Название: Die Neun größten Städte Europas
Автор: A.D. Astinus
Издательство: Bookwire
Жанр: Математика
isbn: 9783738053425
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Brände
Die häufig auftretenden Großbrände lösten soziale und ökonomische Krisen aus und hatten großen Einfluss auf die Bebauung der Stadt. Auslöser waren beispielsweise die regelmäßig auftretenden Erdbeben, der Handel mit Explosivstoffen, die Unachtsamkeit in Haushalten und Werkstätten sowie Brandstiftung. So ereigneten sich zwischen 1883 und 1906 229 Brände mit der Zerstörung von 36.000 Häusern. Das Feuer 1690 im Großen Basar zerstörte Güter im geschätzten Wert von 3 Millionen Kuruş (etwa 2 Millionen Goldstücke). Die größten Brände in der Stadtgeschichte ereigneten sich 1569, 1633, 1660, 1693, 1718, 1782, 1826, 1833, 1865 und zuletzt 1918 mit 7.500 zerstörten Häusern. Der Reisende Salomon Schweigger schreibt um 1580:
„Es haben sich etliche Brunsten in der Stadt begeben. In einer hätt das Feur ein Gefängnus ergriffen, an der Stadtmaur bei dem Kanal oder Meerhafen. Die Gefangenen im obern Teil des Turns richteten sich mit Gewalt an die Tür, öffneten dieselbe und kamen davon; die andern mußten drin verderben, deren bei siebenzig waren. Ein großer Platz, wie ein groß Dorf, war hinweggebrunnen, aber man merket’s der Stadt nicht an. Wann ein Feur auskompt, so lauft niemand zu, der begehrte zu leschen, ausgenommen die Janitscharen, die darzu verordnet sein, zwar nicht zu leschen, sondern mit Fürbrechen und Einreißen der nächsten Häuser die Flamm zufürkommen“
– Salomon Schweigger: Zum Hofe des türkischen Sultans. Leipzig 1986 (Nachdruck), S. 94
Einige Gründe für die verheerende Wirkung der Brände lagen in der dichten, bis weit ins 20. Jahrhundert hinein vorwiegend aus Holzhäusern bestehenden Bebauung der Stadt, den häufig wehenden Winden und der Siedlungsstruktur, die oft aus weitgehend in sich abgeschlossenen Vierteln (Mahalle) mit Sackgassen bestand und eine schnelle Brandbekämpfung erschwerte. Nach Großbränden wurden Dekrete erlassen, dass Häuser in der Nähe von sozialen, wirtschaftlichen und öffentlichen Gebäuden ebenfalls aus Stein oder Ziegeln sein sollten. Diesen Anordnungen wurde jedoch nicht immer Folge geleistet. In osmanischer Zeit waren unter anderem die Wasserträger-Gilde und die Janitscharen für die Brandbekämpfung zuständig, ab 1718 wurden Feuerwehrwagen mit Wasserpumpen sowie neu gegründete Feuerbrigaden eingesetzt.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
Die Einwohnerzahl stieg von 680.000 im Jahre 1927 auf 1,3 Millionen 1955, 2,5 Millionen 1975, 9,8 Millionen 2005 und auf über 13 Millionen 2010. Von den 13.120.596 Einwohnern im Jahr 2010 lebten etwa 65 Prozent im europäischen Teil von Istanbul und rund 35 Prozent auf der asiatischen Seite.
Ethnische Minderheiten
Kurden und Zaza bilden zusammen die größte Gruppe ethnischer Minderheiten in Istanbul. Die größte unter den traditionell noch dort lebenden christlichen Bevölkerungsgruppen sind Armenier. Die Zahl der Armenier in Istanbul wird von der Regierung mit 45.000 angegeben, was etwa 0,36 Prozent der Bevölkerung entspricht. Etwa 17.000 Aramäer bilden danach die zweitgrößte christliche Ethnie. Die 22.000 Juden bilden die zweitgrößte religiöse Minderheit. Einige der etwa 25.000 Bosporus-Deutschen stammen aus Familien, die oft schon seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dauerhaft in Konstantinopel beziehungsweise Istanbul lebten. Die rund 1.650 Griechen gehören teilweise zu den seit vielen Generationen ursprünglich Ansässigen. Die Zahl der Russen wird, folgt man der Neuen Zürcher Zeitung, auf etwa 100.000 geschätzt, die der Chinesen soll noch höher liegen. Istanbul war auch ein Zufluchtsort für Russen aufgrund der kommunistischen Oktoberrevolution.
Weitere Bevölkerungsgruppen sind Lasen, Araber, Tscherkessen und Roma. Eine kleine polnische Gemeinde existiert in Polonezköy (deutsch „Polendorf“, polnisch Adampol), das etwas über 400 Einwohner hat.
