Taubenzeit. L.U. Ulder
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Читать онлайн книгу Taubenzeit - L.U. Ulder страница 15

Название: Taubenzeit

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847629160

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СКАЧАТЬ geschieht. Der Staat hat doch anscheinend gar kein Interesse daran, seine Bürger zu schützen.“

      Thore zwirbelte mit der rechten Hand seinen immer grauer werdenden Schnurrbart, bevor er weiter für Anna Partei ergriff.

      „Da hat Anna recht. Es wird immer und überall vom Täterschutz, vom Schutz seiner Persönlichkeitsrechte geschwafelt, aber wer kümmert sich um den Opferschutz? Private Organisationen wie der weiße Ring, das war's dann aber auch bald.“

      „Ok, das ist wirklich ein Problem. Aber das Gewaltmonopol kann doch nur in staatlichen Händen bleiben. Wer sonst könnte diese Aufgabe übernehmen? Und außerdem, die Leute können nur illegal an die Daten gekommen sein. Wie willst du denn als normaler Internetuser über die IP-Adresse eines anderen Users an dessen Personaldaten herankommen und dann auch noch herausbekommen, was der für ein Auto fährt?“

      Valeries Einwand ließ die Runde verstummen, Anna und Thore schauten sich achselzuckend an.

      „Genau diese Frage werden sich die Kollegen auch stellen. Ich denke, wenn sich die Fälle weiter häufen, wird es bald eine Ermittlungsgruppe dafür geben. Und jetzt lasst uns mal das Thema wechseln.“

      Gesine klatschte energisch in die Hände.

      „Ich habe im Büro genug um die Ohren, da muss ich mir nicht auch noch den Feierabend mit diesem unappetitlichen Thema verderben.“

      Kapitel 7

      Der Mechaniker im Blaumann stand neben der geöffneten Motorhaube und wischte sich mit einem ölverschmierten Putzlappen die Hände notdürftig sauber, als Ronald Leuschner durch den Seiteneingang die kleine Werkstatt betrat. Neben dem Wagen lagen ausgebaute Teile verstreut auf dem Fliesenboden.

      „Und? Wie sieht es aus?“

      Mit dem Kopf nickte er in Richtung Motorraum, er befürchtete das Allerschlimmste.

      „Schlecht. Wie wir es vermutet haben. Die Ölpumpe hat den Geist aufgegeben, die muss erneuert werden. Durch die fehlende Ölversorgung hat sich die Läuferwelle des rechten Turboladers festgefressen. Der Lader muss auch erneuert werden.“

      Leuschner verdrehte die Augen und trat nervös von einem Bein auf das andere. Blitzschnell überschlug er seine derzeitige finanzielle Situation.

      „Kriegt ihr dafür gebrauchte Teile? Ich habe keine Lust, in die alte Karre mehr reinzustecken, als sie wert ist.“

      „Das dürfte kein Problem sein, aber billig wird es deswegen trotzdem nicht. Um den Turbolader auszutauschen, muss der Motor samt Getriebe raus.“

      „Sieh zu, dass es so billig wie möglich wird, eine Rechnung brauche ich nicht, aber das weißt du ja.“ Der Mechaniker winkte ab und wandte sich wieder der in die Jahre gekommenen Luxuslimousine zu, während Leuschner gedankenverloren nach draußen ging.

      Auf dem Schotterparkplatz vor der kleinen, freien Autowerkstatt parkte sein weißer Firmenwagen. Bei dem alten Golf waren die Rücksitze ausgebaut und die hinteren Fensterscheiben blickdicht in Wagenfarbe zugeklebt, damit der Wagen eine kostengünstige Lkw-Zulassung bekommen konnte. Das Fahrzeuginnere wirkte wie eine rollende Müllhalde. Hinten lag Arbeitsmaterial zwischen Werkzeug und leeren Kartons, auf dem Beifahrersitz und davor auf dem Fußraum waren Geschäftsunterlagen verteilt, dazwischen blinkte hier und da eine leere Getränkedose oder zerknüllte Alufolie.

      Bedrückt setzte sich Leuschner in das Auto, seine Zähne knabberten an der Unterlippe, Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Wie in Trance fuhr er nach Hause und parkte den Wagen an der Straße vor dem kleinen, älteren Reihenhaus. Der Vorgarten wirkte ungepflegt, Unkraut trieb zwischen der spärlichen Bepflanzung und den altmodischen Waschbetonplatten heraus.

