Tödliche Rendite. Irene Dorfner
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Название: Tödliche Rendite

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783742741424

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СКАЧАТЬ der Sanitäter ihren Puls fühlte, sich zu ihm umdrehte und nur den Kopf schüttelte. Endlich begriff Bernd, dass er zu spät gekommen war. Seine Mutter war tot.

      Die nächsten Tage und Wochen vergingen wie im Flug. Die Schulden der Mutter waren restlos getilgt worden, was für ihn Ehrensache war. Kronberger kam ihm entgegen und alles war reibungslos über die Bühne gegangen. Dass sich Martha Nagel umgebracht hatte, ging in Freising wie ein Lauffeuer herum. Alle waren bestürzt und konnten sich den Freitod nicht erklären. Bernd und Eva hatten es geschafft, dass niemand den wahren Grund erfuhr.

      Die Beerdigung der geliebten Mutter brachte Bernd irgendwie hinter sich. Er konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, wie sie eigentlich abgelaufen war, denn zu sehr schmerzte ihn der Verlust. Auch die Taufe des Sohnes überstand er irgendwie. Seine Eva hatte nicht nur alles Organisatorische übernommen, sondern hatte sich stundenlang mit ihm unterhalten und versucht, ihn zu trösten. Wenn er sie nicht gehabt hätte! Er war sich mit seiner Eva darüber einig, dass die Hochzeit verschoben wurde, dafür war er nicht in Stimmung.

      Tagelang hatte er in seinem Elternhaus nach einer Erklärung dafür gesucht, wie seine Mutter in diese Lage hatte kommen können. Nach und nach begriff er, dass es tatsächlich einen Mann gegeben hatte, den sie finanziell unterstützte. Wut stieg in ihm auf. Ein habgieriger Mann hatte sich an seine gutmütige Mutter rangemacht und alles an sich gerissen, was nicht niet- und nagelfest war. Ja, das war bitter und er war wütend auf sich, dass er das nicht mitbekommen hatte. Aber noch mehr schmerzte ihn, dass sich seine Mutter nicht an ihn gewandt und ihn um Hilfe gebeten hatte. Natürlich hätte er ihr Vorwürfe gemacht, aber trotzdem hätte er ihr geholfen. War es so, dass sie kein Vertrauen zu ihm gehabt hatte? Oder hatte sie sich so sehr geschämt, dass sie sich nicht getraute, zu ihm zu kommen? Aber warum? Sie hatten doch immer ein gutes Verhältnis gehabt und sie hätte immer zu ihm kommen können. Erst langsam begriff Bernd, dass es auch seine Schuld gewesen war. Er hätte sich mehr um seine einsame Mutter kümmern müssen, was er jetzt aber nicht mehr rückgängig machen konnte. Sie war tot und er musste irgendwie damit zurechtkommen.

      Dann bekam er die Habseligkeiten seiner Mutter von der Polizei zugeschickt, da die Ermittlungen abgeschlossen wurden. Ein lapidarer Brief war beigefügt, in dem erklärt wurde, dass Fremdeinwirkung ausgeschlossen war und es keine weiteren Ermittlungen geben würde. Musste er es hinnehmen, dass dieser unbekannte Mann, der seine Mutter so schamlos ausgenutzt und in den Tod getrieben hatte, ungeschoren davonkam? Die Polizei machte ihm klar, dass es in diese Richtung keine Ermittlungen geben würde, da es keinen Beweis für seine Annahme gab. Bernd Nagel musste das akzeptieren und irgendwie verstand er die Polizei sogar. Es gab keinen einzigen Hinweis auf die Identität des Mannes. Lediglich dessen Namen hatte er: Herbert Braunbach, der als Teilnehmer in den Reiseunterlagen stand, die Bernd gefunden hatte. Es gab nur diesen Namen; keinen Wohnsitz, kein Foto, einfach nichts. Ob der Name überhaupt stimmte?

      Bernd besah sich das wenige in dem Beutel, das seiner Mutter gehört hatte. Ein besticktes Taschentuch, ein Kassenzettel über einen Liter Milch und Bananen, alles im Wert von knapp zwei Euro, und eine silberfarbene Kette mit einem Amulett. Bernd kannte dieses Schmuckstück nicht. Ob dieser Typ es ihr geschenkt hatte? Er legte alles beiseite und weinte. Nicht nur aus Trauer, sondern auch aus Enttäuschung darüber, dass seine Mutter ihm nicht eine einzige Zeile, nicht ein einziges Wort hinterlassen hatte.

      „Was ist das?“, fragte Eva, die den Sohn gerade zu Bett gebracht hatte.

