Zahltag. Irene Dorfner
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Название: Zahltag

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783742795328

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СКАЧАТЬ Eltern wissen nicht viel, kennen teilweise nur die Vornamen der Freunde. Von einer Freundin wissen sie nichts. Das Handy ist verbrannt, Daten auszulesen ist zwecklos. Wir haben die Verbindungsdaten des Telefonanbieters angefordert. Die Eltern haben uns den Laptop des Opfers überlassen. Fuchs ist dabei, diesen auszuwerten.“

      „Das ist sehr dürftig. Es gibt keine anderen Hinweise?“

      „Noch nicht. Erlauben Sie mir die Bemerkung, dass wir mit den Ermittlungen im Umfeld des Opfers nur unnötig viel Zeit verschwenden,“ sagte Werner und alle starrten ihn an. „Ich gehe davon aus, dass es sich um ein Zufallsopfer handelt. Ja, das Opfer fuhr jeden Werktag dieselbe Strecke, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten. Ich denke, dass es das Opfer zufällig getroffen hat, der Anschlag hätte jeden anderen treffen können. Die Zeugin Alramseder hätte die Brücke nur wenige Sekunden später passiert und dann hätte es vermutlich sie getroffen. Wir sollten uns auf denjenigen konzentrieren, der Gegenstände von Brücken wirft.“

      „Wenn es einen Täter im direkten Umfeld des Opfers gibt?“, sagte Leo. „Mir ist klar, dass derjenige den Schichtplan des jungen Mannes sehr gut hätte kennen müssen. Trotzdem halte ich diese Möglichkeit für wahrscheinlich.“

      „Und wenn es die Zeugin Alramseder treffen sollte? Diese Möglichkeit wurde bisher noch nicht überdacht.“ Hans machte sich Sorgen. Vielleicht hatte Werner recht und sie vergeudeten nur unnötig Zeit.

      „Ermitteln Sie in alle Richtungen. Machen Sie sich an die Arbeit und sehen Sie zu, dass dieser Unsinn so schnell wie möglich aufhört. Es versteht sich von selbst, dass Urlaube gestrichen sind, bis der Fall gelöst ist. Tut mir leid, Herr Schwartz.“

      Leo hatte bereits damit gerechnet, obwohl er dringend Urlaub brauchte. Er sehnte sich schon seit Monaten nach seiner alten Heimat und freute sich auf seine Ulmer Freunde, die er lange nicht gesehen hatte. Wer weiß, vielleicht schafften sie es noch, den Fall vor Weihnachten zu lösen.

      Alle arbeiteten auf Hochtouren. Hans und Werner sprachen nochmals mit Carmen Alramseder, die die Möglichkeit einer vorsätzlichen Tat gegen sie selbst völlig abwegig fand. Sie hatte kaum soziale Kontakte und war stets bemüht, mit allen gut auszukommen.

      „Sie können versichert sein, dass dies nicht mir gegolten hat,“ wiederholte sie. Auch, um sich selbst von dieser Aussage zu überzeugen. Ihre Gedanken rasten in ihrem Kopf hin und her, als die Polizisten bereits verschwunden waren. Zitternd schenkte sie sich einen Schnaps ein, obwohl es noch nicht einmal Mittag war. Was, wenn doch sie gemeint war? Gab es irgendjemanden, der solch einen Hass auf sie hatte? Nein, das konnte, das durfte einfach nicht sein! Trotzdem war sie beunruhigt und nahm sich vor, ihre Umgebung genauer im Auge zu haben, und sie wusste, was das bedeutete. Die Unbeschwertheit, der normale Alltag war nicht mehr existent.

      „Wir haben die Frau verunsichert,“ sagte Hans, der sich Vorwürfe machte. Er hatte in ihren Augen gesehen, dass sie schreckliche Angst hatte, auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ.

      „Das musste sein,“ erwiderte Werner. „Wenn der Anschlag doch ihr gegolten hat, wird sie vorsichtiger sein.“

      Bis zum späten Abend hatten die Kriminalbeamten nicht den kleinsten Hinweis auf den oder die vermeintlichen Täter. Hans machte früher Feierabend, um sich nochmals ausführlich mit Carmen Alramseder zu unterhalten. Es hatte ihm keine Ruhe gelassen, dass sie vielleicht ängstlich zuhause saß und sich sorgte. So konnte er sie nicht sich selbst überlassen. Nachdem er sie beruhigen konnte, unterhielten sie sich noch lange und hatten sich völlig verquatscht. Frau Alramseder machte auf ihn endlich einen gefestigten Eindruck. Die Frau gefiel ihm. Sie hatte nichts Künstliches an sich und ihr Humor war köstlich. Hätte er sie einladen sollen? Carmen Alramseder schien darauf zu warten, die Signale waren eindeutig, nachdem sie aus ihm herausgekitzelt hatte, dass er Single war. Normalerweise war es seine Art, sofort darauf einzugehen, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. War es die lose Einladung einer flüchtigen Bekannten für den späten Abend, die er vorhatte, anzunehmen? Als er im Wagen saß, ärgerte er sich über sich selbst. Er nahm sich vor, eine Einladung so schnell wie möglich nachzuholen.