      Auch das Haus selbst sah nicht einladend aus, der Putz hatte schmuddelige Flecken und an der hölzernen Eingangstür blätterte der Farbanstrich. Umständlich schloss Leuschner die Tür auf und trat in den Flur. Kalter Zigarettenrauch kam ihm entgegen. Kopfschüttelnd ging er durch den schmalen Flur und öffnete die Tür, die ins Wohnzimmer führte. Hier roch es noch intensiver als im Eingangsbereich. Der Fernseher lief, auf der Couch lag Ronalds Frau und schlief. Ausgestreckt auf dem Rücken lag sie da, ein Kissen, das sich vorher vermutlich unter ihrem Kopf befunden hatte, war unter den Tisch gefallen. Sie trug graue Leggings und ein weißes T-Shirt ohne BH. Ihre Brüste waren seitwärts neben den Rumpf gerutscht. In dieser Position war der Bauch der höchste Punkt an ihrem Körper. Bei jedem der lautstarken Atemzüge erhob sich der Bauch noch weiter.

      Auf den Tisch stand ein Aschenbecher, aus dem die Kippen herausquollen, Asche war um ihn herum verteilt. Ronald machte einen Schritt in den Raum hinein, reckte sich vor und schaute unter dem Tisch. Versteckt in der freien Ecke zwischen dem Dreisitzer und dem Zweisitzer entdeckte er die Flasche Wodka, die gut zur Hälfte geleert war. Ein Glas war nirgends zu sehen.

      Schulterzuckend drehte er ab und ging durch den Flur in den hinteren Raum, in dem sich sein winziges Büro befand. Er nahm den Terminplaner in die Hand, als es auch schon klingelte.

      Ein Ehepaar mittleren Alters stand vor der Tür, die Frau schlank in Stoffhose und hellem Trenchcoat, der Mann von wesentlich kräftiger Statur in Jeans und kurzer schwarzer Lederjacke.

      „Sie müssen die glücklichen zukünftigen Hausbesitzer sein“, versuchte sich Ronald in gequältem Charme.

      Das Pärchen trat ein und wurde von ihm in das Büro geleitet.

      Während Ronald Leuschner fieberhaft seine Unterlagen durchblätterte, rutschte die Frau genervt auf dem viel zu kleinem Klappstuhl hin und her, eine einigermaßen bequeme Sitzposition ließ sich auf dem winzigen Möbel nicht finden. Als ihr Mann herüberschaute und sich ihre Blicke trafen, richtete sie die Augen demonstrativ nach oben. Der Mann nickte mit knapper Geste.

      Alles in diesem Raum war unordentlich. Das Regal, das die Wand hinter dem Schreibtisch beherrschte, beherbergte neben lieblos untergebrachten Aktenordnern aufgerissene Kartons und Elektroinstallationsmaterial. Der Tisch quoll vor lauter Geschäftsunterlagen über. Auf dem Fußboden ging das Chaos weiter, Akten, Rechnungen und Pappkartons ließen nur schmale Laufwege zu. Ronny blätterte in einer Mappe, in die er immer wieder Notizen mit einem Bleistift kritzelte. Endlich wandte er sich an seine Besucher.

      „Wir müssen eine Bemusterung für die Elektroinstallation ihres Hauses machen, welche zusätzlichen Steckdosen wir nehmen, welches Design und so weiter.“

      „Wir nehmen die hellbeigen Dosen, wie vom Bauträger angeboten. Und wo die Steckdosen hinkommen sollen, hat mein Mann auf einem Blatt eingezeichnet. Hier.“

      Die Frau zog ein gefaltetes Stück Papier aus der Handtasche und reichte es über den Tisch. Der Elektromeister betrachtete den laienhaft skizzierten Bauplan.

      „Das ist aber nur die Standardausstattung, die ohnehin im Preis enthalten ist“, bemerkte er. Seine Enttäuschung war deutlich herauszuhören. „Meinen Sie, dass Sie damit hinkommen? Wenn Sie eine Hi-Fi-Anlage und noch andere Geräte wie DVD-Player oder Festplattenrekorder haben, wird es eng. Wir könnten Ihnen hier und hier ...“ Er hielt den Bauplan über den Tisch und zeigte auf verschiedene Stellen.

      „Nein“, fiel ihm die Frau ins Wort. „Das reicht uns. Für alles andere gibt es Verlängerungskabel.“

      Der resolute Ton sollte die Diskussion abschneiden. Ronald Leuschner versuchte es dennoch weiter.

      „Gerade СКАЧАТЬ