Rückkehr zu Gott. Jörg Gabriel
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СКАЧАТЬ jeweiligen Priesters ihre Gültigkeit haben. Ihre Lebensgewohnheiten konnten sie, d.h. den Verzicht auf Eigentum und Besitz, um von den Gaben der Gläubigen zu leben; als Genossenschaft päpstlichen Rechts erhielten sie auch die Erlaubnis zu predigen, gegen Ketzer aber auch in ihren eigenen Versammlungen („Scholae“, „Schulen“); sie durften auch neue Gesinnungsgenossen, d.h. „Freunde“, wie sie sich gegenseitig nannten, aufnehmen.345

      Dieses Entgegenkommen Roms trug schnell Früchte.346 Nachdem Durandus auf dem Rückweg von Rom in Mailand zu wirken begann, erklärten sich ungefähr 100 Waldenserprediger zur Aussöhnung mit Rom bereit, wenn man ihnen das Recht gäbe, in ihren „Schulen“ eigene Versammlungen abzuhalten und ihnen ein beschlagnahmtes Grundstück zurückgäbe. Nach sorgfältiger Prüfung gestattete Innozenz auch dieser Gruppe nach derselben Regel wie Durandus als Wanderprediger im Dienst der Kirche zu wirken.347

      Die „Katholischen Armen“ des Durandus haben jedoch nicht nur den Versuch unternommen, Waldenser mit der Kirche auszusöhnen, sondern sie sahen ihre wesentliche Aufgabe in der Bußpredigt, um Menschen für ein glaubwürdiges evangeliengemäßes christliches Leben zu gewinnen. Und dabei waren sie nicht erfolglos.348 Die neubekehrten „Katholischen Armen“ begannen nun nicht zwangsläufig ein Leben als Wanderprediger zu führen; vielmehr – wie z.B. im südfranzösischen Bistum Elne – wollten die „Freunde“ in einem Gemeinschaftshaus miteinander ein religiöses Leben führen, Frauen und Männer getrennt voneinander; sie beabsichtigten sogar eine Kirche und ein Hospital für die Kranken zu bauen.349 Doch verstanden sie diese sozialen Werke der Nächstenliebe mehr als Ergänzung ihrer religiösen Pflichten, wie Fasten, Beten und Predigtgottesdienst.

      Die Genossenschaft der „Katholischen Armen“ blieb allerdings nicht lange bestehen.350 Die Entfaltung scheiterte am Widerstand der lokalen kirchlichen Würdenträger, wie z.B. in Spanien, Südfrankreich oder Norditalien. Da die „Katholischen Armen“, mit päpstlicher Erlaubnis zwar, den gleichen Lebensstil pflegten und das gleiche taten wie die verketzerten Waldenser, unterschieden die Bischöfe und Prälaten nicht zwischen ihnen und den Waldensern.351 Sie behielten die alte, rückständige Ketzerpolitik der Kirche bei und durchkreuzten damit immer wieder die Ziele des Papstes.352

      Die Spuren der „Katholischen Armen“ lassen sich noch bis 1256 verfolgen; nach 1212 werden sie nicht mehr in den Briefen Innozenz´ III. erwähnt353; 1237 versuchten sie vergeblich in den Provinzen Tarragona und Narbonne von Papst Gregor IX. (1227-1241), als Orden bestätigt zu werden; 1247 entzog ihnen Papst Innozenz IV. (1243-1254) schließlich wieder die Predigterlaubnis; 1256 verschmolz der lombardische Zweig der „Katholischen Armen“ mit den Augustiner-Eremiten.

       V. Die Franziskaner

      Einen weiteren Wendepunkt stellt die Anerkennung der Gemeinschaft des hl. Franz von Assisi (1181/82-1226) dar:

      „Bisher hatte es Innozenz III. immer mit Gruppen von Wander- predigern und religiösen Gemeinschaften zu tun gehabt, die seit langem bestanden und sich betätigten, durch die frühere Politik der Kurie aber aus der Kirche ausgeschlossen und zu Ketzern erklärt worden waren ... . Als Franziskus und seine Genossen an die Kurie herantraten, war es die Frage, ob die gleichen Zugeständnisse: Wanderpredigt, freiwillige Armut und Gemeindebildung, auch einer neu entstandenen Genossenschaft gemacht werden sollten, die noch nicht wie die Waldenser und Humiliaten durch die frühere Politik der Kurie gegen die religiöse Bewegung betroffen worden war, noch nicht durch Ungehorsam gegen päpstliche Verbote in die Gefahr gekommen war, als Ketzerei verfolgt zu werden, und bei der es sich also nicht um Rückgewinnung für die Kirche handelte.“354

      In der Anerkennung der Gemeinschaft des Franziskus ging es um sehr viel, nämlich um eine offizielle Bestätigung der Armutsidee und der Wanderpredigt als solche durch die Kirche.

