Return, Viktoria. Gerhard Wolff
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Название: Return, Viktoria

Автор: Gerhard Wolff

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Reihe Aufbruch

isbn: 9783742779267

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СКАЧАТЬ Los Angeles. Ein Bankier hatte es im letzten Jahrhundert erbaut und den Plantagenvillen der Südstaaten nachempfunden, weil er aus Atlanta in den Westen gekommen war. Es hatte 12 Zimmer mit riesigen Fenstern. Der breite und lange Balkon wurde von fünf dicken, hohen und schneeweißen Marmorsäulen getragen. Davor lag die Terrasse, die so lang war wie das Haus selbst und ebenfalls mit Marmorplatten bedeckt war. Sofias Vater hatte es erstanden, nachdem er mit seiner Firma vermögend geworden war. Das Haus war uMr.ingt von einem parkähnlichen Grundstück. Wenn man die von einem Marmorgeländer eingefasste Treppe ein paar Stufen hinunterstieg, so konnte man auf einem das riesige Grundstück uMr.undenden und zerschneidenden Kiesweg durch herrlichen Rasen und unter alten Eichen spazieren gehen oder sich auf eine der Holzbänke setzen und sich an einigen Springbrunnen mit Messingfiguren erfrischen. Sofia hatte sich den Garten so gewünscht. Frank hielt das für übertrieben, aber er wollte seiner Frau und seiner Tochter jeden Wunsch erfüllen, den er mit Geld bezahlen konnte. Ihm selbst war es gleich, wo er wohnte. Er erinnerte sich noch gut an seine Jugendzeit, als er mit seiner Mutter in einer kleinen, stickigen Wohnung in der Bronx von New York gelebt hatte. Seinen Vater hatte er nie gekannt. Er erinnerte sich umso besser an seine Mutter, sah immer, wenn er an sie dachte, ihr von der schweren Arbeit ausgemergeltes Gesicht vor sich und hörte ihre feste und entschlossene Stimme, mit der sie ihn angetrieben hatte, etwas aus sich zu machen. Die Arbeit hatte sie kaputt gemacht, und ehe er so richtig erwachsen war, starb sie vor Schwäche und er begann eine Lehre als Kaufmann. Er arbeitete sich schnell nach oben und heiratete schließlich die Tochter des Chefs, Vickys Mutter Sofia. So war er selbst Herr einer großen Firma geworden.

      Vicky war schon nach wenigen Wochen im Club in die Ligamannschaft ihrer Altersstufe berufen worden und so verbrachte sie die folgenden Wochenenden auf den Tennisplätzen der umliegenden Vereine. Mr.s Taft hatte sie zum Spielort gefahren, hatte ihre Spiele von der Tribüne aus beobachtet, hatte sich über Vickys Siege über Spielerinnen, die schon seit sie laufen konnten Tennistraining erhielten, gewundert und war dann beim gemeinsamen Mittagessen oder beim Abschlussessen der beiden Mannschaften zu ihrer Überraschung mehrfach auf Vickys Talent angesprochen worden. Genauso stolz wie nachdenklich fuhr sie schweigend nach Hause. Sie überlegte, was da gerade mit ihnen geschah. Und das tat auch ihr Mann, der auch am Wochenende für die Firma arbeitete, wenn sie ihm davon erzählte. Und das tat auch Beth, die ihr Wochenende lieber mit ihren Freundinnen verbrachte, als ihre Schwester zu bewundern.

      Nachdem sie irgendwann am späten Nachmittag alle wieder zuhause angekommen waren, trafen sie sich auf der Veranda zum Kaffee oder zum Abendessen. Dann war aber nur noch Vicky das Gesprächsthema.

      „Du warst einfach spitze!“, meinte Sofia voller Bewunderung. „Wie leicht du deine Spiele gewonnen hast, unfassbar!“

      „Ist das wahr?“, fragte Frank stolz.

      „Und wie du dich bewegt hast, wie du die Bälle getroffen hast, wie du die Gegnerinnen ausgespielt hast!“, schwärmte Sofia weiter. „Ich bin kein Tennisfachmann, bei Gott nicht, aber das konnte jeder sehen.“

      „Unglaublich!“, kommentierte Frank.

      Beth saß nur schweigend da und verzog die Miene.

      „Und die Leute, die saßen mit offenem Mund da und staunten über dein Spiel!“, ergänzte Sofia. „Ständig wurde ich gefragt, ob du meine Tochter bist.“

      Frank nickte stolz. „Das muss ein schönes Gefühl gewesen sein, ich muss schon sagen.“ Er dachte nach. „Ich glaube, da muss man aufpassen, dass man nicht größenwahnsinnig wird, wenn man so eine Tochter hat!“

      In diesem Moment sprang Elisabeth so heftig auf, dass ihr Stuhl nach hinten fiel, und stürzte schluchzend davon.

