Zapfenstreich für Österreich. Ralos Znarf
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Название: Zapfenstreich für Österreich

Автор: Ralos Znarf

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750238565

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      Karl saß vor dem Computerbildschirm und erfreute sich an einem phantastischen Spiel, auf das er vor einer Woche im Netz gestoßen war.

      Es hieß 'Sexy Crush'.

      Um darin das jeweils nächste 'Level' zu erreichen, musste man an den oberen Rand einer hohen Mauer gelangen. Dort stand eine erregende Frau in verführerischem Outfit: die riesigen Brüste - die aus einer glänzenden Korsage quollen, der wohlgeformte Hintern - kaum verdeckt vom winzigen Slip, die endlos langen Beine - die in hochhackigen Stiefeln steckten, das wallende Haar, sowie das schmollmündige Gesicht......das alles stachelte den Eroberungswillen des Spielers an.

      Während der 'Conquerer' (so wurde der Spieler genannt) an der Mauer hochkletterte, warf ihm das Girl von oben Süßigkeiten zu. Das Ambiente wirkte so echt, dass sich der Spieler tatsächlich in jenem 'Space' wähnte und die sinnlichen Eindrücke wie in der Wirklichkeit spürte.

      Man musste danach trachten, möglichst große Mengen der Zuckerln und Bonbons mit dem Mund zu fangen und zu 'verzehren'. Die Illusionskraft des Designs war so eindringlich, dass sie dem Spieler ein reales Sättigungsgefühl suggerierte.

      Während des Kletterns rief das Mädchen dem Conquerer aufmunternde Sachen zu, etwa: „Wann kommst Du endlich!“ oder „Ich kann Dich kaum erwarten!“ oder „Du machst mich heiß!“........Ihre Lockrufe waren so aufgeilend und ihre Bewegungen so aufregend, dass sie die Begierde des Kletternden ins Unermessliche steigerten und die Wollust ihn seines Willens beraubte.

      Nach dem erfolgreichen Erklimmen der ersten Oberkante, dem ersten Level, begann sich das Girl zu entkleiden. Auch das war so erregend, als sei es ‚wirklich‘. Der Spieler war dann bereit, alles zu geben, um mehr zu bekommen. Allerdings löste sich die Frau nach kurzer Zeit plötzlich in Nichts auf und eine neue Mauer stand da, auf deren Oberkante eine neue Schönheit lockte.

      Mit jeder Ebene wurde die Frau freizügiger in ihren Entblößungen, allerdings auch deutlich gemeiner und fordernder während des Aufstiegs.

      Wenn es dem Spieler nicht gelang, genügend Süßigkeiten zu fangen, dann schrie ihm die Frau beim Erreichen der Mauer-Oberkante mit schriller Stimme entgegen: „Was? Dir schmecken meine Zuckerln nicht!?!“ und versetzte ihm einen Tritt, was einen schmerzhaften Sturz nach sich zog und ein 'Leben' kostete.

      Was die Conquerer auf dem höchsten Level erwartete, war nicht bekannt, da diejenigen, die es dorthin geschafft hatten, nicht mehr mit der Welt kommunizierten.

      Karl war begeistert. Er hatte die letzten Tage und beinahe die ganzen Nächte durchgespielt und befand sich bereits auf Level 199. Dies hatte ihn einiges gekostet, da er unzählige ´Leben´nachzukaufen gezwungen war; die dreihundert Euro, die er von seiner Tante Lintschi Anfang des Monats zum dreißigsten Geburtstag geschenkt bekommen hatte, waren fast aufgebraucht; sein Vermögen belief sich nun auf knapp 40 Euro.

      Aber das war ihm im Augenblick egal: nur noch e i n Level, und er befände sich ganz oben auf 200!

      Schon erschien auf der letzten Maueroberkannte die schönste Frau, die er je erblickt hatte. Sie war blond; die geradezu bestürzend makellosen Rundungen des Leibes, vermittelten in Gemeinschaft mit ihren klugen und ebenmäßigen Gesichtszügen ein Bild berührender Anmut. Der wohlrasierte Glanz ihrer aristokratischen Waden entfachte in ihm unermessliche Begierde...die Erfüllung war so nah´.............da läutete das Handy.

      Seine Mutter!

      Schon während der letzten Tage hatte sie ihn mehrmals zu erreichen versucht, er war aber nie bereit gewesen, abzuheben. Da Karl, sollte er neuerlich unerreichbar bleiben, mit einem ihrer Überraschungsbesuche zu rechnen hatte, unterdrückte er seinen Spieldrang und nahm den Anruf an.

      „Gott sei Dank!!! Ich hab mir schon solche Sorgen gemacht!!!“

      Karl musste das Telefon vom Ohr weghalten; die gequälte Resonanz ihrer Stimme stellte eine ernsthafte Gefahr für sein Trommelfell dar.

