Tödliche Rendite. Irene Dorfner
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Название: Tödliche Rendite

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783742741424

isbn:

СКАЧАТЬ es, dass meine Mutter eine Hypothek aufs Haus aufgenommen hat? Ja oder Nein?“

      Kronberger zögerte. Mit dem Hörer in der Hand stand er auf und schloss die Tür seines Büros. Niemand sollte das Gespräch mitbekommen.

      „Wenn ja, dann werde ich die Schuld begleichen“, setzte Bernd nach.

      „Das höre ich gerne. Ich hätte die vorschriftsmäßige Prozedur in diesem Fall nur sehr ungern in die Wege geleitet.“ Kronberger fiel ein Stein vom Herzen. Endlich kam Leben in die Angelegenheit, die ihm sehr viele Bauschmerzen bereitete. Die Nagels waren seit vielen Jahren treue Kunden der Bank. Was hier ablief, ging auch an ihm nicht spurlos vorbei.

      „Dass mich das enttäuscht, brauche ich Ihnen nicht sagen. Wie lange sind wir bereits Kunden bei Ihrer Bank? Und trotzdem hätten Sie nach so vielen Jahren die Zwangsversteigerung des Hauses veranlasst? Meine Mutter verfügt über eine große Summe auf ihrem Festgeldkonto, das wissen Sie doch am besten. Warum hat sie darauf nicht zurückgegriffen?“

      „Das Konto, von dem Sie sprechen, ist leer.“

      „Wie bitte? Es ist leer?“

      „Ja. Auch der Rahmen des Girokontos ist ausgeschöpft.“

      „Es ist nichts mehr da?“

      „Nein.“

      Bernd wurde schlecht, er begann zu zittern.

      „Seit wann ist das Geld weg? Und kommen Sie mir jetzt nicht wieder mit Ihrem Bankgeheimnis!“

      Kronberger entschied, mit Bernd Nagel offen zu sprechen. Schließlich riskierte er, einen solventen, langjährigen Kunden zu verlieren, wenn er sich jetzt sperrte.

      „Vor fünf Monaten wurde das letzte Geld vom Festgeldkonto abgehoben. Vor drei Monaten mussten wir das Girokonto mit einem Sperrvermerk versehen.“

      „Wann wurde die Hypothek aufs Haus aufgenommen?“

      „Vor fünf Monaten.“

      Bernd musste sich sammeln. Das waren sehr viele Informationen auf einmal, die er sortieren musste.

      „Sie sprachen von einem Sperrvermerk?“

      „Gläubiger haben erwirkt, dass eingehende Zahlungen, und dazu gehört die Rente, einbehalten werden und zuerst diese Gläubiger bedient werden.“

      „Soll das heißen, dass meine Mutter seit drei Monaten nicht mehr an ihr Konto darf? Ist es das, was Sie mir sagen wollen?“

      „Ja, das ist richtig.“

      Bernd war außer sich. Das würde bedeuten, dass seine Mutter seitdem keinen Cent mehr abheben konnte. Wovon lebte sie? Er war enttäuscht und wütend, was er an dem Bankangestellten ausließ.

      „Sie sollten sich schämen! Einer treuen Kundin einfach den Hahn zuzudrehen! Haben Sie kein schlechtes Gewissen? Wovon sollte sie leben?“

      „Ich kann Sie verstehen, Herr Nagel. Sie müssen mich aber auch verstehen. Ich muss mich an die Vorschriften halten. Sie dürfen mir glauben, dass ich Ihre Mutter mehrmals auf ihre finanzielle Situation angesprochen habe. Ich habe sie auch gewarnt, als sie die Hypothek aufgenommen hat. Inständig bat ich sie, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen und alles mit Ihnen durchzusprechen, da ich befürchtete, dass sie in ihr Unglück rennen würde. Aber Ihre Mutter wollte nicht hören. Sie hat mir sogar verboten, Ihnen auch nur ein Wort zu sagen. Insgeheim haben wir alle gehofft, dass Sie als Sohn trotzdem irgendwie Wind davon bekommen und einspringen.“ Jetzt war es raus, Kronberger war erleichtert. Jetzt würde alles wieder gut werden.

      Bernd atmete tief durch. Ja, er war seiner Aufgabe, seiner Mutter zu helfen, nicht nachgekommen.