      „Die Polizei hat mir mitgeteilt, dass die Ermittlungen eingestellt wurden. Das hier gehörte meiner Mutter.“

      „Ein Amulett“, sagte Eva und nahm es in die Hand. „Dann ist ja doch noch ein Stück des Familienschmuckes übriggeblieben. Wie alt mag das sein?“ Sie drehte die Kette im Licht. „Die sieht ziemlich neu aus. Das ist ein Teil des Familienschmucks?“

      „Nein, das kenne ich nicht. Dieser Schmarotzer muss es meiner Mutter geschenkt haben.“

      Eva holte ihre Brille und besah sich die Kette nun genauer.

      „Die Kette ist echtes Silber, das Amulett ist Edelstahl. Online kriegst du beides für zwanzig oder dreißig Euro. Wenn das ein Geschenk war, dann war es sehr billig.“

      Bernd sah sprachlos zu, wie seine Eva das Amulett öffnete. Er hatte keine Ahnung, dass das möglich war. Eva sah sich das Foto an, das darin zum Vorschein kam.

      „Das muss er sein, Bernd. Das ist der Mann, den du suchen musst.“

      „Du meinst…?“ Bernd starrte auf das Bild eines Mannes, dessen fröhliches Gesicht ihn anstrahlte.

      „Du hast nach einem Hinweis auf diesen Mann gesucht, der offensichtlich darum bemüht war, alle Spuren zu beseitigen, die auf ihn hinweisen. Jetzt hast du ein Bild von ihm, sogar ein sehr gutes. Such ihn, sonst findest du keine Ruhe.“

      „Soll ich das wirklich tun?

      „Auf jeden Fall! Such diesen Mann und bring ihn vor Gericht. Das bist du nicht nur dir, sondern vor allem deiner Mutter schuldig.“

      Bernd küsste seine Eva. Er wusste, warum er sie liebte. Sie war nicht nur warmherzig und klug, sondern auch sehr verständnisvoll. Ja, er musste diesen Mann zur Strecke bringen. Nicht nur um seinetwillen, sondern auch um seine Mutter zu rächen. Aber wie sollte er diesen Mann suchen? Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er das anstellen sollte. Er selbst hatte keine Chance, er brauchte professionelle Hilfe. Ein Geschäftspartner gab ihn den entscheidenden Tipp, wer ihm helfen könnte: Die Münchner Detektivin Anita Seidl.

      Die achtundvierzigjährige Anita Seidl nahm den Job gerne an. Als sie hörte, um was es dabei ging, wurde sie wütend. Sie hasste solche Männer wie Braunbach und würde es sehr gerne sehen, wenn sie ihren Teil dazu beitragen konnte, ihm das Handwerk zu legen. Sie bat ihren neuen Klienten um umfangreiche Informationen, die Bernd Nagel gerne zusammenstellte. Als der Mandant ihr zwei randvoll gepackte Kartons überbringen ließ, hatte sie sich sofort daran gemacht und alles sortiert. Rasch hatte sie ein System entwickelt, das ihr einige Anhaltspunkte gab. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt, der etwa dreizehn Monate zurücklag, war bei Martha Nagel aus finanzieller Hinsicht alles in bester Ordnung. Dann wurden mehrfach hintereinander größere Summen vom Konto abgehoben. Auch Reisen und Restaurantrechnungen wurden über das Konto bezahlt. Das waren Spuren, die nicht uninteressant waren. Aber wichtiger schienen für sie die wertvollen Schmuckstücke, die zum Glück alle für die Versicherung fotografiert wurden.

      Sie hatte verschiedene Stellen kontaktiert – und jetzt hieß es abwarten.

      3.

       Wenige Tage später…

      Anita Seidl hatte ein herrliches, verlängertes Wochenende mit Kriminalhauptkommissar Hans Hiebler in Mühldorf am Inn verbracht. Der Frühling schien noch lange auf sich zu warten. Es war nicht nur erneut eiskalt geworden, sondern auch heute, am kalendarischen Frühlingsanfang, hatte es wieder heftig geschneit. Deshalb zogen Hans und sie es vor, die Tage bei ihm zuhause zu verbringen. Wenn sie an den prasselnden Kamin dachte, wurde ihr jetzt noch ganz warm. Sie hatte Hans in Mühldorf am Inn kennengelernt, als sie bei einem kniffligen Fall gezwungen war, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Sie war es zwar gewohnt, stets allein zu arbeiten, aber bei diesem Job ging es nicht anders. Hans und sie waren seitdem unzertrennlich, aber noch behielten die beiden das für sich, worauf besonders sie großen Wert legte. Hans war ein phantastischer Mann, der ganz nach ihrem Geschmack war. Trotzdem war sie ein gebranntes Kind, weshalb sie vorsichtig mit Männerbeziehungen umging. Hans und sie sahen sich in den letzten Wochen sehr oft. Nachdem sie es vorzog, lieber zu ihm zu fahren, fand sie es an der Zeit, ihn zu sich einzuladen.

      Der СКАЧАТЬ