Zapfenstreich für Österreich. Ralos Znarf
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Название: Zapfenstreich für Österreich

Автор: Ralos Znarf

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750238565

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СКАЧАТЬ schon so oft durch meinen Traum gewandelt.

      Ihr sternenklarer Blick erhellt die Nacht

      Und weist den Weg mir zur Erfüllung -

      Oh Venus, weißer Schaum, von der mein Loblied handelt.

      Tauchst durch tiefe Meere Du

      Dort wo kaum mehr Licht sich bricht

      Strebst doch stets dem Hellen zu

      Haltlos Dich der Welt zu schenken

      Auf bunter Blüten weicher Schicht.

      Wenn dann der Schlaf Dein Auge schließt

      Und Bilder nur das H e r z noch malt

      Wenn B a u c h und B r u s t den Liebsten kiest

      Ein Buch, aus dem die Ahnung liest,

      Dann findest drüben Du den Halt

      Sodass der Traumgott ewig prahlt!

      Gleich in der Nähe der Catering-Tafel erblickte sie ihren Chef, Herrn Hofrat Weisungsknecht. Vom Scheitel bis zur Sohle ein Diplomat altösterreichischer Schule, war er stets bemüht, mögliche Konflikte durch charmante Konzilianz schon im Keime zu ersticken.

      Er befand sich im Gespräch mit einem teuer gekleideten, weißhaarigen Mann seines Alters. Dessen edler Zweireiher kaschierte elegant den gewaltigen Bauch.

      Sobald der Hofrat Sonja erblickte, winkte er sie pflichteifrig herbei und stellte die beiden einander vor. Bei dem Herren handelte es sich um ein Vorstandsmitglied jener Bank, die zu einem Drittel die Ausstellung mitfinanzierte. Es ging dabei um einen beachtlichen Betrag; allein die Versicherungskosten für die Artefakte gingen in die Hunderttausende. Ebendies erfuhr Sonja vom Bankier in einer kurzen Vorstellungsreplik. Er bediente sich dabei eines beiläufigen Understatement-Tons, der ihn gleich noch wichtiger erscheinen ließ.

      Hofrat Weisungsknecht war um gehaltvollen Smalltalk bemüht. Wie immer, wenn er mit jemand Wichtigem sprach, so sparte er auch heute gegenüber diesem nicht mit Komplimenten und der Bereitschaft, ihm in allem recht zu geben.

      Anwesend war übrigens auch seine Frau. Diese, eine höchst distinguierte Dame, konnte nur schwer ihre angesäuerte Verfassung verbergen, die wegen der Beflissenheit ihres Mannes, die sich im Laufe der Jahrzehnte als dessen grundlegende Charaktereigenschaft herausgeschält hatte, bereits in ein chronisches Stadium übergegangen war. Des Weiteren hegte sie Zweifel an der Treue des Gatten.

      Diese beiden Gegebenheiten prägten im Wesentlichen die Einstellung und somit auch den Grundton, mit dem sie, eine an sich kluge und in ihrer Eleganz auch durchaus attraktive Frau, ihrem Mann begegnete.

      Ihre Angesäuertheit äußerte sich bei gesellschaftlichen Anlässen in einem stummen und unbeteiligten Danebenstehen. Allerdings verfügte sie über die Angewohnheit, ihrem Mann, wenn sie durch dessen Verhaltensweisen besonders enerviert war - völlig unbemerkbar für die Umstehenden - einen schmerzhaften Tritt ins Schienbein, einen boshaften Zwicker in den Oberarm oder einen gemeinen Rempler in die Rippen zu versetzen. Wenn seine Gemahlin anwesend war, konnte man also beim Hofrat nicht selten ein leichtes Humpeln oder eine schmerzverkrümmte Körperhaltung bemerken.

      Dass sie heute überhaupt mitgekommen war - sie hasste derartige Veranstaltungen, die ihrem Mann immer die peinlichsten Verhaltensweisen entlockten - ist auf die bereits erwähnten Zweifel an der Treue desselben zurückzuführen, die eigentlich mehr schon der Überzeugung von seiner Untreue entsprachen. Ihre Verdächtigungen bezogen sich dabei in keinster Weise auf Sonja, die sie wegen ihrer 'offenen Art' und dem nicht Vorhandensein einer wie auch immer zutage tretenden 'Anlassigkeit' respektierte und mochte; vielmehr nährte sie ihre Gewissheit aus einer Aversion, die sie gegenüber einer anderen Mitarbeiterin ihres Mannes hegte; dabei handelte es sich um das Fräulein von Mötzendorff, der Ururenkelin eines berühmten Generals.

