Tödliche Rendite. Irene Dorfner
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Название: Tödliche Rendite

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783742741424

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СКАЧАТЬ die Frau überhaupt berechtigt, diese zu bekommen? Wer war sie überhaupt? Sie hatte ihn überrumpelt und verunsichert, was ihm leider sehr oft passierte. Wenn er doch nur dieses verdammte Schmuckstück nie angenommen hätte!

      „Zuerst möchte ich mich nochmals ausdrücklich für die Bilder bedanken, die Sie mir zukommen haben lassen. Ich habe auf einer Aufnahme einen Wagen mit Münchner Kennzeichen entdeckt. Könnte es sein, dass es sich dabei um Ihren Wagen handelt? Oder gehörte der gar dem Mann, nach dem ich suche?“

      „Das ist nun wirklich zu viel verlangt, Frau Seidl! Woher soll ich wissen, wem der Wagen gehört? Mir jedenfalls nicht!“

      „Wo parken Ihre Kunden normalerweise?“

      „Es gibt keinen ausgewiesenen Firmenparkplatz, leider. Meine Kunden parken in der Nähe oder kommen mit dem Taxi.“ Pauchritsch wollte die Frau abwimmeln, auch wenn er wusste, dass das der Wagen des Verkäufers sein musste. Aber wenn nicht, würde er die Frau auf eine falsche Spur führen und einen Unbeteiligten mit reinziehen, das wollte er nicht.

      Anita hatte genug gehört. Sie machte sich daran, den Halter des Fahrzeugs ausfindig zu machen. Hierfür hatte sie einen Kontakt mit Namen Katja aufgetan. Von ihr kannte sie nur den Vornamen, mehr nicht. Der Kontakt bestand aus einer Mailadresse, die Bezahlung ging auf ein Schweizer Nummernkonto. Wer sich hinter der Frau verbarg, wenn es denn eine war, dann war die Tarnung perfekt. Katja hatte ihr bisher schon gute Dienste geleistet, die sie sich auch fürstlich bezahlen ließ. Anita zahlte ihr gerne die geforderten Beträge, denn erstens kam sie selbst nur sehr schwer an manche Informationen, und zweitens ersparte sie sich dadurch sehr viel Zeit.

      Nach einer kurzen E-Mail-Nachricht bekam sie sofort eine Antwort.

      „Ich kümmere mich darum, Katja“

      Jetzt hieß es warten. Anita drückte auf die Taste ihres neuen Kaffee-Vollautomaten, der für sie allein völlig überzogen war. Dampfender Espresso lief in eine pinkfarbene Tasse, auf der ein lustiges Kamel abgebildet war. Das war nicht ihr Geschmack, aber die Tassen waren eine kostenlose Beigabe zur Maschine und sie gedachte, diese auch zu benutzen.

      Während sie trank, sah sie sich die Bilder wieder und wieder an. Sie notierte jede Einzelheit, die sie an dem Gesuchten bemerkte. Hierzu war auch das Foto von Jean hilfreich. Der Unbekannte war etwa fünfundsechzig. Sie schätzte ihn auf einen Meter achtzig. Die Figur war sportlich und die Erscheinung elegant lässig. Die Kleidung war sicher nicht billig, auch wenn das täuschen konnte. Auf Bildern war nicht zu erkennen, ob es sich um echte Markenkleidung oder um Fake-Ware handelte, was auch auf die Uhr zutraf, die protzig wirkte. Ihr fiel auf, dass die Haarfarbe auf den Fotos variierte. Das könnte daran liegen, dass zwischen beiden Aufnahmen mehrere Monate lagen. Allerdings könnte es auch sein, dass der Mann in der Farbe nachgeholfen hatte. Männer waren seit Jahren davon überzeugt, dass es sexy aussah, wenn die Schläfen grau waren – und halfen dementsprechend nach. Anita empfand das als absolut dämlich, aber das war ihre persönliche Meinung.

      Sie ließ einen weiteren Espresso laufen und besah sich die Fotos erneut. Sie vergrößerte das Gesicht des Mannes. Die Augenfarbe konnte man nicht erkennen, auch wenn sie sich noch so sehr bemühte. War das ein Muttermal auf seiner Hand oder war das nur ein Fleck? Anita verglich die Fotos miteinander und konzentrierte sich nur auf die linke Hand. Zwischen Daumen und Zeigefinger müsste das Muttermal sein. Dann sah sie es. Hier auf diesem Bild war das Mal zu sehen; zwar unscharf, aber das reichte ihr. Sofort notierte sie diese Kleinigkeit.

      Dann meldete sich Katja.

