Mannesstolz. Georg von Rotthausen
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Название: Mannesstolz

Автор: Georg von Rotthausen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741805707

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СКАЧАТЬ nicht.

      „Sie kommen bitte unverzüglich mit nach Grömitz. Dort werden Ihre Fingerabdrücke und Gewebeproben Ihrer Kleidung genommen. Reine Routine.”

      „Warum das denn? Glauben Sie etwa …?”

      „Ich und der Hauptkommissar glauben gar nichts, aber sie haben Fingerabdrücke auf dem Brückengeländer hinterlassen, wie sicher auch die Täter. Wir müssen sicher sein, Sie ausschließen zu können.

      „Wie bitte?”, protestiert einer der drei.

      „Wir hatten schon den Fall, daß Täter sich dreist unsere erste Ermittlungsarbeit angesehen haben. Also, bitte, meine Herren. Den ganzen Vormittag wird es nicht dauern. Es sei denn, Sie möchten nach Lübeck mitkommen.” Weber macht eine einladende Handbewegung.

      „Das haben wir jetzt von Deiner verdammten Neugier!”

      „Hättest ja nicht mitzukommen brauchen”, kommt es patzig zurück.

      „Also bitte, wir drehen keinen Film, das ist echt! Bitte verlassen Sie jetzt die Brücke und warten Sie hinter dem Strandcasino bei unseren Dienstfahrzeugen.”

      Maulend gehen die drei Männer weg.

      „Immer wenn es interessant wird, und jetzt auch noch Fingerabdrücke abgeben, verdammte Scheiße.”

      „Früher schickten uns die Eltern ’raus, jetzt verscheuchen einen die …”, mault einer weiter. „Schlucks ’runter, der kann Dich noch hören. Auf B-U-L-L-E paßt sicher ‘was im Bußgeldkatalog, oder hast Du Geld zuviel?”

      Eifriges, stummes Kopfschütteln.

      Derweil kommt der Arzt am H 55 an.

      „Moin, Malle.”

      „Moin, Klinge.” Die Männer geben sich die Hand. Der gerade Eingetroffene ist der Leiter der Rechtsmedizin in Lübeck, Prof. Dr. Karl Anderson, wegen seines scharfen Berufes von einigen ganz wenigen „Klinge” genannt, von denen er sich das auch gefallen läßt. Er ist ein jovialer Herr, 60 Jahre alt, für sein Alter ungewöhnlich schlank, mit schlohweißen, vollen Haaren, mit einem schönen, weißen, kurz geschnittenen Bart und erstaunlicherweise fast schwarzen Augenbrauen, was ihm hin und wieder die schmunzelnd, hinter vorgehaltener Hand geäußerte Verdächtigung einträgt „Ob er wohl färbt?” Er weiß das, aber es stört ihn nicht, denn er weiß, daß er nicht färbt, im Gegensatz zu manchen Politikern, die auch mit über 60 und 70 Jahren angeblich schwarze Haare haben, die so gar nicht zu ihrer Parteifarbe passen. Ihm genügt es, daß seine süße kleine Frau ihn immer noch attraktiv findet. Anderson hat sich einen gelassenen Humor zugelegt, gewachsen in all den Jahren, gewachsen mit jeder Leiche. Und er findet seinen Beruf immer noch hochinteressant. Andere Menschen lesen Bücher, er liest Menschen.

      „Was hast Du denn heute Schönes?” Der Rechtsmediziner sieht Malvoisin fragend an.

      „Na, sieh selbst” und deutet auf den Toten.

      „Oh, eine Hinrichtung!”

      Hier müßten jetzt hochgezogene Augenbrauen folgen, aber die wollen nicht. Gelassenheit.

      „Wieso Hinrichtung?”

      „Na, Henkerknoten, oder kennst Du so etwas nicht mehr?”

      „Ja, richtig.”

      Malvoisin nimmt den Rembrandt ab, kratzt sich am Kopf.

      „Oder hast Du gedacht, der Tote hat sich den Knoten selbst geknüpft?”

      „Na, wenn er tot war, konnte er wohl kaum noch Knoten knüpfen! Sei nicht so pingelig!”

      „Wenn unsereins nicht pingelig wäre, wie Du das nennst, würdet Ihr manchen Toten als natürlichen Fall bestatten!”

      Anderson sieht Malvoisin nun doch mit hochgezogenen Augenbrauen über den Brillenrand schauend an, während er sich die Einweghandschuhe überstreift. Der Professor prüft mit beiden Händen den Hals.

      „Genickbruch?” greift Malvoisin der Diagnose vor.

      „Sicher! Wenn der Knoten richtig gesetzt wurde − knack und weg!” Anderson macht eine ruckartige Doppelhandbewegung, als würde er einen stärkeren Zweig durchbrechen wollen.

      „Tatzeit?” Anderson legt für einige Sekunden seine rechte Hand auf den Oberkörper des Toten.

      „Ungefähr Mitternacht, nicht später als zwei Uhr, aber Du weißt ja …”

      „Ja, ja, nach der Obduktion …”

      Anderson besieht sich den Oberkörper des Toten nochmals.

      „Er hat Salz auf der Haut, also war er im Wasser und hat nicht mehr geduscht.”

      Dann sieht er nach dem großen Blutfleck auf der weißen Badehose, die sorgfältig zugebunden ist, löst den Knoten, zieht sie leicht herunter − ein dichter schwarzer Pelz ist zu sehen. Er zuckt zusammen, dreht sich um.

      Anderson wendet sich aufgerichtet an Malvoisin:

      „Ich habe das mal in einem Mafiafilm gesehen, aber noch nie im Dienst. Schau Dir das an − er ist kein Mann mehr!”

      „Wie bitte?”

      Malvoisins Mimik zeigt Ungläubigkeit, er beugt sich zu dem Toten vor, Anderson zieht die nun schlabberige Badehose herunter − Malvoisin prallt zurück. Das Ungläubige in seiner Mimik weicht dem blanken Entsetzen.

      „Mein Gott, wer macht denn so ‘was?” stößt Malvoisin hervor.

      „Wenn Du mich fragst, mein Lieber, jemand der sehr haßt oder sehr liebt − und Du weißt, das liegt nicht weit auseinander!”

      Der Professor zieht die Handschuhe aus. Im Hintergrund stapfen die Sargträger der Rechtsmedizin heran.

      „Kann ich ihn mitnehmen?” fragt Anderson.

      „Nein, noch nicht. Die Spusi war doch noch nicht hier −” Malvoisin ringt mit der Fassung.

      „Weber! − WE-BER!”

      Der Gerufene eilt herbei.

      „Ja, Herr Hauptkommissar?”

      „Mensch, rufen Sie das K6 an! Wo bleiben die denn?”

      „Mach’ ich.”

      Weber zieht sein Funktelephon, tippt die Nummer ein, hält sich das Gerät ans rechte Ohr, wartet.

      „K6? − Weber, Einsatzort Kellenhusen. Mensch, wo bleibt Ihr denn? Malvoisin wird schon grätig! − Was, Trecker? − Dann fahrt doch ‘rum! − Ende!”

      „Übrigens, er ist nicht hier gehenkt worden -”

      Malvoisin ist noch etwas verwirrt: „Wie?”

      „Der Strandkorb ist nicht hoch genug, um ihm das Genick zu brechen.”

      „Schlaumeier, СКАЧАТЬ