familie, der ebenfalls aus einer magischen Familie stammte. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hatte er jedoch nie die Fähigkeit entwickelt, das Potenzial, das ihm innewohnte, aktiv zu nutzen. Als im Alter von achtzehn Jahren klar war, dass Sven der Einzige seiner Familie war, der keinerlei paranormale Fähigkeiten haben würde, hatte er dies ruhig und gefasst akzeptiert und sich stattdessen auf den theoretischen Zweig dieser Disziplin verlegt. Mittlerweile war er zu einer Autorität geworden, wenn es um Bannsprüche, Kräuterkunde und dergleichen ging. Selbst Vanessa suchte ab und zu seinen Rat, wenn sie Probleme mit ihren empfindlicheren und anspruchsvolleren Pflanzen hatte.

      Marc blickte auf die Uhr. Es war gerade mal sieben Uhr durch. Wie er Sven kannte, würde er in etwa einer Stunde seinen Laden abschließen, um dann für den Rest des Abends über irgendwelchen Büchern zu brüten. Ein Blick auf Vanessas Gesicht sagte ihm, dass sie dasselbe dachte, während sie ihn mit einem erwartungsvollen Blick anschaute.

      »Hey«, meinte er. »Das ist deine Idee. Ruf du ihn doch an.«

      Marc blickte ihr nachdenklich hinterher, als sie zum Telefon stürmte, während er sich langsam darüber klar wurde, was für eine schwierige Zeit vor ihnen lag. Jemandem diese Art von Verantwortung zu übergeben, fähig zu sein, die Kräfte der Schöpfung zu manipulieren, war nicht ungefährlich. Er wusste um die Gefahren aus eigener Erfahrung. Die Verantwortung des Ausbilders war dabei mindestens genau so hoch wie die des Lehrlings. Zugegeben, es hatte seit mehreren Jahrzehnten keine Schwarzmagier СКАЧАТЬ