      „Der Wagen gehört einer Autovermietung Harbeck in München.“

      „Kenne ich. Danke, Katja.“

      „Immer wieder gerne. Noch etwas?“

      „Im Moment nicht.“

      Anita fand die Rechnung im Anhang und überwies die dreihundert Euro sofort. Katja arbeitete prompt und verlangte das auch von der Bezahlung.

      Die Autovermietung Harbeck war zwanzig Minuten von Anitas Büro entfernt. Hier musste sie versuchen, an Informationen bezüglich des Mieters zu kommen, was nicht leicht werden würde. Sie musste geschickt vorgehen und hatte auch schon eine Idee, wie das funktionieren könnte. Sie steckte sich einen Kaugummi in den Mund und nahm ihn nach zehn Minuten wieder raus. Noch im Wagen drückte sie ihn auf das Armaturenbrett ihres neuen Wagens, was ihr eigentlich zuwider war. Kaum zehn Kilometer auf dem Tacho und schon wurde das Armaturenbrett missbraucht. Aber wo sollte sie den Kaugummi sonst hintun? Sie steckte den nur angetrockneten Kaugummi vorsichtig in ihre Jackentasche, als sie das gesuchte Fahrzeug auf dem Hof der Firma stehen sah. Sie hatte Glück, der Wagen war tatsächlich da!

      Bevor sie ausstieg, wischte sie mit dem Ärmel ihrer Jacke über die Stelle am Armaturenbrett, wo gerade noch der Kaugummi war. Perfekt, man sah nichts mehr.

      Das Büro der Autovermietung Harbeck war muffig und unordentlich. Es roch nach Zigarettenqualm, was Anita nicht mochte. Der behäbige Mann hinter dem zugemüllten Tisch strahlte sie an, als sie eintrat. Der Mann dürfte kein größeres Problem darstellen. Anita war sich sicher, dass sie ihre Informationen bekam. Sie setzte sich, schlug die langen Beine übereinander und verlangte, den gesuchten Wagen zu mieten.

      „Sie wollen den Benz? Der passt doch nicht zu einer solch hübschen Dame. Nehmen Sie den gelben Sportwagen, der danebensteht. DAS ist das richtige Fahrzeug für Sie, glauben Sie mir.“

      „Danke, aber ich möchte den Benz. Vorausgesetzt, es wurde darin nicht geraucht.“

      „Selbstverständlich nicht! In unseren Fahrzeugen herrscht absolutes Rauchverbot. Und nach der Rückgabe erfolgt eine gründliche Reinigung.“

      „Wenn ich mir den Wagen ansehen dürfte?“

      „Gerne.“ Der Mann, der sich ihr als Karlstedt vorstellte, nahm den Schlüssel aus der Schublade, stand auf und zog die Hose nach oben, da sie ihm fast über den Hintern gerutscht war. Auf dem Schoß leuchtete ein fetter Kaffeefleck. Er grinste verlegen und ging voraus. Karlstedt gab sich galant und öffnete ihr die Wagentür. Anita setzte sich hinters Steuer, wobei sie den Kaugummi aus der Tasche zog und auf dem Fahrersitz platzierte. Sie bewegte sich vor und zurück, auch nach links und rechts. Das dürfte reichen, der Kaugummi würde seine Dienste leisten.

      „Der Wagen ist perfekt, den brauche ich für zwei Wochen, eventuell auch länger. Ist das ein Problem?“

      „Natürlich nicht.“

      Anita stieg aus und schrie auf, als sie theatralisch bemerkte, dass ein Kaugummi an ihrem teuren Rock klebte. Es war offensichtlich, dass der auf dem Fahrersitz gelegen haben musste, denn dort waren deutliche Spuren zu sehen. Karlstedt war sprachlos. Ihm war die Situation dermaßen unangenehm, dass er zunächst keinen Ton herausbrachte.

      „In der Haut desjenigen, der den Wagen gereinigt hat, möchte ich nicht stecken“, sagte Anita und sah dabei Karlstedt vorwurfsvoll an. „Sehen Sie sich meinen Rock an!“

      „Das verstehe ich nicht. Um die Fahrzeugreinigung kümmert sich meine Frau, auf die kann ich mich immer zu einhundert Prozent verlassen. Außerdem kaut bei uns niemand Kaugummi, ich schwöre. Meine Frau mag das nicht und verbietet es jedem, der es wagt, einen Kaugummi zu kauen. Wie kommt dieses eklige Ding auf den Fahrersitz?“ Karlstedt verstand die Welt nicht mehr. „Ich kapier das nicht, ich kann mir das einfach nicht erklären.“

      „Welches Ferkel hat den Wagen zuletzt gefahren?“, maulte Anita Seidl, die sich ein Lachen kaum verkneifen konnte. Der Schaden hielt sich in Grenzen, denn СКАЧАТЬ