Название: Blutiger Kampf ums Museumsdorf in Oberstdorf
Автор: Dieter Krampe
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783753115719
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„Aber wer schießt schon mit einer Armbrust?“, wendet Christina Seitenbacher sofort ein.
Die Staatsanwältin versucht Logik in den Fall zu bringen und schließt dann:
„Mir scheint, dass der Tatort und der Fundort nicht derselbe ist, ja nicht sein kann.“
Die Umstehenden nicken und stimmen ihr anerkennend zu.
„Hier hinter der Skulptur haben wir einige Schleifspuren im Gras des Böschungsufers gefunden“, bekundet Seitenbacher und deutet auf ihre Lageskizze.
Die Kriminalen spazieren unaufgeregt zur Skulptur, an der inzwischen auch Hubertus Schleich auf der Suche nach etwaigen Spuren angekommen ist. Die Schleifspuren könnten in der Tat von zwei Schuhen herrühren.
„Maximilian Gruber könnte folglich hier neben den drei Frauengestalten gestanden haben, als der Pfeil ihn von vorne getroffen hat. Er müsste dann langsam rücklings die Böschung hinuntergefallen sein“, mutmaßt nun Riethmüller.
„Und du meinst, der Täter hätte ihn dann heraufgezogen und ihn dann dort drüben ins Wasser geworfen“, schüttelt Angela Marx den Kopf. „Warum sollte er sich noch solche Mühe machen? Für mich ist das überhaupt nicht logisch?“
Die anderen schweigen. Doch Riethmüller legt noch einmal nach:
„Vielleicht wollte der Täter einen Unfall vortäuschen. Seht doch da vorne, das Rennrad, das aus dem Wasser ragt.“
Doch Marx entkräftet seine Meinung sofort.
„Aber der Pfeil in seiner Brust beweist doch jedem sofort, dass es sich nicht um einen Radunfall handeln kann.“
„Dennoch glaube ich, dass hier etwas nicht stimmt“, antwortet der Hauptkommissar kleinlaut. Zu sich selbst flüstert er: „Ich glaube trotzdem, dass der Täter vom Tatort ablenken will.“
Plötzlich ruft Hubertus Schleich, der sich die Skulptur mit der Lupe anschaut:
„Hier an der oberen Figur ist eindeutig Blut und etwas Haut!“
Kapitel 20 - Polizei Oberstdorf 15.02., 14:00
Nach einer Mittagspause im Restaurant „Saschas Kachelofen“ in der Kirchstraße, bei der die Herren das Wiener Schnitzel und die Damen einen gemischten Salatteller wählten, versammelt sich die Mordkommission Kempten in der Dienststelle der Polizei Oberstdorf am Bahnhofsplatz 4.
PHM Peter Endras hat zusammen mit Polizeimeisterin Regina Ströbele zwei Tische im Nebenraum zusammengestellt. Hier können die Fakten zum Mord an Maximilian Gruber noch vor diesem Wochenende zusammengefasst werden.
Nachdem alle ihre Berichte vorgetragen haben, resümiert die Staatsanwältin Angela Marx:
„Der Sohn sollte gestern Abend gegen 22:00 Uhr für seinen Vater einen Beweis für seine Unschuld im Fall „Brand der Schnatossi-Bar“ erhalten. Dieser Beweis sollte durch ein Videoband erbracht werden, das am wahrscheinlichen Tatort, dem sogenannten Illersprung, gefunden wurde, aber noch kriminaltechnisch und auf den Inhalt hin geprüft werden muss. Der Übergabeort ist in jedem Fall ungewöhnlich und lässt die Vermutung zu, dass der Abholer der Kassette vorsätzlich ermordet werden sollte. Ob der Täter das „richtige“ Opfer erschossen hat, ist noch nicht eindeutig geklärt. Vielleicht erwartete der Mörder den Vater, nicht den Sohn? Der Tod trat durch einen gezielten Schuss mit einem langen Pfeil ein, eine Art wie sie für gewöhnlich nur mit einer Armbrust abgeschossen werden kann. Der Schütze erwartete sein Opfer und muss sehr geübt im Umgang mit der Waffe sein. Er traf wahrscheinlich genau die Stelle, die er anvisieren wollte. Anschließend schleppte er die Leiche vom Tatort zwanzig Meter weg und versenkte sie in der Trettach, die dort mit der größten Kraft hinunter in die Iller stürzt.