      „Warum hebst Du denn nie ab?! Bitte Karli, so was darfst Du nicht machen! Das macht mich wahnsinnig! Ist irgendwas Schlimmes passiert?! Ich war schon drauf und dran zu Dir zu fahren…aber der Papa hat gesagt, Du sollst mit Deinen Problemen selber fertig werden.....wir haben gerade wieder furchtbar gestritten! Wegen Dir! Bitte Karli, ich hab‘ Dir doch schon tausend Mal gesagt, Du musst zuverlässiger werden. Karli wirklich, ich mach mir solche Sorgen um Dich! Warum hast Du denn die Inge nicht angerufen?! Du hast mir doch hoch und heilig versprochen, dass Du dich bei ihr meldest!“

      Inge war eine langjährige Freundin seiner Mutter. Sie arbeitete in der Filiale eines großen Einrichtungshauses und zwar in der Abteilung für Haushaltsstoffe und Bettwäsche. Dort wurde dringend ein Mitarbeiter gesucht; ganz gegen den Trend der Zeit, sollte es sich dabei nicht um eine Frau, sondern um einen jungen Mann handeln; man versprach sich davon höhere Umsätze, da die Kundschaft hauptsächlich aus Damen fortgeschrittenen Alters bestand und eine interne Studie ergeben hatte, dass deren Kauflust bei charmanten Verkäufern signifikant höher war als bei weiblichen Angestellten.

      „Bitte Karli, das wäre doch so eine tolle Sache für Dich.....Du hast ja so tolle Umgangsformen! Du könntest da richtig Karriere machen! Ich habe mich erkundigt: es gibt da die Möglichkeit, dass Du gleichzeitig auf der FH ein berufsbegleitendes Studium machst! Nach drei Jahren hast Du Deinen 'Bachelor' und wenn Du fleißig bist, kannst Du es ganz locker zum Abteilungsleiter schaffen. Ich mein‘ das hat sogar die Inge geschafft - und die hat nicht einmal eine Matura! Du könntest es sogar zum Filialleiter bringen, da hast Du dann ein wirklich gutes Einkommen. Aber bitte melde Dich bei der Inge, ich flehe Dich an! Sonst ist diese Chance weg! Karli bitte, Du musst was tun! Du bist jetzt schon dreißig! Es wird mit jedem Jahr schwieriger!“

      Von außen betrachtet, waren ihre Sorgen durchaus berechtigt, hatte es Karl doch bisher wirklich nicht weit gebracht. Außer einem abgebrochenen Studium und immer wieder aufflammenden, völlig abstrusen Geschäftsideen, hatte er nichts vorzuweisen.

      Vor allem letztere hatten einen tiefen Riss im ohnehin schon brüchigen Familiengefüge verursacht, da sie mit horrenden finanziellen Verlusten einhergegangen waren.

      Das Problem dabei bestand immer darin, dass Karls Ideen allzu weltfremd waren, weil er von der Art s e i n e r persönlichen Lebensführung, auf die Bedürfnisse aller anderen schloss.

      Da er es zum Beispiel für unnötig befand, mindestens einmal pro Woche staubzusaugen und er andererseits zur Kenntnis nehmen musste, dass sein Billigstaubsauger mit den großen Dreckmengen überfordert war, wenn er alle drei Monate zum Einsatz kam, etablierte sich in ihm der Gedanke, es wäre doch viel klüger, gar keinen Staubsauger zu besitzen, sondern nur bei Bedarf ein Gerät zu mieten. Und da es eine derartige 'Sharing'-Einrichtung nicht gab, beschloss er, eine solche zu gründen.

      Seine Eltern, froh dass er überhaupt etwas auf die Beine stellen wollte und in denen die Hoffnung wuchs, Karl könne so allmählich zur finanziellen Selbständigkeit finden, unterstützten diesen Plan, indem sie ihm das Geld zur Anschaffung von hundert (!) höchstpreisigen Sauggeräten zur Verfügung stellten.

      Sie werden nun denken: „Ja bitte, aber wenn ich so viel investiere, dann muss ich mir doch vorher überlegen, ob sich das alles rechnet und ob wirklich Nachfrage besteht!“

      Ja natürlich sollte man das. Dass Karls Verhältnis zur Wirklichkeit ein wenig getrübt war… na gut. Aber auch die Eltern?! Wie sind solche Leute denn bitte zu einem Wohlstand gekommen, der es ihnen erlaubt, den längst erwachsenen Sohn durchzufüttern und derartige Investitionen zu tätigen?

      Nun, Karls Großvater mütterlicherseits hatte СКАЧАТЬ