      „Was, was hat sie denn?“, fragte Frank nichts ahnend.

      Sofia sah ihn kurz nachdenklich an. „Ich glaube, ich weiß es!“, versicherte sie und stürmte hinter Elisabeth her. Gleich darauf war sie vor ihrem Zimmer, sie klopfte an, öffnete die Tür, obwohl sie nicht herein gebeten worden war, die Tatsache, dass die Tür nicht verschlossen war, zeigte ihr, dass Elisabeth wollte, dass sie herein kam. Sie ging ohne Umschweife zu ihrer Tochter, die weinend auf dem Bett saß, setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm.

      Elisabeth stürzte sich auch gleich in ihre Arme, genoss die Umarmung, weinte jedoch bitterlich weiter.

      Sofia schwieg, ließ sie sich ausweinen, schließlich war es totenstill im Raum. „Schon schwer, wenn man so ein Wunderkind als Schwester hat!“, meinte die Mutter.

      „Furchtbar schwer!“, bestätigte Elisabeth. „Ihr seht ja nur noch sie. Vicky hier, Vicky da! Ich glaube, ich könnte entführt werden oder sterben und ihr würdet es nicht merken!“ Sie sah ihre Mutter vorwurfsvoll an.

      „Mach dir keine Sorgen, Beth!“, beruhigte sie Sofia. „Wir haben dich genauso lieb, wie Vicky.“

      „Leicht gesagt, Mama. Ich empfinde es ganz anders.“ Sie sah ihre Mutter mit einer Mischung aus Trauer und Verzweiflung an.

      „Keine Angst!“, tröstete sie die Mutter. „Es ist halt jetzt erst mal auch für uns neu. Wir müssen das auch erst mal alles verarbeiten. Du wirst sehen, das legt sich bald, bald haben wir uns daran gewöhnt und dann ist alles so wie früher.“

      „Versprochen?“, wollte Elisabeth mit flehendem Blick wissen.

      „Versprochen, Beth!“, meinte die Mutter und drückte die Tochter nochmals fest in den Arm. „Weißt du, ich glaube, man kann leicht überschnappen, wenn man so ein Wunderkind hat, jemanden, der in irgendeinem Bereich einzigartig ist und der von allen deswegen hochgejubelt wird. Man muss in so einer Lage versuchen, sich normal zu verhalten!“ Sie dachte nach. „Es sind schon viele übergeschnappt, die das nicht wussten. Das wird uns nicht passieren!“

      Beth atmete auf.

      „Ich werde gleich mit Vater darüber reden, damit ihm das auch bewusst wird.“

      Nun war Elisabeth völlig beruhigt und lächelte ihre Mutter wieder an.

      4

      Einige Monate waren vergangen, alles war für Vicky eingerichtet und zur Routine geworden und so trainierte sie fleißig, entweder in der Gruppe mit den anderen Spielerinnen, oder mit einer Sparringspartnerin oder im Einzeltraining mit ihrem Trainer Tom.

      „Was, was ist denn nun los?“, rief Frank fragend über den Trainingsplatz, sprang von seinem Tribünenplatz auf, von wo aus er Vickys Training mit kritischem Blick beobachtete, stützte sich auf den Vordersitz und beugte sich hinüber, so als wolle er auf das Spielfeld springen. „Warum, warum hört ihr denn schon auf zu trainieren?“

      Tatsächlich hatten sich Vicky und ihr Trainer Tom zu der Bank begeben auf der ihre Tasche und ihr Schläger lagen und Vicky hatte begonnen, ihre Sachen einzupacken. Da sie ihren Vater akustisch nicht ganz verstanden hatte, winkte sie ihm lächelnd zu.

      Frank lächelte jedoch nicht zurück, sondern hastete durch die Tribünenreihen und dann nach unten zu den Beiden. „Was soll das? Warum hört ihr denn schon mit dem Training auf?“

      Tom schwieg vorsichtig, aber Vicky sah ihren Vater fragend an. „Aber hat dir denn Mutti nicht gesagt, dass ich zum Kindergeburtstag eingeladen bin. Und der beginnt in einer halben Stunde.“ Sie hob den Zeigefinger. „Da ich noch schnell duschen will und wir sicher fünfzehn Minuten Fahrt haben, ist es jetzt höchste Zeit, aufzuhören.“ Damit wandte sie sich wieder dem Einpacken zu.

      Allerdings hatte sie nicht mit ihrem Vater gerechnet. СКАЧАТЬ