Название: Mann meiner Träume
Автор: Nicole Knoblauch
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783738099775
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„Wo gehen wir hin?“
„An eine Ort, an dem wir ungestört sind. Wir haben noch ein anderes Haus etwas außerhalb: das Gut Milelli. Wir bauen dort Oliven und Wein an. In den Olivenhainen gibt es eine kleine Hütte, die von den Pächtern in der Erntezeit genutzt wird. Jetzt ist sie leer.“
„Oh, wie praktisch.“
Er grinste. „Ja. Wir sollten gleich da sein. Ich kann den Hain von hier aus sehen.“ Die Landschaft hatte nichts mehr von der Traumstrandatmosphäre bei meiner Ankunft. Es wuchsen keine Palmen, sondern Bäume und Sträucher, deren Namen ich nicht kannte. Die sandige Straße schlängelte sich durch ein stark bewachsenes Gebiet, das genug Schatten bot, um der Mittagshitze zu entkommen.
Wir waren nicht weit gelaufen, als Napoleone die Straße verließ und einen kleinen Trampelpfad betrat. „Das ist unser Olivenhain!“ Er deutete nach rechts. Olivenbäume, so weit das Auge reichte.
„Und dort ist die Hütte, von der ich sprach.“ Inmitten der Bäume sah ich ein kleines Haus. Aus Steinen unterschiedlichster Größe aufgeschichtet und mit Lehmziegeln gedeckt, bot es einen reizenden Anblick. Es gab ein kleines Fenster und eine schmale Eingangstür.
Diese öffnete Napoleone und wir traten ein. Das Fenster und die offene Tür ließen genug Licht, um die Einrichtung zu erkennen.
Ich lachte überrascht auf. Das sah nicht nach einer Hütte für Erntehelfer aus! In der Mitte des Raumes stand ein gedeckter Tisch mit allem, was dazu gehörte. Tischdecke, Tellern mit Goldrand, Besteck, Kristallgläsern und einem frischen Strauß Blumen. Ein schweren Samtvorhang trennte den hintere Teil des Raums ab.
„Das ist ...“ Mir fehlten die Worte. „Wann hast du ...?“
Napoleone grinste. „Gestern Abend. Ich hatte vor, dich hierher zu bringen und ...“ Er errötete. „Nun, dich zu überzeugen, mich zu heiraten. Da das nicht mehr nötig ist, dachte ich ...“ Sein Blick glitt zu dem Vorhang. „Hier sind wir ungestört und da wir verheiratet sind ...“ Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und straffte die Schultern.
Seine Wangen glühten und ich liebte ihn in diesem Moment noch mehr. „Es ist wunderschön“, hauchte ich und gab ihm einen schüchternen Kuss auf die Wange.
„Hattest du heute Morgen nicht gesagt, dass du mir die Blutfelsen und den Genueserturm zeigen wolltest?“
Er räusperte sich. „Ich war mir nicht sicher, ob du einen Ausflug in eine einsame Hütte zugestimmt hättest.“ Ein feines Lächeln lag auf seinen Lippen. „Also dachte ich, ich lasse den Teil weg und wir machen zufällig hier Rast?“
„Zufällig, ja?“ Nur mit Mühe gelang es mir, ein Lachen zu unterdrücken.
„Es war immerhin ein Plan.“ Er schmunzelte. „Bitte, setz dich. Ich möchte dir etwas geben.“
Aus den Augenwinkeln beobachtete ich ihn, während ich Platz nahm. Er holte ein kleines Päckchen aus seiner Jackentasche und öffnete es umsichtig. Darauf lagen zwei Silberkreuze an feinen silbernen Ketten.
Er nahm eine auf und legte sie mir mit den Worten: „Damit du immer an mich denkst“, um den Hals. Er hielt mir die andere Kette hin. Ich nahm sie, er kniete sich vor mich und ich wiederholte seine Worte.
„Du hast Napoléon geheiratet? Mit dem Wissen, das du über ihn hast?“
„Warum nicht? Hast du nicht gelesen, was ich geschrieben habe? Ich liebe ihn!“ Marie sprach völlig entspannt und mit einem glückseligen Lächeln auf den Lippen.
Anna konnte nur den Kopf schütteln. „Ich verstehe das nicht. Einerseits sind es Träume und ich weiß, dass man dort kaum Einfluss auf sein Handeln hat. Wenn ich deine Schilderungen richtig verstehe, hast du aber Einfluss darauf und bist die ganze Zeit voll handlungsfähig.“
„Das stimmt. Es ist so, als würde es wirklich geschehen.“
„Okay, dann verstehe ich erst recht nicht warum.“
„Muss immer alles rational sein? Ist Liebe immer rational? Nein, ist sie nicht. Sie ist.“
Anna schüttelte den Kopf. „Hast du schon einmal überlegt, wohin dich diese irrationale Liebe das letzte Mal gebracht hat?“
„Das ist etwas anderes. Napoleone ist nicht Stefan und ich bin nicht mehr die Frau, die ich vor fünf Jahren war.“
Anna schnaubte resigniert. Marie war einfach nicht zu helfen. „Ich werde das nie verstehen. Was geschah noch?“
„Es war ja praktisch unsere Hochzeitsnacht und ...“ Marie stockte und blickte verlegen zu Boden.
„Sex?“ Es kostete Anna große Mühe, ernst zu bleiben.
Marie nickte, puterrot im Gesicht.
„War er wenigstens gut?“
Wieder ein Nicken.
„Und dann?“
„Nicht mehr viel. Wir blieben den ganzen Tag und die Nacht in der Hütte.“
Als die Welt zurückkam, lag ich allein auf dem provisorischen Bett. Verwirrt sah ich mich um und hörte schließlich eine Feder über Papier kratzen. Draußen herrschte dunkle Nacht. Napoleone saß am Tisch und schrieb. Schweren Herzens registrierte ich, dass es Zeit war zu gehen. Also stand ich auf und begann, mich anzuziehen. Er hatte zu schreiben aufgehört und beobachtete mich unter gesenkten Lidern. Seufzend lief ich zu ihm und legte von hinten meine Arme um seinen Hals. „Schläfst du eigentlich nie?“
„Selten mehr als drei oder vier Stunden“, kam seine zärtliche Antwort.
Das hatte ich gelesen. Nur so schaffte er später sein hohes Arbeitspensum.
„Ich muss jetzt gehen, Napoleone.“ Er drehte den Kopf, um mich innig zu küssen. Als er seine Lippen von meinen löste, saß ich auf seinem Schoß. „Ich werde dich nicht gehen lassen“, murmelte er.
Widerwillig befreite ich mich aus seiner Umarmung und brachte möglichst viel Abstand zwischen uns. „Ich muss wirklich gehen. Mach es mir nicht noch schwerer.“
„Marie, ich ...“
Die Qual in seiner Stimme brach mir das Herz. „Du hast es versprochen, Napoleone. Keine Fragen.“
Seine Hände ballten sich zu Fäusten und einen Moment lang rechnete ich mit einem Wutausbruch. Doch er bekam sich unter Kontrolle und trat zu mir heran. Mit der Hand wischte er eine Strähne aus meinem Gesicht. „Damit du mich nicht so schnell vergisst.“
Der Kuss, der den Worten folgte, brachte mich an die Grenzen meiner Beherrschung. Als ich fast schon bereit war, seinem Drängen nachzugeben, löste er sich von mir und setzte seine Arbeit am Schreibtisch fort - ohne sich noch einmal umzusehen.
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