Название: Der 90. Geburtstag - Eine rabenschwarze Kriminalkomödie
Автор: Jörn Kolder
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754905012
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"War er wirklich so schlecht dran" fragte sie dann nach einer Weile.
"Ja, das war er" erwiderte Jürgen Fuchs "er kam auf 5 Zentimeter. Erigiert!"
"Oh Gott, die arme Frau."
Sie schwiegen eine Weile, dann fragte Renate Fuchs ihren Mann:
"Und wo ist jetzt der Bezug zu meinem Vater?"
"Es gibt da mehrere Aspekte" erwiderte ihr Mann "Kriminalarbeit umfasst Recherchen und Schlüsse. Fakt ist, dein Vater hat 1966 eine Spezialklinik in der Schweiz besucht. Da wart ihr Schwestern so um die zehn Jahre alt, natürlich mit Jahresabständen nach oben und unten. Diese Klinik war zu der Zeit auf Untersuchungen zur Fruchtbarkeit von Männern und Frauen spezialisiert. Die Schlussfolgerungen überlasse ich mal dir. Es steht auch fest, und das hat unsere Psychologin bestätigt, dass dein Vater vermutlich sehr darunter gelitten hat, dass er nur Töchter hatte. Sie meint, dass er in seinen eigenen Augen versagt hat, weil er keinen Stammhalter gezeugt hatte. Und daraus zieht sie die Schlussfolgerung, dass dein Vater euch Töchter vermutlich durchaus gern hat, aber seine Schwiegersöhne hasst. Und weißt du warum?"
"Nein, natürlich nicht."
"Weil er höchstwahrscheinlich einen Kurzen hat."
"Was für einen Kurzen?"
"Na eben einen kurzen Schwanz. Und er geht schon die ganzen Jahre davon aus, dass seine Schwiegersöhne einen Größeren haben. Aber das ist vielleicht gar nicht so wichtig. Die Psychologin meint, dass es sehr wahrscheinlich sein kann, dass irgendwo da draußen einer rumläuft, den dein Vater in der freien Wildbahn nach seinem Klinikbesuch oder sonst wann gezeugt haben könnte. Natürlich mit einer anderen Frau, als mit deiner Mutter. Ein Bastard, den er eventuell als Alleinerben einsetzen könnte."
"Gnade uns Gott, dann ist ja alles vorbei."
Fernsehabend
Henriette von Schwarzbach hatte wegen der chronischen Finanzmittelknappheit der Familie (die leider bis heute nie richtig unterbrochen worden war) nach ihrer Hochzeit keinen großen Spielraum bei der Wohnungseinrichtung gehabt. So saßen sie und Klaus-Rüdiger von Schwarzbach auf einem Sofa, welches sie beide seit nunmehr schon mehr als 40 Jahren ertragen musste. Manchmal hatten sich die Kinder früher auch zwischen sie gedrängt und Klaus-Rüdiger sagte sich in solchen Momenten, dass er es doch wohl gar nicht so übel getroffen hatte. Über die Jahre hin war sein Anteil an der Sitzfläche aber erheblich geschrumpft, weil Henriette erwartungsgemäß in der Breite zugelegt hatte. Im Gegenzug hatte ihre Körpergröße abgenommen. Von Schwarzbach erinnerte sich an die Versuche vor langer Zeit, die Gestalt seiner Gattin damals beschreiben zu können. Erst hatte er sich geschämt, einen Menschen so bezeichnen zu wollen, dann aber an seine Ausbildung in Althochdeutsch gedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass die deutsche Sprache schon immer einen sehr direkten Bezug zwischen dem Namen des Menschen und seinem Aussehen oder seinem Beruf hergestellt hatte. Deutsch sein hieß eben auch, nicht zimperlich zu sein. Wer Müller, Meier, Bäcker oder Schmied hieß, wusste, woran er war. Er war aber bei seinen Studien am Institut auf Namen gestoßen, deren Herkunft irgendeinen dunklen Hintergrund haben mussten. Wo kam Ficker her? Warum war jemand Holefleisch genannt worden? Wie hatte sich ein Hodenberg seinen Namen verdient? Verfügte Herr Möse über eben diese?
