Mann meiner Träume. Nicole Knoblauch
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Название: Mann meiner Träume

Автор: Nicole Knoblauch

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738099775

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СКАЧАТЬ nickte nachdenklich. „Darum kümmere ich mich später. Es sei denn, du möchtest Lucianos Vorschlag nachkommen?“ Seine Stimme klang fest, doch die Hand mit der Passage zitterte leicht.

      „Nein, ich habe nicht vor, seinen Vorschlag anzunehmen.“

      Mit wenigen Schritten war Napoleone bei mir und schloss mich in seine Arme. „Ich hatte gehofft, dass du das sagst.“ Seine Lippen streiften mein Haar und er ließ mich los.

      Ich zwang ein Lächeln auf mein Gesicht, obwohl ich innerlich nach mehr als dieser flüchtigen Umarmung lechzte. Aber wie würde er auf einen Annäherungsversuch meinerseits reagieren? Seine Position hatte er am Abend vorher mehr als deutlich gemacht.

      „Ein Ausflug hast du gesagt? Wohin?“, wechselte ich das Thema. Das würde uns zumindest von dieser Familie wegbringen.

      „Bist du gut zu Fuß?“ Er wartet meine Antwort nicht ab. „Ich dachte, wir könnten zu einem der alten Genuesertürme laufen. Von dort hat man einen wundervollen Ausblick auf die Sanguinaires – die Blutfelsen.“

      „Das klingt makaber.“

      „Ist es nicht. Warte, bis du sie siehst.“ Napoleone drehte sich zur Tür. „Komm. Ich werde ein paar Sachen einpacken und du kannst dich so lange in der Bibliothek umsehen.“

      Er führte mich in den Raum, in dem ich tags zuvor auf ihn gewartet hatte und ging in Richtung Küche davon. Ich trat ein und wollte mich gerade den Büchern zuwenden, als ich hinter mir die Tür hörte. Neugierig drehte ich mich um und sah mich Letitia Buonaparte gegenüber.

      Ihr strenger Blick musterte mich von oben bis unten und sie sagte in einem Tonfall, der die Sonne gefrieren lassen würde: „Gut. Da seid Ihr ja!“

      'Gut' fand ich das nicht.

      „Ihr kommt aus einer Stadt weit weg“, begann sie das Gespräch. Ohne Einleitung.

      „Ja“, beeilte ich mich, zu antworten, „ich arbeite dort als ...“

      „Ich weiß. Das hat er mir erzählt. Anderer Kinder Leute erziehen!“ Sie schüttelte missbilligend den Kopf. „Was ist mit eigenen Kindern? Jung seid Ihr ja nicht mehr. Hat Eure Familie Euch nicht verheiratet? Oder gibt es Gründe, die das verhindert haben?“

      Meine Wangen brannten. Diese Frau hatte Haare auf den Zähnen. Nur nicht auf ihre Angriffe eingehen.

      „Ich unterrichte die Kinder. Ich bin mehr eine Hauslehrerin. Mit der Erziehung habe ich nicht viel zu tun. Und da ich nicht verheiratet bin ...“

      „Was machen Eure Eltern?“, unterbrach sie mich. „Liegt es an der fehlenden Mitgift, dass Ihr Euch Euren Lebensunterhalt auf diese Weise verdienen müsst?“

      Das ging jetzt eindeutig zu weit! Was bildete sich diese Frau eigentlich ein? Darauf würde ich nicht antworten! Immerhin war jetzt geklärt, woher Napoleone diesen Hang hatte, ständig Fragen zu stellen.

      Als ich eine Antwort schuldig blieb, schnaubte sie ein „Aha!“, und dieses Thema schien für sie erledigt. Entlassen war ich allerdings nicht.

      „Dann habt Ihr sicher viel gelesen. Napoleone (was auch bei ihr wie 'Nabulione' klang) verkriecht sich tagelang hinter seinen Büchern.“ Ihre Blicke durchbohrten mich.

      Nach einem Räuspern sagte ich: „Ich kann seinen Drang immer Neues wissen zu wollen verstehen. Ich lese auch zwei oder drei Bücher gleichzeitig.“

      „Könnt Ihr etwas Nützliches? Wisst ihr, wie man einen Haushalt führt?“

      Nervös knetete ich, meine Hände. „Ich könnte es lernen.“ Reiß dich zusammen, Marie! Sicherlich könntest du einen Haushalt führen!

