Название: Steuerstrafrecht
Автор: Johannes Franciscus Corsten
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Heidelberger Kommentar
isbn: 9783811406506
isbn:
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Art. 54 SDÜ erweitert das deutsche Verbot der doppelten Bestrafung bzw. Strafverfolgung gem. Art. 54 SDÜ auf den europäischen Raum.[125] Der EuGH spricht dabei dem europäischen Ne bis in idem-Grundsatz eine weitreichendere Bedeutung Art. 54 SDÜ zu, als es der deutschen Tradition entspricht. So soll eine „rechtskräftige Aburteilung“ i.S.v. Art. 54 SDÜ nicht nur durch gerichtliche Entscheidungen ergehen, sondern auch bereits dann vorliegen, wenn die „Strafverfolgung durch eine Entscheidung einer Behörde beendet wird, die zur Mitwirkung bei der Strafrechtspflege in der betreffenden nationalen Rechtsordnung berufen ist“.[126]
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Abweichungen ergeben sich auch bei der europarechtlichen Bestimmung der Identität der abgeurteilten Tat. So soll bei einer von Anfang geplanten „Schmuggelfahrt“ durch mehrere europäische Länder nur eine einheitliche Tat i.S.v. Art. 54 SDÜ vorliegen.[127] Diese extensive Interpretation hat zur Folge, dass auch die mitgliedstaatliche Bestrafung eines Teilgeschehens die Aburteilung wegen eines anderen Teils des Geschehens in einem anderen Mitgliedstaat sperrt.[128]
Anmerkungen
Engisch Einheit der Rechtsordnung, 1935, S. 26, unter Zit. v. Stammler.
Unionszollkodex (VO i.S.v. Art. 288 Abs. 2 AEUV); s. § 369 Rn. 5.
Vgl. § 370 Abs. 6; s. etwa BGH NStZ 2001, 201 (ital. EUSt).
Isensee NJW 1985, 1007, 1008; s. auch Flore/Tsambikakis-Gaede § 369 Rn. 10; zu den vielfältigen Verknüpfungen von Strafrecht und Steuerrecht im Steuerstrafrecht s. Joecks/Jäger/Randt-Joecks Einl. Rn. 2.
Ebenso Flore/Tsambikakis-Gaede § 369 Rn. 11: „Akzessorietät des Steuerstrafrechts“; § 370 Rn. 2; Radtke FS BFH, S. 569, 570: „akzessorische Strafrechtsauslegung“.
Zur Rechtstechnik des Zusammenlesens s. Kudlich/Oglakcioglu § 2 Rn. 59 ff.
BVerfGE 37, 201, NJW 1974, 1860, 1862 – Mineralölsteuergesetz (für § 392 a.F., der Vorgängerregelung zu § 370); BVerfG NJW 1995, 1883, 1883 (Nichtannahmebeschl.).
Den Blankettcharakter von § 370 bejahen: BVerfG NJW 2018, 480, 483 (Ust-Hinterziehung beim Handel mit Emissionszertifikaten); BVerfGE 37, 201, NJW 1974, 1860, 1862 – Mineralölsteuergesetz (für § 392 a.F., der Vorgängerregelung zu § 370); BVerfG BeckRS 2003, 21320 (Nichtannahmebeschl.); BVerfG NJW 1992, 35, 35 (Nichtannahmebeschl.); BGH NStZ 2007, 595, 595; BGHSt 34, 272, NJW 1987, 1274, 1276; BGH NStZ 1984, 510, 511; BGHSt 20, 117, NJW 1965, 981, 982 (für § 392 a.F.); offen gelassen bei BGHSt 37, 266, NJW 1991, 1306, 1310; zustimmend: Graf/Jäger/Wittig-Jäger Vor 396 ff. AO Rn. 3; Graf/Jäger/Wittig-Allgayer § 369 AO Rn. 20 ff.; Joecks/Jäger/Randt-Joecks Einl. Rn. 5; MK-StGB-Schmitz/Wulf § 370 AO Rn. 19; Gaede JA 2008, 88, 90. Den Blankettcharakter von § 370 verneinen hingegen: Weidemann wistra 2006, 132, 133. Eine nach dem Wortlaut differenzierende Position haben MK-StGB-Schmitz/Wulf § 370 AO Rn. 16; Hüls NZWiSt 2012, 12, 16 f. Zum Ganzen s. auch § 370 Rn. 2 ff.
Krit. etwa MK-StGB-Schmitz/Wulf § 370 AO Rn. 393: „begrifflich nicht präzise“. Schmitz/Wulf unterscheiden entsprechend tatbestandsspezifisch zwischen einerseits Blankettmerkmalen „im formellen Sinne“, die der Technik des normativen Tatbestands folgten (hins. § 370 Abs. 1 Nr. 1), und andererseits „echten“ Blankettmerkmalen „im materiellen Sinne“ (hins. § 370 Abs. 1 Nr. 2) (vgl. MK-StGB-Schmitz/Wulf § 370 AO Rn. 395). Nach dem Gesetzeswortlaut differenziert auch Hüls NZWiSt 2012, 12.
BVerfGE 37, 201, NJW 1974, 1860, 1862 – Mineralölsteuergesetz (für § 392 a.F., der Vorgängerregelung zu § 370); BVerfG BeckRS 2003, 21320 (Nichtannahmebeschl.); BVerfG NJW 1992, 35, 35 (Nichtannahmebeschl.).
Die Bedeutung der Sachfragen betont auch Flore/Tsambikakis-Gaede § 369 Rn. 67: „(D)ie im Hinblick auf das Gesetzlichkeitsprinzip aufgeworfenen Probleme (stellen sich) in der Sache auch bei normativen Tatbestandsmerkmalen (dar)“; ähnl. auch Mellinghoff-Kuhlen Steuerstrafrecht an der Schnittstelle zum Steuerrecht, 2015, S. 117, 127: „Für diese heterogenen Sachprobleme muss es keine Lösung geben, die mit einem einheitlichen Verständnis der Begriffe ‚normatives Tatbestandsmerkmal‚ und ‚Blankettmerkmal‚ verknüpft wäre“; eine verfassungsrechtliche Perspektive, die „vom Wortlaut des Art. 103 Abs. 2 GG und seiner Funktion“ ausgeht, nimmt auch Bülte GedS Joecks, 367, 372, ein.
Überblick bei Flore/Tsambikakis-Gaede § 369 Rn. 49 ff.
Flore/Tsambikakis-Gaede § 369 Rn. 75 ff.
BVerfG NJW 2007, 524, 525, st. Rspr.; BVerfG NJW 2018, 480, 483 (Ust-Hinterziehung beim Handel mit Emissionszertifikaten); BVerfGE 143, 38, NJW 2016, 3648, 3649 (RindfleischetikettierungsG); Klein-Jäger § 369 Rn. 11; ebenso für ein Regelbsp. s. BGH NJW 2009, 528, 531 (hins. § 370 Abs. 3 S. 2 Nr. 1).
BVerfGE 37, 201, NJW 1974, 1860, 1862 – MineralölsteuerG (für § 392 a.F., der Vorgängerregelung СКАЧАТЬ