      Der Gastgeber dieser Veranstaltung, jener millionenschwere Kunstsammler, wurde von aller Welt als 'Herr Konsul' angesprochen; ein großzügiger Mann, der sich über die kleinkarierten Trends der Gegenwart hinwegsetzte - deswegen war bei dieser Ausstellung auch das Rauchen erlaubt.

      Der Bankier hatte damit nicht gerechnet und keine Zigaretten eingesteckt. Dies nahm der Hofrat zum Anlass, in eifrigem Habitus Hilfestellung zu leisten. Er rief:

      „Aber bitte, bedienen Sie sich von mir! Hier, nehmen Sie doch eine herrliche ´Winston´!" und streckte ihm die Schachtel entgegen, woraus sich der Angesprochene generös bediente. Da dieser auch kein Feuerzeug dabei hatte, sagte der Hofrat:

      „Hier, nehmen Sie meines, Herr Direktor! Es ist mir eine Ehre, wenn ich es Ihnen überlassen darf!" Schon krachte die kantige Schuhspitze der Hofrätin schmerzhaft in die Knochenhaut seines Schienbeins. Er verzog kaum merklich das Gesicht und wendete sich an Sonja:

      „Der Herr Direktor und ich waren gerade in einen kleinen Disput über 'Kunst' vertieft..."

      Ohne den Hofrat ausreden zu lassen, begann nun der Banker mit seinen Darlegungen:

      „Wissen Sie, ich find' die Kunst heutzutage ja gar nimmer schön. Die richtig gute Malerei hört ja eigentlich mit dem Waldmüller auf. Dieses ganze Krixi Kraxi, oder diese schiachen G'sichter beim Picasso - also ich bitt' Sie! Wo finden Sie bitte heute noch einen Tizian; oder einen Rubens! Obwohl, unter uns gesagt, bei dem gehts ja für meinen Geschmack ein bissl gar zu füllig zu, ha ha - aber wissen Sie, das ist ja heutzutag' überall so in der Kunst! Wo bleibt denn bitte das 'Schöne'? Das ist doch die eigentliche Aufgabe der Kunst! Nicht wahr? Die Erbauung.

      Oder nehmen'S nur...in der Musik! Ich bitt' Sie, die neuen Opern...die klingen ja alle, wie wenn die Instrumente net gestimmt wär'n. Haben wir letztes Jahr wieder gehört, meine Frau und ich, bei den Salzburger Festspielen....die werden ja auch immer progressiver.....na, dort fahr'n wir in Wahrheit eh nur aus geschäftlichen Gründen hin.

      Wer macht denn heut' noch eine schöne Operette? Zum Beispiel sowas, wie den ´Zarewitsch´? Keiner! Was meine Frau und ich sehr gern haben, das is' Musical. Wir fahr'n ja immer wieder nach London in's West-End....oder nach New York, am Broadway...wunderbar! Da bekomme ich, was ich von der Kunst erwarte; da is´alles so, wie sich´s g´hört. Da zahlt man dann auch gerne höhere Eintrittspreise, weil´s schön ist! Aber bei uns? Wie oft steh' ich vor was und finde es einfach nur schiach!

      Ist ja auch bei den Filmen so...unser hochgelobter 'Österreichischer Film'! Dieser Haneke...grauslich...da möcht' ma sich ja am liebsten gleich umbringen! Oder ganz schrecklich...dieser Seidl....entsetzlich!! Diese hässlichen Menschen! Nein! Nein danke! Das schau ich mir gar nicht an!

      Dann die zeitgenössische österreichische Literatur! Psychopathische Emanzen und hirnkranke Schmieranten, die nur das Hässliche ans Tageslicht zerren...in der grauslichsten Fäkalsprache...der ganze Schmarr'n von der 'Vergangenheitsbewältigung'! Ich les´ des ja gar nicht, aber man hat mir berichtet.

      Wenigstens gibt's da in Wien immer wieder gute Konzerte, mit den Philharmonikern, das is' wirklich gut da in Wien.

      Ich stamme ja leider nicht aus Wien. Ich habe den Makel, in Graz geboren und aufgewachsen zu sein. Ich geb's zu. Meine Familie ist dort sozusagen 'alteingesessen'. Mein Bruder hat da eine Arztpraxis und meine Schwester hat die Anwaltskanzlei von meinem Vater übernommen; der war dort ein hochangesehener Universitätsprofessor. Über ein paar Ecken sind wir sogar mit dem Erzherzog Johann verwandt. Darauf ist meine Frau besonders stolz.

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