      Die „Imitatio“ des armen, wandernden und predigenden Jesus Christus wurde, ausgelöst durch die Schriftlesung von Mt 10, 5-16, zum Lebensprogramm des Franz Bernardone. Ihm schlossen sich Gefährten an. Zu zweit zogen sie durch Stadt und Land und predigten die frohe Botschaft. Da Franziskus eine Lebensform gewählt hatte, die der der verfolgten „Ketzer“ ähnelte, blieben die Bischöfe misstrauisch. Franziskus wollte jedoch von der Kirche anerkannt werden. Deshalb pilgerte er 1206 nach Rom zum Papst.355 Der Papst jedoch entschied nicht sofort, sondern ließ die Gemeinschaft des Franziskus zunächst weiter gewähren. Erst 1210 erhielt Franziskus – mit Hilfe des in Rom weilenden Bischofs von Assisi und des Kardinals Johannes Colonna – von Innozenz die Anerkennung.356 Die Bestätigung wurde jedoch an zwei Bedingungen geknüpft: Franz und seine Gefährten mussten die Tonsur empfangen und zu Klerikern werden. Außerdem mussten Franz und seine Gefährten dem Papst den Gehorsam geloben.357 Weitere Verpflichtungen sowie Regeln über die Lebensgestaltung der Gemeinschaft legte ihnen der Papst nicht auf. Er gab ihnen auch keine schriftliche Erlaubnis zur Predigt bzw. irgendein formelles Privileg. Erst wenn die Genossenschaft größer geworden sei, solle sich Franz wieder an die Kurie wenden, um eine verbindlichere Regelung zu treffen.358

      Der Papst gab Franziskus zwar nur eine mündliche Bestätigung, diese war aber faktisch die Anerkennung des evangelisch-apostolischen Lebensideals, wie es in den religiösen Bewegungen hervorgetreten war. Der Papst und die Kurie hatten endlich verstanden, dass ihnen „nicht nur die äußere Handhabe, sondern auch das religiöse Recht fehlte“359, diese Lebensform weiter zu unterdrücken. Erst 1223, Franziskus hatte sich bereits 1220 von der Leitung der Gemeinschaft zurückgezogen, erhielt die Gemeinschaft der Minderbrüder – so nannten sie sich nach ihrer Bestätigung – eine kirchlich-rechtliche Regel. Diese Regel wurde zum Grundgesetz des neuen Ordens.360 Zur gleichen Zeit, als Franziskus um Anerkennung seines Lebensideals bat, wurden auch die Weichen gestellt, die zur Gründung des anderen Bettelordens führte: des Predigerordens des hl. Dominikus (Dominikaner).

      302 Zum Beispiel die Hospitaliter vom hl. Antonius (Antoniter), die Hospitaliter vom hl. Geist, die Johanniter; die Laienbruderschaft der Brückenbauer, die an Pilgerstrassen Brücken bauten, die Trinitarier widmeten sich der Befreiung der christlichen Gefangenen aus der Hand der Sarazenen sowie die zahlreichen Gildenbruderschaften. Siehe: Borst 2007, 495f.; Ders. 2004, 265 – 278; Hauschild I 1995, 329 – 332.

      303 Vgl. Angenendt 2005. 59f.

      304 Grundmann 1977, 79.

      305 Vgl. Grundmann 1977, 65.

      306 Grundmann 1977, 65.

      307 Vgl. Grundmann 1977, 65f.

      308 Vgl. Grundmann 1977, 72.

      309 Vgl. Grundmann 1977, 91-100.

      310 Ausführlicheres zur Versöhnung: Siehe Grundmann 1977, 72 – 91.

      311 Grundmann 1977, 71.

      312 Vgl. Grundmann 1977, 100.

      313 Siehe hierzu dieses Kapitel, II.

      314 Grundmann 1977, 81.

      315 Vgl. Grundmann 1977, 82.

      316 Grundmann 1977, 82.

      317 Vgl. Grundmann 1977, 83.

      318 Vgl. Grundmann 1977, 78.

      319 Vgl. Grundmann 1977, 84.

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