      Carmen Alramseder stand am Fenster und sah ihm nach. Sie hatte es darauf angelegt, dass der hübsche Polizist sie einlud und sie auf privater Ebene miteinander in Kontakt traten. Sie kannte solche Männer, sie waren leicht zu haben, auch wenn sie nicht lange blieben. Aber sie war allein und fühlte sich oft auch sehr einsam. Vor allem die Advents- und Weihnachtszeit war allein kaum zu ertragen. Mit einem Lächeln räumte sie die Kaffeetassen in die Spülmaschine. Herr Hiebler hatte sich Sorgen um sie gemacht, was ihr sehr guttat. Es war lange her, dass sich jemand um ihr Wohlergehen kümmerte. Sie war sicher, dass der Kommissar irgendwann vor ihrer Tür stehen würde.

      Es klopfte an der Tür und Fuchs trat herein.

      „Hier ist der Laptop, den Sie mir überlassen haben, Herr Schwartz. Wollten Sie mich veräppeln oder auf die Probe stellen?“

      „Ich? Nein! Das ist der Laptop des Opfers. Wir haben ihn aus dessen Zimmer mitgenommen. Was ist damit?“

      „Der ist fabrikneu. Da wurde noch nie darauf gearbeitet. Einen schönen Abend noch.“

      Leo schüttelte unverständlich den Kopf und legte den Laptop in seine Schreibtischschublade.

      „Vielleicht ist der Junge noch nicht dazu gekommen, sich darum zu kümmern. Seine Mutter sagte, dass er ihn zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Wann war der?“

      „Am zweiundzwanzigsten September,“ rief Hans.

      „Ist das nicht seltsam?“

      „Nein. Junge Leute machen heute fast alles mit dem Smartphone. Laptops sind schon lange nicht mehr in.“

      „Lasst uns für heute Schluss machen,“ stöhnte Tatjana auf, als sie auf die Uhr sah und erschrocken feststellte, dass es fast zwanzig Uhr war.

      „Das ist doch mal ein Wort,“ rief Leo erfreut, dem der Kopf brummte. „Zur Feier deiner Rückkehr gebe ich einen aus. Na? Wie sieht es aus?“

      Werner lehnte dankend ab, er hatte andere Pläne. Er hatte seiner Frau versprochen, mit ihr und der kleinen Tochter den ersten Weihnachtsmarkt in der Gegend zu besuchen. Drei Weihnachtsmärkte öffneten am heutigen Freitag die Tore und Werners Frau hatte sich für den in Altötting entschieden. Es war zwar schon sehr spät, aber noch nicht zu spät.

      „Ich glaube, ich gehe nach Hause,“ sagte Tatjana. „Der erste Arbeitstag war hart und ich habe letzte Nacht nicht gut geschlafen.“ Das war gelogen. Tatjana schlief fast überhaupt nicht mehr und auf Gesellschaft legte sie keinen gesteigerten Wert. Sie war am liebsten alleine und genoss die Ruhe.

      „Schade.“ Leo war enttäuscht, er hätte sich gerne mit Tatjana ausführlich unterhalten. Er kannte noch nicht jedes Detail des schrecklichen Vorfalls und war neugierig. Wieder ein Abend, den er allein verbringen musste.

      Er parkte seinen Wagen und sah bei seiner Vermieterin und Vertrauten Tante Gerda noch Licht. Leo bewohnte die ausgebaute obere Etage des einsam gelegenen Hofes vor den Toren Altöttings und fühlte sich sehr wohl hier, obwohl er die Freunde in Ulm vermisste. Er hasste die dunkle Jahreszeit, die ihn melancholisch werden ließ. Nein, heute wollte er nicht allein bleiben und klopfte bei Tante Gerda. Sie hatte nichts gegen einen Plausch mit Leo einzuwenden. Seit Leos Freundin Viktoria nach Berlin gegangen war, beobachtete sie, wie Leo immer einsamer und trauriger wurde. Daran änderten sich auch die nächtlichen Streifzüge mit ihrem Neffen Hans nichts, zu denen sie ihn angestiftet hatte. Wie viele Damen sie Leo in den letzten Monaten vorgestellt hatte, konnte Tante Gerda nicht mehr zählen. Sie hatte es längst aufgegeben, СКАЧАТЬ