Reise zum Mittelpunkt der Erde. Jules Verne
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Название: Reise zum Mittelpunkt der Erde

Автор: Jules Verne

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783868209532

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      umbra Scartaris Julii intra calendas descende,

      audas Viator, et terrestre centrum attinges.

      Kod feci. Arne Saknussemm.

      Was sich in gutes Deutsch so übersetzen lässt:

      ›Steig hinab in den Krater des Sneffels Yocul,

      welchen der Schatten des Scartaris vor dem ersten

      Juli liebkoset,

      kühner Wanderer, und du wirst zum Mittelpunkt

      der Erde gelangen.

      Das hab ich vollbracht. Arne Saknussemm.‹

      Als mein Onkel dies gelesen hatte, hüpfte er, als habe er unversehens eine Leidener Flasche berührt. Er war außer sich vor Freude, Überzeugung und Kühnheit. Er ging hin und her, fasste seinen Kopf mit beiden Händen, rückte die Stühle, legte seine Bücher aufeinander, spielte – kaum zu glauben – Ball mit seinen kostbarsten Klappersteinen, schlug mit der Faust hierhin, mit der Hand dorthin. Endlich wurden seine Nerven ruhiger und er sank erschöpft in seinen Lehnstuhl.

      »Wie viel Uhr ist es gleich?«, fragte er nach einer kleinen Weile.

      »Drei Uhr«, antwortete ich.

      »Da ist aber die Zeit schnell vergangen. Ich habe Hunger zum Umfallen. Zu Tische. Danach ...«

      »Danach ...«

      »Du packst meinen Koffer!«

      »Gut«, sagte ich.

      »Und den deinigen!«, fügte der unbarmherzige Professor beim Eintritt in das Speisezimmer hinzu.

      6. Hypothesen über das Innere des Erdballs

      SECHSTES KAPITEL Hypothesen über das Innere des Erdballs

      B

      ei diesen Worten lief mir ein Schauder über den ganzen Rücken. Doch nahm ich mich zusammen. Ich entschloss mich sogar, mich wacker zu halten. Wissenschaftliche Gründe allein konnten den Professor Lidenbrock abhalten. Nun gab es deren, und zwar gewichtige, gegen eine solche Reise. Nach dem Mittelpunkt der Erde zu reisen! Welche Torheit! Ich sparte meine Einwendungen für einen günstigen Moment auf und machte mich ans Essen.

      Wie fluchte mein Onkel, als er den Tisch nicht gedeckt sah. Alles klärte sich auf. Die gute Martha bekam wieder ihre Freiheit, eilte auf den Markt und rührte sich dergestalt, dass nach einer Stunde mein Hunger gestillt war und mir die Lage wieder zum Bewusstsein kam. Während der Mahlzeit war mein Onkel fast lustig; er ließ Scherze hören, die bei einem Gelehrten nie sehr gefährlich sind. Nach dem Dessert winkte er mir, ihm in sein Kabinett zu folgen. Ich gehorchte. Er setzte sich ans eine Ende des Tisches, ich ans andere.

      »Axel«, sagte er mit ziemlich sanfter Stimme. »Du bist ein sehr gescheiter Junge; du hast mir da einen wackeren Dienst geleistet, als ich des Ringens müde, schon den Gedanken aufgeben wollte. Wohin wäre ich geraten? Niemand kann das wissen! Ich werde es dir niemals vergessen, und du wirst an dem Ruhm, den wir erlangen werden, deinen Anteil haben.«

      Nun, dachte ich, ist er guter Laune; da ist es Zeit, über den Ruhm zu disputieren.

      »Vor allem«, fuhr mein Onkel fort, »empfehle ich dir völliges Schweigen, verstehst du mich? Es fehlt in der Gelehrtenwelt nicht an Neidern, und es würden viele die Reise unternehmen wollen, die bis zu unserer Rückkehr nichts mitbekommen sollen.«

      »Meinen Sie«, fragte ich, »die Zahl solcher Verwegenen sei so groß?«

      »Ganz gewiss! Wer würde zögern, solch einen Ruhm gewinnen zu wollen?

