Todwald. Günter Huth
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Название: Todwald

Автор: Günter Huth

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783429062101

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СКАЧАТЬ irgendwo anders angetrieben.« Er musterte die Schnittstellen der abgetrennten Gliedmaßen am Körper. »Hier war kein Stümper am Werk. So wie der Täter Arme und Beine abgetrennt hat, verfügt er zumindest über gewisse anatomische Grundkenntnisse.«

      Der Leiter der Mordkommission sah den Rechtsmediziner fragend an. »Woraus schließen Sie das?«

      »Nun, hier hat einer nicht wild gewütet. Die Schnitte sind an der richtigen Stelle gesetzt und die Knochen wurden, wie es scheint, mit einer medizinischen Säge durchtrennt. Das sieht man sehr gut an der Schnittstelle. Die Zahnung ist deutlich feiner als bei einer normalen Fleischsäge. – Aber wie gesagt, bei der Obduktion kann ich das besser beurteilen. Für mich steht auf jeden Fall fest, dass der Täter in Ruhe arbeiten konnte. Die Glieder wurden sicher nicht hier am Main abgetrennt.«

      Brunner bedankte sich für den Hinweis, dann winkte er die beiden Männer heran, die in einiger Entfernung an einem Leichenwagen warteten. Sie luden den Torso vorsichtig mitsamt der Folie in einen Kunststoffsarg. Fünf Minuten später war der Wagen in Richtung Würzburg zum Rechtsmedizinischen Institut unterwegs. Dr. Karaokleos beeilte sich, hinterherzukommen, damit er das Ausladen der Leiche überwachen konnte.

      »Wenn Sie die fehlenden Gliedmaßen finden, lassen Sie es mich wissen«, rief er dem Kriminalbeamten noch zu, dann schwang er sich hinter das Steuer seines Fahrzeugs und gab Gas. Er pfiff leise vor sich hin. Das schien ein interessanter Fall zu werden. Er liebte seinen Beruf.

      Brunner griff zum Mobiltelefon und forderte zusätzliche Einsatzkräfte und Leichenhunde an, da das Mainufer oberund unterhalb der Fundstelle abgesucht werden musste. Er ahnte, hier stand ihm ein schwieriger Fall ins Haus.

      Die angeforderten Einheiten waren eineinhalb Stunden später vor Ort. Brunner wies die Beamten ein, dann schwärmten sie aus. Es dauerte keine halbe Stunde, dann kam die erste Fundmeldung herein. Mainaufwärts hatte der Leichenhund angeschlagen und die Beamten fanden eine weitere Plastiktüte im Gestrüpp, vielleicht zweihundert Meter vom ursprünglichen Fund entfernt. Darin befanden sich zwei Beine und zwei Arme. Sosehr sich der Suchtrupp aber auch abmühte, der Kopf blieb unauffindbar.

      Brunner forderte einen weiteren Leichenwagen an und ließ die abgetrennten Gliedmaßen in die Rechtsmedizin schaffen. Jetzt war es die Sache von Dr. Karaokleos, die abgetrennten Teile wieder so zusammenzusetzen, dass man die Identität des Toten feststellen konnte.

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      Der Himmel der Lust lag am Rande von Aschaffenburg in einem Industriegebiet und war ein über die Grenzen der Stadt hinaus bekanntes Etablissement für käufliche Liebe aller Art. Gäste dieses Tempels der körperlichen Freuden kamen aus den angrenzenden Landkreisen, aber auch aus dem Nachbarbundesland Hessen, insbesondere auch aus der Finanzmetropole Frankfurt. Auf diese Kunden war der Betreiber des Hauses, Dimitrij »Stalin« Komarow, besonders stolz. Schließlich gab es in der Hessenmetropole zahllose Konkurrenzbetriebe. Die Tatsache, dass Männer trotz der Entfernung die Fahrt auf sich nahmen, um in sein Haus zu kommen, sprach wohl für die Qualität seiner Damen. Den martialischen Zusatznamen Stalin, der Stählerne, hatte sich Dimitrij nach einer wodkaschwangeren Nacht selbst verliehen, wohl als Ausgleich für seinen wenig beeindruckenden Familiennamen, der so viel wie Stechmücke bedeutete. Dimitrij gab sich auch alle Mühe, seinem Zusatznamen gerecht zu werden. Mit eiserner Faust hatte er seinen Platz im Geschäft mit der Lust behauptet. Mehrmals gab es Versuche, ihm seine Mädchen wegzunehmen und ihn zum Teufel zu jagen. Aber nachdem einige Schläger der Konkurrenz mit blutigen Köpfen abgezogen und zwei auf Nimmerwiedersehen verschwunden waren, wurde er akzeptiert und man ließ ihn in Ruhe.