      „Von welcher Summe sprechen wir?“

      „Das darf ich…“

      „Wollen Sie, dass ich die Schulden übernehme oder nicht?“

      „Es sind inklusive der Zinsen 362.148 €. Wenn dieser Betrag binnen der nächsten vier Tage auf dem Konto eingeht, ist alles wieder bereinigt und Ihre Mutter kann ihr Konto wieder uneingeschränkt nutzen.“

      Bernd verschlug es fast die Sprache. Das war eine Menge Geld. Ob er das auf die Schnelle zusammenbrachte? Irgendwie würde er das schon schaffen, auch wenn sich das nicht einfach gestalten würde.

      „Halten Sie den Vorgang zurück. Ich komme morgen bei Ihnen vorbei und dann besprechen wir die Details.“

      Kronberger lehnte sich erleichtert zurück. Das unangenehme Gespräch, mit dem er seit Monaten rechnete, war besser verlaufen, als er es sich vorgestellt hatte. Dann machte er sich sofort an die Arbeit und bereitete alles für morgen vor. Dass er alle weiteren Schritte bezüglich der Schuldnerin stoppte, war selbstverständlich. Wenn der Sohn alle Schulden tilgte, war diese unleidige Sache endlich vom Tisch.

      Bernd war fassungslos. Es stimmte also, es gab diese Schulden. Und darüber hinaus noch sehr viel mehr. Er sortierte die Rechnungen und Mahnungen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die Summe der aufgelaufenen Schulden betrug grob geschätzt nochmals rund zwanzigtausend Euro. Die Schulden seiner Mutter zu begleichen war die eine Sache, das würde sich irgendwie regeln. Er war nicht ganz mittellos und konnte sein Haus und die Firma beleihen. Was ihm viel mehr Sorgen machte, war etwas anderes. Wovon lebte seine Mutter eigentlich? Das Konto war gesperrt und es gab offensichtlich keine Rücklagen mehr. Bernd Nagel war vollkommen fertig und auch enttäuscht. Warum war seine Mutter nicht zu ihm gekommen und hatte ihn um Hilfe gebeten? Und wofür hatte sie so viel Geld gebraucht?

      Er sah sich um. Hier stimmte doch etwas nicht. Er brauchte lange, bis er begriff, dass es im ganzen Haus keinen Strom gab. Die Hauptsicherung? Könnte sein, trotzdem trieb es ihn in die Küche. Der Kühlschrank war bis auf ein Marmeladenglas leer, in der Speisekammer sah es ähnlich aus. Wenn es seiner Mutter offensichtlich finanziell so schlecht ging, warum hatte sie dann nicht einfach die Goldmünzen oder ihren Schmuck verkauft? Bernd stockte. Konnte es sein…? Nein, das war nicht möglich! Er rannte ins Schlafzimmer seiner Mutter und öffnete den Wandsafe, dessen Zahlenkombination ihm bekannt war. Hierin bewahrte seine Mutter ihren Schmuck, Goldmünzen und private Papiere auf. Bis auf den Reisepass und zwei Versicherungspolicen, die das Haus betrafen, war der Safe leer.

      Bernd musste sich setzen. Es war, wie er vermutet hatte: Es war nichts mehr da - seine Mutter war pleite.

      Erst jetzt bemerkte er ihre Handtasche, die auf dem Stuhl lag. Handy, Schlüssel und Geldbörse, in der nur wenige Cent waren – alles war hier. Seine Mutter musste im Haus sein! Ihn beschlich ein ungutes Gefühl. Sie wird doch nicht…?

      Panisch suchte er jeden Winkel des riesigen Hauses ab, bis der Dachboden dran war. Die Tür war nie abgesperrt. Stufe für Stufe ging er nach oben, wobei ihn eine quälende Vorahnung beschlich. Kalte Luft schlug ihm entgegen.

      Dann sah er sie. Sie hing an einem Seil. Sofort rannte er zu ihr und hob sie an.

      „Atme!“, rief er ihr zu. „Du sollst atmen!“

      Aber sie rührte sich nicht. Mit aller Kraft hielt er sie hoch. Er schaffte es, sein Handy aus der Tasche zu ziehen und Hilfe zu rufen.

      Die Rettungskräfte mussten die Tür aufbrechen und rannten zum Dachboden. Bernd hielt seine Mutter so lange, bis die anderen es СКАЧАТЬ