Irgendwie mussten sich die Vorfahren dieser Namensträger entweder mächtig danebenbenommen haben, oder die Namen hatten in der Zeit ihrer Entstehung einen ganz normalen Prozess widergespiegelt. Das Geld der Familie Schwarzbach hatte immerhin für das billigste IPad und einen Internetanschluss gereicht. Von Schwarzbach hatte den Namen Holefleisch interessant gefunden, und diesen in Google eingegeben. Zu seiner Verblüffung hatte er einen gewissen D. Holefleisch gefunden, der nach eigener Auskunft der Ehemann einer Bewerberin um ein höheres staatliches Amt war. Ihre Lieblingsfarbe war angeblich grün. Julius von Ficker war Diplomat im 19. Jahrhundert gewesen. Aber all dies hatte mit seiner damaligen Namensfindung für Henriette nichts zu tun. Er konzentrierte sich wieder. Einen Körperbau konnte man vielfältig beschreiben. Groß, klein, dünn, dick, schlank, fett, gedrungen, untersetzt, hochgewachsen, verkrüppelt, schön anzusehen, es gab etliche Möglichkeiten.
Was für ihn eine große Frage war, und vielleicht sollte er seine Forschungen darauf ausrichten, war, warum es nicht üblich erschien, den Körperbau einer Person allgemein zu "verdinglichen". Man tat das ja nur bei Extremwerten: "breit wie ein Schrank", "dürr wie ein Stecken", "schlank wie eine Gerte", "fett wie eine Sau". Wo blieben denn all die anderen möglichen Körperbeschreibungen? Und er sah auch die Möglichkeit, sich im elitären Kreis der Forscher des Althochdeutschen zu profilieren. Er würde das allerorten eingeführte "verdinglichen" mit seiner Variante substanziell verbessern. "Verbrauchsvergegenständlichen" empfand er als griffiger, besser beschreibend. Er hatte lange mit sich gerungen aber dann entschieden, dass er seine damals für Henriette gefundene Bezeichnung als Example in die Fachdiskussion einführen würde. Ein Kasten, eine Kiste, ein Karton, warum sollte das nicht geeignet sein, körperliche Merkmale zu beschreiben. Er war mit diesem Thema noch nicht ganz durch und schaute auf den Fernseher. Es war ein Panasonic Röhrenfernseher, denn er kürzlich erst bei Ebay für 20 Euro geschossen hatte.
"Ich finde den Klaus Klepper süß" erklärte Henriette "der erklärt einem die ganzen Sachen so, dass man gar nicht mehr drüber nachdenken muss. Der kuck zwar immer so böse, wenn er von den Feinden der Demokratie spricht, aber der hat's sicher auch nicht leicht."
"Dieser Klepper ist sicher kein Feind der Demokratie, aber einer der deutschen Sprache. Und deswegen bekommt er von mir null Punkte."
"Wie meinst du das?"
"Ist dir vielleicht schon mal aufgefallen, dass dieser Herr, wenn er von Männern und Frauen spricht, irgendwie ins Stottern gerät?"
"Nicht richtig."
"Na gut. Dieser Klepper verwendet den sogenannten Glottischlag, auch als Knacklaut bekannt. Er will damit Wörter oder Silben trennen."
"Ist das schlimm?"
"Das kommt darauf an, wie man das sieht. Ich als Germanist lehne das vehement ab."
"Das verstehe ich nicht."
"Ich gebe dir ein Beispiel. Ich sage zu dir, du bist eine Bürgerin. Ich bin ein Bürger. Deine Bezeichnung ist weiblich, meine männlich. Wenn der Klepper Bürger sagt, jetzt kommt der Schlag und die Sprechpause, und danach innen sagt, klingt das ja wie Bürgerinnen. Oder?"
"Ja."
"Ich bin aber keine Bürgerin, sondern ein Bürger."
"Aber Klaus-Rüdiger, ist das schlimm?"
"Vielleicht nicht, aber es vergewaltigt die Sprache."
"Vergewaltigen" lachte Henriette anzüglich "wie wäre es denn mal wieder?"
"Ach weißt du, ich hatte nur Stress auf Arbeit und ich bin richtig kaputt. Ich bin da an einer ganz großen wissenschaftlichen Sache dran, und gehe jetzt lieber ins Bett. Morgen früh ruft die Pflicht wieder. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich in den Seilen hänge, im Hamsterrad eingesperrt bin. Ich geh dann mal lieber."
"Na gut, ich kuck noch n bisschen "Süße Haustiere in China."
Zweiter Anlauf zum E-Auto-Kauf
Frank Krause hatte den Schock aufgrund seines СКАЧАТЬ