Kapitel 21 - Berlin, Bikini-Monkey Bar 15.02., 18:00
Ulrich Winterscheid und Dr. Werner Brandenburg sind am Morgen mit dem weißen Mercedes des EUROMIX-Geschäftsführers zum Flughafen nach Memmingen gefahren. Dort bestiegen sie die erst am Vormittag gebuchte Piper Seneca, ein ca. neun Meter langes Leichtflugzeug mit sechs Sitzen, und landeten nach exakt 555 km und 100 Minuten Flugzeit auf dem Flughafen Berlin Tegel.
Mit dem Taxi erreichten die beiden Geschäftsleute kurz nach 12:30 Uhr das „25hour-Hotel“ im „Bikini“ an der Budapester Straße. Mit dem Fahrstuhl erreichten sie ihre Designer-Einzelzimmer im 6. Stock des Hotels und genossen die Aussicht auf den belebten Breitscheidplatz.
Nach dem gemeinsamen Essen im feudalen, aber urig gestalteten „Neni Restaurant“ im 10. Stock mit Blick auf den Zoologischen Garten, bei dem man von allem probieren konnte, und die Töpfe ganz unprätentiös einfach vom Herd auf den Tisch kamen, zog sich Winterscheid in den Wellnessbereich des Hotels im 9. Stock zurück. Dr. Brandenburg lieh sich an der Rezeption ein E-Bike und radelte durch den Tiergarten zum Brandenburger Tor, folgte der Allee „Unter den Linden“ bis zum Berliner Dom und dem Neubau des Berliner Schlosses. Dort umkurvte er den Neubau dieses künftigen „Humboldtforums“ und begutachtete den Fortschritt des Bauvorhabens, das den ehemaligen „Palast der Republik“ der ehemaligen DDR ersetzen soll.
Jetzt sind beide Vertreter der EUROMIX umgezogen, schwarze Anzüge, weiße Hemden und gestreifte Krawatten in rot bzw. dunkelblau. Sie betreten um Punkt 18:00 Uhr die „Monkey Bar“ des Bikini-Hotels. An einem reservierten Tisch werden sie bereits von der CHAT-Delegation erwartet. Der Konzernchef Dr. Friedhelm Kunze reicht den beiden Allgäuern erfreut die Hand entgegen.
„Seien Sie gegrüßt, meine Herren. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Anreise. – Ich darf Ihnen den Syndikus der CHAT, Dr. Gottfried Vetterli aus Zürich, und meinen Privatsekretär Herrn Fleischmann vorstellen.“
Die fünf Herren begrüßen sich nacheinander per Handschlag und nehmen reihum am gedeckten Tisch Platz. Ein Ober bringt augenblicklich die Weinkarte und nimmt die Bestellungen auf.
Dr. Kunze ergreift nun erneut das Wort:
„Kommen wir gleich zur Sache, meine Herren. Sie haben alle die Ausarbeitungen zur Gründung einer Gesellschaft erhalten, die in Oberstdorf ein großes neues Projekt entwickeln will, das zu einem attraktiven Freizeit- und Erholungspark ausgebaut werden soll.“
Ulrich Winterscheid, der Geschäftsführer der EUROMIX Technology, fügt hinzu: „Lieber, Friedhelm, wir kennen uns ja nun schon einige Zeit. Meine Schwester und ich könnten das Projekt „Hohenstein“ sicherlich auch alleine finanzieren. Allerdings wollte ich dich nicht außen vorlassen. Und ich denke, dass deine CHAT sicherlich nach den Vorkommnissen vor zwei Monaten wieder positive Schlagzeilen gebrauchen könnte.“
Kunze zuckt nur mit dem linken Auge und wehrt diese Vertraulichkeiten mit beiden Händen ab. Er hat natürlich nicht vergessen, dass dieser Fauxpas äußerst schlimme Folgen für die Einführung des neuen Suizid-Mittels „MORITURAN“ hatte.
Gottfried Vetterli steht auf und nimmt eine Tabelle aus seinem Aktenkoffer. Er fliegt mit den Augen kurz über das Papier.
„Ich möchte mich wirklich sehr kurzfassen“, erwähnt der Prokurist in leicht schweizerischem Akzent. „Unsere Analysten haben verschiedene Szenarien durchgespielt. In allen Fällen kommen sie zum Ergebnis, dass dieser Park in dieser abgeschiedenen Landschaft spätestens nach einem Jahr die nötigen Investitionen wieder einspielen wird. Entscheidend ist, wie die Eigentümer beziehungsweise Mitbetreiber beteiligt werden. Merci, vielmals.“
Vetterli СКАЧАТЬ