      Im Parterre befand sich die großzügig ausgestattete Bar, in der die Frauen auf ihre Kunden warteten. Im Stockwerk darüber lagen Dimitrijs Büro und die Zimmer der Mädchen. Dimitrij saß am Schreibtisch und kontrollierte am Laptop die Einnahmen des letzten Monats. Zufrieden grunzend, speicherte er das Ergebnis auf einem USB-Stick. Er zog ihn ab und legte ihn in einen geöffneten Tresor, der hinter dem Aktbild einer sich lasziv räkelnden Schönheit in die Wand eingelassen war.

      Komarow rollte mit seinem Bürosessel ein Stück zur Seite, bis er vor der Schmalseite des Raumes zum Stehen kam, die mit einer Holzvertäfelung verkleidet war. Er drückte einen Knopf und mit einem summenden Geräusch verschob sich die Vertäfelung seitlich in die Wand. Dahinter kamen vierzehn Monitore zum Vorschein, die alle eingeschaltet waren und verschiedene Ansichten der Bar und der acht Separees auf seinem Stockwerk zeigten. Eine Kamera war am Eingang und eine am Hinterausgang installiert. Sehr praktisch, um die Annäherung unerwünschter Gäste wie Polizei oder, schlimmer, Vertreter der Konkurrenz rechtzeitig zu bemerken. So war man vor Überraschungen sicher.

      Plötzlich kniff Komarow die Augen zusammen und widmete seine Aufmerksamkeit einem bestimmten Monitor. Er gab das Bild eines Separees wieder. Auf ihm war ein Kunde zu sehen, der sich nackt mit einer ebenfalls unbekleideten Frau beschäftigte. Janine, wie er erkannte.

      Die Szene hätte Dimitrij grundsätzlich nicht sonderlich interessiert, da sie nur zeigte, dass sich ein Kunde des Hauses mit einem der Mädchen amüsierte. Er hatte sie bei den schwarzen Haaren gepackt und zwang sie vor sich auf die Knie. Seine Erregung war unübersehbar. Komarow konnte sehen, dass Janine sich wehrte und ihm mit den Fäusten gegen den Bauch schlug. Er runzelte die Stirn. War das ein Rollenspiel oder war ihr Widerstand ernst gemeint?

      Mit einem Knopfdruck schaltete Komarow den Lautsprecher ein, automatisch startete damit auch die Aufzeichnung des Geschehens. Sofort erfüllte lautes Keuchen der beiden Menschen auf dem Bildschirm das Büro.

      »Lass mich los, du Arschloch!«, kam die sich überschlagende Stimme Janines quäkend über den Lautsprecher. »Nimm deine verdammten Griffel von mir!«

      »Dir werde ich helfen, du Schlampe!«, fauchte der Mann. Der Kunde verpasste Janine einen schallenden Schlag ins Gesicht, der sie niederstürzen ließ. Sofort lief ihr Blut aus der Nase.

      Dimitrij Komarow schüttelte verärgert den Kopf. Eine Ohrfeige war grundsätzlich noch im Bereich des Tolerierbaren. Verletzungen aber nicht. Es konnte nicht angehen, dass Frauen tagelang nicht arbeiten konnten, weil sie am Körper Blutergüsse aufwiesen. Er würde dem Kunden anschließend unter Hinweis auf die Gewalttätigkeit einen ordentlichen Aufpreis abverlangen. In diesem Augenblick eskalierte die Situation auf dem Bildschirm radikal. Da ihr Kunde sie immer massiver bedrängte, wurde Janine immer hysterischer. Sie schrie völlig außer sich, schlug um sich und trat dem Mann schließlich hart in den Unterleib. Mit einem heiseren Aufschrei fiel er zusammengekrümmt auf das Bett.

      »Ich bring dich um, du verdammte Drecksnutte!«, stieß er gepresst hervor.

      Janine lag auf der Seite und erbrach sich würgend mitten auf den Teppichboden. Komarow hatte genug gesehen. Hier musste eingegriffen werden. Er hob den Telefonhörer ab und drückte einen Knopf.

      »Sergej, sofort auf Zimmer 7! Janine dreht durch!«

      Sein Gesprächspartner stellte offenbar keine Fragen, denn Dimitrij legte sofort wieder auf. Seine Aufmerksamkeit richtete sich erneut auf den Monitor.

      Es vergingen kaum fünfzehn Sekunden, als er das Schlagen der Tür des Separees hörte und Sergej plötzlich im Aufnahmebereich der Kamera erschien. Der ein Meter fünfundneunzig große Kaukasier war kahlköpfig, im Gesicht und am Kopf tätowiert und hatte den muskulösen Körperbau eines Bodybuilders. Mit seinem beeindruckenden Körper füllte er fast das gesamte Kamerabild aus. Komarow wusste, in der Regel reichte sein bloßes Erscheinen, um Streitigkeiten schlagartig zu beenden.

      Sergej СКАЧАТЬ