      „Das bringt mich zum Punkt: Was wollt Ihr von meinem Sohn?“

      „Ihn lieben.“ Die Worte kamen, ohne nachzudenken. Etwas, was mir die ganze Welt vermiesen wollte.

      Ihre Antwort war frostiges Schweigen. Als ich nichts sagte und nicht aufblickte, erklang erneut ihre kühle Stimme. „Ich bin nicht blind. Ich sehe, dass er glücklich ist. Ich weiß nicht, ob ich Napoleone jemals soviel habe lachen hören wie gestern. Nur,“ sie schloss für einen kurzen Moment die Augen, „ich habe das Gefühl, dass das alles nicht von Dauer ist. Nach dem, was er mir erzählt hat, muss ich annehmen, dass Ihr uns wieder verlassen werdet? Also frage ich noch einmal: Was wollt Ihr?“

      Erst jetzt hob ich den Blick und sah ihr direkt in die Augen. Als sich unsere Blicke trafen, wusste ich, dass sie eine Antwort brauchte. Da war eine Mutter, die für ihren Sohn kämpfte und sein Wohl im Sinn hatte.

      „Ich liebe ihn. Aber ich will ihm nicht im Weg stehen. Euer Sohn ist zu Großem berufen.“ Ich schluckte. „Es müssen gewisse Dinge geschehen. Dinge, bei denen es keine Frau an seiner Seite geben darf.“

      Sie nickte bedächtig. „Warum bleibt ihr dann nicht einfach weg?“

      Ja, warum? Weil ich keine Kontrolle über meine Träume habe? Weil ich mir wünsche, dass ich mein Leben an seiner Seite verbringen könnte? Weil ich das Gefühl habe, ihn seit Jahren zu kennen und er Dinge in mir auslöst, die ich verloren zu haben glaubte? Alles keine Argumente für sie.

      „Weil ich ihn liebe“, sagte ich stattdessen trotzig. Mit jedem Mal, da ich es aussprach, wurde die Gewissheit größer und löste einen kleinen Glückstaumel in mir aus: Ich liebte Napoleone.

      Signora Buonaparte dachte angestrengt nach. Auch darin glich sie ihrem Sohn. Die Stirn in kleine Falten gelegt, die Augen leicht zusammengekniffen, saß sie mit ausdruckslosem Gesicht vor mir und starrte scheinbar ins Leere. Ihre Stimme hatte einen wärmeren Ton, als sie wieder sprach. „Ihr sagt, Napoleone sei zu Großem berufen. Aus Erfahrung weiß ich, dass Größe Menschen verändert. Wenn ich meinen Sohn richtig einschätze, weiß ich nicht, ob ich das erleben möchte.“ Sie atmete tief ein, und ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. „Ihr tut ihm gut, holt ihn aus seinen Grübeleien, führt ihn ins Hier und Jetzt. Mir gefällt dieser Napoleone.“ Ihre Miene wurde wieder ernst. „Aber wagt es nicht, ihn zu hintergehen!“

      Ich fühlte mich immer unwohler. Diese Art von Gespräch wollte und sollte ich nicht führen. Das Ganze entwickelte sich zum Alptraum.

      „Nun gut.“ Wie schwer ihr die nächsten Worte fielen, ließ sich an ihrem gepressten Tonfall erahnen. „Ihr habt mir eine Seite an meinem Sohn gezeigt, die ich lange vermisst habe. Nur aus diesem Grund werde ich Eure Anwesenheit in meinem Haus dulden. Wenn Ihr ihn betrügt oder verletzt, werdet Ihr Euch wünschen, nie geboren worden zu sein. Merkt Euch das gut!“

      Mit diesen Worten beendete sie unser Gespräch und ließ mich verwirrt zurück. Was war los mit dieser Familie? Hielten sie Napoleone nicht für fähig, seine eigenen Entscheidungen zu treffen? War ich etwa nicht gut genug für ihn? Ich liebte ihn, das konnten nicht viele Frauen von sich behaupten.

      Ich liebte ihn! Diese drei Worte änderten alles. Warum sollte ich ihn nicht heiraten? Was hatte ich zu verlieren? Das hier war ein Traum – mein Traum und in dem konnte ich tun und lassen, was ich wollte! Und wenn ich Napoléon Bonaparte heiraten wollte, dann bitte, los.

      „Marie?“, hörte ich seine Stimme wie aus weiter Ferne. „Ich bin fertig, kommst du?“

      Er stand an der Tür und sein Anblick verschlug mir den Atem. СКАЧАТЬ