      Wäre dieses Dokument bekannt, so würde ein ganzes Heer von Geologen hineilen, Arne Saknussemms Spur zu verfolgen.«

      »Davon bin ich aber gar nicht überzeugt, lieber Onkel, denn die Echtheit des Dokuments ist durch nichts erwiesen.«

      »Wie? Und was ist mit dem Buch, worin wir es gefunden haben?«

      »Gut! Ich gebe zu, dass Saknussemm diese Zeilen geschrieben hat, aber folgt daraus, dass er die Reise wirklich unternommen hat, und kann das alte Pergament nicht bloß eine Fopperei sein?«

      Es tat mir fast Leid, dies letztere, etwas kecke Wort herausgesagt zu haben. Der Professor runzelte die Stirn, und ich fürchtete für die Fortsetzung unserer Unterhaltung Schlimmes. Zum Glück hatte es nichts zu bedeuten. Mein strenger Genosse entgegnete mit leichtem Lächeln:

      »Das werden wir sehen.«

      »Ach!«, sagte ich etwas verdutzt. »Aber erlauben Sie mir vorzubringen, was sich alles über das Dokument sagen lässt.«

      »Rede, lieber Junge, geniere dich nicht. Ich lasse dir alle Freiheit, deine Meinung zu sagen. Du bist nun nicht mehr mein Neffe, sondern mein Kollege. Also vorwärts.«

      »Nun, so will ich Sie erst fragen: Was sind diese Yokuls, Sneffels und Scartaris, wovon ich nie ein Wort habe reden hören?«

      »Das ist ganz leicht. Ich habe just vor kurzem von meinem Freund August Petersmann in Gotha eine Karte bekommen, die mir gerade zu rechter Zeit kam. Nimm den dreißigsten Atlas im zweiten Fach der großen Bibliothek, Reihe Z Brett 4.«

      Ich stand auf und fand in Entsprechung dieser genauen Angabe rasch den gewünschten Atlas. Mein Onkel schlug ihn auf und sagte:

      »Hier ist eine der besten Karten von Island, die Handersonsche; ich glaube, die wird uns bei allen Schwierigkeiten helfen.«

      Ich beugte mich über die Karte.

      »Sieh diese aus Vulkanen bestehende Insel«, sagte der Professor, »und beachte, dass sie alle mit dem Namen Yokul bezeichnet sind. Dies Wort bedeutet im Isländischen ›Gletscher‹, und unter dem hohen Breitengrad Islands geschehen die meisten vulkanischen Ausbrüche durch die Eisdecke.«

      »Gut«, entgegnete ich, »aber was ist dann Sneffels?«

      Ich hoffte, er könne diese Frage nicht beantworten. Wie irrte ich mich! Mein Onkel fuhr fort:

      »Folge mir auf die westliche Küste Islands. Siehst du seine Hauptstadt Reykjavik? Ja? Gut. Fahre über die unzähligen Fjorde dieser zerrissenen Seeküste, und halte etwas unter dem 65. Breitengrad an. Was siehst du da?«

      »Eine Art Halbinsel, gleich einem abgenagten Knochen.«

      »Der Vergleich ist richtig, lieber Junge; und weiter siehst du nichts auf dieser Halbinsel?« »Doch, einen Berg, der aus dem Meer emporgewachsen scheint.« »Gut! Das ist der Sneffels.«

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      »Der Sneffels?«

      »Der ist es, ein 5.000 Fuß hoher Berg, einer der merkwürdigsten auf der Insel, und gewiss der berühmteste der ganzen Welt, wenn sein Krater den Eingang zum Zentrum der Erde bildet.«

      »Aber das ist unmöglich!«, rief ich mit einem Achselzucken und mich СКАЧАТЬ