Religionen
Der weitaus größte Teil der Bevölkerung bekennt sich zum Islam. Noch um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war die Mehrheit der Einwohner Nichtmuslime, zu denen die griechisch-orthodoxen Christen, die syrisch-orthodoxen Aramäer, die armenischen Christen und die sephardischen Juden gehörten. Sie bilden heute nur noch eine kleine Minderheit. Neben islamischen Sakralbauten gibt es auch christliche Kirchen unterschiedlicher Bekenntnisse und Synagogen in prominenter Lage, wie zum Beispiel Sankt Stefan (ehemaliger Sitz der bulgarisch-orthodoxen Kirche) am Goldenen Horn oder die Agia Triada am Taksim-Platz. In einigen Stadtteilen, wie zum Beispiel im Viertel Kuzguncuk, sind die Einrichtungen verschiedener Religionen dicht benachbart.
Die Stadt ist Sitz des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, dem unter anderem die meisten orthodoxen Kirchen in der heutigen Türkei unterstehen und der darüber hinaus den Ehrenvorrang über alle orthodoxen Kirchen genießt. Weiterhin residieren hier ein armenischer Erzbischof und der türkische Oberrabbiner.
Muslime
Muslime unterschiedlicher Glaubensrichtungen bilden die größte Religionsgruppe. Die meisten sind Sunniten, 15 bis 30 Prozent zählen sich zu den Aleviten. Insgesamt gibt es 2.562 Moscheen, 215 Kleinmoscheen (türk. Mescit) und 119 Türben.
Am 2. September 1925 wurden unter Kemal Atatürk die zahlreichen Derwisch-Orden (Tariqas) verboten. Die meisten Anhänger des Sufismus, der islamischen Mystik, agierten daraufhin im Geheimen oder gingen ins Ausland (z. B. nach Albanien). Manche von ihnen haben heute eine große Anhängerschaft. Um dem Verbot zu entgehen, treten diese aber meist als „Kulturvereine“ auf. Landesweit bekannt ist die İsmail-Ağa-Gemeinde in Fatih.
Christen
Die Stadt ist der Sitz des ökumenischen Patriarchen, der als primus inter pares als oberster Repräsentant der orthodoxen Kirchen fungiert. Der griechisch-orthodoxe Ökumenische Patriarch von Konstantinopel mit Sitz in Fener ist seit 1991 Bartholomäus I. Er ist der 270. Nachfolger des Apostels Andreas und somit faktisches (Ehren-)Oberhaupt von etwa 300 Millionen orthodoxen Christen. Auch die Sitze des armenischen Patriarchen, des Erzbischofs der syrisch-orthodoxen (aramäischen) Gemeinde und eines apostolischen Vikars der römisch-katholischen Kirche befinden sich in Istanbul.
In Istanbul sind mit knapp 85.000 Christen rund 85 Prozent der gesamten Christen in der Türkei beheimatet, deren Zahl landesweit etwa 100.000 beträgt. Die Zahl der Armenier beläuft sich auf etwa 45.000 (35 Kirchen), die der Aramäer auf 12.000, der Bosporus-Deutschen auf 10.000 und der Griechen auf 1.650 (5 Kirchen). Einige orthodoxe Kirchen unterstehen anderen Patriarchaten wie etwa die bulgarisch-orthodoxe Kirche St. Stefan. Neben den Levantinern und anderen nicht-orthodoxen Gemeinden gibt es auch je eine deutsche evangelische und eine deutsche katholische Kirchengemeinde sowie um das St. Georgs-Kolleg eine österreichische katholische Gemeinde.
Juden
Die sephardischen türkischen Juden leben in der Stadt seit über 500 Jahren. Sie flohen 1492 von der iberischen Halbinsel, um der Zwangstaufe infolge des Alhambra-Edikts zu entgehen. Sultan Beyazit II. (1481–1512) schickte eine Flotte nach Spanien, um die sephardischen Juden zu retten. Mehr als 200.000 von ihnen flohen zunächst nach Tanger, Algier, Genua und Marseille, später nach Saloniki und Istanbul. Der Sultan gewährte über 50.000 dieser spanischen Juden Zuflucht.
In Istanbul leben heute nur noch etwa 22.000; sie stellen etwa 0,2 Prozent der Bevölkerung. Insgesamt sind 16 Synagogen in der Stadt zu finden, die bedeutendste von ihnen ist die 1951 eingeweihte Neve-Schalom-Synagoge im Stadtteil Beyoğlu, auf die drei terroristische Anschläge verübt wurden (am 6. September 1986, 1. März 1992 und 15. November 2003). Istanbul ist Sitz des Hahambaşı, des türkischen Oberrabbiners. Das einzige СКАЧАТЬ